Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit [2006]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. März 2015
Genre: Thriller / Action / Science Fiction

Originaltitel: Deja Vu
Laufzeit: 126 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tony Scott
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Denzel Washington, Paula Patton, Val Kilmer, Jim Caviezel, Adam Goldberg, Elden Henson, Erika Alexander, Bruce Greenwood, Rich Hutchman, Matt Craven, Donna W. Scott


Kurzinhalt:

500 Menschen sterben beim Bombenanschlag auf eine Fähre in New Orleans. Das Bild, das sich Bundesagent Doug Carlin (Denzel Washington) bietet, ist erschütternd. Als er von der örtlichen Polizei darüber informiert wird, dass die Leiche der jungen Claire Kuchever (Paula Patton) mit Verbrennungsspuren am Ufer gefunden wurde, glaubt Carlin, dass sie an Bord der Fähre gewesen sein muss – doch das Opfer wurde vor der Explosion gefunden. War sie das erste Opfer des Attentäters? Als Carlin FBI-Agent Pryzwarra (Val Kilmer) und dessen Team informiert, entschließen sie sich, Carlin einzuweihen: Sie verfügen über eine experimentelle Technologie, mit der sie vier Tage in die Vergangenheit blicken können. Mit Carlins Hilfe wollen sie so den Bombenleger ausfindig machen, ausgehend von Claire. Doch Doug sieht in der Technik die Möglichkeit, Claires Leben zu retten ...


Kritik:
Die meisten Déjà-vu-Momente erlebt man in Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit erst beim zweiten Ansehen. Wie beim ersten Mal ist es überraschend, wie leicht Denzel Washington eine Figur mit so wenig Tiefe interessant verkörpert. Ebenso, wie bereitwillig man der inhaltlich vollkommen abstrusen Idee folgt. Leider vermag es Regisseur Tony Scott nicht, daraus einen packenden Film zu erzählen. Zu sehr verlässt er sich auf Kameramätzchen und Schnittkaskaden, anstatt wirklich Spannung zu erzeugen. Statt des Wettlaufs gegen die Zeit zeigt er die Techniker beinahe die Hälfte des Films sich darüber unterhalten, was geschieht.

Wer immer sich einen Film ansieht, der Zeitreisen beinhaltet, muss mit sich vereinbaren können, dass was man zu sehen bekommt im besten Falle theoretische Science Fiction ist. Meistens offenbaren sich beim näheren Hinsehen Unmöglichkeiten und Widersprüche. Selten springen einem diese so sehr ins Auge wie bei Déjà Vu, der von der Optik und den vielen Kameras, die benutzt werden, stark an Der Staatsfeind Nr. 1 [1998] erinnert. Aber während man damals über Will Smiths Figur, die ins Visier korrupter NSA-Agenten geraten war, etwas erfahren hatte, schweigt sich das Skript über Washingtons Doug Carlin aus. Außer dass er Bundesagent ist, bei den Marines war und allein lebt, erfährt man nichts. Ähnlich sieht es mit allen anderen Charakteren aus, darunter auch dem Bombenleger, den Carlin zusammen mit einer FBI-Spezialeinheit dingfest machen muss.

So weit hört sich Déjà Vu an wie ein ganz normaler Thriller. Der Kniff hierbei ist, dass das FBI-Team über die Möglichkeit verfügt, vier Tage in die Vergangenheit zu blicken. Um den Täter ausfindig zu machen, der eine Fähre in New Orleans in die Luft gejagt und dabei mehr als 500 Menschen getötet hat, verbringen Carlin, FBI-Agent Pryzwarra und seine Kollegen die meiste Zeit vor einer Videoleinwand. Bis Carlin auffällt, dass was er sieht keine reine Projektion ist – er sieht vor sich die Vergangenheit vor vier Tagen, während diese passiert.
Es ist ein großer Glaubenssprung notwendig, dass es den Technikern möglich sein soll, in das Geschehen hinein und heraus zu zoomen, sie immer die interessantesten Kamerablickwinkel wählen, um die mit der Explosion in Verbindung gebrachte, vom Bombenleger aber kurz zuvor getötete Claire bestmöglich in Szene zu setzen. Dass es außerdem möglich sein soll, einen Laserstrahl, den man auf diese Projektion richtet, in die Vergangenheit zu senden, klingt schlichtweg absurd.

Würde Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit seine Geschichte schnell genug erzählen, so dass dies nicht auffällt, wäre dagegen nichts einzuwenden. Allerdings entwickelt sich der Thriller erstaunlich langsam und so verbringt Carlin mehr Zeit mit den Technikern, um auf die Projektion aus der Vergangenheit zu starren, als selbst zu ermitteln, wie es am Anfang der Fall ist. Einer der wenigen Actionhöhepunkte ist dabei eine Autoverfolgungsjagd, über deren Inhalt man besser nicht nachgrübeln sollte. Anstatt diese mitreißend umzusetzen, beschränkt sich Regisseur Tony Scott auf in Zeitlupe fliegende Autos, bei denen man jedoch gar nicht weiß, weshalb sie überhaupt durch die Gegend fliegen sollten. Ein wirklicher Aufbau, eine überlegte Bildauswahl, ist hier nicht zu erkennen.

Worauf all das am Ende hinauslaufen wird, ist spätestens ab dem Moment klar, da Carlin erkennt, dass er Kontakt mit Claire in der Vergangenheit aufnehmen kann. Wie viele andere Zeitreisestorys verknüpft Déjà Vu Dinge, die man zuvor im Film gesehen hat, mit späteren Ereignissen, doch auch hier gelingt es anderen Geschichtenerzählern deutlich besser, Zusammenhänge herzustellen, so dass es sich anfühlt, als würden mit den Handlungen der Figuren die Zahnräder erst ineinandergreifen.
Dass der Film dennoch unterhaltsam bleibt, liegt an der sympathischen Besetzung, angeführt von einem charismatischen und charmanten Denzel Washington und einer ebenso einnehmenden Paula Patton. Val Kilmer hat zwar nicht viel zu tun, ergänzt die Hauptdarsteller jedoch gekonnt, während Jim Caviezel einen unergründlichen, eiskalten Schurken gibt. Eine weitere Figur, die man bei alledem leicht übersieht, ist der Schauplatz selbst: Gedreht zum großen Teil im Bundesstaat Louisiana und auch in New Orleans direkt, wo Hurrikan Katrina kurz zuvor beinahe 2.000 Menschenleben kostete und weite Teile verwüstete, trägt die gezeichnete Landschaft sehr zur bedrückenden Atmosphäre des Films bei. Insofern erscheint der absehbare und durchaus klischeebeladene Schluss auch hoffnungsvoll. Angesichts des Kontextes war das nicht nur damals wichtig.


Fazit:
Auch wenn Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit nicht in dem Maße zerschnitten und überstilisiert ist wie einige der letzten Filme von Tony Scott, von Werken wie Last Boy Scout - Das Ziel ist Überleben [1991], True Romance [1993] oder eben Der Staatsfeind Nr. 1 ist er hier handwerklich weit entfernt. Das ist insofern bedauerlich, da die Geschichte trotz ihrer hanebüchenen Ausgangslage unterhaltsam genug ist, dass sie von einer entsprechenden Umsetzung auch profitiert hätte.
Die Besetzung, allen voran Denzel Washington, macht den Reiz des Thrillers auf, der viel weniger Action bietet als man erwarten würde. Seine Natürlichkeit verleiht der Tragödie ein Gesicht und wenn er sich aufmacht, den Verlauf der Geschichte zu ändern, drückt man ihm die Daumen, so absurd es auch ist. Die Ermittlung zu Beginn ist durchaus interessant, leider verliert sich dies im Lauf des Films. Der ist nie langweilig, aber auch nur selten spannend.