Deep Impact [1998]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. Mai 2023
Genre: Drama / Science Fiction

Originaltitel: Deep Impact
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Mimi Leder
Musik: James Horner
Besetzung: Téa Leoni, Robert Duvall, Elijah Wood, Morgan Freeman, Maximilian Schell, Vanessa Redgrave, Ron Eldard, Jon Favreau, Laura Innes, Mary McCormack, Richard Schiff, Leelee Sobieski, Blair Underwood, James Cromwell, Dougray Scott, Bruce Weitz, Betsy Brantley, O’Neal Compton, Rya Kihlstedt, Aleksandr Baluev, Mark Moses, Charles Martin Smith, Denise Crosby


Kurzinhalt:

Bei einem nächtlichen Ausflug mit dem Astronomiekurs entdeckt der Schüler Leo Beiderman (Elijah Wood) einen Himmelskörper, den er nicht zuordnen kann. Ein Jahr später glaubt sich die Journalistin Jenny Lerner (Téa Leoni) einer großen Story auf der Spur, als Finanzminister Rittenhouse (James Cromwell) überraschend zurücktritt. Nichts ahnend setzt sie mit ihren Nachforschungen die Regierung des US-Präsidenten Tom Beck (Morgan Freeman) unter Druck, der daraufhin die Öffentlichkeit darüber informiert, dass im kommenden Jahr der von Leo entdeckte Komet auf die Erde treffen wird. Im Geheimen wurden Vorkehrungen getroffen, mit einer internationalen Weltraummission, der auch der erfahrene Astronaut Tanner (Robert Duvall) angehört, ein umgebautes Spaceshuttle zum Kometen zu senden, um diesen vom Kurs abzubringen. Doch je dichter der mögliche Einschlag rückt, umso verheerender werden die Rückschläge der Mission – und umso unausweichlicher scheint eine globale Katastrophe …


Kritik:
Inhaltlich ähnlich gelagert wie der kommerziell erfolgreichere Katastrophenfilm Armageddon - Das jüngste Gericht [1998], könnte die Herangehensweise von Filmemacherin Mimi Leder an Deep Impact, in dem sich ein Komet auf Kollisionskurs mit der Erde befindet, kaum sein. Anstatt das Spektakel in den Mittelpunkt zu rücken, richtet sie den Blick auf die Figuren, das Drama und wie die Gesellschaft mit der Gewissheit umgeht, dass sie der Bedrohung nicht entkommen kann. Damals als melodramatisch und zu bedächtig kritisiert, lohnt sich gerade im Hinblick auf das aktuelle wie jüngste Weltgeschehen ein erneuter Blick, um die Facetten zu entdecken, die sich hier verbergen – und dem Publikum spiegelbildlich vorgehalten werden.

Ein Jahr, nachdem der Teenager Leo Beiderman bei einer Sternbeobachtung mit der Astronomieklasse zufällig einen Himmelskörper entdeckt, den er nicht identifizieren kann, glaubt die Journalistin Jenny Lerner, einer großen Story auf der Spur zu sein, als der Finanzminister plötzlich zurücktritt. Sie beginnt, im Trüben zu fischen und findet sich kurz darauf dem Präsidenten der Vereinigten Staaten gegenüber, der sie bittet, sich mit was immer sie glaubt, gefunden zu haben, noch zurück zu halten. Zwei Tage später tritt der Präsident an die Öffentlichkeit und offenbart, dass in einem Jahr die Bahn eines Kometen diejenige der Erde um die Sonne kreuzen wird. Ein Einschlag kann nicht ausgeschlossen werden, weshalb man im Hintergrund bereits Vorkehrungen getroffen habe, mit einer speziellen Shuttlemission den „Wolf–Beiderman“ getauften Kometen aufzuhalten. Was er in dem Moment noch nicht verrät, auch für den Fall, dass die Mission fehlschlägt und der Einschlag bevorsteht, wurden Vorbereitungen getroffen, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern, denn bei der Größe von Wolf–Beiderman, der größer ist, als der Mount Everest, ist von einem Endzeitszenario auszugehen.

Zwar erzählt Deep Impact im Folgenden auch von der Shuttlemission, die sich aufmacht, den Kometen mit Atomsprengköpfen von seiner Bahn abzubringen, was für einige beeindruckende und packende Momente sorgt, doch das Hauptaugenmerk der Geschichte, die sich stückweise dem Tag des Einschlags nähert, liegt darauf, wie die Menschen mit einer nie gekannten Existenzbedrohung umgehen. Das Ensemble umfasst neben der Reporterin Jenny Lerner, die anfangs nichts ahnend in eine Story hineinstolpert, die viel größer und bedrohlicher ist, als sie je geahnt hätte, auch den jungen Leo Biedermann, die von Robert Duvall angeführte Crew der Shuttlemission „Messiah“ sowie den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Tom Beck, verkörpert von einem so charismatischen wie vielschichtig agierenden Morgan Freeman. Seine gefasste Mimik und Gestik, die anfangs ein immenses Vertrauen an ihn hervorruft, weicht, je fataler die Fehlschläge werden, einem beinahe flehenden Blick, als sich die unausweichliche Katastrophe abzeichnet.

Deep Impact schildert nicht, wie Heldinnen und Helden mit wehenden Fahnen sowie einer über meßbare Skalen hinausgehenden Portion Pathos die Welt retten, sondern vielmehr, welche Opfer die Menschen bereit sind zu erbringen, um das Überleben ihrer Liebsten zu ermöglichen. In einem Katastrophendrama die Menschen anstatt der Katastrophe in den Mittelpunkt zu rücken, ist ein gewagtes Unterfangen, das im Falle von Mimi Leders Regiearbeit durch das Publikum nicht honoriert wurde. Aber nicht nur in Anbetracht der Krisen und Katastrophen, die wir als gesamte Menschheit in den vergangenen Jahren durchlebten, ist es doch ungemein berührender und realistischer, als ein Materialinferno zu bewundern, das einen emotional kalt lässt. Nicht alles hieran ist inhaltlich gelungen, die Nebenhandlung um die jüngere, zweite Ehefrau von Jennys Vater beispielsweise, hat letztlich keine Auswirkungen und auch die Liebesbeziehung zwischen Leo und Sarah ist bestenfalls unterentwickelt. Die Geschichte erweckt den Eindruck, als würde ihr eine halbe Stunde oder sogar mehr an Zeit fehlen, um die vielen verschiedenen Storyfäden tatsächlich zu entwickeln. Doch das schadet den durchaus berührenden Charaktermomenten letztlich kaum.

Viele Ideen des Drehbuchs klingen gerade aus heutiger Perspektive unvermittelt weitsichtig. Angefangen von Ansprachen des US-Präsidenten, die nicht patriotisch oder pathetisch, sondern ermutigend und Hoffnung stiftend klingen, bis hin zu einer nachvollziehbar und logischen Lotterie, deren Auswirkungen einem doch einen Stich versetzen, oder Entscheidungen, wie in Anbetracht der sich anbahnenden Katastrophe Preise und Löhne einzufrieren (man fragt sich, wo bei globalen Krisen derzeit eine solche Weitsicht bleibt). Doch so gelungen zahlreiche inhaltliche Momente sind, insbesondere im letzten Drittel enttäuscht Deep Impact in denen, in denen ein solcher Genrefilm im Grunde glänzen sollte. Damals bereits offensichtlich, sind die oftmals nicht überzeugenden Trickeffekte heute nur noch schneller zu entlarven. Und das, obwohl gerade der Aufwand bei einem unvorstellbar umfangreichen Stau kaum größer sein könnte und Mimi Leders Kameraführung, beispielsweise bei Tom Becks Ansprachen, eine bemerkenswerte Bildersprache beinhaltet. Ob diese Punkte am Ende ausreichen, das Publikum zu überzeugen, hängt auch davon ab, was selbiges erwartet. Wer sich auf einen realistischen Blick einer solchen Katastrophe einlässt, bei dem anhand der Figuren geschildert wird, wie diese mit der Situation umgehen, daran wachsen oder zerbrechen, wird hier fündig. Das mag im Gegensatz zu Armageddon keinen Spaß machen, es ist aber nicht nur die greifbarere, sondern auch die bessere Geschichte.


Fazit:
Regisseurin Mimi Leder erzählt keine Story, in der die Figuren über sich hinauswachsen, um eine unvorstellbare Bedrohung abzuwenden. Vielmehr ist die Erzählung davon geprägt, wie diese Charaktere in einer solchen Situation reagieren. Statt Heldentum und Action in den Mittelpunkt zu stellen, ist es bei ihr der menschliche Aspekt der Figuren. Das klingt weniger spektakulär, doch dafür ist es aufschlussreicher und durchaus emotionaler, als erstere Variante. Handwerklich spürbar überlegt und tadellos umgesetzt, wirkt die Herangehensweise an die Geschichte bedeutend realistischer und greifbarer, als in vergleichbaren Produktionen. Dass das eigentliche Finale dem zwar etwas nachsteht, ist bedauerlich, doch es ist letztlich nur ein Aspekt. Inhaltlich scheint Deep Impact stark verkürzt, was nicht nur auf Grund des namhaften Ensembles bedauerlich ist, doch die vielen guten Ideen wiegen das großteils auf. Als Katastrophenfilm mit dem Fokus auf die Menschen, ist er weiterhin ein gelungenes Drama und gerade aus heutiger Sicht, da weltweite Bedrohungen in gewisser Weise dichter scheinen, als vor 25 Jahren, nachvollziehbarer, als es damals war.



Die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Deep Impact

Deep Impact ist kein gewöhnlicher, überlebensgroßer Katastrophenfilm aus der Traumfabrik Hollywood. So steht nicht die genüssliche Zerstörung der Welt oder Landschaft im Zentrum, sondern die Figuren und der menschliche Aspekt der Geschichte. Entsprechend zugänglich ist Mimi Leders überaus ernste Umsetzung und warm die Bilder, die sie auswählt. Anstatt die Situation und die actionreichen Höhepunkte zu stilisieren, wählt sie eine natürliche Ausleuchtung und Farbpalette. Es sind Punkte, die nun, da Deep Impact für das 25jährige Jubiläum von Paramount Pictures erstmals in 4K Ultra-HD veröffentlicht wird, besser zur Geltung kommen, als zuvor im Heimvideobereich. Das 4K-Set wartet zusätzlich mit einer Blu-ray-Disc auf, auf der sich die bereits aus vorigen Veröffentlichungen bekannten Extras befinden. Die 4K-Disc selbst kommt vollständig ohne Bonusmaterial aus. Leider ist nicht einmal der Audiokommentar enthalten.

Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
  4K Ultra-HD-Disc Blu-ray-Disc (Angaben lt. Vertrieb)
Tonspuren Deutsch 5.1 Dolby Digital, Englisch 5.1 Dolby TrueHD, Französisch 5.1 Dolby Digital, Spanisch (Spanien) 5.1 Dolby Digital, Japanisch 5.1 Dolby Digital Deutsch 5.1 Dolby Digital, Englisch 5.1 Dolby TrueHD, Französisch 5.1 Dolby Digital, Italienisch 5.1 Dolby Digital, Spanisch 5.1 Dolby Digital
Untertitel Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Spanisch (Spanien sowie Lateinamerika), Französisch, Japanisch Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch
Extras keine  •  Audiokommentar von Regisseurin Mimi Leder und Visual-Effects-Supervisor Scott Farrar
 •  Trailer zum Film (deutsch und englisch)
 •  Vorbereitung auf das Ende (9 min.)
 •  Produktion eines Einschlags (12 min.)
 •  Erschaffung eines perfekten Staus (6 min.)
 •  Verschiedene Gedanken (5 min.)
 •  Fotogalerie
 •  Weitere Trailers

Hinweis: Ersten Berichten zufolge beinhaltet das 4K Ultra-HD-Set neben der 4K-Disc die seit 2010 bereits verfügbare Blu-ray-Disc. Da für den Test lediglich eine 4K-Disc zur Verfügung stand, kann dies nicht bestätigt werden. Dafür spricht, dass nach Vertriebsinformationen auf der Blu-ray-Disc dieselben Ton- und Untertitelspuren sowie Extras enthalten sind.

Bei der neuen 4K-Präsentation täuschen die ersten Einstellungen der Studiologos darüber hinweg, was bei der Restaurierung des zwischenzeitlich 25 Jahren alten Bildmaterials gelungen ist. Umso mehr, wenn man die bisherige Blu-ray-Veröffentlichung daneben sieht. Von dem in Deutschland geborenen Kameramann Dietrich Lohmann auf 35 mm-Film gedreht, wurde das originale Filmmaterial für die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung neu abgetastet. Eine neue Farbabstimmung wurde ebenfalls vorgenommen und erstmals liegt Deep Impact in HDR (sowohl HDR10 wie auch Dolby Vision) vor. Bereits die Eröffnungssequenz mit dem Astronomiekurs und die anschließende Beobachtung in der Sternwarte beeindrucken: Ein sattes, dunkles Schwarz erfüllt die Szenerie, aus dem später die hellen Scheinwerfer von Astronom Wolf umso mehr hervorstechen. Die dunklen Bereiche wirken dabei weniger schattiert, feine Abstufungen sucht man hier vergebens, doch dafür überzeugt das Bild auch später durch fantastische, natürliche Farben und eine Schärfe, die sich in feinen Texturen widerspiegelt.
Das meist fälschlicherweise als Rauschen wahrgenommene Filmkorn sucht man beinahe vergebens, so dezent ist es hier. Das nicht auf Grund einer digitalen Rauschunterdrückung, die oftmals so stark verwendet wird, dass Haut und Gesichter der Personen wachsweich wirken, sondern da Kameramann Lohmann ein Filmmaterial verwendete, das kaum Filmkorn ausbildet. Statt knalliger Farben, setzt Deep Impact auf eine Farbpalette, die aus dem Leben gegriffen scheint, was das Geschehen nur umso realistischer macht. Der Film hat nie besser oder „sauberer“ ausgesehen. Die Qualität ist so beeindruckend, als sei das Bild gerade erst aufgenommen worden, selbst wenn die Natürlichkeit dafür sorgt, dass Farben und Kontraste nicht förmlich auf das Publikum überspringen.

Bei der deutschen und englischen Tonspur handelt es sich vorliegend um dieselben, die bereits bei der bisherigen Blu-ray-Disc enthalten waren. Das ist nicht negativ zu verstehen, denn beide überzeugen durch einen abgestimmten, voluminösen Klang und einen kräftigen Bass, sobald die actionreichen Momente ansetzen. Insbesondere beim Finale ist die Klangkulisse beeindruckend und wirkt sogar feiner abgestimmt, als bei manchen heutigen Produktionen.

Extras befinden sich auf der 4K Ultra-HD-Disc, wie bereits gesagt, bedauerlicherweise nicht. Dass sogar weniger Untertitelspuren enthalten sind, als bei der Blu-ray-Disc, ist ebenfalls schade.

Auch wenn die enthaltene Blu-ray wohl keine Verbesserung gegenüber der bisherigen Edition mit sich bringt, die 4K Ultra-HD-Disc ist eine deutliche Steigerung hinsichtlich der Bildqualität.
Natürlichere Farben, die die gewählte Zusammenstellung des Kameramanns und der Regisseurin vollends zur Geltung bringen, ein Kontrast, der gerade bei den Weltraumaufnahmen beeindruckt – die Präsentation ist rundum gelungen und die allgemeine Bildschärfe zusammen mit dem geringen Filmkorn sind ein Highlight, das man im ersten Moment gar nicht genug wertschätzen kann. Zugegeben, viele Trickaufnahmen im letzten Drittel können hier nicht mithalten und sind umso erkennbarer, von einem unruhigen Compositing beim dem sich zurückziehenden Wasser während der Kamerafahrt am Ende ganz zu schweigen. Oder den ruckelnden Fahnen in der letzten Einstellung. Doch sind dies Punkte, die bei Deep Impact bereits bei der Kinoveröffentlichung enthalten waren und den Film so für das Heimkino bereitzustellen heißt auch, ihn so zu bewahren, wie er eben war.

Das Bildmaster ist insgesamt sehr gut gelungen, selbst wenn es in Bezug auf die Plastizität in dunklen Bereichen oder überstrahlend helle Highlights keine Maßstäbe setzt. Es beeindruckt, wie das Bild von einem regelrechten Grauschleier befreit, ihm Vitalität und eine natürliche Farbgebung zurückgegeben wurde. Für Fans ist das unzweifelhaft ein Upgrade der bisherigen Veröffentlichung wert.
Blickt man aus heutiger Sicht auf jene Hollywood-Ära zurück und sieht den menschlichen Fokus von Deep Impact, gewinnt das Katastrophendrama überdies an Bedeutung. Selbst wenn der Film seinerzeit das Publikum nicht überzeugen konnte, insbesondere die lebensnahe(re) Herangehensweise an die Thematik ist so aufschlussreich wie in gewisser Hinsicht inspirierend. Das mag weniger Spaß machen, als der im gleichen Jahr veröffentlichte Actionkracher, doch was Filmemacherin Leder anstrebt, gelingt ihr auf ausgesprochen sehenswerte Art und Weise.

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
5 von 6 Punkten

Deep Impact-Packshot Deep Impact
ist ab 25. Mai 2023 erstmals als
4K Ultra-HD mit Blu-ray sowie zum Download
von Paramount Home Entertainment erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
Paramount Home Entertainment / Paramount Pictures.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.