Die Tribute von Panem – Catching Fire [2013]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Juni 2014
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: The Hunger Games: Catching Fire
Laufzeit: 146 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Francis Lawrence
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Josh Hutcherson, Paula Malcomson, Willow Shields, Donald Sutherland, Elizabeth Banks, Lenny Kravitz, Stanley Tucci, Philip Seymour Hoffman, Wilbur Fitzgerald, Sam Claflin, Jeffrey Wright, Patrick St. Esprit


Kurzinhalt:
Wie den anderen Siegern vor ihnen, wurde auch Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) aus Distrikt 12 ein Leben in Frieden versprochen, wenn sie die Hungerspiele überstehen. Dazu gehört jedoch, dass sie im Vorfeld der nächsten Spiele durch Panem reisen und Auftritte in den Distrikten absolvieren müssen. Als Präsident Snow (Donald Sutherland) erkennt, wie stark die Bevölkerung auf Katniss reagiert, dass sie von den Menschen immer noch als Symbolfigur für den Widerstand gegen das Regime gesehen wird, fürchtet er den Zusammenbruch des Systems. Zusammen mit dem neuen Spielleiter Heavensbee (Philip Seymour Hoffman) ist er sich einig, dass es nicht genügt, Katniss aus dem Weg zu räumen. Die Menschen müssten den Glauben an sie verlieren.
Darum rufen sie die nächsten Spiele als etwas Besonderes aus: Aus den bisherigen Siegern müssen zwei Duzend gegeneinander antreten und nur einer kann überleben. Als ihre Familie und ihr Freund Gale (Liam Hemsworth) bedroht werden, kann Katniss nicht anders, als sich den Spielen zu stellen. Haymitch (Woody Harrelson) und Effie (Elizabeth Banks) bereiten sie wieder darauf vor, doch diesmal ist nicht nur die Arena der Spiele neu, auch die Regeln haben sich geändert. Mit wem auch immer sich Katniss und Peeta bei den Spielen verbünden wollen, es wird der Moment kommen, dass sich alle gegeneinander wenden – auch die beiden letztjährigen Gewinner, die in den Augen der Bevölkerung immer noch ein Liebespaar sind ...


Kritik:
Ein Jahr nachdem Katniss Everdeen und Peeta Mellark das System besiegt und als erstes Paar die Hungerspiele überlebt haben, werden sie von Präsident Snow erneut in die Arena gerufen. Die Fortsetzung von Die Tribute von Panem – The Hunger Games [2012] entführt ihre Zuschauer gelungen in die düstere Zukunftsvision. Dass Catching Fire überzeugt, obwohl der Film zum Teil nur eine Nacherzählung des ersten darstellt und nicht alles besser macht, liegt an der fabelhaften Besetzung.

Regisseur Francis Lawrence kleidet den zweiten Teil der Romantrilogie – das letzte Buch wird wie in Hollywood aktuell üblich auf zwei Filme aufgeteilt – mühelos in dasselbe Ambiente, das sein Vorgänger zuvor erschaffen hat. In der Welt von Panem lebt die Oberschicht im Kapitol in unermesslichem Luxus, während die Bevölkerung, aufgeteilt in zwölf Distrikte, denen je eine spezielle Tätigkeit abverlangt wird, um das Kapitol und die Menschheit insgesamt zu versorgen, kaum genug zu essen hat. Seit dem Sieg von Katniss und Peeta hat sich augenscheinlich nicht viel getan, doch es formiert sich Widerstand, der durch die Führung brutal niedergeschlagen wird.
Was Zuschauern des ersten Teils dabei auffallen wird, man hatte das Gefühl, dass Katniss nach ihrem Triumph ihrem gewohnten Leben würde entfliehen können. Dass sie Teil des Kapitols werden würde, doch wie es scheint, verbringt sie das gesamte Jahr in ihrem Distrikt und wird zusammen mit Peeta nur pünktlich zu den kommenden, 75. Hungerspielen in die Öffentlichkeit gezerrt.

Wie The Hunger Games zuvor leidet Catching Fire, zumindest für diejenigen, die mit der Vorlage nicht vertraut sind, darunter, dass man zu wenig über die Welt Panem erfährt, um mit seinen Bewohnern mitfühlen zu können. Das ändert sich erst, wenn gezeigt wird, mit welcher Brutalität das Regime durchgreift und Katniss auch Berichte zu Gesicht bekommt, laut denen in den übrigen Distrikten die Situation zunehmend außer Kontrolle gerät. Für Präsident Snow steht fest, dass Katniss eine Gefahr darstellt, sie hat der Bevölkerung Hoffnung gegeben, sie ist zu einer Ikone geworden. Um sie nicht auch zur Märtyrerin zu machen, schlägt der neue Spielmacher Plutarch Heavensbee vor, zuerst das Bild, das die Menschen von ihr haben, zu zerstören. Dafür bestimmen sie für das kommende Jubeljubiläum der Spiele, dass 24 der bisherigen Gewinner gegeneinander antreten müssen. Da Katniss die einzig weibliche Überlebende aus Distrikt 12 war, muss sie zurück in die Arena.

Bis es soweit ist, vergeht jedoch viel Zeit. Es ist ein Vorlauf, der dadurch interessanter wird, dass sich Katniss und Peeta einer Vielzahl neuer Verbündeter bzw. Gegner gegenüber sehen. Und dass im Hintergrund immer die Überzeugung bleibt, dass noch etwas Größeres vor sich geht als Katniss bislang erahnt. Nichtsdestotrotz hätte insbesondere das erste Drittel nur halb so lang sein können, ohne die Geschichte wirklich zu beeinflussen. Umso mehr, da auch die Dreiecksgeschichte zwischen Katniss, Gale und sobald sie in der Arena angekommen ist Peeta, stark an den ersten Film erinnert. Dass Katniss selbst nicht zu wissen scheint, zu welchem Jungen sie sich nun hingezogen fühlen soll und so beide nur verletzt, macht sie nicht sympathischer. Auch dass sie sich immer noch sträubt, ihre Rolle als Leitfigur der Revolution anzunehmen. Catching Fire verleiht dem Charakter keine neuen Facetten, einzig Jennifer Lawrence gelingt es, ihre Verwirrung und ihren Kampfgeist passend zu verkörpern. Weder Liam Hemsworth, noch Josh Hutcherson, dessen Rolle recht undankbar erscheint, kommen dagegen an. Wie sollte ihnen das auch gegen Donald Sutherland, den überdrehten Stanley Tucci, Jeffrey Wright oder Philip Seymour Hoffman in einer überraschenden Rolle auch gelingen?


Fazit:
Selbst wenn Die Tribute von Panem – Catching Fire mehr von jener Welt zeigt als zuvor, man erfährt nicht viel über sie und immer noch zu wenig, um die Wirkung der Spiele auf die Bevölkerung verstehen zu können. Dafür setzt Francis Lawrence seinen Film in tollen Bildern und mit extravaganten Kostümen um. Er kann auf eine Besetzung bauen, die den Charakteren mehr Profil verleiht und zieht sich die Schlinge in der zweiten Filmhälfte zu, fiebert man auch mit.
Bis dahin ist der zweite Teil jedoch recht lang geraten, was angesichts der kommenden beiden Filme bedenklich stimmt. Dass man sich dafür trotzdem interessiert, liegt am offenen Ende und man kann nur hoffen, dass die Filmemacher das Tempo des letzten Drittels in ihr nächstes Kapitel retten werden. Als Auftakt des großen Finales, bietet die düstere Fortsetzung tolle Unterhaltung. Vielleicht gelingt den Machern im dritten Film noch mehr, dieses Potential auszuschöpfen.