Die Unfassbaren 2 - Now You See Me 2 [2016]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Mai 2017
Genre: Unterhaltung / Action / Komödie

Originaltitel: Now You See Me 2
Laufzeit: 129 min.
Produktionsland: Frankreich / USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jon M. Chu
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Jesse Eisenberg, Mark Ruffalo, Woody Harrelson, Dave Franco, Daniel Radcliffe, Lizzy Caplan, Jay Chou, Sanaa Lathan, Michael Caine, Morgan Freeman, David Warshofsky, Tsai Chin, William Henderson, Richard Laing


Kurzinhalt:
18 Monate sind vergangen, seit die vier Reiter das FBI überlisteten und unter anderem Thaddeus Bradley (Morgan Freeman) sowie Arthur Tressler (Michael Caine) vorgeführt haben. Seitdem verstecken sich die Magier in New York und erwarten weitere Anweisungen der Organisation "das Auge". Nachdem sie bei einem Coup in einen Hinterhalt geraten, werden Atlas (Jesse Eisenberg), Merritt (Woody Harrelson), Jack (Dave Franco) und die neu hinzugekommene Lula (Lizzy Caplan) von Walter Mabry (Daniel Radcliffe) nach Macao entführt. Dort sollen sie, um sich freizukaufen, einen speziellen Chip stehlen. Während Atlas eigene Pläne schmiedet und das "Auge" um Hilfe bittet, macht sich FBI-Agent Rhodes (Mark Ruffalo) zusammen mit Thaddeus auf die Suche nach den Reitern. Doch auch er muss erkennen, dass im Hintergrund jemand anders die Fäden zieht ...


Kritik:
Über den Überraschungshit Die Unfassbaren - Now You See Me [2013] schrieb ich seinerzeit, dass er "optisch so einladend umgesetzt ist, dass man nicht darüber nachdenkt, wie konstruiert und abstrus die darunter liegende Geschichte wirklich ist". Nimmt man dieser Ausgangslage die einladende Optik und stockt die konstruierte und abstruse Geschichte merklich auf, erhält man Die Unfassbaren 2 - Now You See Me 2. Das klingt, als würde der Fortsetzung gleichermaßen der Spaßfaktor abhanden kommen. Nun, vielleicht ist das sogar das größte Kunststück, das die Macher hier veranstalten.

Dabei klingt es alles andere als abwegig, eine Fortsetzung zu Die Unfassbaren auf die Beine zu stellen, in dem ein Team aus Magiern einen unvorstellbaren Diebstahl vor einem Publikum vollführte. Dass die sogenannten Reiter ungeheuer sympathisch waren, sich wie moderne Robin Hoods mit magischen Tricks als Pfeil und Bogen betätigten, machte den Caper-Film nur noch zugänglicher. Doch von der lockeren Dynamik, dem Charme des Teams, ist in Die Unfassbaren 2 nur wenig zu sehen. Regisseur Jon M. Chu, der mit G.I. Joe - Die Abrechnung [2013] bereits eine wenig rühmliche Fortsetzung präsentierte, weiß aus den Figuren nicht wirklich etwas zu machen, die hier allesamt gar keine weitere Entwicklung erfahren.

Die Geschichte setzt eineinhalb Jahre nach den Ereignissen des vorigen Films an. Die Reiter sind nach wie vor für die Organisation "das Auge" tätig, über die sie selbst jedoch kaum etwas wissen. Mit Lula – Lizzy Caplan in der undankbaren Rolle als fürchterlich unsympathischer Neuzugang des Teams – wurde die einzige weibliche Reiterin neu besetzt. Worin genau ihre Fähigkeiten liegen sollen, außer dass es ihr gelingt, jeglichen Anflug von Humor in ihren Szenen im Keim zu ersticken, verschweigt das Skript geflissentlich. Als die Reiter die Produkteinführung eines neuen Smartphone torpedieren sollen, gerät das Team in einen Hinterhalt und wird bloßgestellt. Im Hintergrund zieht der einflussreiche Walter Mabry die Fäden, der die Reiter für einen Diebstahl einspannen will. Unterdessen macht sich FBI-Agent Dylan Rhodes zusammen mit dem inhaftierten Thaddeus Bradley auf die Suche nach den Magiern.

Wer die Geschichte bereits beim Überfliegen als konfus empfindet, sollte bedenken, dass zahlreiche Nebenhandlungen wie Merritts Zwillingsbruder – ebenfalls gespielt von einem nicht in positiver Hinsicht entfesselt erscheinenden Woody Harrelson –, oder eine Liebesgeschichte noch gar nicht erwähnt wurden. Letztere muss dabei ohne jegliche Chemie auskommen, woran auch an der hier geradezu erschreckend ausdruckslose Dave Franco nicht ganz unschuldig ist.
Selbst seine Bösewichte vermag Regisseur Chu nicht auf eine ansprechende Art und Weise in Szene zu setzen. Dass Daniel Radcliffe durchaus Gefallen an einer solchen Rolle findet, sieht man ihm an, nur bekommt er nichts zu tun. Immer wieder fehlen Übergänge zwischen den Szenen, so dass urplötzlich Figuren an Orten sind, an denen sie im Moment zuvor nicht waren und selbst die große Erklärung nach dem Finale offenbart mehr Lücken, als dass sie Antworten gibt.

Dass man bei Filmen wie Die Unfassbaren 2 nicht viel mehr als reine Unterhaltung erwarten sollte, ist unbestritten. Allerdings gibt die zäh erzählte Geschichte dem Publikum hier die Zeit, über die Ungereimtheiten nachzudenken. So sehr, dass die wenigen Höhepunkte schnell vergessen sind.
Dazu zählt beispielsweise die Vorbereitung des Teams, die zuvor erwähnte Produkteinführung zu sabotieren, aber auch der Diebstahl eines Chips aus einem Hochsicherheitsinstitut. Bei letzterem wird jedoch ein Problem bereits deutlich ,das den dritten Akt später nachhaltig stört. Arbeitet das Team zusammen, um den Chip trotz körperlicher Durchsuchungen aus einem keimfreien Raum zu schleusen, könnte das überaus spannend sein, wäre es nicht so langgezogen.

Beim Finale, das zu Beginn auf mehreren Ebenen stattfindet, stammen die Tricks schließlich so offensichtlich aus dem Computer, dass jegliches Staunen auf Seiten des Publikums buchstäblich verpufft. Darüber täuscht auch nicht hinweg, dass das Drehbuch im Epilog eine Überleitung auf den nächsten Film einleitet und mit einem sehr weit hergeholten Trick eine Figur zu rehabilitieren versucht. All das ist am Ende auf eine Art und Weise konstruiert und unglaubwürdig, dass die Magie auf der Strecke bleibt.


Fazit:
Dass den Figuren im Vergleich zum ersten Film überhaupt rein gar kein weiteres Profil verliehen wird, könnte man dann noch verschmerzen, wenn sie zumindest gleich sympathisch geblieben wären. Doch durch seine Doppelrolle verliert Woody Harrelson merklich mehr, als er gewinnt und mit Lula wird das Team um eine Figur ergänzt, die ihre Szenen in der ersten Filmhälfte mit sicherem Fingerspitzengefühl ruiniert. Jesse Eisenberg, Mark Ruffalo und Daniel Radcliffe agieren auf Autopilot, ebenso wie die beiden Schauspiellegenden, die ebenfalls wieder an Bord sind. Das bewahrt Die Unfassbaren 2 - Now You See Me 2 zwar vor dem Absturz, macht den Film jedoch leider nicht unterhaltsamer. Dazu trägt auch eine Inszenierung bei, die mehr auf schnelle Schnitte, statt auf einen spannenden Aufbau setzt. Sieht man sich das Finale an, in dem die Tricks der Zauberer allesamt nicht real erscheinen, dann ist es, als wäre man selbst einer Show aufgesessen, die sich am Ende mehr als Schein denn Sein entpuppt. Insbesondere angesichts der Darstellerriege ist das überaus enttäuschend.