Ein hoffnungsvoller Nachwuchskiller [1999]
Wertung: |
Kritik von Lars Adrian |
Hinzugefügt am 29. August 2002
Genre: Krimi / KomödieOriginaltitel: Angel's Dance
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: David L. Corley
Musik: Tim Truman, Jeffrey R. Gund (zusätzliche Musik)
Darsteller: James Belushi, Sheryl Lee, Kyle Chandler, Frank John Hughes
Kurzinhalt:
Jeden Tag eine gute Tat – getreu dem Motto hat Tony (Kyle Chandler) einem Angehörigen der Mafia das Leben gerettet. Der Don bietet ihm an, ein professioneller Killer der Mafia zu werden, worauf Tony gern eingeht. Doch dazu muss er in die Lehrschule des Meisters Stevie Rossellini (James Belushi), der ein paar "eigenwillige" Methoden hat, den Schüler an seinen Beruf heranzuführen.
Als Zielübung soll ihm Angelica Chaste (Sheryl Lee) dienen, die privat sehr viele ernsthafte psychische Probleme hat. Als sie bemerkt, dass sie auf der Abschussliste steht, dreht sie den Spieß um und macht Jagd auf die Killer. Doch dann fühlt Tony sich zu Angelica hingezogen und sein einstiger Auftrag endet in einem Desaster – für fast alle Beteiligten.
Kritik:
Es gibt Filme, an denen scheiden sich die Geister: Der eine liebt sie, der andere hasst sie. Pulp Fiction [1994] ist zum Beispiel ein solcher Film.
Ob Ein hoffnungsvoller Nachwuchskiller in diese Kategorie fällt, wage ich nicht abschließend zu beurteilen. Ich jedenfalls liebe den Film ganz sicher nicht und irgendwie kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er bei vielen Leuten beliebt ist.
Das Hauptproblem von Angel's Dance – wie der Originaltitel lautet – ist, dass er zwar versucht, "cool" und originell zu sein, letztlich jedoch völlig verkrampft wirkt.
Die Geschichte hört sich zunächst recht interessant an. Ein Killer in der Ausbildung: Daraus könnte man eine gelungene Gangstersatire oder sogar -komödie machen.
Auch die Besetzung klingt durchaus vielversprechend: James Belushi wirkte zwar in unzähligen zweit- und drittklassigen Produktionen mit, mit Filmen wie Homer & Eddie [1989] und Mein Partner mit der kalten Schnauze [1989] konnte er aber sowohl sein schauspielerisches Talent, als auch eine komödiantische Begabung unter Beweis stellen. Sheryl Lee ist ebenfalls eine sehr gute Darstellerin, wie sie in Twin Peaks [1990-1991/1992] und John Carpenters Vampire [1998] gezeigt hat. Kyle Chandler kennt man noch am ehesten aus der Serie Allein gegen die Zukunft [1996-2000], in der er den sympathischen Hauptcharakter Gary Hobson überzeugend verkörpert hat.
Doch beim Anschauen des Filmes wird dem Zuschauer schnell bewusst, dass eine gute Grundidee und ein paar bekannte Darsteller noch lange keinen guten Film garantieren.
Das fängt beim Drehbuch an, das bis kurz vor Schluss in praktisch jeder Szene vorhersehbar ist. Die Dialoge sollen witzig sein; tatsächlich wird gerade bei den Gesprächen nahezu jedes Klischee ausgewalzt, das es im Zusammenhang mit Krimikomödien gibt.
Einige Einfälle des Skripts wirken zunächst bizarr und absurd, bei näherer Betrachtung kann man sie eher als vollkommen morbide, geschmack- und pietätlos bezeichnen, es sei denn man findet zum Beispiel Nekrophilie nicht abstoßend, sondern lustig. Was hier gezeigt wird, ist kein makaberer Humor, sondern auf Krampf originell, ohne dass es einen tatsächlichen Grund für das Ganze gibt.
Die drei Hauptcharaktere selbst gestalten sich in jeder Beziehung realitätsfern: Stevie gibt während seiner "Arbeit" asiatische Lebensweisheiten von sich, was beim ersten Mal ganz nett ist, beim dritten oder vierten Mal aber nur noch nervt, ganz davon abgesehen, dass man Ähnliches schon in Dutzenden anderen Filmen gesehen hat. Die Motivitation, warum der nette Kerl Tony überhaupt Killer werden will, bleibt ebenso im Dunkeln, wie eine vernünftige Begründung, weshalb Angelica eine dermaßen ausgeprägte psychische Störung hat und dabei nicht ihr Dasein in einer Nervenheilanstalt fristen muss.
Die meisten Nebencharaktere sind blaß und überzeichnet; besonders der altersschwache Pate, der als Karikatur gedacht ist, leider jedoch überhaupt nicht komisch herüberkommt.
Einige komplett überflüssige Traumsequenzen fallen da auch nicht mehr ins Gewicht.
Der Schluss des Filmes kommt für den Zuschauer fast ebenso überraschend wie für die Charaktere. Doch auch hier empfand ich diese Wendung als aufgesetzt und vor allem unbefriedigend hinsichtlich der Tatsache, bei welcher Figur noch am ehesten meine Sympathien lagen.
Die Schauspieler selbst hatten auch nicht allzu viel Spaß bei der Arbeit an Angel's Dance, zumindest scheint es so: Lustlos agieren sie vor der Kamera; überzeugen können sie in fast keiner Szene, woran sicher auch die schwachen Dialoge schuld sind. Lediglich Sheryl Lee lässt in einigen Szenen ihr wahres mimisches Können kurz aufblitzen.
Die mittelmäßige deutsche Synchronisation trägt ihren Teil dazu bei, auch wenn sich an der eigentlichen Handlung dadurch nichts ändert.
Die Inszenierung ist ebenfalls unterdurchschnittlich: Kamera und Schnitt wirken in manchen Szenen in Ordnung, in anderen wiederum dilettantisch und unübersichtlich. Die Musik unterstützt das Gezeigte in der Regel nicht, sondern klimpert oder jammert nervtötend im Hintergrund. Spannung kommt dabei nicht auf. Als Zuschauer hofft man, dass es bald vorbei ist.
Kein Wunder, dass Regisseur und Autor David L. Corley seit 1999 an keinem Film mehr mitgewirkt hat.
Fazit:
Wie eine lustige Killer-Komödie aussehen kann, hat der köstliche Grosse Pointe Blank – Ein Mann, ein Mord [1997] eindrucksvoll gezeigt. Pulp Fiction ist ebenso eine gelungene, wie witzige und vor allem wirklich originelle Krimi-Satire.
Ein hoffnungsvoller Nachwuchskiller wollte wohl eine Mischung zwischen beiden sein. Dabei scheiterte der Film jedoch kläglich und ist aufgrund des verschwendeten Potentials ein Ärgernis: Das Drehbuch ist unkomisch und die Umsetzung dürftig. Insgesamt also eine absolute Enttäuschung. Die 1,5 Punkte gibt es noch für die interessante Grundidee und die Darsteller, wenn auch ihre Fähigkeiten nicht zur Geltung kommen.