Eternals [2021]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Oktober 2021
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Eternals
Laufzeit: 157 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Chloé Zhao
Musik: Ramin Djawadi
Besetzung: Gemma Chan, Richard Madden, Kumail Nanjiani, Lia McHugh, Brian Tyree Henry, Lauren Ridloff, Barry Keoghan, Don Lee, Salma Hayek, Angelina Jolie, Harish Patel, Kit Harington, Haaz Sleiman


Kurzinhalt:

Von den Celestials wurde seit Anbeginn das Leben in das Universum getragen, doch die Deviants haben die Welten wieder ins Chaos gestürzt. Daher wurden die Eternals erschaffen, die Deviants zu bekämpfen. Vor 5.000 Jahren kamen zehn Eternals auf die Erde, um die aufkeimende Menschheit vor den Deviants zu beschützen. Unter der Führung von Ajak (Salma Hayek) haben sie die Deviants besiegt, doch war ihr Auftrag noch nicht zu Ende. So blieben die unsterblichen Eternals auf der Erde, lebten unter den Menschen. Sersi (Gemma Chan), mit der Fähigkeit ausgestattet, Materie zu verwandeln, lebt wie Sprite (Lia McHugh), die immer ein Mädchen bleiben wird, in London, als sie von einer neuen Art Deviant angegriffen werden. Bislang hatten diese es immer auf Menschen abgesehen, doch nun machen sie Jagd auf die Eternals selbst. Zusammen mit dem Eternal Ikaris (Richard Madden) suchen Sersi und Sprite bei Ajak Antworten, doch was Sersi erfährt, stellt ihre ganze Existenz in Frage. Nur mit den übrigen Eternals, darunter Thena (Angelina Jolie), Phastos (Brian Tyree Henry), Druig (Barry Keoghan) und Makkari (Lauren Ridloff), kann es gelingen, das Ende der Welt zu verhindern …


Kritik:
Wenn es die einzige Absicht des neuen Films im Marvel Cinematic Universe, ist, weitere Filme vorzubereiten, hat Filmemacherin Chloé Zhao mit Eternals ihr Ziel mehr als erreicht. Sei es mit der Andeutung am Ende, die einen weiteren Teil einläutet, oder den Szenen während sowie nach dem Abspann, die künftige Geschichten in die Wege leiten. Diese Anspielungen sind auch durchaus interessant, nur ist es ein schwacher Trost, wenn die – zugegebenermaßen sehr kurzweiligen – zweieinhalb Stunden zuvor eben das nur sporadisch sind.

Dabei ist die Geschichte, die Eternals hier erzählt, unzweifelhaft eine Herausforderung, denn sie umspannt ein Dutzend Figuren und genau genommen beinahe 10.000 Jahre. Eine kurze Texttafel zu Beginn erläutert die grundlegenden Gegebenheiten, die das bekannte MCU nun ergänzen: Zu Beginn gab es die „Celestials“, Wesen, die das Universum erschaffen und Leben in die Galaxie gebracht haben. Dann kamen die „Deviants“, die die Welten ins Chaos gestürzt haben. So wurden die Titel gebenden „Eternals“ von den Celestials erschaffen, um die Deviants zu bekämpfen und das Leben in der Galaxis zu beschützen. Eine Gruppe bestehend aus 10 Eternals kam 5.000 Jahre vor Christus auf die Erde, als Deviants drohten, die aufblühende Menschheit zu vernichten. Es dauerte Jahrtausende, um die Deviants zu besiegen, doch auch dann blieb der Befehl des Celestials Arishem aus, die Eternals könnten zurückkehren. So blieben sie unter der Führung von Ajak, bis nachdem Thanos besiegt war, die Deviants zurückkehren.

Die Eternals selbst sind unsterbliche Wesen, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Sei es immense Geschwindigkeit, Gedankenkontrolle, Fliegen, Materie durch Berühren verändern, oder aus dem Nichts elektrische Impulse verschießen zu können. Sie sind, um es kurz zu sagen, ganz übliche Superhelden und immerhin akzeptieren die Macher das auch, wenn im Film ein Junge Ikaris mit Superman verwechselt, immerhin kann er auch fliegen und mit seinen Augen Laserstrahlen verschießen, beinahe unverwundbar ist er auch und sogar sein Aussehen erinnert frappierend an den Mann aus Stahl. Dass die Eternals bereits vor ihrem Eintreffen auf der Erde vor 7.000 Jahren englisch sprechen, muss man ihnen verzeihen, seltsamer ist allerdings, dass sie alle das mit unterschiedlichen Akzenten tun. Eternals begleitet diese Figuren und stellt in der ersten Filmhälfte, wenn sich Hauptfigur Sersi mit Ikaris auf die Spur nach den wiederaufgetauchten Deviants macht, die Charaktere vor, wobei die Erzählung immer wieder in Epochen aus der Vergangenheit springt, die die Eternals entweder geprägt, oder miterlebt haben. Sei es Babylon 575 Jahre vor Christus oder Indien nur vor wenigen hundert Jahren. Filmemacherin Zhao, die auch am Drehbuch mitschrieb, verwendet sogar so viel Zeit darauf, dass die eigentliche Geschichte in der heutigen Zeit kaum Platz einnimmt.

Diese vielen Rückblicke helfen zwar, die zahlreichen Charaktere zu vertiefen, nur scheint das im Rückblick schon deshalb in dieser Breite unnötig, da nicht alle Figuren das Finale überhaupt erleben, geschweige denn überstehen. Gleichzeitig lässt der Film aber sehr viele Fragen offen, mit denen sich das Drehbuch gar nicht beschäftigt. Die Deviants beispielsweise sind Monsterwesen so groß wie ein Bus oder ein Haus, erinnern im Aussehen an eine Mischung aus den prähistorischen Transformers in Transformers: Ära des Untergangs [2014] und den wilden Waldtieren in Avatar – Aufbruch nach Pandora [2009]. Da sie jedoch über keine Technologie verfügen, bleibt offen, wie sie überhaupt zwischen Planeten reisen sollen (das fragen auch die Eternals nicht). Bei den Helden besitzt nur Ajak die Fähigkeit, sich selbst zu heilen, Ikaris jedoch wird mehrfach durchbohrt und kämpft unbeirrt weiter. Ob die Eternals überhaupt Schmerzen spüren können, verschweigt das Drehbuch vollständig.

Dass es keinen personifizierten Bösewicht bei Eternals gibt, macht es nicht einfacher, das Publikum auf die Seite der Helden zu ziehen. Zwar kristallisiert sich heraus, dass ein Deviant die Fähigkeit besitzt, sich weiterzuentwickeln, wirklich etwas zu tun bekommt er aber nicht und trägt am Ende auch nichts nennenswertes zur Geschichte bei. Die Gefahr, die die Heldentruppe bewältigen soll, bleibt damit lange Zeit abstrakt und steuert auf ein Finale auf einer Vulkaninsel zu, die vollkommen von Menschen verlassen ist. Außer den 10 Hauptcharakteren, Sersis menschlichem Freund Dane und eben dem Deviant mit einem Bewusstsein, gibt es auch keine nennenswerten weiteren Figuren, die Auswirkungen auf die Ereignisse hätten. Den Höhepunkt der Geschichte an einem Ort anzusiedeln, an dem überhaupt keine menschlichen Schicksale auf dem Spiel stehen, die Menschheit, die es hier zu retten gilt, vollkommen aus der Gleichung zu nehmen, ist eine seltsame Entscheidung. Sie sorgt unter anderem dafür, dass man dem Geschehen unbeteiligt beiwohnt, anstatt wirklich mitzufiebern. Das lässt in dem Fall sogar unberücksichtigt, dass sich bei einem plötzlichen Vulkanausbruch im Indischen Ozean in Minutenschnelle sicher tausende Schaulustige versammeln würden.

Ohne nennenswerte Nebenfiguren oder Schurken, stehen damit die zehn Eternals im Zentrum der Erzählung, wobei auch hiervon nur wenige wirklich beleuchtet werden. Viele sind über weite Strecken der Erzählung kaum zu sehen. Mit einer Krankheit, die die Eternals befallen kann, dem „Mahd Wy’ry“, das nur dadurch behandelt werden kann, dass die Erinnerung der Betroffenen gelöscht wird und sie somit nicht mehr die Person sind, die sie waren, gibt es zwar einen Ansatzpunkt, das Schicksal der Unsterblichen in Gefahr zu bringen, aber ohne die Figuren wirklich zu kennen, ist dies keine greifbare Bedrohung. Aus dem Grund wohnt man dem Geschehen eher unbeteiligt bei, sieht die vielen Rückblenden in vergangene Zeiten, durch die die Figuren miteinander verwoben werden, aber berührt wird man davon nicht.

Nichtsdestotrotz ist all dies fantastisch eingefangen, Filmemacherin Chloé Zhao kleidet Eternals in malerische und anmutige, geradezu melancholische Bilder, die aber in der Regel einsam und verlassen wirken. Eine Handvoll Figuren in der Weite des australischen Outback, ein farbenfrohes Babylon, ohne Menschen darin, drei Personen die nachts allein durch London schlendern. Die Szenerie ist kühl, geradezu unnatürlich karg, was sich sogar in dem dreieckigen Raumschiff der Eternals widerspiegelt, in dem es an so etwas einfachem wie Sitzmöglichkeiten mangelt. So schön das grundsätzliche Design des Films und der Bilder, es scheint durchweg steril. Insofern kann man nur hoffen, dass wenn die Verantwortlichen ihr Versprechen am Ende des Abspanns wahrmachen, wo es heißt „Die Eternals werden zurückkehren“, das nächste Abenteuer der Figuren nicht nur unterhaltsamer ausfällt, sondern inhaltlich mehr Sinn ergibt und auch lebensfroher aussieht.


Fazit:
Vieles an Eternals ist überaus gelungen. Von der durchweg guten Besetzung stechen allen voran Emma Chan als Sersi und Lauren Ridloff als die taube Eternal Makkari hervor. Dass der Cast insgesamt diverser ist, die Lebenswirklichkeit besser abbildet und es sogar eine homosexuelle Figur gibt, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Doch hat das Drehbuch Schwierigkeiten damit, so viele melancholische Figuren gleichermaßen vorzustellen. Die gesamte erste Filmhälfte beschränkt sich darauf, ohne dass die Rückblicke auf die „heute“ stattfindende Geschichte Auswirkungen hätten, oder diese wirklich vorankommt. Sicher, die ganz neue Hintergrundgeschichte muss beleuchtet werden, doch ist das hier nicht nur lang und zäh, sondern wartet mit vielen Erläuterungen zu Figuren auf, die am Ende keine Rolle spielen. So sind viele der Rückblenden schließlich nicht wirklich notwendig. Die Bilderauswahl ist bestechend und begleitet von einem getragenen Score. Farben und Perspektiven sind toll, das Design und der Aufwand in jeder Minute sichtbar, wie die ganz eigene Handschrift der Filmemacherin im MCU. Chloé Zhaos Ambitionen sind zu sehen, doch die Galaxien und Planeten übergreifende Erzählung ist zu groß, zu wenig greifbar, um mitzureißen. Handwerklich tadellos, zieht sich die zweieinhalbstündige Geschichte, selbst wenn sie merklich kürzer erscheint, als die Laufzeit ist. Auch fehlt hier ganz offenbar die Leichtigkeit der anderen Marvel-Filme, was durch Running Gags wie den allzeit filmenden Assistenten eines Eternals nur mäßig kompensiert wird. Nicht nur, dass einen das Ende vollkommen verwundert zurücklässt, was all das bedeuten soll, Eternals ist insgesamt überraschend träge und wenig unterhaltsam, ganz egal, wie viel es über seinen Inhalt und die Bedeutung zu diskutieren und erzählen geben wird. Schade.