Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte [2010]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Dezember 2011
Genre: Fantasy

Originaltitel: The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader
Laufzeit: 113 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Apted
Musik: David Arnold
Darsteller: Georgie Henley, Skandar Keynes, Ben Barnes, Will Poulter, Gary Sweet, Terry Norris, Bruce Spence, Bille Brown, Laura Brent, Colin Moody, Tilda Swinton, Anna Popplewell, William Moseley, Shane Rangi, Arthur Angel, Arabella Morton, Rachel Blakely, Steven Rooke, Liam Neeson, Simon Pegg


Kurzinhalt:
Lucy (Georgie Henley) und Edmund Pevensie (Skandar Keynes) sind bei ihrem Onkel und ihrer Tante in England, während ihre Geschwister und Eltern in Amerika Abenteuer erleben. Ihr Cousin Eustachius (Will Poulter), der sich von ihnen ebenso bedrängt fühlt wie umgekehrt, macht ihnen den Aufenthalt nicht leichter. Er hat aus ihren Berichten von Narnia erfahren und tut sie als Spinnereien ab. Bis Lucy in einem Gemälde an der Wand ein narnianisches Schiff erkennt – und wenig später befinden sich alle drei in Narnia, wo sie König Kaspian (Ben Barnes) und Reepicheep (Simon Pegg) mit dem Segelschiff Morgenröte auflesen.
Sie sind auf einer Reise in unbekannte Gewässer, wo sie erfahren, dass ein unheimlicher Nebel die Menschen bedroht. In ihm scheint sich das absolut Böse zu befinden, und es liegt an ihnen, dem Einhalt zu gebieten. Dafür fahren sie zu unerkundeten Inseln, wo sie nicht nur ein Abenteuer erwartet ...


Kritik:
Es sorgt eingangs ein wenig für Verwirrung, sieht man sich die Heimvideoveröffentlichung von Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte an. Denn während die DVD und Blu-ray-Edition jeweils von der FSK ab 6 Jahren freigegeben wurde, ist die 3D-Blu-ray-Ausgabe ab 12 Jahren gekennzeichnet. Es trifft leider zu, dass die 2D-Varianten nur gekürzt erhältlich sind, während es wohl zu aufwändig gewesen wäre, die 3D-Version ausschließlich für den deutschen Markt ebenfalls zu beschneiden. Die Frage stellt sich, was man an einem Kinderfilm wie diesem denn streichen möchte? Die Schnitte beschränken sich zwar nicht ausschließlich, aber zu großen Teilen auf das Finale, in dem es die Besatzung der Morgenröte mit einem Seeungeheuer zu tun bekommt. Dies wollte man dem ganz jungen Publikum nicht in aller Düsterheit zumuten. Inhaltlich bleibt die Geschichte allerdings kinderfreundlich und erweist sich damit als Kehrtwende zu Prinz Kaspian von Narnia. Aber die Heimvideoveröffentlichung offenbart noch einige andere Eigenheiten. So sieht man dem Film leider stets an, wenn Regisseur Michael Apted auf eine Digitalkamera zurückgegriffen hat, wodurch die Sets und Masken den wenig rühmlichen Touch einer zweitklassigen Fernsehserie oder einer Videoproduktion bekommen. Vor allem jedoch schwankt die Helligkeit sogar innerhalb einer Szene von Einstellung zu Einstellung, was aber vermutlich eher erwachsene Zuseher stören wird. Die Reise auf der Morgenröte mutet an wie ein Sindbad-Abenteuer in Narnia, mit vermeintlichen Riesen, einem Drachen, verwunschenen Inseln und dem erwähnten Seemonster. Angeführt wird die Crew jedoch nicht von einem charismatisch furchtlosen Helden, sondern von Lucy und Edmund Pevensie, die erneut nach Narnia reisen dürfen, und ihrem Cousin Eustachius, dessen weinerlicher Charakter hier geschliffen wird.

Sie finden durch ein Bild, das wie ein Schnappschuss eines Moments im Land Narnia wirkt, den Weg in die Welt, in der Menschen/Telmarer zusammen mit Faunen und anderen Geschöpfen leben. Wurden die Pevensie-Geschwister bisher immer nach Narnia gerufen, um dort Gutes zu bewirken, oder weil sie entscheidend in den Lauf der Welt eingreifen sollten, so wirkt es im Rückblick beinahe, als habe Aslan eingegriffen, um das Leben von Lucy, Edmund und Eustachius in der richtigen Welt zum Besseren zu wenden. Sie finden sich mitten im narnianischen Meer wieder und werden von König Kaspian geborgen, der sich aufgemacht hat, die unbekannten Gewässer zu erkunden. Dort kommen sie einem geheimnisvollen Nebel auf die Spur, dem immer wieder Schiffe samt Menschen als Opfer dargebracht werden, und der am besten mit dem Bösen in Narnia gleichzusetzen ist. Einen greifbaren Bösewicht gibt es diesmal nicht. Um dieses Unheil aufzuhalten, müssen sie sieben Schwerter auf der Tafel Aslans zusammenbringen, wobei die zu finden sich als gar nicht so schwer herausstellt. Auf der Reise wird Lucy mit ihren Selbstzweifeln bezüglich ihres Aussehens konfrontiert, Edmund damit, dass er sich immer von anderen etwas vorschreiben lassen muss, und Eustachius – nun ja, das Schlimmste was ihm geschehen kann ist, dass er mit sich selbst konfrontiert wird. Die Rätsel, die es zu lösen gilt, sind eher einfacher Natur und auch die Bedrohung scheint nicht so ausweglos und vernichtend, wie im zweiten Teil der Reihe. Dafür ist wiederkehrende Situationskomik zwischen Eustachius und dem Mäuserich Reepicheep geboten, die insbesondere das Zielpublikum erfreuen wird.

Das erwachsene Publikum fühlt sich an andere Abenteuerfilme zurückerinnert, die allesamt mehr Zugkraft besessen haben. Was Die Reise auf der Morgenröte allerdings fehlt ist jeglicher Charme, sowohl was die Figuren angeht, als auch Narnia selbst. Die sichtbaren Spezialeffekte tun ihr Übriges dazu, doch haftet der Produktion stets eine unerwartete Zweitklassigkeit an. So aufwändig manche Einstellungen gemacht sind, so plump erscheinen andere. Wer einen epischen Anschluss an die Narnia-Saga erwartet, wird durch etwas enttäuscht, das so sehr an eine mehrteilige TV-Produktion erinnert, dass es schwer fällt, die bekannten Figuren darin wiederzuerkennen. Die Merkmale ihrer Charaktere sind zu sehen, aber wo bleibt ihr Charakter?
Dem Zielpublikum, das deutlich niedriger angesiedelt ist, als bei Prinz Kaspian von Narnia, wird dies dank der vielen bunten Spezialeffekte, der Kamerafahrten und des betont spürbaren Humors nicht auffallen. Für die Großen, die mitschauen müssen, ist es zwar vorhersehbar unterhaltsam, aber mit Ausnahme einer Figur wenigstens nicht Nerv tötend.


Fazit:
Am Ende der Welt liegt Aslans Reich – die christlichen Themen, die Romanautor C.S. Lewis in seine Werke miteinwebte, sind auch hier deutlich zu erkennen. Bis Lucy, Edmund und Eustachius jedoch dorthin gelangen und den sagenumwobenen Löwen zu Gesicht bekommen, haben sie einige Abenteuer zu bestehen, die insbesondere den Neuzugang Eustachius in seinem Wesen verändern. Das Seeungeheuer am Schluss ist dabei vielleicht das Einzige, was dem anvisierten kindlichen Publikum zu viel sein dürfte. Ansonsten richtet sich der Familienfilm jedoch bewusst an ganz junge Zuseher.
Für die älteren im Publikum ist das nach dem letzten Film jedoch ein Rückschritt, den man bei Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte auch an der Umsetzung bemerkt. Offensichtliche Studioaufnahmen, Spezialeffekte, die einem buchstäblich entgegenspringen und eine Digitalkamera, die kein Kinoflair aufkommen lässt, zeugen nicht von dem sehr hohen Budget. Die Kinder dürfte das jedoch ebenso wenig stören wie die inhaltlichen Sprünge, und wenn sie gut unterhalten werden, hat der dritte Teil der Narnia-Saga erreicht, was er erreichen wollte.