Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia [2008]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. Dezember 2011
Genre: Fantasy / Action

Originaltitel: The Chronicles of Narnia: Prince Caspian
Laufzeit: 150 min.
Produktionsland: USA / Polen / Slowenien / Tschechien
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Andrew Adamson
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Ben Barnes, Georgie Henley, Skandar Keynes, William Moseley, Anna Popplewell, Sergio Castellitto, Peter Dinklage, Warwick Davis, Vincent Grass, Pierfrancesco Favino, Cornell John, Damián Alcázar, Alicia Borrachero, Simón Andreu, Predrag Bjelac, David Bowles, Juan Diego Montoya Garcia, Douglas Gresham, Liam Neeson, Eddie Izzard


Kurzinhalt:
Prinz Kaspian (Ben Barnes) ahnt nicht, was er beginnt, als er das Horn von Königin Susan benutzt. Er ist auf der Flucht vor den Soldaten seines Onkels Miraz (Sergio Castellitto), der ihm nach der Geburt des eigenen Sohnes nach dem Leben trachtet und ihn des rechtmäßigen Thrones beraubt. Im Wald wird Kaspian dabei von Narnianern aufgenommen, die er bislang nur aus Geschichten kennt. Das Horn ruft Lucy (Georgie Henley), Edmund (Skandar Keynes), Susan (Anna Popplewell) und Peter Pevensie (William Moseley) wieder nach Narnia, da ihre Hilfe dort gebraucht wird.
Als sie auf Prinz Kaspian treffen, hat dieser bereits die Narnianer zu einem Kampf gegen die Armee der Telmarer unter Miraz motiviert. Doch sehen sie sich einer viel größeren Streitmacht gegenüber, als angenommen. Es scheint, als wollte Miraz nicht nur Kaspian töten, sondern die Chance nutzen, die Narnianer vom Angesicht des Planeten zu tilgen. Auf die vier zurückgekehrten Könige stützt sich alle Hoffnung, doch kämpfen Peter und Kaspian mehr gegen-, als miteinander ...


Kritik:
Wenn man sieht, dass gefühlt um ein Vielfaches mehr Stuntleute als reguläre Darsteller gelistet werden, sagt einem das schon relativ viel über den Film selbst aus. Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia, Nachfolger zu Der König von Narnia [2005], bietet in der Tat sehr viel Action, die insbesondere beim Finale kaum mehr ein Ende nehmen möchte, sich jedoch immer wieder steigert. Was allerdings bereits zu Beginn schon auffällt ist, wie erwachsen Narnia in den drei Jahren seit dem ersten Besuch geworden ist. Damit ist weniger die Fantasy-Welt selbst gemeint, als die Art und Weise, wie diese präsentiert wird. Vorbei sind die Zeiten, in denen die jungen Darsteller durch offensichtliche Studiobauten und künstlichen Schnee stapften. Die sichtbaren Computereffekte werden durch eine perfekte Verblendung von tollen Naturaufnahmen und unscheinbaren Tricks ersetzt. Und aus einer reichhaltigen, fantasievollen Welt ist ein Ort geworden, an dem die Narnianer sich verstecken und um ihr Leben bangen müssen, weil die Menschen/Telmarer es sich unter dem machthungrigen König Miraz zum Ziel setzen, sie auszurotten.

Gibt es irgendein Fantasy-Universum, in dem es nicht um Leben und Tod geht? Vielleicht fällt es auch nur Erwachsenen schwer, zu akzeptieren, wie Kinder und Jugendliche bewaffnet mit Schwertern oder Pfeil und Bogen um ihr Leben kämpfen. Zugegeben, die vier Kinder, um welche es sich hier handelt, hatten zuvor schon ein langes Leben in Narnia gelebt und dementsprechend viel erlebt, doch zu beobachten, wie sie sich einem Duell stellen, bei dem nur einer überleben soll, ist irgendwie seltsam, auch wenn Peter, Susan und Edmund ihren Rollen als Könige von Narnia hier deutlich mehr gewachsen sind, als noch im ersten Abenteuer.
Damals kehrten sie in unsere normale Welt zurück und mussten feststellen, dass kaum Zeit vergangen war, auch wenn es sich für sie wie ein ganzes Leben anfühlte. Nun ist ein Jahr in unserer Welt vergangen, als sie zurück nach Narnia gebracht werden, doch dort hat sich in über 1000 Jahren viel verändert. Die Narnianer leben zurückgezogen in den Wäldern, aus Angst vor den Telmarern. Deren selbsternannter König Miraz hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wald, in dem die sprechenden Tiere, die seltsamen Kreaturen und Geschöpfe leben, dem Erdboden gleichzumachen, um seinen geflohenen Neffen, Prinz Kaspian, eigentlich der rechtmäßige Thronfolger seines Vaters, zu finden und zu töten. Es erinnert ein wenig an eine umgedrehte Situation aus Der Herr der Ringe - Die zwei Türme [2002], wenn die sagenumwobenen Wesen sich zu einer epischen Schlacht gegen die Menschen treffen – nur dass diesmal unsere Sympathien auf der anderen Seite liegen. Bis es soweit ist, gibt es einen gescheiterten Angriff auf Miraz' Festung zu sehen, der im Buch so nur umrissen wird. Aslan, den großen Löwen, den man mit Narnia immer verbindet, bekommt man kaum zu Gesicht, und dank der beeindruckenden Machart vergessen wir auch, dass der Dachs oder die kämpfende Maus Reepicheep keine Figuren aus Fleisch und Blut sind. Dafür gehen insbesondere die fechtenden Mäuse nicht zimperlich mit ihren Feinden um.

In vielen verschiedenen Szenen gelingt es Regisseur Andrew Adamson, uns daran zu erinnern, wie verblüfft wir waren, als wir Narnia zum ersten Mal zum Leben erweckt gesehen haben. Doch ist es ein Fortschritt, dass diese Momente nicht mehr erscheinen, als wären wir in ein verzaubertes Land entführt, sondern in eine glaubhafte Welt gebracht worden, in denen die verschiedensten Figuren und Rassen um ihr Leben fürchten müssen? Prinz Kaspian von Narnia gibt sich düsterer und erwachsener als der erste Teil und richtet sich damit mehr an ein jugendliches, denn an ein kindliches Publikum. Lässt man sich darauf ein, erwartet einen nicht nur viel Action, die in beinahe endlosen Zeitlupen gefangen scheint, sondern eine Besetzung, die durchaus überzeugt. Wir fiebern mit ihnen mit und kämpfen auch an ihrer Seite, nur wissen wir schon im Voraus, was passieren wird. Wirklich überraschend ist das zweite Abenteuer der vier Geschwister nicht geraten. Darüber hinweg tröstet unter anderem eine packende Musik von Harry Gregson-Williams, die auch dann noch motiviert, wenn zum fünften Mal Peter Schwert schwingend auf die Kamera zuläuft und zum Angriff ruft. Insofern mag man dem Fantasy-Film zu Recht vorwerfen, dass er weniger einfallsreich ist, als der Vorgänger und auch konventioneller auf ein Publikum zugeschnitten, das sich durch Kampfsequenzen unterhalten lässt. Doch ist er auch dabei erstaunlich effektiv, so dass es nach den schnell vergehenden zweieinhalb Stunden schwer fällt, Narnia wieder Lebwohl zu sagen.


Fazit:
Der Glanz des Unbekannten scheint ebenso dahin, wie die Unschuld in Narnia, wo es nicht mehr um Unterdrückung, sondern gar um einen Genozid geht. Jugendliche mögen in den Figuren, die sich heroisch an die Spitze einer hoffnungslos unterlegenen Armee stellen, Identifikationsfiguren sehen, doch für Erwachsene ist das stellenweise etwas schwer zu akzeptieren. Diese ernste Thematik mutete Der Herr der Ringe nicht Kindern als Protagonisten, sondern Erwachsenen zu. Schon deshalb disqualifiziert sich Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia als kindgerechte Unterhaltung, auch wenn Gewalt nicht wirklich gezeigt wird.
Die perfekte Machart tröstet über jene Umstände hinweg und lädt zu einem überraschend kurzweiligen Besuch in Narnia ein. Weswegen sich Regisseur Andrew Adamson jedoch bei seinen Zeitlupen nicht zügeln kann ist schleierhaft. Diesbezüglich macht er beinahe schon Michael Bay Konkurrenz, zeigt jedoch immer wieder gleich aussehende Einstellungen.