Der Super Mario Bros. Film [2023]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 6. April 2023
Genre: Animation / Komödie / Fantasy

Originaltitel: The Super Mario Bros. Movie
Laufzeit: 92 min.
Produktionsland: USA / Japan
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Aaron Horvath, Michael Jelenic
Musik: Koji Kondo, Brian Tyler
Stimmen: Chris Pratt, Anya Taylor-Joy (Dalia Mya Schmidt-Foß), Charlie Day, Jack Black, Keegan-Michael Key, Seth Rogen, Fred Armisen, Sebastian Maniscalco, Charles Martinet, Kevin Michael Richardson, Khary Payton, Eric Bauza


Kurzinhalt:

Der mutige Mario (Chris Pratt) und sein merklich zurückhaltenderer Bruder Luigi (Charlie Day) sind seit Kindertagen unzertrennlich. Erst kürzlich haben sie sich als Klempner in New York selbständig gemacht, doch das Geschäft läuft schleppend an. Bei Wartungsarbeiten im Kanalsystem werden sie durch ein großes, grünes Rohr in eine fremde Welt gesaugt und dabei getrennt. Luigi landet im kargen Dunkelland, das von der bösen, übermenschlich großen Schildkröte Bowser (Jack Black) beherrscht wird. Mario hingegen kommt im Pilzkönigreich an, in dem Prinzessin Peach (Anya Taylor-Joy / Dalia Mya Schmidt-Foß) über die putzigen Toads regiert. Einer von ihnen, Toad (Keegan-Michael Key), wird Marios Gefährte, der bei der Prinzessin an sich um Hilfe bitten will, Luigi wieder zu finden. Doch Bowser ist mit seiner Armee auf dem Weg, das Pilzkönigreich anzugreifen. So machen sich Peach und Mario auf, die Armee der Kong als Unterstützung zu gewinnen. Doch dafür muss sich Mario einem Zweikampf mit dem gefürchteten Donkey Kong (Seth Rogen) stellen …


Kritik:
Wie nicht zuletzt die wenig rühmliche Realspielfilmadaption aus dem Jahr 1993 bewies, würde sich kaum ein Spielefranchise so sehr für eine Umsetzung als Animationsfilm eignen wie Nintendos prestigeträchtiges Jump-’n’-Run Super Mario Bros. [1985]. Von der Minions-Schmiede Illumination wird nun nach langer Wartezeit endlich Der Super Mario Bros. Film auf die große Leinwand gebracht. Ob sich das Warten gelohnt hat, hängt ganz davon ab. Dabei gibt es prinzipiell sowohl für Fans wie auch solche, die es werden wollen, Einiges zu sehen.

Die Geschichte beginnt in New York, wo sich die Klempner-Brüder Mario und Luigi selbstständig gemacht haben. An ihren Erfolg glaubt weder ihre eigene Familie, noch ihr ehemaliger Arbeitgeber. Vielmehr bekommt Marion von kleinauf gesagt, dass er es allein nicht schaffen wird. Sogar der oft an sich zweifelnde Luigi ist sich trotz der Unterstützung seines Bruders nicht sicher. Als in Brooklyn ein riesiges Abwasserleck außer Kontrolle gerät, sieht Mario die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Unter dem Stadtteil entdecken sie ein weitverzweigtes Kanalsystem. Dort werden sie in ein großes Rohr hineingezogen und finden sich in einer vollkommen fremden Welt wieder. Auf ihrem Weg dorthin werden sie aber getrennt und während Luigi in einer düsteren Landschaft mit Lava und seltsamen Kreaturen landet, findet sich Mario in einem bunten Land voll fantastischer Wesen wieder. Mario ist, wie ihm Toad, ein an einen Pilz erinnerndes, humanoides Geschöpf mitteilt, im Pilzkönigreich gelandet, das von Prinzessin Peach regiert wird. Doch das Königreich wird von Bowser, dem König der Koopas und über das Dunkelland – in dem Luigi angekommen ist – angegriffen.

Die verschiedenen Landschaften sehen dabei so aus, wie Fans der Videospiele sie sich in lebensgroß vorgestellt haben. Im Dunkelland entdeckt Marios Bruder ein Haus, das an Luigi’s Mansion [2001] erinnert und im Pilzkönigreich gibt es schwebende Barrieren, Aufzüge, Brücken, Rohrsysteme und nicht zu vergessen Power-Ups. Der Look und die Atmosphäre, die Der Super Mario Bros. Film von Beginn an trifft, ist so einnehmend und gelungen, dass man sich regelrecht darin verlieren kann. Das mag auch an den geradezu unzählbar vielen Anspielungen an Elemente der Spielvorlagen liegen, die sich dezent im Hintergrund finden, oder so prominent in Szene gesetzt sind wie ein kleiner Parcours, den Mario und Luigi in 2D-Ansicht zu Beginn absolvieren müssen. Doch so fantastisch die Optik, die Verantwortlichen scheinen über den Schauwert selbst aus dem Auge zu verlieren, mit dieser Marke, die für Nintendo derart wichtig ist, dass man sich seit dem missglückten Realfilm nicht mehr an eine Umsetzung herangetraut hat, auch eine ansprechende Geschichte zu erzählen.

Zugegeben, die wenigsten Menschen spielen Videospiele auf Grund ihrer Geschichte, doch muss sich eine Videospieladaption auch an den sonstigen Werken jenes Mediums messen lassen. Und im Vergleich dazu fällt auf, dass die Story von Der Super Mario Bros. Film bei wohlwollender Formulierung ausbaufähig ist. Dabei stört es nicht, dass es keine Erklärung dafür gibt, weshalb Mario und Luigi überhaupt in jene fremde Welt gezogen werden, aber fragt man sich zu Beginn noch, weshalb der machthungrige Bowser das Pilzkönigreich angreift, ist die Antwort geradezu aberwitzig: Er will Prinzessin Peach heiraten und hat dafür ein mächtiges Power-Up, den Superstern, gestohlen, mit dessen Hilfe er mit Peach über die Reiche ihrer Welt herrschen will. Nur hat er sie zuvor offenbar nie gefragt, ob sie ihn heiraten will. Bowser ist einfach böse, weil er böse sein soll und kollidieren am Ende beide Welten, ergibt der Schluss schlicht keinen Sinn in irgendeiner Art und Weise. Inhaltlich hat das sichtbar Herz und eine schöne Aussage in Bezug auf Mario und seinen Bruder Luigi, doch dass es eine solche Komponente für die unterlegenen Toads nicht gibt, sich die Pinguine, die als erstes von Bowser besiegt werden, dem Kampf gegen ihn nicht anschließen, ist eine verpasste Chance. Gerade hier hätte es die Möglichkeit einer gelungenen Botschaft gegeben, dass man sich nicht unterkriegen lassen soll und auch die scheinbar Machtlosen sich wehren können.

Es hat vielmehr den Anschein, als würde Der Super Mario Bros. Film alle möglichen Ideen auf die Leinwand werfen, in der Hoffnung, dass die Anspielungen und Referenzen das Publikum genügend unterhalten. Das funktioniert ab in etwa der Hälfte besser, als zuvor, wenn Mario und Prinzessin Peach Cranky Kong aufsuchen, um mit der Armee der Kong Bowser Einhalt gebieten zu können. Dann trifft Mario zuerst auf Donkey Kong, ehe der Film zu seinem Highlight ansetzt: Ein temporeiches Rennen im Stile von Super Mario Kart [1993]. Aber auch dabei, wenn man nicht weiß, was die Waffen der Figuren, die Figuren selbst oder die Power-Ups für Kräfte entfalten (wobei letztere nur von den Heldinnen und Helden aufgesammelt werden), kann man kaum mitfiebern und wohnt dem kunterbunten Spektakel nur bei. Gerade in Anbetracht der Möglichkeiten bleiben so viele Chancen ungenutzt.


Fazit:
Ein Großteil des Publikums wird vermutlich aus Erwachsenen bestehen, die selbst Verbindungen zu den Super Mario-Videospielen haben, und ihren Kindern, die entweder von der bunten Präsentation fasziniert werden, oder selbst das ein oder andere Spiel gespielt haben. Beide kommen hier durchaus auf ihre Kosten, selbst wenn das Filmerlebnis keines ist, an das man sich lange erinnern wird. Dafür sind die Charaktere zu austauschbar und die Geschichte zu wenig packend. Das Aussehen von Der Super Mario Bros. Film ist hingegen geradezu überwältigend detailreich, die Detailfülle teilweise regelrecht erschlagend. Doch so putzig die Figuren aussehen, die Story ist kaum vorhanden und die simplen Dialoge, beispielsweise die ersten Sätze von Prinzessin Peach, lassen eine größere Geschichte nicht einmal erahnen. Trotz des Unterhaltungswerts für junge wie ältere Fans von Mario und seinen Abenteuern, wissen die Verantwortlichen offenbar nicht, was sie mit der ikonischen Figur anfangen sollen. Die übrigen Welten werden angeteasert und dass die prominente Figur Yoshi durch Abwesenheit glänzt, deutet darauf hin, dass künftig mehr Geschichten in jenem Universum erzählt werden sollen. Das kündigt auch die Szene nach dem Abspann an. Gegen weitere Abenteuer wäre auch nichts einzuwenden, im Gegenteil. Sie sollten nur mehr Substanz bieten, um dem Vermächtnis der Nintendo-Figuren auch gerecht zu werden.