Der Sex Pakt [2018]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 9. April 2018
Genre: Komödie

Originaltitel: Blockers
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Kay Cannon
Musik: Mateo Messina
Darsteller: Leslie Mann, John Cena, Ike Barinholtz, Kathryn Newton, Geraldine Viswanathan, Gideon Adlon, Sarayu Blue, Ramona Young, Gary Cole, Gina Gershon, June Diane Raphael, Graham Phillips, Miles Robbins, Jimmy Bellinger


Kurzinhalt:

An ihrem ersten Schultag wurden Julie (Kathryn Newton), Kayla (Geraldine Viswanathan) und Sam (Gideon Adlon) beste Freundinnen. Jahre später steht der Abschlussball an und während Julies alleinerziehende Mutter Lisa (Leslie Mann) den baldigen Fortgang ihrer Tochter aufs College nur schwer akzeptieren kann, ist Kaylas Vater Mitchell (John Cena) von Haus aus nah am Wasser gebaut. Hunter (Ike Barinholtz) hat sich von seiner Tochter Sam nach der Scheidung entfremdet, versucht an diesem Tag aber damit zu punkten, dass er dafür sorgt, seiner Tochter einen unvergesslichen Abend zu sichern. Doch dann entdeckt Lisa einen Chatverlauf, in dem die drei Freundinnen über einen „Sex Pakt“ sprechen, bei dem sie ihre Jungfräulichkeit in eben der Nacht des Abschlussballs verlieren wollen. Lisa und Mitchell sind schockiert und darauf aus, ihre Töchter davor zu bewahren, eine Dummheit zu begehen. Hunter hingegen will Lisa und Mitchell aufhalten, damit Sam den Abend erlebt, den sie sich wünscht. Er vermutet dabei, dass Sam lesbisch und ihr männliches Date nur ein Alibi ist. Sie alle erwartet eine unvergessliche Nacht, in der sowohl die Eltern als auch die Kinder erwachsen werden …


Kritik:
Der Sex Pakt ist eine Komödie, bei der dem Publikum ein Bier-Einlauf gezeigt wird, sehr plastisch zu sehen ist, wie einer Figur die blanken Hoden gequetscht werden und eine Brechorgie in einer Stretch-Limousine ein „Highlight“ darstellen soll. Wer dies nicht bereits verstörend genug findet, der bekommt kurz vor Schluss noch eine erschreckend digitale Tränenflut bei Hauptdarstellerin Leslie Mann zu sehen, welche sie sich nicht minder ins Gedächtnis brennend vom Gesicht leckt. Angesichts dieser Aufzählung scheint es geradezu grotesk zu behaupten, das Regiedebüt von Kay Cannon, die bislang hauptsächlich als Autorin der erfolgreichen TV-Serie 30 Rock [2006-2013] und der Pitch Perfect-Filmreihe in Erscheinung getreten ist, würde sich im Kern um ein sensibles Thema drehen. Doch genau das ist der Fall. Das Ergebnis enttäuscht aber weniger durch die vorgenannten zotigen Einlagen, als vielmehr dadurch, dass all das nicht wirklich lustig dargeboten wird.

Filmemacherin Cannon wird mit der Aussage zitiert, dass sie für ihren Regieeinstand ein Thema aufgreifen wollte, in dem sich ihre Tochter eines Tages selbst erkennen könnte. Das mag zumindest zum Teil erklären, weshalb sich die Teenager der Geschichte glaubwürdiger verhalten als die Erwachsenen, deren Benehmen arg gestellt und konstruiert wirkt. Im ersten Dritten ist Der Sex Pakt dabei nicht so zotig, wie man befürchten würde. Nur ist was geschieht im besten Fall amüsant statt witzig. Es ist der Tag des Abschlussballs der drei besten Freundinnen Julie, Kayla und Sam, die seit dem ersten Schultag unzertrennlich sind. Julie, die nur deshalb nach Los Angeles aufs College gehen möchte, um so weit wie möglich von ihrer anhänglichen Mutter weg zu kommen, hat es sich dabei in den Kopf gesetzt, in der Nacht des Balls ihre Jungfräulichkeit mit ihrem Freund Austin zu verlieren. Kayla schließt sich Julie an und zusammen mit Sam, die sich nicht sicher ist, ob sie vielleicht Frauen liebt, besiegeln sie den „Sex Pakt“.

Eine fatale Wendung nimmt das Geschehen erst, als Julies Mutter Lisa an deren Laptop einen Chatverlauf bemerkt, in dem die drei Teenager genau hierüber reden und Lisa mit Mitchell – Kaylas Vater und ein Berg von einem Mann, der in Wirklichkeit jedoch nicht so taff ist, wie man annehmen würde – beschließt, die Mädchen aufzuhalten. Wichtigste Lektion von Der Sex Pakt ist daher, dass man persönliche Informationen nie herumliegen lassen und Smartphone, PC oder Laptop immer vor fremdem Zugriff sperren sollte. So fahren die beiden Eltern mit übersteigertem Beschützerinstinkt gemeinsam mit Sams Vater Hunter, der nach der Scheidung den Kontakt zu seiner Tochter verloren hatte, den Teenagern hinterher und könnten Gefahr laufen, den an sich unvergesslichen Abend ihrer Töchter in einer Katastrophe enden zu lassen.
Doch so weit kommt es nicht. Denn auch wenn die drei Erwachsenen ihren Kindern immer näher kommen, führt deren Weg sie vom Abschlussball zu privaten Feiern zuerst in einem Haus am See und dann in ein nobles Hotel, in dem ein ganzes Stockwerk für die wilde Party reserviert ist. Bei der „Verfolgungsjagd“ durch die Erwachsenen kommt es schließlich zu den eingangs erwähnten Zwischenfällen.

Dabei ist was geschieht für die Eltern bedeutend peinlicher als für die Teenager, wobei sich Leslie Mann, John Cena und Ike Barinholtz vor der Kamera regelrecht erniedrigen müssen. Vielleicht entwickeln sie deshalb nie eine rechte Chemie untereinander, die auch auf das Publikum übergehen könnte. Die einzig vernünftige, erwachsene Figur, ist Kaylas Mutter Marcie, die – wenig überraschend – kaum in Erscheinung tritt.
Dabei ist es nicht, dass Der Sex Pakt keine guten Momente hätte. Wenn Julie ihrer Mutter am Telefon unverblümt die Wahrheit sagt, weshalb diese nicht möchte, dass ihre Tochter die Stadt verlässt, trifft das einen Nerv. Auch die Aussage, dass ausgerechnet Rabenvater Hunter mit der sexuellen Orientierung seiner Tochter so toll umgeht, ist gelungen. Aber diese Momente verpuffen immer dann, wenn das Skript sich am Humor versucht. So ist die Komödie am Ende leider nicht sonderlich witzig und es bleibt der Eindruck, dass die an sich lehrreichen Aspekte nur aufgesetzt wurden.


Fazit:
Scheint die Komödie am Anfang noch recht „harmlos“, gerät die zweite Filmhälfte nicht nur zotig, sondern rutscht unterhalb der Gürtellinie in diverse Körperöffnungen. Dabei schießt Regisseurin Kay Cannon öfter übers Ziel hinaus, als dass sie trifft. Dass am Ende sowohl die Teenager als auch ihre Eltern erwachsen geworden sind, ist zwar ein schönes Bild, aber es bleibt das Gefühl, dass die Aussage nicht nur passender, sondern vor allem lustiger hätte präsentiert werden können. Ist Der Sex Pakt ein boshaft schlechter Film? Eigentlich nicht und der größte Vorwurf, den man ihm machen kann ist, dass er mehr langweilig als witzig ist. Die Pointen der meisten Situationen sind weit absehbar und die Überraschungen (inklusive der Szene zu Beginn des Abspanns – eine weitere gibt es nicht) zu vorhersehbar. Aber dem eigenen Anspruch, die im Kern sensiblen Themen um das Erwachsenwerden, eigene Erfahrungen zu machen, die eigene Sexualität zu erkunden und auch, loszulassen, auf witzige Weise aufzugreifen, wird der Film nicht gerecht. Wer den erkennbaren, guten Willen der Filmemacherin nicht würdigen kann oder will, sollte von der Wertung noch mindestens einen Punkt abziehen.