Dinosaurier 3D – Giganten Patagoniens [2007]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. September 2007
Genre: Dokumentation / Animation

Originaltitel: Dinosaurs 3D: Giants of Patagonia
Laufzeit: 42 min.
Produktionsland: Kanada
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Marc Fafard
Musik: -
Originalstimmen: Donald Sutherland (Sprecher Originalfassung), Norbert Langer (Sprecher Synchronfassung), Rodolfo Coria


Kurzinhalt:
Vor Millionen von Jahren beherrschten sie die Erde – und feiern nun in der dritten Dimension eine Wiederbelebung. Als Zuschauer der IMAX-Dokumentation wird man einerseits nach Argentinien der heutigen Zeit entführt und darf einige Ausgrabungsstätten beobachten, gleichzeitig laden die Macher auch in das Patagonien vor 65 Millionen Jahren ein, wo mit dem Argentinosaurier der größte an Land lebende Pflanzenfresser herrschte. Für ihn waren selbst die riesigen Giganotosaurier nur selten eine Gefahr.
Die Dokumentation begleitet diese zwei Dinosaurierarten bis zu jenem kataklysmischen Ereignis, durch das die Dinosaurier die Herrschaft über den Planeten an die Säugetiere abgaben.


Kritik:
Selbstverständlich haben sich die Menschen auch vor 15 Jahren schon für Dinosaurier interessiert – nur kam man damals nicht umhin, sich entweder selbst in ein Museum zu begeben, um die Skelette jener urzeitlichen Echsen zu betrachten, oder aber sich ein Buch über jene Epoche zu Gemüte zu führen, in dem dann über das Leben jener Tiere spekuliert wurde und ihre Größe und ihr Aussehen zeichnerisch veranschaulicht wurden.
Das war alles vor Steven Spielbergs Jurassic Park [1993]. Seither boomen Produktionen um die Dinosaurier in regelmäßigen Abständen, und schon in Fernsehdokumentationen gibt es per Tricktechnik zum Leben erweckte Riesenechsen zu sehen. Neuerdings in neuer digitaler Pracht auch im IMAX 3D-Kino.

Dabei versuchen die Filmemacher einmal mehr, den Spagat zwischen unterhaltsamem Trickfilm und dokumentarischem Inhalt zu schaffen, scheinen dabei allerdings zu vergessen, auf welchen Aspekt sie sich mehr konzentrieren wollen.
Einen Kreis beginnt das Drehbuch mit der Ankündigung dessen, was die Dinosaurier letztlich zum Aussterben brachte, schildert im Folgenden zwei verschiedene Spezies, die vermutlich zur selben Zeit in Patagonien lebten und erläutert ein wenig zum möglichen Werdegang der beiden. Statt aber, wie in der BBC-Dokumentation Die Geschichte von Big Al [2000] geschehen, den Bezug zu den Dinosauriern zu vergrößern, indem zu Beginn ein tatsächlich gefundenes Skelett vorgestellt wird und im Anschluss das mögliche Leben jener Echse zu zeigen, springen die Macher mehr oder weniger unkontrolliert zwischen verschiedenen Saurierarten hin und her, zeigen hier und da ein wenig detaillierter die Vegetation und verknüpfen das alles schließlich mit einem Bericht über die Ausgrabungen jener Knochen und dem aktuellen Arbeitsgebiet von Paläontologen. Das alles ist zwar interessant, bietet aber im Endeffekt keine neuen Erkenntnisse über das Leben und Ableben jener riesigen Geschöpfe, sondern unterhält mehr durch die eingebrachten dreidimensionalen Effekte im Film.
Insofern hätte man sich insbesondere vom Inhalt deutlich mehr versprochen, zumal in 45 Minuten auch mehr hätte gezeigt werden können, wenn denn auf die weit reichenden Landschaftsaufnahmen ohne jegliche Dinosaurier verzichtet worden wäre.

Ohne eine glaubhafte Darstellung jener urzeitlichen Wesen, kann eine Dokumentation über Saurier nicht damit rechnen, die Zuschauer tatsächlich zu fesseln. Dabei gestaltet sich die Tricktechnik aber mehr oder weniger uneinheitlich, denn während der zuerst vorgestellte Argentinosaurus bei seinen Ausmaßen und seiner Bewegung sehr realistisch wirkt, man unter der Hautschicht gar die Muskeln erkennen kann und die Fettschichten sich bei Bewegungen auch treffend weiter bewegen, erscheint der Giganotosaurier weit weniger liebevoll umgesetzt. Nicht nur, dass sich seine Zuge so gut wie nie bewegt, obgleich der riesige Fleischfresser ein wahres Muskelpaket war, bewegt sich unter seiner viel zu glatten Oberfläche gar nichts, beziehungsweise kaum etwas.
Abgesehen davon hinterlassen die Dinosaurier nur in einigen wenigen Einstellungen Fußabdrücke und stapfen sonst wie auf einem Luftkissen durch die Landschaften. Eine Interaktion zwischen den Tieren und der Umgebung gibt es so gut wie gar nicht, und sobald die Wesen etwas größer gezeigt werden, ist die digitale Herkunft immer erkennbar. Insofern ist es tragisch, dass beinahe 15 Jahre nach Jurassic Park die Technik immer noch nicht in dieser Qualität salonfähig geworden ist. Ein Augenschmaus ist allerdings der Flugsaurier, der am Ende der Dokumentation zu sehen ist – insbesondere die Flügel können durch einen kaum vorstellbaren Realismus beeindrucken.

Worauf man als Besucher eines IMAX 3D-Filmes am meisten gespannt ist, ist die Umsetzung der Räumlichkeit, und wie nicht anders zu erwarten, garnieren die Macher ihre Produktion mit dem ein oder anderen Schreckeffekt, bei dem ein Saurier auf die Kamera zustürzt.
Dennoch wirken die Aufnahmen in den Museen mit den Skeletten oder aber die Expeditionen in die Wildnis räumlicher, als die digitalen Spezialeffekte, die zwar vom Hintergrund herausstechen, aber in sich flach wirken. So erscheint der Saurier zwar zwischen dem Gestrüpp, der 10 Meter lange Schwanz aber nicht weiter im Hintergrund, als die Schnauze der Echse.
Die Realaufnahmen hingegen besitzen eine wirklich gute Dreidimensionalität und bewegen sich auf gewohnt hohem IMAX-Niveau.

Die musikalische Untermalung der Aufnahmen ist gelungen, auch wenn kein eindeutiges Thema erkennbar ist und die Kompositionen zu den Szenen zugehörig ausgewählt wurden, statt einen eigenständigen Komponisten zu engagieren.
Zusammen mit dem routinierten Sprecher Norbert Langer, bekannt als die deutsche Synchronstimme für Tom Selleck, geben sich die Macher akustisch keine Blöße, zumal auch die Geräusche der Dinosaurier überzeugen können.

Hat man nach nicht einmal 45 Minuten die Welt des (urzeitlichen) Patagoniens wieder verlassen, bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Einerseits scheinen manche Spezialeffekte überdurchschnittlich gut und entfalten auf der großen Leinwand ihre Wirkung, andererseits wirkt Dinosaurier 3D nach dem heutigen Stand der Technik nur mittelmäßig umgesetzt. Auch inhaltlich können sich die Macher nicht entscheiden, zeigen einerseits das Leben der Saurier damals, gleichzeitig die Ausgrabungen heute, ohne eines der beiden Themen aber richtig zu behandeln.
Auch die spärliche Anzahl der Saurierarten und die Tatsache, dass nur knapp die Hälfte der Dokumentation mit Aufnahmen der Echsen versehen ist, stimmt angesichts des Titels etwas enttäuschend. Dank der routinierten Umsetzung und der guten 3D-Effekte vermag das zwar zu überzeugen, ohne dies allerdings, birgt der Dokumentarfilm nichts Neues.


Fazit:
Vor Jahren bereits kündigten Filmemacher wie George Lucas und Peter Jackson eine Technik an, mit der bestehende Filme sehr einfach dreidimensional gezeigt werden könnten. Seither üben sich die Filmfans in Geduld und hoffen angesichts von Dokumentationen wie Dinosaurier 3D – Giganten Patagoniens, dass die neue Technik nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Denn während der IMAX-Film zwar durch eine gute Räumlichkeit überzeugen kann, die aber in Bezug auf die Realaufnahmen besser geraten ist, als bei den Effekten, enttäuscht der Dokumentarfilm inhaltlich einerseits, da keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden, andererseits, da viel Zeit mit dem Zeigen der Landschaft verbracht wird und an sich wenig mit den Dinosauriern selbst.
Schlecht ist Marc Fafards IMAX-Produktion dabei zwar nicht und durchweg unterhaltsam, inzwischen sind aber auch die Ansprüche der Zuschauer gewachsen – zumal die Dinos bereits vor 15 Jahren "das Laufen lernten".