Downsizing [2017]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 28. Januar 2018
Genre: Komödie / Science Fiction / DramaOriginaltitel: Downsizing
Laufzeit: 135 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Alexander Payne
Musik: Rolfe Kent
Darsteller: Matt Damon, Christoph Waltz, Hong Chau, Kristen Wiig, Rolf Lassgård, Ingjerd Egeberg, Udo Kier, Søren Pilmark, Jason Sudeikis, Maribeth Monroe, Jayne Houdyshell
Kurzinhalt:
Wirklich glücklich ist Paul Safranek (Matt Damon) mit seinem Leben nicht. Der Physiotherapeut fragt sich, ob dies alles ist, was er sein kann, ja sein soll. Da scheint die vor einigen Jahren erfundene Methode des „Downsizing“, bei der Menschen auf wenige Zentimeter Größe verkleinert werden sollen, um weniger Ressourcen zu verbrauchen, als ein großes Abenteuer, mit dem Paul auch noch helfen könnte, die Welt zu retten. Nachdem er bei einem Klassentreffen auf Dave (Jason Sudeikis) trifft, der sich mit seiner Frau hat verkleinern lassen, fasst er zusammen mit seiner eigenen Frau Audrey (Kristen Wiig) den Entschluss, es ihnen gleich zu tun. Damit würden sich auch ihre finanziellen Probleme in Luft auflösen – als verkleinerte Menschen wären sie über Nacht Millionäre. Doch in der neuen Welt angekommen, sieht Paul bei seinem Nachbarn, dem Partylöwen Dušan (Christoph Waltz) und dessen mittelloser Putzfrau Ngọc (Hong Chau), dass sich diese Umgebung nicht so sehr von der großen Welt unterscheidet, wie gedacht. Und auch seine Suche nach dem, was ihn glücklich macht, ist noch nicht abgeschlossen …
Kritik:
Downsizing ist ein Film mit einer interessanten und vielversprechenden Grundidee, der jedoch in keinem einzigen Moment der mehr als zweistündigen Laufzeit funktioniert. Das liegt zum größten Teil daran, dass sich der mehrfach Oscar-prämierte Regisseur Alexander Payne (The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten [2011]) nicht entscheiden kann, was für eine Geschichte er erzählen möchte. Die Prämisse dient ihm hier nur als Hintergrund, den er die längste Zeit über sogar selbst ausblendet.
So kommt es, dass seine Geschichte voller Figuren ist, die im Grunde gar nicht notwendig sind. Im Zentrum steht der Physiotherapeut Paul Safranek, der sich mit seiner Frau Audrey dafür entscheidet, das „Downsizing“ durchführen zu lassen. Dies ist eine von norwegischen Wissenschaftlern entwickelte und unumkehrbare Methode, mit der Menschen auf eine winzige Größe geschrumpft werden können. Nach der Verkleinerung ist Paul nur noch 12 cm groß und wiegt ein Bruchteil seiner vorigen Masse. Gedacht ist das Downsizing, um die Überbevölkerung und den Ressourcenverbrauch, die unseren Planeten überfordern, in den Griff zu bekommen. Die verkleinerten Menschen leben in speziellen Städten, die von der Außenwelt abgeschirmt sind, damit Umwelteinflüsse und Insekten ihnen nichts anhaben können. Und da viel weniger Rohstoffe notwendig sind, die Materialien für die „Kleinen“, wie sie auch genannt werden, herzustellen, sind die Produkte entsprechend billig. Im normalen Leben keineswegs wohlhabend, ist Paul in seiner neuen Welt urplötzlich Millionär, weswegen die wenigsten Kleinen tatsächlich arbeiten, sondern entsprechend dem Namen der Siedlung, ‚Leisureland’, ihr Leben genießen.
Man könnte nun vermuten, dass Downsizing eine bittere Gesellschaftssatire sein soll, in der sich die Probleme der großen Welt im Kleinen widerspiegeln und ja, das ist bisweilen auch so, aber nicht das, worum es Payne offensichtlich letztendlich geht. Zwar klappert er Themen wie Klimaveränderung, enttäuschte Liebschaften, die Kluft zwischen Arm und Reich ab, ohne bei irgendetwas jedoch eine Aussage zu treffen. Am Ende landet er allerdings wieder bei Pauls Grundproblem, der schlicht nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Womit er sich dazwischen beschäftigt, ist entsprechend halbherzig dargebracht, auch wenn er die beiden entgegengesetzten Pole der Gesellschaft vorstellt. In Christoph Waltz’ Dušan, Pauls partyhungrigem Nachbarn, findet er einen schwerreichen Playboy, während die gegen ihren Willen verkleinerte, vietnamesische Dissidentin Ngọc Lan Tran Paul in die Randbezirke von Leisureland führt, die den Slums der heutigen Großstädte in nichts nachstehen.
Dazwischen finden sich immer wieder humorvolle Szenen, die jedoch nur selten wirklich zünden. Bitterböse ist darüber hinaus keine einzige und weder Pauls Schicksal, noch das irgendeiner anderen Person im Film geht nahe. Zu den bereits erwähnten unnötigen Figuren zählt beispielsweise Pauls pflegekranke Mutter, die nur wenige Minuten zu sehen ist. Bis auf eine Erwähnung von Seiten Pauls, weswegen er kein Medizinstudium aufnehmen konnte, spielt sie keine nennenswerte Rolle. Aber auch Udo Kiers Auftritte bringen weder die Story, noch die anderen Charaktere voran. Dafür wartet Downsizing mit Kurzauftritten von Neil Patrick Harris und Laura Dern, aber auch James Van Der Beek ist kurz zu sehen. Entscheidend sind diese jedoch nicht und am Ende spielen selbst Kristen Wiig oder Jason Sudeikis keine tragenden Rollen. Es ist, als würden sich die Drehbuchautoren Alexander Payne und Jim Taylor alle 20 Minuten neu orientieren, in welche Richtung sie Pauls Reise entwickeln wollen.
Das endet mit einem Finale, in dem die norwegischen Wissenschaftler des überaus langen Prologs wieder auftauchen, um einen Plan zur Rettung der Spezies Mensch vorzustellen, der Pauls Schicksal aber dennoch nicht definiert. Als wäre all das nicht bereits enttäuschend genug, ist der Film dann urplötzlich schlicht zu Ende.
Was am Ende bleibt ist die Frage, was Downsizing seinem Publikum mit auf den Weg geben möchte. Dass Regisseur Payne etwas aussagen möchte, steht außer Frage. Nur weshalb er das in einen Science Fiction-Aspekt verpacken muss, an dem er selbst das Interesse zu verlieren scheint, verstehe wer will.
Fazit:
Es sind mitunter interessante Fragen, die Filmemacher Alexander Payne bei den verkleinerten Menschen aufwirft. Da sie weniger zur Wirtschaft beitragen und entsprechend weniger Steuern zahlen, sollten sie regulär wählen dürfen? Es ist ein Thema, das in unserer heutigen Zeit in Hinblick auf sozialschwächere Mitmenschen bereits zur Diskussion gestellt wurde; nur weiß Downsizing aus den Fragen nichts zu machen. Was ein Spiegelbild unserer Gesellschaft werden könnte, verliert sich in der Selbstfindungsreise einer Hauptfigur, die nie sympathisch wird und deren Schicksal nie interessiert. Der Kniff des Downsizing, dass damit die Welt gerettet werden sollte, wird über lange Zeit ausgeblendet, um zum Ende hin ohne Ergebnis im Sande zu verlaufen. So versiegen gesellschaftskritische Kommentare ebenso wie der Humor. Dass der Filmemacher selbst mit dem Ergebnis zufrieden ist, darf zumindest bezweifelt werden. So holprig wie die Dialoge stellenweise sind, so ungelenk die einzelnen Abschnitte im Film zusammengeschustert, hinterlässt der Film einen unfertigen Eindruck. Schade um die Möglichkeiten.