Der Tod steht ihr gut [1992]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 1. November 2017
Genre: Komödie / FantasyOriginaltitel: Death Becomes Her
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1992
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Robert Zemeckis
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Meryl Streep, Goldie Hawn, Bruce Willis, Isabella Rossellini, Ian Ogilvy, Adam Storke, Nancy Fish, Alaina Reed-Hall
Kurzinhalt:
Im Jahr 1978 stellt die Schriftstellerin Helen Sharp (Goldie Hawn) ihren Verlobten Ernest Menville (Bruce Willis) ihrer alten "Jugendfreundin", der Schauspielerin Madeline Ashton (Meryl Streep), vor. Beide Frauen verbindet eine alte Fehde und Helen will damit testen, ob Ernest ihr wie viele andere Männer verfallen ist. Wenig später heiraten Ernest und Madeline in der Tat, doch viele Jahre später ist ihre Ehe nur noch eine Farce. Ernest ist dem Alkohol näher als seiner Frau, während Madeline von der Schauspielkarriere nichts geblieben ist. Als sie auf Helens Buchpremiere feststellen muss, dass diese jünger und besser aussieht als je zuvor, ist Madeline am Boden zerstört. So lässt sie sich auf einen Deal mit der ominösen Lisle Von Rhuman (Isabella Rossellini) ein, die ihr ewige Jugend verspricht. Welchen Preis dies hat, muss Madeline kurz darauf feststellen, denn ihre Feindschaft mit Helen geht sogar über den Tod hinaus …
Kritik:
Es gibt bei Robert Zemeckis' schwarzhumoriger Satire Der Tod steht ihr gut selbst bei wiederholtem Ansehen so vieles zu entdecken, dass es beinahe so ist, als würde man den Film zum ersten Mal sehen. So hatte ich bislang nie bemerkt, wie lange die – zumindest nicht sichtbar unterbrochene – Kamerafahrt der Eröffnungssequenz tatsächlich ist. Oder dass außer einem bekannten Rock 'n' Roll-Star Pop-Kultur-Ikonen wie James Dean oder Jim Morrison "zu sehen" sind. Dabei fördert der Filmemacher das komödiantische Talent von zwei bekannten Hollywood-Stars zutage, denen man dies bis dahin nicht zugetraut hatte. Das ist nicht nur überraschend und amüsant, sondern erstaunlich zeitlos und in den Aussagen teils so böse, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Das Thema von Der Tod steht ihr gut unterstreicht das pointierte Skript bereits in den ersten Minuten, in denen die Schauspielerin Madeline Ashton (herrlich gespielt von Meryl Streep) in einer Musical-Adaption des Theaterstücks Süßer Vogel Jugend [1959] von Tennessee Williams zu sehen ist. Das Stück handelt von einer alternden Darstellerin, die ihrer verlorenen Jugend nachtrauert, so wie Madeline selbst. Nach der Vorstellung trifft sie auf eine Jugendfreundin, Helen Sharp, und deren Verlobten, den Schönheitschirurgen Ernest Menville. Dieser ist vollkommen fasziniert von Madeline und wenig später sind beide ein Paar. Daraus allein könnte man bereits einen abendfüllenden Spielfilm erzählen, doch Zemeckis ist auf etwas anderes aus. Nach zwei Zeitsprüngen setzt die Geschichte insgesamt 14 Jahre später wieder an. Ernest ist dem Alkohol verfallen und nunmehr für das Präparieren von Verstorbenen verantwortlich. Madeline als Diva zurückgezogen und überall auf der Suche nach Bestätigung, die sie sich im Zweifel auch erkauft.
Das Leben des unglücklichen Paares gerät aus der Bahn, als sie bei der Buchpremiere auf eine äußerlich verjüngte Helen treffen, deren einziges Ziel es ist, sich an Madeline zu rächen. Außer sich vor Neid angesichts Helens Aussehen, sucht Madeline Lisle Von Rhuman auf, die ihr einen Zaubertrank anbietet, der ewige Jugend verspricht. Doch dies hat einen Preis, den die Diva erst nach einem tödlichen Treppensturz bemerkt.
Das klingt nicht nur herrlich abstrus, sondern ist nichts im Vergleich zu dem, was in der zweiten Filmhälfte auf das Publikum wartet. Der kongeniale Auftritt von Sydney Pollack als Arzt der Notaufnahme ist hier nur eines von vielen Highlights.
In gewisser Weise mutet Der Tod steht ihr gut selbst an wie ein Theaterstück mit wenigen Schauplätzen, langen Einstellungen und ausschweifenden Kamerafahrten, in denen Regisseur Zemeckis seine Szenerie fantastisch einfängt. Die Besetzung könnte besser nicht sein. Dass Goldie Hawn ein tolles Gespür für Komödien besitzt, hatte sie unter anderem in Ein Vogel auf dem Drahtseil [1990] und Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser [1987] unter Beweis gestellt. Trotz Filmen wie Die Teufelin [1989] würde man dies bei Meryl Streep nicht unbedingt vermuten. Aber nicht nur, dass beide Darstellerinnen die Wortgefechte mit perfektem Timing auf die Spitze treiben, auch die körperlichen Slapstick-Einlagen, so versteckt sie in der Bewegung sind, sind schlicht fantastisch gelungen. Als im Grunde tragischste Figur sorgt Bruce Willis sowohl in hysterischen als auch überschwänglichen Momenten für so viel Heiterkeit, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen.
Was selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben sollte sind die Oscar-prämierten Trickeffekte, die hier den im Grunde recht gewalttätigen Szenen ihren Schrecken nehmen. Dass man auch nach 25 Jahren die Tricks nicht bemerkt ist mehr als nur beeindruckend und trägt ungemein zum Charme der schwarzhumorigen Komödie bei. Dabei ist es nicht, dass sich Zemeckis mit den Tricks zurückhalten würde. Nur stellt er sie nicht in den Mittelpunkt, sondern lässt sie oft auf subtile Art und Weise einfließen. Am besten ist das zu sehen, wenn sich Helen nach ihrem Kampf mit Madeline auf das Sofa setzt, wohin letztere zuvor den abgebrochenen Griff des Spatens geworfen hatte. Es sind diese Momente, die wie das Tüpfelchen auf dem i nicht unbedingt auffallen, die Szenen jedoch so unverwechselbar gestalten.
Die Stimmung setzt schließlich auch Alan Silvestri mit seinem fantastischen Score, der sich stellenweiser einer ähnlichen Instrumentierung wie Bernard Herrmanns ikonischer Soundtrack zu Psycho [1960] bedient, dann jedoch wieder merklich verspielter klingt, als unterstreiche er, dass all dies nicht ernstgemeint ist.
Dass Der Tod steht ihr gut kein Film für ein sehr junges Publikum ist, ist unbestritten und selbst Erwachsene müssen einer bestimmten Art Humor zugetan sein, damit er seine Wirkung entfalten kann. Doch dann ist dies ein immer noch wahrer, herrlich schräger Seitenhieb auf den Jugend- und Schönheitswahn, insbesondere in Hollywood, der unterhaltsamer und treffender kaum sein könnte.
Fazit:
Eine fantastische Optik mit zahlreichen einfallsreichen Kamerafahrten oder schlicht treffenden Perspektiven, bei denen sich im Hintergrund ebenso viel tut wie unmittelbar im Fokus, ist nur ein offensichtliches Merkmal von Robert Zemeckis' Regie. Er fängt das Geschehen gelungen ein und nimmt dabei sich und seine Figuren durchaus ernst, selbst wenn die Story überzogen auf die Spitze treibt, was andere Satiren bereits ergründet haben. Das macht Der Tod steht ihr gut stellenweise so bitterböse nicht nur in den Dialogen oder Kommentaren, die Figuren nebenbei fallen lassen, sondern auch in dem, was und wie der Film zeigt, was mit den Figuren geschieht. Die drei Hauptdarsteller harmonieren gekonnt auch in für sie ungewohnten Rollen, dass es Spaß macht zuzusehen und wer den teils hysterischen Humor zu schätzen weiß, der wird aus dem Lachen kaum herauskommen. Das trifft ins Schwarze und ist zynisch zugleich. Vor allem hält es beim wiederholten Ansehen immer wieder Neues zu entdecken bereit. Ein moderner Klassiker.