Dark Tide [2012]

Wertung: 1 von 6 Punkten  |   Kritik von Lars Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Juni 2012
Genre: Drama / Thriller

Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA / ZA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt (USA: PG-13)

Regie: John Stockwell
Musik: Mark Sayfritz
Darsteller: Halle Berry, Olivier Martinez, Ralph Brown, Mark Elderkin, Luke Tyler, Thoko Ntshinga, Sizwe Msutu


Kurzinhalt:
Die professionelle Taucherin Kate Mathieson (Halle Berry) ist bekannt dafür, dass sie nicht nur eine Hai-Expertin ist, sondern mit den gefährlichen, aber faszinierenden Tieren auch tauchen kann, was ihr den Spitznamen "Hai-Flüsterin" eingebracht hat.
Bei einer dieser Tauchgänge unter ihrer Leitung kommt es zu einem folgenschweren Hai-Angriff, bei dem ihr langjähriger Freund Walter (Sizwe Msutu) ums Leben kommt – ein traumatisches Ereignis, das Kate veranlasst, in Zukunft nicht mehr ins Wasser zu steigen. Stattdessen verdienen sie und Freundin Zukie (Thoko Ntshinga) mit schlecht bezahlten Bootstouren für Touristen ihr Geld.
Als sich die unbezahlten Rechnungen immer weiter ansammeln und die Bank damit droht, ihr Boot zu pfänden, unterbreitet Kates Ex Jeff (Olivier Martinez) ihr ein lukratives Angebot: Sie soll mit dem millionenschweren Geschäftsmann und Adrenalin-Junkie Brady (Ralph Brown) und dessen Sohn Luke (Luke Tyler) einen Trip zur berüchtigten "Shark Alley" in Südafrika durchführen und ihn dort mit Haien im Käfig tauchen lassen.
Trotz aller Zweifel lässt sich Kate darauf ein, stellt sich ihren Ängsten und macht sich mit Partner Tommy Phillips (Mark Elderkin), Brady, Luke und Jeff auf den Weg. Doch sie muss erkennen, dass Egomane Brady den ultimativen Kick außerhalb des Käfigs sucht, was die gesamte Crew in Gefahr bringt ...


Kritik:
Schon beim Lesen der obigen Inhaltsangabe müsste den Meisten aufgefallen sein, dass die Geschichte keinen richtigen Sinn ergibt. Wer allerdings hofft, dass dieser Blödsinn wenigstens zu politisch inkorrekter, aber aufregender Hai-Action führt, irrt leider gewaltig.
Für einen erfolgreichen und das jeweilige Publikum zufriedenstellenden Beitrag im schon seit Jahren völlig übersättigten Fisch-Horror-Genre gibt es eigentlich nur drei sinnvolle Ansatzmöglichkeiten: Ein spannender, minimalistischer, realitätsnaher Thriller, wie zum Beispiel Der weiße Hai [1975] oder Open Water [2003], ein actionreicher Mix à la Deep Blue Sea [1999] (unethische Tierversuche kombiniert mit Katastrophenfilm-Elementen) oder ein lachhaftes Trash-Fest für feucht-fröhliche Männerabende wie Mega Shark vs. Giant Octopus [2009].
Dark Tide lässt sich in keine dieser Kategorien einordnen, unternimmt aber noch am ehesten einen vollkommen untauglichen Versuch hinsichtlich der erstgenannten.

Das Drehbuch des Filmes wurde von Amy Sorlie und Ronnie Christensen verfasst. Letzterer ist auch verantwortlich für solch "unvergesslichen" Werke wie Chameleon 3: Dark Angel [2000] und 10.5 – Die Erde bebt [2004]. Von seinen bislang sieben Arbeiten war noch keine einzige in deutschen Kinos zu sehen, nicht einmal Passengers [2008], der mit Anne Hathaway, Patrick Wilson und David Morse sogar eine ansehnliche Besetzung vorweisen kann. Falls das Skript zu Dark Tide ein Indikator für Christensens Fähigkeiten darstellt, verwundert dies indes wenig.
Die Story greift einerseits auf übliche Versatzstücke zurück – so erinnert der Anfang stark an den Prolog des Stallone-Action-Hits Cliffhanger – Nur die Starken überleben [1993] –, reiht andererseits jede Menge Szenen aneinander, die in anderen Filmen unter die Rubrik "nicht verwendet" fallen würden und nervt fast durchgehend mit platten Dialogen und psychologisch unsinnigen Handlungen eindimensionaler Figuren. Weshalb Berrys Kate nach ihrem schrecklichen Erlebnis überhaupt noch einmal mit anderen, darüber hinaus unerfahrenen Tauchern zu unberechenbaren Haien ins Wasser steigt – und das sogar wiederholt – bleibt bis zum Schluss ein Rätsel, das auch die angeführten finanziellen Probleme Kates nicht nachvollziehbar zu erklären vermögen. Insbesondere dieses extrem dumme Verhalten raubt dem Film seinen einzigen potentiell sympathischen Charakter, so dass sich der Zuschauer für das Schicksal der Protagonisten nicht im geringsten interessiert.

Die Leistung der Darsteller passt sich konsequenterweise der Qualität des Drehbuchs an.
Selten agierte Halle Berry (X-Men [2000]), für Monster's Ball [2001] immerhin mit dem Oscar ausgezeichnet, so lustlos und mimisch sprunghaft vor der Kamera wie in Dark Tide. Selbst in der Comic-Gurke Catwoman [2004] machte es mehr Spaß, ihr zuzusehen. Immerhin hatte der Dreh für sie und den französischen Co-Star Olivier Martinez (S.W.A.T. - Die Spezialeinheit [2003] und Taking Lives – Für dein Leben würde er töten [2004]) ein persönliches Happy-End, sind die beiden doch seitdem ein Paar und mittlerweile sogar verlobt. Im Film ist von dieser offenbar vorhandenen Chemie zwischen Berry und Martinez jedoch nichts zu spüren. Martinez bleibt genauso farblos, wie die anderen Schauspieler.
Lediglich Brite Ralph Brown (Radio Rock Revolution [2009]) setzt spärliche Akzente. Da seine Figur allerdings plakativ dämlich und unsympathisch angelegt ist, hilft das leider kein Bisschen.

Regisseur John Stockwell – manchen vielleicht noch als Schauspieler zum Beispiel in der Rolle des Billy Hazard in der ersten Staffel von Fackeln im Sturm [1985] bekannt – bewies mit Blue Crush [2002] und Into the Blue [2005], dass er das Meer visuell aufregend in Szene setzen und handwerklich überzeugen kann.
Ob nun dem dürftigen Skript oder einem möglicherweise zu geringen Budget geschuldet, enttäuscht auch die Regie bei Dark Tide trotz traumhaften Drehorten bei Kapstadt in Südafrika auf ganzer Linie. Durch die wenig durchdachte Szenenaneinanderreihung fehlt dem Film ein solider Spannungsbogen, emotional gedachte Momente ziehen sich unnötig zäh in die Länge und ausgerechnet die Action und Angriffe der Haie sind derart dunkel, mit hektischer Kamera gefilmt und unübersichtlich montiert, dass man schnell die Lust verliert, dem Geschehen weiter zu folgen, wozu auch Mark Sayfritz' langweiliger, häufig unpassender Score einen nicht unerheblichen Beitrag leistet.

Die Produzenten von Dark Tide (oder potentielle Verleihfirmen) scheinen rechtzeitig erkannt zu haben, welch ungenießbarer Fisch ihnen hier im Netz hing, denn trotz zunächst angedachter Kino-Veröffentlichung wurde der Film in den USA letztendlich nur für das Heimkino auf den Markt gebracht. Bis heute scheint sich in Deutschland noch kein Vertrieb gefunden haben, der das Machwerk in irgendeiner Form einem geneigten Publikum anbieten möchte. Und das ist zweifellos kein wirklicher Verlust.
Das einzig Positive, das sich in Dark Tide findet, sind die folgenden Aussagen im Abspann – und damit Sie sich Zeit und Ärger ersparen, wollen wir Ihnen diese gleich hier mit auf den Weg geben, so dass Sie auf die Ansicht des Filmes verzichten können:

Fakt: Viele Hai-Spezies sind vom Aussterben bedroht.
Fakt: Haie sind für gesunde Meere essentiell wichtig.

Wie können Sie mithelfen, unsere Haie zu retten?
(1) Essen Sie keine Haifischflossen-Suppe und kaufen Sie keine Hai-Produkte.
(2) Wählen Sie Produkte aus nachhaltigem Fischfang. Vermeiden Sie Fisch aus Quellen mit hohem Anteil an Hai-Beifang.
(3) Respektieren Sie Haie. Lernen Sie mehr über die Rolle, die sie in den Meeren einnehmen, und verbreiten Sie das Wissen.
(4) Drängen Sie Ihre Regierung, Haie zu schützen.


Fazit:
Wäre Dark Tide auch nur im entferntesten unterhaltsam, könnte man die abstruse Handlung und chargierende Darsteller möglicherweise verzeihen, so bleibt er unterm Strich lediglich eine armselige Fußnote in der durchwachsenen Karriere der eigentlich ebenso talentierten, wie attraktiven Halle Berry.
Dark Tide ist weder spannend oder realistisch, noch stellt er Genre-Fans zufrieden, die alternativ einen entsprechenden Gore- und Action-Level samt einhergehendem Trash-Potential erwarten.
Angesichts der unüberschaubaren Masse an tatsächlich kurzweiligem Hai-Schund und einer Handvoll durchaus sehenswerter Filme zum Thema, gibt es wirklich gar keinen Grund, mit Dark Tide die Zeit zu vergeuden. Und wer Berry in einem sexy Bikini sehen möchte, ist mit James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag [2002] ohne Frage ebenfalls besser bedient.