Der Dunkle Turm [2017]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 5. August 2017
Genre: Fantasy / Action / ThrillerOriginaltitel: The Dark Tower
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Nikolaj Arcel
Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor, Katheryn Winnick, Jackie Earle Haley, Abbey Lee, Dennis Haysbert, Nicholas Hamilton, Claudia Kim, Fran Kranz, José Zúñiga
Kurzinhalt:
Es ist ein ewiger Kampf, den der letzte Revolvermann Roland Deschain (Idris Elba) mit dem Mann in Schwarz (Matthew McConaughey) kämpft. Das Ziel des finsteren und mächtigen Magiers ist es, den Dunklen Turm zu Fall zu bringen, der im Zentrum des Universums steht. Von dort aus beschützt er alle Welten von den Gefahren, die draußen lauern. Der junge Jake Chambers (Tom Taylor) träumt nachts von diesem Kampf, ahnt jedoch nicht, dass er selbst der Schlüssel ist. Als er die Fundamentale Welt verlässt und durch ein Portal nach Mittwelt reist, beginnt die entscheidende Schlacht zwischen Roland, der den Dunklen Turm beschützt, und dem Mann in Schwarz – dabei steht das Schicksal aller Welten auf dem Spiel …
Kritik:
Kenner von Stephen Kings Fantasy-Romanreihe Der Dunkle Turm werden sich fragen, wie Regisseur Nikolaj Arcel das acht Bände umfassende Epos auch nur ansatzweise in einen lediglich eineinhalb Stunden dauernden Film übertragen möchte, selbst wenn die lang erwartete Leinwandumsetzung sich nur einen Teil des Werkes vornimmt. Wer mit den Büchern jedoch nicht vertraut ist, wird um den leichten Einstieg dankbar sein. Zumindest so lange bis man erkennt, dass damit auch die Tiefe der Vorlage zu großen Teilen wegfällt.
Die Geschichte erzählt von dem Kampf zwischen Gut und Böse in der Welt Mittwelt. Dort ist der letzte der Revolvermänner, Roland Deschain, auf der Jagd nach dem finsteren und mächtigen Magier Walter O'Dim. Sein Ziel ist es, den Dunklen Turm, der im Zentrum des Universums steht und die verschiedenen Welten vor den Einflüssen des Bösen außerhalb des Universums schützt, zu Fall zu bringen. Angeblich kann nur der Geist eines Kindes den Turm zum Einsturz bringen und so sucht O'Dim, der auch der Mann in Schwarz genannt wird, in allen Welten nach geeigneten Kindern. Doch Der Dunkle Turm ist nicht wirklich die Geschichte des Revolvermannes und des Mannes in Schwarz, obwohl sie die Hauptrollen besetzten. Es ist die Geschichte des jungen Jake Chambers. Er lebt in unserer Welt und träumt nachts von Roland und Walter, die sich seit langem bekämpfen, von Walters Gehilfen, den "Falschhäutern", die mit menschlicher Haut überzogen auf der Suche nach geeigneten Kindern sind, und von dem Dunklen Turm selbst, dessen Bedeutung er jedoch nicht versteht.
Bereits von Jakes ersten Visionen an vermittelt der Fantasy-Film den Eindruck, als wäre das Universum, in dem er spielt, viel mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Dass Mittwelt dabei nicht vollkommen fremdartig erscheint, sondern wie eine Abwandlung unserer eigenen gestaltet ist, verleiht ihr etwas Greifbares. Inwieweit sich dies aus der Romanvorlage ergibt, vermag dieser Kritiker nicht zu beurteilen und ist denjenigen vorbehalten, die mit Stephen Kings Epos vertraut sind.
So überrascht es auch, wie ernst Der Dunkle Turm als Film tatsächlich ist. Der Humor beschränkt sich allenfalls auf einige trockene Kommentare oder Gegebenheiten, ein wiederkehrendes Element, das die Stimmung auflockern würde, gibt es jedoch nicht. Das wirft allerdings die Frage auf, an welches Publikum sich die Fantasy-Adaption richten soll. Für ein erwachsenes Publikum, das von der Story eher angesprochen werden soll, ist der Blickwinkel aus Sicht des jungen Jake schlichtweg unpassend (selbst wenn Hollywood derzeit Stories von Jungendlichen, die ihre Bestimmung finden, als Kassenmagneten empfindet). Für das jugendliche Publikum wird es dagegen schlicht zu wenige Anknüpfungspunkte geben.
Es ist ein Umstand, über den die beiden Hauptdarsteller glücklicherweise über weite Strecken hinwegtrösten. In der Rolle des Magiers Walter O'Dim geht Matthew McConaughey mit einer geradezu natürlichen Bösartigkeit auf, auch wenn die Figur selbst gar nicht beleuchtet wird. Als der letzte Revolvermann versprüht Idris Elba hingegen ein Charisma, das seine Autorität in keinem Moment in Frage stellt. Auch Tom Taylor gelingt es, den Zwiespalt in dem sich Jake befindet, toll zum Ausdruck zu bringen. Regisseur Nikolaj Arcel weiß seine Figuren durchaus in Szene zu setzen und präsentiert sowohl Mittwelt als auch die reguläre Welt in eingängigen Bildern, zumindest so lange, bis die Actionmomente Fahrt aufnehmen. Die lassen bedauerlicherweise einen tatsächlichen Aufbau vermissen und sind oft so verwackelt geschnitten, dass man kaum erkennen kann, wer auf wen geschossen hat. Hinzu kommt die Tatsache, dass Der Dunkle Turm in den nachts spielenden Abschnitten schlicht zu dunkel geraten ist. Es gibt eine Szene, in der Roland und Jake in einem Wald von einem Wesen angegriffen werden und Roland an einem Baum festgehalten wird – ich kann beim besten Willen nicht einmal erahnen, wovon er festgehalten wird, da es auf der Leinwand schlicht nicht zu erkennen war.
Zwei Momente stehen vom Aufbau der jeweiligen Szene her gelungen hervor und lassen erkennen, was die übrigen hätten werden können. Nur sind genau diese bereits in der Filmvorschau enthalten und somit keine Überraschung.
Fazit:
In vielen Momenten, und das bereits sehr früh im Film, erscheint Der Dunkle Turm ambitionierter, als der Film letztendlich präsentiert wird. Es ist beinahe, als würde man hier durch ein Schlüsselloch in eine andere Welt blicken und erahnen können, was dort noch auf einen wartet, nur ist der Ausschnitt leider viel zu klein. Entsprechend wirken die Geschichte und das Universum trotz des Unterhaltungswerts arg oberflächlich, was sich bis auf die drei Hauptfiguren und auch auf die Nebencharaktere auswirkt, die nichts oder kaum etwas zu tun bekommen. Ich kann nur vermuten, dass die Enttäuschung auf Seiten der Kenner der Fantasy-Reihe bedeutend größer ausfällt und wenn nichts anderes, weckt Nikolaj Arcels Adaption die Lust an Stephen Kings Romanvorlage. Gut gemacht und ebenso gut gespielt, kann man trotz aller Kritikpunkte nur hoffen, dass Der Dunkle Turm lediglich den Auftakt in dieses Fantasy-Universum darstellt. Wie viel es dort zu entdecken gäbe, lässt der Film erkennen.