Devil [2010]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Februar 2012
Genre: Horror

Originaltitel: Devil
Laufzeit: 80 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John Erick Dowdle
Musik: Fernando Velázquez
Darsteller: Chris Messina, Logan Marshall-Green, Jenny O'Hara, Bojana Novakovic, Bokeem Woodbine, Geoffrey Arend, Jacob Vargas, Matt Craven, Joshua Peace, Caroline Dhavernas, Joe Cobden, Zoie Palmer, Vincent Laresca, Rudy Webb, Craig Eldridge, Robert Lee, Genadijs Dolganovs


Kurzinhalt:
Für alle fünf beginnt der Tag wie jeder andere auch. Vince McCormick (Geoffrey Arend) ist ein Verkäufer und wie Sarah (Bojana Novakovic) auf dem Weg zu einem Termin. Mit ihnen im Aufzug stehen Jane Kowski (Jenny O'Hara), Tony (Logan Marshall-Green) und der Wachmann Ben Larson (Bokeem Woodbine). Sie haben sich zuvor noch nie gesehen, und doch sind sie nicht zufällig in ein und demselben Fahrstuhl. Ihre Kabine bleibt 20 Stockwerke über dem Boden stecken und die Notrufanlage scheint nur in eine Richtung zu funktionieren. Im Büro der Sicherheitsfirma des Gebäudes sehen Lustig (Matt Craven) und Ramirez (Jacob Vargas), wie die Versuche von Techniker Dwight (Joe Cobden), den Fahrstuhl wieder in Gang zu setzen, allesamt scheitern. Dann kommt es zu einem ersten Zwischenfall in der Kabine und Sarah wird verletzt. Wenig später gibt es eine Leiche – und es wird nicht die letzte sein.
Was in dem stecken gebliebenen Fahrstuhl vor sich geht, kann sich auch Detective Bowden (Chris Messina) von der Polizei nicht erklären. Ebenso wenig, weshalb es der Feuerwehr nicht gelingt, zu den Eingeschlossenen vorzudringen. Es hat den Anschein, als wären nicht nur die fünf Personen im Fahrstuhl aus einem bestimmten Grund zusammen getroffen. Und auch, als müsste die Polizei hilflos mitansehen, was ihnen dort, von welcher übernatürlichen Macht auch immer, angetan wird ...


Kritik:
Der kleine Horrorthriller Devil nimmt zwei ureigene Ängste der Menschen und kombiniert sie zu einem Szenario, das zwar eine unheimliche und teils sogar beklemmende Atmosphäre erschafft, aber dann, wenn das Böse, das ohne direkten Bezug viel Furcht einflößender erscheint, personifiziert wird, viel von jener Stimmung verliert. Das bedeutet nicht, dass Regisseur John Erick Dowdle und Storylieferant M. Night Shyamalan nicht das Möglichste aus der Idee machen würden. Tatsächlich fällt es schwer, sich vorzustellen, was aus der Ausgangsidee sonst hätte werden können. Doch hat es ein Film wie Buried - Lebend begraben [2010] geschafft, nicht nur innerhalb eines noch abgeschlosseneren Raumes eine packende Geschichte zu erzählen, sondern uns gleichzeitig für das Schicksal der Figuren zu interessieren. Die Ausgangslage erzeugte die Dynamik, aber die Figur erschuf das Drama. Und eben dies gelingt Devil nicht.

Die bedrohliche Stimmung hält sich erstaunlich lange und technisch interessierte Filmfans werden insbesondere zu Beginn ihre Freude an den Bildern haben, die Kameramann Tak Fujimoto hier einfängt. Dies beginnt mit über Kopf gedrehten Kamerafahrten über die Skyline von Philadelphia bis hin zu Aufnahmen der Hauptfiguren vor den Spiegeln des Fahrstuhls, in dem sie später festsitzen – ohne dass die Kamera jedoch in der Spiegelung zu sehen wäre. Dass er ein Talent für bildgewaltige und beunruhigende Perspektiven hat, kann man an seinen Arbeiten in Thrillern wie Das Schweigen der Lämmer [1991] oder The Sixth Sense [1999] erkennen. Hier gelingt es ihm zusammen mit dem sehr räumlichen Ton, auch dann eine Bedrohung in den Köpfen des Publikums zu erzeugen, wenn die Figuren nicht beunruhigt genug sind angesichts dessen, was sie erleben.

Dabei wäre es vermutlich für ein jeden im Publikum eine Horrorvorstellung, in einem Fahrstuhl eines Hochhauses stecken zu bleiben. Dass die Angestellten und Techniker in den ersten Minuten nicht in der Lage sind, diesen wieder zum Laufen zu bringen, ist schon ärgerlich genug, doch spätestens wenn wenig später das Licht ausfällt und seltsame Vorkommnisse sogar Verletzung bei den fünf Insassen des Fahrstuhls nach sich ziehen, sollte doch eigentlich Panik einsetzen. Vielleicht wäre es für Devil ein größeres Wagnis gewesen, die Geschichte nur aus einer Perspektive zu erzählen, doch hätte dies die Produktion zumindest einfallsreicher gemacht. Sei es aus Sicht der fünf Personen, die im Fahrstuhl festsitzen, darunter Tony, über den wir nicht viel erfahren, außer dass er als Soldat in Afghanistan war und als Mechaniker arbeitet. Oder die ältere Dame, die auf der Sicherheitskamera bei einem Vergehen erwischt wurde. Sarah wird als erste angegriffen, wobei der Verdacht auf den Matratzenverkäufer Vince fällt. Der Wachmann Ben sollte eigentlich die sympathischste Figur sein, nicht zuletzt, da er mit seiner Klaustrophobie dem Publikum am Ähnlichsten ist. Doch sind uns alle Charaktere nicht geheuer. Würden wir sie nur aus Sicht der Polizisten sehen, was würden wir wohl denken? Detective Bowden bildet zusammen mit dem Sicherheitsmann Lustig und dessen Kollegen Ramirez den Gegenpol zu den Geschehnissen in der Kabine und sie müssen mitansehen, wie wenig später sogar ein erstes Todesopfer zu beklagen ist. Nicht nur das, egal welche Bemühungen Techniker und Feuerwehr anstrengen, um an den Fahrstuhl zu gelangen, sie kommen nicht vorwärts. Es ist wie verhext.

Die Filmemacher entscheiden sich, Devil auf konventionelle Weise zu erzählen und tun dies handwerklich zu Beginn innovativer, als später im Film. Dafür leisten sie sich immerhin keine Patzer und nutzen die beengten Sets gekonnt. Erstaunlich ist hierbei, dass sie Großteils darauf verzichten, die Brutalität direkt zu zeigen. Sie geschieht meist abseits der Kamera, so dass wir mehr mit dem konfrontiert werden, was sie bewirkt. Dadurch erhält sich der Film die Atmosphäre, ohne sie einem blutigen Ekeleffekt zu opfern.
Während die Besetzung dem durchaus Rechnung trägt, fällt auf, wie sehr die Darsteller rein äußerlich bekannteren Schauspielern ähneln. Wer könnte sich nicht in der Rolle von Tony Tom Hardy vorstellen? Oder für Bowden Zachary Quinto, beziehungsweise Ethan Hawke? Beinahe alle Rollen wirken von den Konturen her prominenter, als sie besetzt sind. Das ist kein Kritikpunkt, aber das Gefühl bleibt, als wollte man Devil zu etwas Größerem machen, als er ist. Dabei ist gegen den soliden, atmosphärischen Horrorfilm nichts einzuwenden. Außer, dass er nicht überraschend genug ist, und am Ende einen typischen Fauxpas begeht: Wieso muss das Übersinnliche immer mit verzerrter Stimme sprechen? Würde es uns so imitieren, wie wir sind, wäre es noch viel beunruhigender.


Fazit:
Nicht nur dank der basslastigen, harsch klingenden Musik und den befremdlichen Perspektiven zu Beginn erzeugt Devil von der ersten Minute an eine Stimmung, die im Publikum Unruhe aufkommen lässt. Dank einer tadellosen Optik, routinierten Darstellern und einer Atmosphäre, welche die Geschichte immer wieder auffängt, wenn der Horrorfilm inhaltlich nachlässt, bleibt John Erick Dowdles Regie in guter Erinnerung. Dass das übersinnliche Element stärker betont wird, als in vielen vergleichbaren Produktionen, mag manche Zuseher stören, doch dafür gibt sie sich auch erfreulich unblutiger.
Das Gefühl, dass all dies bekannt vorkommt, kann Devil allerdings nicht abschütteln und aufmerksame Zuschauer werden schon sehr früh die eigentliche Auflösung erahnen können, zumal der Erzähler aus dem Off hierfür alle wichtigen Hinweise liefert. Doch wer sich auf kurzweilige Horrorunterhaltung mit einer bedrohlichen Stimmung einlässt, wird zumindest in diesen Belangen nicht enttäuscht.