Die Legende von Beowulf [2007]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 11. Juli 2013
Genre: Animation / Action / FantasyOriginaltitel: Beowulf
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Robert Zemeckis
Musik: Alan Silvestri
Stimmen: Ray Winstone (Erich Räuker), Robin Wright (Christin Marquitan), Anthony Hopkins (Joachim Kerzel), John Malkovich (Joachim Tennstedt), Brendan Gleeson (Roland Hemmo), Crispin Glover, Angelina Jolie (Claudia Urbschat-Mingues), Dominic Keating, Alison Lohman
Kurzinhalt:
In Dänemark im Jahr 507 ist die christliche Religion auf dem Vormarsch und verdrängt zunehmend die nordischen Gottheiten aus den Köpfen der Menschen. Doch selbst, als das Königreich von Herrscher Hrothgar (Anthony Hopkins / Joachim Kerzel) von dem menschenfressenden Grendel (Crispin Glover) tyrannisiert wird, weigert er sich, sein Volk auch zu Christus beten zu lassen. Stattdessen lässt er die Kunde verbreiten, dass Hrothgar einen Helden sucht, der Grendel besiegen kann und verspricht dem, dem es gelingt, Reichtümer in Gold. Diese möchte sich der mit 14 Kriegern angereiste Beowulf (Ray Winstone / Erich Räuker) sichern, der außerdem ein Auge auf die Königin Wealthow (Robin Wright / Christin Marquitan) geworfen hat.
Doch Beowulfs vollmundige Versprechungen, wen er alles bereits besiegt hat, stoßen nicht nur bei Hrothgars Vertrautem Unferth (John Malkovich / Joachim Tennstedt) auf Skepsis. Dennoch gelingt es Beowulf, die Plage zu beseitigen, wodurch er aber den Zorn von Grendels Mutter (Angelina Jolie / Claudia Urbschat-Mingues) auf sich zieht. Einzig seine rechte Hand Wiglaf (Brendan Gleeson / Roland Hemmo) weicht nicht von Beowulfs Seite ...
Kritik:
Es gibt Bilder in Die Legende von Beowulf, die aussehen, als wären sie in einer schneebedeckten Landschaft mit Darstellern in aufwändigen, nordischen Kostümen aufgenommen. Dass sie aus dem Computer stammen, sieht man ihnen nicht an. Doch diese Illusion zu erzeugen, gelingt Filmemacher Robert Zemeckis trotz aufwändiger Technik nur selten, sie zu halten nur für wenige Momente. Die größte Schwierigkeit des Abenteuerfilms ist aber nicht seine technische Umsetzung, sondern die episodenhafte Geschichte, die er erzählt, und deren Figuren nicht begeistern.
Über 1.000 Jahre ist das Heldengedicht Beowulf schon alt und erzählt von einem jungen Krieger, der nach Dänemark in das Königreich Hrothgars aufbricht, um diesen von einem menschenfressenden Monster, genannt Grendel, zu befreien. Im hohen Alter muss sich der Held der Sage, Beowulf, gegen einen Drachen zur Wehr setzen, der sein eigenes Königreich bedroht. Viele Punkte hat der Animationsfilm mit der Vorlage gemein, darunter auch der zeitliche Sprung, der aber nur verstärkt, was sich zuvor schon abzeichnet.
Das Reich des alten Königs Hrothgar wird von Grendel heimgesucht. Ein Ungeheuer, dem die Krieger des Königs nicht gewachsen sind. So ruft der kinderlose Herrscher um Hilfe und verspricht demjenigen Helden, der ihn von dieser Schmach befreit, großen Reichtum. Die Eröffnungssequenz mit dem ersten Auftritt Grendels lässt einen sämtliche Erwartungen vergessen, die man bis dahin an einen Animationsfilm aus Hollywood hatte. Das blutrünstige Massaker, welches das Monster unter Hrothgars Männern anrichtet, gibt einen düsteren Ton an, den die Geschichte bis zum Ende beibehält.
Sind Genitalien insbesondere von Männern in Hollywood-Filmen im Bild, sind diese meist durch geschickt platzierte Dekoration verdeckt. Das macht sich auch Filmemacher Zemeckis zunutze, der Beowulf nackt gegen Grendel antreten lässt. Ist das im ersten Moment noch amüsant, nutzt sich der "Gag" in den kommenden fünf Minuten, in denen er beibehalten wird, aber nicht nur ab, sondern es lenkt die Aufmerksamkeit weg von den Grausamkeiten, die sich rings um den Helden herum abspielen.
Es gelingt Beowulf schließlich, Grendel zu besiegen, doch zieht er damit den Zorn dessen Mutter auf sich. Um auch sie zu töten, sucht er die Höhle des übernatürlichen Wesens auf, doch lässt er sich von ihr in Gestalt einer betörenden Frau zu einer Vereinbarung überreden, die ihm Reichtum und Macht verspricht.
Die Aussage, dass sich auch der mutigste und tapferste Held durch Gold und Einfluss korrumpieren lässt, wiederholt der Film in der letzten Einstellung erneut, die bei genauem Hinsehen keinen Raum für Spekulationen offen lässt. Das sei Regisseur Zemeckis eingestanden. Und man mag sogar verstehen, weshalb er sich entschied, den Film wie Der Polarexpress [2004] als reinen Trickfilm umzusetzen. Die Freiheiten, die sich ihm bezüglich der Alterung der Figuren, der Kamerafahrten oder auch der Ausstattung generell bieten, sind unbestritten. Doch so gelungen die Bewegungen der Figuren sind und so überzeugend manche Momente, insbesondere die Gesichter und die Augen der Charaktere in Die Legende von Beowulf wirken leblos und kalt. Nicht nur, dass die meisten von ihnen schielen, als würden sie die anderen computergenerierten Figuren gar nicht richtig sehen, ihre Blicke sind vollkommen leer.
Auch die Umgebung im winterlichen Skandinavien wirkt trotz des Schnees und des heulenden Windes steril. Es hilft die betont auf den 3D-Effekt ausgelegte Inszenierung nicht, wenn einen die Technik aus der Geschichte reißt. Auch sind manche Pausen zwischen einzelnen Dialogzeilen zu lang und der Aufbau der ersten Begegnung Horthgars und Beowulfs mit der ständigen Wiederholung der Namen betont steif. Sollte das Drehbuch hier die Erzählweise der altertümlichen Vorlage übernehmen wollen, wird dies nicht zuletzt im Deutschen durch die Verwendung der wenig zeitmäßigen Anreden "du" und "Sie" wieder zunichtegemacht.
Die Actionsequenzen sind gemäß der Thematik so fantastisch und übertrieben erzählt, dass man auch die Bedrohung für die Figuren nicht ernst nehmen kann. Und sieht man Beowulf ohne großen Widerstand einen Pakt mit Grendels Mutter schließen, fragt man sich ohnehin, weshalb man mit diesem schwachen Helden mitfiebern sollte.
Fazit:
Es ist der Stoff, aus dem Legenden sind. Oder besser, aus dem sie es waren. Die Atmosphäre der nordischen Sage fängt der Animationsabenteuerfilm mitunter gelungen ein, doch entfremden die unmenschlichen Augen und die hölzerne Mimik der Figuren trotz einiger erstklassiger Aufnahmen die eigentlichen Sympathieträger. Mit dem Helden Beowulf kann man zudem nur schwer mitfühlen, bleibt seine Motivation doch immer verborgen.
Auch wenn sich Regisseur Robert Zemeckis bei der Darstellung der damaligen Lebensweisen zumindest eingangs um Authentizität bemüht, seine Actionmomente sind so überspitzt, dass Die Legende von Beowulf nur selten mitreißt. Die episodenhafte Erzählung mag dem zugrundeliegenden Heldengedicht geschuldet sein, doch bei den Änderungen, die vorgenommen wurden, hätte man sich auch eine unterhaltsamere Umsetzung gewünscht.