Das Phantom Kommando [1985]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Februar 2021
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Commando
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren

Regie: Mark L. Lester
Musik: James Horner
Besetzung: Arnold Schwarzenegger, Rae Dawn Chong, Alyssa Milano, Vernon Wells, Dan Hedaya, Bill Duke, James Olson, David Patrick Kelly, Drew Snyder, Sharon Wyatt, Michael DeLano, Bob Minor


Kurzinhalt:

Als ihn sein ehemaliger Vorgesetzter, Major General Kirby (James Olson), aufsucht, ahnt der im Ruhestand befindliche Elitesoldat Colonel John Matrix (Arnold Schwarzenegger), dass es keine guten Nachrichten gibt. Tatsächlich hat jemand Johns ehemalige Kameraden ermordet und kurz darauf wird Johns Tochter Jenny (Alyssa Milano) gekidnappt. Verantwortlich dafür ist der Diktator Arius (Dan Hedaya), der John dazu zwingen will, im südamerikanischen Val Verde den dortigen Präsidenten zu ermorden. Doch John dreht den Spieß um und versucht zusammen mit der Zivilistin Cindy (Rae Dawn Chong), die am falschen Ort zur falschen Zeit war, seine Tochter zu finden. Dafür muss er es mit Arius’ Privatarmee aufnehmen, und mit Bennett (Vernon Wells), der früher ebenfalls ein Elitesoldat gewesen ist …


Kritik:
Ursprünglich in Deutschland indiziert, ist Das Phantom Kommando seit einer vorzeitigen Streichung vor etwas mehr als 10 Jahren inzwischen einem erwachsenen Publikum einfacher zugänglich. Der ebenso kompromisslose wie inhaltlich platte Actionstreifen, der im selben Jahr wie Rambo II - Der Auftrag [1985] erschien und durch die ähnliche Thematik die künstlich hinzugedichtete Konkurrenz der beiden Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone zusätzlich befeuerte, ist weder ein Meilenstein des Genres, noch objektiv ein wirklich guter Film. Doch es ist ein Kind seiner Zeit, bei dem sich das richtige Publikum mit der richtigen Einstellung gelungen unterhalten lassen kann.

In Mark L. Lesters Film sieht sich der im Ruhestand befindliche Colonel einer US-Spezialeinheit, John Matrix (Schwarzenegger), einer Söldnertruppe um den vertriebenen Diktator Arius gegenüber, der Matrix’ Tochter entführt hat. So will er Matrix erpressen, in dem (fiktiven) südamerikanischen Land Val Verde den dortigen Präsidenten zu ermorden. Doch Matrix dreht den Spieß um und macht sich auf die Suche nach den Männern, die seine Tochter gefangen halten. Das klingt nicht allzu kompliziert und tatsächlich ist Das Phantom Kommando inhaltlich alles andere als komplex. Selbst Nebenfiguren wie die charmante Cindy, die Matrix „überredet“, ihm zu helfen, wären im Grunde nicht notwendig. Der Film zieht seine Spannung vielmehr daraus, dass dem Elitesoldaten nur elf Stunden bleiben, um herauszufinden, wo sich seine Tochter befindet, ehe Arius und Johns ehemaliger Kollege, der für Geld die Seiten gewechselt hat, Bennett, sie töten werden. Matrix geht wenig zimperlich vor und so spart der Filmemacher nicht an exzessiver Gewalt, selbst wenn die erst zum Finale hin geradezu entfesselt erscheint.

Dabei darf Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger zu Beginn in eine Rolle schlüpfen, die ihm bis dahin vorenthalten war: Als alleinerziehender Familienvater von Tochter Jenny (Alyssa Milano) scheint er nicht nur friedfertig, sondern geradezu angreifbar. Der etwas längere Director’s Cut erweitert diesen Aspekt durch eine Unterredung zwischen John und Cindy, in der John anspricht, dass er als Soldat Dinge getan hat, die er selbst gerne vergessen würde. Doch nachdem seine Tochter gekidnappt wird und ihm der Diktator Arius eröffnet, dass sie ermordet wird, wenn Matrix seinen Auftrag nicht erfüllt, fällt dieser in sein bekanntes Schema zurück, so dass in kürzester Zeit erneut Leichen seinen Weg pflastern.
Eine komplexe Figur ist John Matrix dabei freilich nicht und insofern auch ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zu John Rambo in Rambo [1982]. Allerdings legt Regisseur Lester, der im Jahr zuvor die Stephen King-Adaption Der Feuerteufel [1984] auf die Leinwand brachte, seinen Actionkracher spürbar weniger ernst an. Davon zeugen nicht nur die teils makabren Sprüche, mit denen Matrix seine Opfer verabschiedet. Auch Rae Dawn Chong darf einige selbstironische Kommentare zum Besten geben.

So bringt sie die Schlägerei zwischen John und dem von Bill Duke gespielten Cooke als Macho-Gehabe treffend auf den Punkt. Wie immer das Publikum damals zu diesen Momenten gestanden haben mag, sieht man heute Arnold Schwarzeneggers ersten Auftritt mit Kettensäge in der einen Hand und einen dreieinhalb Meter langen, dicken Holzstamm lässig über die andere Schulter gelegt, kann man kaum anders, als amüsiert zu schmunzeln. Später vollgepackt mit Granaten, Munition, in Sekundenschnelle in Tarnkleidung und mit Tarnfarbe perfekt gestylt, trieft hier das Testosteron förmlich über den Bildschirmrand. Dass die Privatarmee des Exildiktators aus den schlechtesten Schützen der Welt besteht, während John Matrix ohne zu zielen jeden einzelnen erwischt, ist da nicht mehr als das Tüpfelchen auf dem i. So gewalttätig Das Phantom Kommando gerade in der letzten Viertelstunde ist, das Gezeigte ernst zu nehmen, fällt sichtlich schwer. Dazu kommen Auftritte wie der von Vernon Wells als Matrix’ Erzfeind Bennett, der wie eine Karikatur von Freddie Mercury in zu enger Kleidung erscheint. Von Genre prägenden Werken wie Nur 48 Stunden [1982] dessen Musik Komponist James Horner hier quasi nur kopiert, ist Mark L. Lester weit entfernt. Doch das bedeutet nicht, dass man sich von dem Gezeigten nicht unterhalten lassen könnte – sofern man alt genug dafür ist.


Fazit:
Die Charaktere als tiefgründig zu bezeichnen, wäre mehr als nur eine Übertreibung. Dies liegt nicht daran, dass Arnold Schwarzenegger als John Matrix oft nur einsilbige Antworten gibt. Die Story selbst ist nicht nur konstruiert, sondern auf geradezu sträfliche Art oberflächlich. Hinzu kommen Faustkämpfe und Feuergefechte, die jeglichen Realismus vermissen lassen, aber gleichzeitig die Darstellung derselben nicht nur in den 1980er-Jahren geprägt haben. Immerhin ist die Action spürbar handgemacht, die Explosionen echt, die Darstellerinnen und Darsteller stets in Bewegung. Das Phantom Kommando ist ein Film, der kaum Zeit zum Nachdenken oder Luftholen lässt. Es ist ein Actionreißer aus einer Ära, in der die Hauptfiguren nicht mit Traumata und Ballast beladen waren, in der Gewalt zwar exzessiv dargestellt wurde, aber das Ergebnis und nicht der möglichst grafische Weg dorthin im Mittelpunkt stand. Commando, wie Mark L. Lesters Film im Original markant heißt, ist objektiv gesehen kein guter Film. Aber nicht trotz, sondern gerade auf Grund der überzogenen Darstellung, der lockeren, teils makabren Sprüche und des nicht wegzudenkenden Machogehabes ist es ein Film seiner Zeit und sich seiner Schwächen ganz offenbar bewusst. Dieses Selbstverständnis ist auch aus heutiger Sicht noch geradezu erfrischend für ein Publikum, das genau damit rechnet. Die hohe FSK-Freigabe ist dabei alles andere als zu niedrig angesetzt.