Das hält kein Jahr ...! [2013]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. Januar 2014
Genre: Unterhaltung

Originaltitel: I Give It a Year
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: Großbritannien / Frankreich / Deutschland
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Dan Mazer
Musik: Ilan Eshkeri
Darsteller: Rose Byrne, Rafe Spall, Anna Faris, Simon Baker, Minnie Driver, Jason Flemyng, Stephen Merchant, Jane Asher, Daisy Haggard, Terence Harvey, Clare Higgins, Kerry Howard, Tim Key, Nigel Planer


Kurzinhalt:
Nach nur sieben Monaten heiraten Nat (Rose Byrne) und Josh (Rafe Spall), die von ihrer Art her unterschiedlicher kaum sein könnten. Schon bei der Feier meint ihre Freundni Naomi (Minnie Driver), dass die Ehe kein Jahr halten wird und auch Joshs Eltern erklären ihnen, dass die ersten 12 Monate die schlimmsten seien. Damit scheinen sie auch Recht zu behalten, denn schon bald entdecken sie viele Kleinigkeiten, die sie an dem anderen jeweils stören. Und während Nat wieder in ihrer Arbeit aufgeht, verbringt Autor Josh die meiste Zeit zuhause mit seiner Schreibblockade.
Dass seine Ex-Freundin Chloe (Anna Faris) nach Jahren im Ausland wieder zurück ist und offensichtlich noch Gefühle für ihn hegt, macht das ebenso wenig einfacher, wie die Tatsache, dass Nats neuer Auftraggeber Guy (Simon Baker) nicht nur vollkommen anders ist, als Josh, sondern sie mit seinem Charme beeindruckt. Sie werden die kommenden Monate eng zusammenarbeiten müssen – und stellen die Ehe damit zusätzlich auf die Probe. Zumal Nat Guy noch gar nicht gesagt hat, dass sie bereits vergeben ist ...


Kritik:
Viele Liebesgeschichten enden mit dem Antrag, der den Rest des gemeinsamen Lebens besiegeln soll. Den Höhepunkt von Das hält kein Jahr ...! stellt eine Frage dar, die eben dieses Klischee auf den Kopf stellen soll. Es sind Momente wie dieser, die zeigen, dass in Dan Mazers Liebeskomödie durchaus Potential schlummert, das er allerdings unter erzwungener Situationskomik und einer Anhäufung von peinlichen Momenten begräbt. Wenigstens die Darsteller scheinen dabei ihren Spaß gehabt zu haben.

Das erste Jahr einer Ehe ist das schwerste, so bekommen es Nat und Josh, die sich nach sieben Monaten das Ja-Wort geben, von seinen Eltern gesagt. Wie schlecht es um ihre Beziehung bestellt ist, sollten sie bereits daran erkennen, wie schwer es dem Priester fällt, sie zu Mann und Frau zu erklären – oder wie beschämend die Rede des Trauzeugen Danny ausfällt. Bereits in diesen ersten Minuten stimmt Das hält kein Jahr ...! auf das ein, was das Publikum in den kommenden eineinhalb Stunden erwartet: Teils krude Scherze, die nicht nur unter die Gürtellinie gehen, sondern Situationen, bei denen man im wahren Leben am liebsten im Boden versinken würde. Und gerade diese dehnt der Filmemacher so unnötig und überflüssig aus, dass es keine Freude macht, Nat und Josh auf ihrer Reise durch das erste Ehejahr beizuwohnen.

Zweidrittel des Films sind eingebettet in eine Rahmengeschichte, in der das Paar bei einer Eheberaterin sitzt, um nach neun Monaten Wege für eine gemeinsame Zukunft zu finden. Aber auch diese Szenen ziehen die Situation selbst so durch den Kakao mit einer desinteressierten Beraterin, die eine offene Geringschätzung für Josh an den Tag legt, dass man nicht so recht weiß, ob Mazer sein Skript als Komödie, Satire oder Parodie beabsichtigt hat.
Das erste Abendessen mit Freunden, bei dem auch Chloe, Joshs Ex-Freundin anwesend ist, offenbart, dass selbiger wohl immer noch Gefühle für seine Verflossene hegt, mit der er technisch gesehen nie Schluss gemacht hat, die aber für vier Jahre außer Landes war. Nat hingegen trifft beruflich auf den Amerikaner Guy, dessen charmantes Auftreten und offene Art sie gewissermaßen im Sturm erobern. Hilfreich ist dabei, dass er das genaue Gegenteil von Josh ist, der wenn, dann über den Durst trinkt, zuhause nie aufräumt oder sich einbringt, und der sie für so selbstverständlich erachtet, dass er sich nicht mehr um seine Frau bemüht.

Nicht nur jede Ehe, auch jede "gewöhnliche" Beziehung ändert sich dann, wenn die Verliebtheit entweder in Liebe oder in Gewohnheit, vielleicht auch eine Mischung von beidem, umschlägt. Das zeigt sich im besten Fall darin, dass sich beide Partner ergänzen, gemeinsam den Alltag bewältigen, oder dass in der schlimmsten Konstellation eine/r voran geht, während der/die andere sich nur mitziehen lässt. Diese Wahrheit wurde schon dutzende Male thematisiert und ist somit nicht neu, auch wenn es in Das hält kein Jahr ...! dank der sympathischen Darsteller durchaus die Möglichkeit bieten würde, unterhaltsam erzählt zu werden. Die ruhigeren Momente, in denen dies geschieht, wenn Nat und Josh sich darauf einigen, einander eine neue Chance zu geben, man ihnen aber ansieht, dass es ihnen trotzdem nicht wirklich gelingt, die Macken des anderen zu akzeptieren, können durchaus überzeugen und lassen ein Feingefühl durchblitzen, das im peinlichen Humor vollkommen abhanden kommt. Wird das Intimleben der beiden vor den (Schwieger)Eltern sogar bildlich ausgebreitet, oder demütigt Josh durch seine Art Familienmitglieder, vernichtet der Filmemacher alles, was er bis dahin aufgebaut hat.

Er gestaltet seine männliche Hauptfigur so unsympathisch, dessen Freund Danny noch viel unsympathischer, dass man Simon Baker als Guy Harrap, der fraglos das normalste Verhalten im ganzen Film an den Tag legt, als Ritter in schimmernder Rüstung wahrnimmt. Dadurch verhallen die hier abgedroschen klingenden, aber wichtigen Apelle, dass jede Beziehung, eine Ehe umso mehr, auch Arbeit bedeutet. Dass man nicht beim ersten Streit aufgeben sollte, sondern danach suchen und es bewahren, was einen in erster Linie dazu brachte, "ja" zu sagen. Mehr noch, Dan Mazers Auflösung führt diese Auffassung sogar ad absurdum. Das mag seinem Film am Ende eine kosmopolite Aussage verleihen, die fraglos legitim ist, aber eine Liebeskomödie sieht anders aus.


Fazit:
Schleicht sich der Alltag bei Nat und Josh ein, müssen sie erkennen, dass sie womöglich doch nicht füreinander bestimmt sind, so emotional und feurig seine Ansprache bei der Trauung vor ein paar Monaten gewesen ist. Was die beiden aber in Das hält kein Jahr ...! nie zu tun scheinen, ist miteinander reden. Die Geschichte plätschert von einer peinlichen Begegnung zur nächsten, ohne dass es zu einem richtigen Streitgespräch oder einer wirklichen Erkenntnis für beide kommt.
Die sich gewissermaßen aufzwängenden Liebesgeschichten um Guy und Chloe jeweils für Nat und Josh besitzen dabei mehr Esprit, als ihre Ehe überhaupt. Daraus ließe sich eine gefühlvolle Romanze erzählen, in der sich die Figuren darüber im Klaren werden müssen, dass es keine Schande ist sich einzugestehen, dass die Ehe gescheitert ist, dass sie sich aber selbst keinen Gefallen damit tun, das Unausweichliche hinauszuzögern. Stattdessen entscheidet sich Autor und Regisseur Dan Mazer, dem Zuschauer Hoffnung zu machen, dass die beiden wieder entdecken, was sie ursprünglich gegenseitig angezogen hat. Dass er die emotionale Tragweite ihrer Entscheidungen, nämlich zur Eheberatung zu gehen oder sich den Freunden anzuvertrauen, mit übertriebenem, mitunter schon garstigem Humor bepflastert, zeigt nur, wie wenig er die Thematik ernst nimmt. Das ist schade um die Darsteller, die charismatischer sind und mehr leisten, als die Vorlage verdient.