Ein riskanter Plan [2012]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. Februar 2013
Genre: Thriller

Originaltitel: Man on a Ledge
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Asger Leth
Musik: Henry Jackman
Darsteller: Sam Worthington, Elizabeth Banks, Jamie Bell, Genesis Rodriguez, Anthony Mackie, Edward Burns, Titus Welliver, Ed Harris, William Sadler, Kyra Sedgwick, Pooja Kumar, Michael Lee Laurence, Afton Williamson, Mandy Gonzalez


Kurzinhalt:
Von ihrem Kollegen Jack Dougherty (Edward Burns) wird die Polizistin Lydia Mercer (Elizabeth Banks) zu einem Hotel in der Innenstadt gerufen. Auf einem Fenstersims im 21. Stockwerk steht ein Mann (Sam Worthington) und droht zu springen, wenn sie nicht im ihm verhandelt. Nachdem einen Monat zuvor ein Polizist in den Tod sprang, mit dem Mercer verhandelt hatte, ist ihr Name in den Schlagzeilen gestanden. Mercer kennt den Mann auf dem Sims nicht und weiß auch nicht, weshalb ausgerechnet sie von Interesse sein soll, doch sie nimmt die Verhandlungen auf. Das Hotelzimmer, in dem welchem der Mann eingecheckt hatte, weist keinerlei Fingerabdrücke auf, als wollte der Springer nicht, dass man erfährt, wer er ist.
Während sich auf der Straße hinter den Absperrungen eine Menschenmenge versammelt und die Presse ein gefundenes Fressen für das Frühstücksfernsehen serviert bekommt, wird ein Plan in Bewegung gesetzt, an dem der Mann auf dem Sims beteiligt ist. Dabei geht es tatsächlich um Leben und Tod. Nur anders, als Mercer dies vermuten würde ...


Kritik:
Ein riskanter Plan hört sich als Filmtitel vielversprechender an als Der Mann auf dem Sims, so die wörtliche Übersetzung des Originaltitels. Doch sagt die deutsche Übersetzung schon mehr als sie sollte, denn sie unterstellt, dass es einen Plan gibt. Wer den Thriller um Hauptdarsteller Sam Worthington bestmöglich genießen möchte, sollte diese Überlegung gleich wieder vergessen und auch alle Clips und Trailer zum Film meiden, denn sie verraten die eigentlich größte Überraschung des Films, die für versierte Zuseher zwar keine wirkliche ist, aber zumindest einen kleinen Twist in der Story bereithält.

Dabei sehen wir zu Beginn, wie ein Mann in einem Hotel eincheckt und sich nach einem Frühstück, nachdem er sämtliche Fingerabdrücke entfernt hat, auf den Fenstersims stellt. Er verlangt eine spezielle Frau des Interventionsteams zur Verhandlung – doch noch vorher spult Regisseur Asger Leth in seinem ersten Hollywoodfilm einen Monat zurück und zeigt uns, wo der Mann vorher gewesen ist. Das ist insofern schade, als dass uns viel mehr Überraschungen erwarten würden, wären wir anstelle der Polizistin Lydia Mercer, die den Mann auf dem Sims versucht kennenzulernen, nur um dann festzustellen, dass er gar nicht der ist, der er vorgibt zu sein.
Es ist bedauerlich, dass das Drehbuch von Pablo F. Fenjves hier zu viel verrät, anstatt uns im Dunkeln tappen zu lassen. So gestaltet sich der Film mit seinen verschiedenen Erzählebenen wie ein geradliniger Thriller und wenn wir erfahren, weshalb Nick, so der Name des vermeintlichen Springers, tatsächlich auf dem Sims steht, hat er uns durchaus auf seiner Seite, was vornehmlich daran liegt, dass er es mit jemandem aufnimmt, gegen den er eigentlich nur verlieren kann.

Mit weniger als zwei Stunden ist Ein riskanter Plan für moderne Hollywoodfilme erstaunlich kurz und erfreulich arm an brutalen Momenten. Insbesondere im letzten Drittel hätte der Thriller eine andere Richtung einschlagen können, worauf die Macher dankenswerterweise verzichten. Die Story ist einfacher, als es den Anschein hat und nimmt die zweite Storyebene, in der Jamie Bell und Genesis Rodriguez einen unterhaltsamen Gegenpol zum Geschehen auf dem Sims bilden, Fahrt auf, macht das Geschehen durchaus Spaß, selbst wenn sich riesige Logiklöcher immer wieder aufdrängen. Letztendlich geht es auch nicht darum, ob das Gezeigte tatsächlich möglich ist, sondern allein, dass die Beteiligten es versuchen, animiert zum mitfiebern, selbst wenn der Ausgang von vornherein feststeht.

Man on a Ledge zeichnet sich durch die Darsteller hinter den Figuren aus, die bedeutend mehr Tiefe suggerieren, als sie letztendlich besitzen. Sam Worthington ist gewohnt kantig und mimt seinen Charakter mit einer Ernsthaftigkeit, dass es ihm beinahe gelingt, die Absurdität der Story aufzuwiegen. Bell und Rodriguez sorgen hingegen für die humorvollen Momente, während Elizabeth Banks den schwächsten Part zugeschrieben bekommt. Der abgemagerte Ed Harris mimt seine Bösewichtsrolle auf Autopilot, deswegen aber nicht weniger effektiv und angesichts von weiteren Beteiligten wie Anthony Mackie, Edward Burns oder Kyra Sedgwick stellt sich die Frage, was so viele namhafte Beteiligte in kleinen Rollen suchen. Sie bieten in jedem Fall einen Wiedererkennungswert und sorgen dafür, dass die absehbare Entwicklung der Geschichte weniger stark auffällt. Ohne die Besetzung wäre Ein riskanter Plan weit weniger sehenswert.

Rollt nach etwas mehr als eineinhalb Stunden der Abspann zur eingängigen und wirkungsvollen Musik von Henry Jackman, bleibt das Gefühl, gut unterhalten worden zu sein. Das mag angesichts der Beteiligten nicht genug sein, ist aber mehr, als viele andere hochkarätige Produktionen bieten.


Fazit:
Die Geschichte ist absurd und so lückenhaft, dass man sich kaum vorstellen kann, wie man dies in logischen Zusammenhängen hinbiegen sollte. Und doch besitzt der kurzweilige Thriller einen nicht zu leugnenden Unterhaltungswert, der einerseits von der namhaften Besetzung rührt, die den Figuren Leben einhaucht, und andererseits an der Story selbst, die ohne große Gewaltmomente auskommt und sich dank des zweiten Handlungsstrangs auch nicht zu ernst nimmt.
Mit Ein riskanter Plan gelingt den Machern weder ein Meisterwerk des Genres, noch ein schweißtreibend spannender Thriller. Stattdessen ein durchgängig gut gemachter Unterhaltungsfilm mit einer interessanten, wenn auch abwegigen Geschichte, die man aber nur wirklich genießen kann, wenn man zuvor die Trailer zum Film gemieden hat.