Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes [2014]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. November 2015
Genre: Horror / Drama / Thriller

Originaltitel: The Woman in Black 2: Angel of Death
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA / Kanada
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tom Harper
Musik: Marco Beltrami, Brandon Roberts, Marcus Trumpp
Darsteller: Phoebe Fox, Helen McCrory, Jeremy Irvine, Oaklee Pendergast, Jude Wright, Adrian Rawlins, Ned Dennehy, Leanne Best, Amelia Crouch, Amelia Pidgeon, Casper Allpress


Kurzinhalt:

Als London im Jahr 1941 aus der Luft bombardiert wird, begleitet die junge Lehrerin Eve Parkins (Phoebe Fox) zusammen mit Jean Hogg (Helen McCrory) eine Gruppe Kinder aufs Land. Ihre Eltern können London aus beruflichen Gründen nicht verlassen. Untergebracht in dem seit Jahrzehnten verlassenen Eel Marsh Haus, plagen Eve bereits in der ersten Nacht Alpträume. Sie hat das Gefühl, dass noch jemand im Haus ist. Es dauert nicht lange, ehe der Geist der Frau in Schwarz (Leanne Best) die neuen Bewohner entdeckt. Dabei hat es ihr insbesondere der Waise Edward (Oaklee Pendergast) angetan ...


Kritik:
Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes muss einer der dustersten Filme sein, die je in den großen Lichtspielhäusern zu sehen waren. Wohlgemerkt, duster, nicht düster. Regisseur Tom Harper und Kameramann George Steel verlassen sich nicht nur auf natürliche Lichtquellen, um das Geschehen auszuleuchten, es ist, als würde sie selbst die natürlichen Quellen noch dimmen. Das Ergebnis ist ein bisweilen durchaus stimmungsvoller Gruselfilm, bei dem man am Ende gar nicht erkennt, was eigentlich passiert.

Nirgendwo wird das so deutlich wie beim Finale, das zu allem Überfluss in den ohnehin nebligen Marschen bei Nacht stattfindet und das stellenweise unter Wasser. Was haben sich die Beteiligten nur gedacht?
Spielte Teil eins, Die Frau in Schwarz [2012], noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges und konnte abgesehen von der soliden, atmosphärischen Umsetzung mit Darstellern wie Daniel Radcliffe und Ciarán Hinds glänzen, verlagern die Macher die Geschichte in Teil zwei in den Zweiten Weltkrieg hinein und müssen auf bekannte Gesichter verzichten.

Hauptfigur ist diesmal die Lehrerin Eve Parkins, die zusammen mit ihrer Kollegin Jean Hogg eine Gruppe Kinder aus London herausbringt, um auf dem Land Schutz vor den Bombenangriffen zu suchen. Sie werden im Eel Marsh House untergebracht, in dem jedoch die Frau in Schwarz seit ihrem Tod haust.
So kommt es, wie es kommen muss: Die neuen Bewohner geraten ins Visier des bösen Geistes und es dauert nicht lange, ehe es nach ersten Sichtungen, Alpträumen und knarzenden Dielen auch ein Opfer zu beklagen gibt.

Das alte Haus, das immer weiter verfällt erzeugt dabei in Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes eine wirklich unheimliche Atmosphäre. Aber das hält nur so lange, wie man auch tatsächlich etwas erkennen kann. Nachdem die Gruppe in London aufgebrochen ist, spielt der Film beinahe die ganzen ersten 20 Minuten in vollkommener Dunkelheit. Gelegentlich bewegen sich darin zwar in schwarz gekleidete Figuren, nur kann man sie schlicht nicht erkennen. Das scheint auch den Filmemachern aufgegangen zu sein, so dass jeder Gruselmoment mit einem lauten Geräusch und mitunter entsprechendem Musikeinsatz unterlegt ist.

Zugegeben, wenn urplötzlich ein sehr lautes, meist hochfrequent kreischendes Geräusch erklingt, oder die Musik unvermittelt aus den Lautsprechern dröhnt, dann erschrickt man als Zuschauer. Aber man erschrickt nicht auf Grund dessen, was geschieht, sondern einzig auf Grund des unerwarteten Tons. Diese billigen Erschreckeffekte gibt es in Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes leider zuhauf, so dass der eigentliche Spannungsaufbau letztlich zu nichts führt.
Dabei plätschert die Geschichte vor sich hin und erweitert die Mythologie des ersten Films kein bisschen. Auch wird hier noch deutlicher, dass die Frau in Schwarz keiner wirklichen Gesetzmäßigkeit folgt. Was ist ihr Ziel? Die Kinder, oder die Erwachsenen? Ist sie an das Haus gebunden, oder kann sie überall erscheinen? Bei Tag, oder bei Nacht? Kann sie selbst etwas bewirken, oder bringt sie ihre Opfer dazu, es sich selbst anzutun?

All das wären Fragen, mit denen sich die Story durchaus beschäftigen könnte, doch so weit kommt es nicht. Regisseur Tom Harper gelingt ein an sich solide gemachter Gruselfilm, der so spärlich ausgeleuchtet ist, dass selbst das unheimliche Set des alten Hauses in zu vielen Schatten liegt, um es wirklich erkunden zu können. Stattdessen verlassen sich die Filmemacher auf billige Schockeffekte, die letztlich zu nichts führen.


Fazit:
Dass sowohl Eve, als auch der Flieger Harry, den sie kennenlernt, mit einem Trauma zu kämpfen haben, das jeweils kurzgefasst in einem Dialog erklärt wird, klingt fast zu einfach und auf die kurze Laufzeit zugeschnitten, um wahr zu sein. Es sind Versatzstücke einer Story, die gegenüber dem Vorgänger keine neuen Aspekte liefert, und die auch nur halb so interessant ausfällt.
Aber all das würde auch nichts helfen, kann man bei der indiskutablen Ausleuchtung von Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes ohnehin kaum was erkennen. Der Film zeigt über weite Strecken verschiedene Schattierungen von schwarz, in denen sich manchmal etwas bewegt. Würde man ihn ohne Ton ansehen, würde man vermutlich alle Schockmomente verpassen. Spaß macht das nicht.