Companion - Die perfekte Begleitung [2025]
Wertung:
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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 31. Januar 2025
Genre: Thriller
Originaltitel: Companion
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Drew Hancock
Musik: Hrishikesh Hirway
Besetzung: Sophie Thatcher, Jack Quaid, Lukas Gage, Megan Suri, Harvey Guillén, Rupert Friend, Marc Menchaca, Jaboukie Young-White, Woody Fu, Younus Howlader
Kurzinhalt:
Es soll ein unbeschwertes Wochenende werden, das Iris (Sophie Thatcher) mit ihrem über alles geliebten Josh (Jack Quaid) und dessen Freunden verbringt. Das Haus am See, das dem ebenso wohlhabenden wie zwielichtigen Sergey (Rupert Friend) gehört, liegt so weit abgeschieden, dass die Straße dorthin nicht einmal auf der Karte eingezeichnet ist. Bereits bei der Ankunft lässt Joshs Bekannte Kat (Megan Suri) Iris spüren, dass sie sie nicht leiden kann, doch trotz kleinerer Eifersuchtsmomente von Iris’ Seite, ist es ein schöner Abend. Da Josh am Morgen nicht mit zum See kommen möchte, geht Iris allein und sieht sich dort unvermittelt Sergey gegenüber. Als er sie bedrängt, eskaliert die Situation und kurz darauf steht Iris blutüberströmt im Haus vor Josh, Kat, Eli (Harvey Guillén) und dessen Freund Patrick (Lukas Gage). Iris ahnt nicht, dass sie nur ein Spielball in einem lange gehegten Plan ist, oder dass ihre Welt wenig später vollkommen in sich zusammenfallen wird …
Kritik:
Die Grundidee und wie subtil Filmemacher Drew Hancock sie zu Beginn seines ebenso amüsanten wie teils bösen Thrillers Companion - Die perfekte Begleitung präsentiert, ist so gelungen, dass es umso unverständlicher ist, weshalb die Filmvorschau sie bereits vorwegnimmt. Lässt sich das Publikum darauf ein, erwartet es eine Geschichte, die zwei aktuelle Themen unserer Zeit behandelt, versehen mit ebenso interessanten Fragestellungen und wenig zimperlich dargebracht. Wäre es ein wenig packender, wäre dies eine uneingeschränkte Empfehlung.
Auch wenn diese Kritik keine entscheidenden Storyaspekte vorwegnimmt, dass einer der Aspekte der Story angedeutet wird, mag man bereits als Spoiler verstehen. Geneigter Leserinnen und Leser sollten entsprechend mit Vorsicht weiterlesen. Companion beginnt mit Iris’ Erinnerung an ihre erste Begegnung mit Josh, der Liebe ihres Lebens. Iris könnte kaum glücklicher sein, selbst wenn ihr vor dem Wochenende mit Joshs Freunden graut. Die anwesende Kat scheint Iris nicht zu mögen und weder kennt sie deren Freund Sergey, in dessen abgelegenem Haus am See sie sich treffen, noch Eli oder Patrick, die ebenfalls dort sind. Das gemeinsame Wochenende beginnt ausgelassen, wobei Iris merklich eifersüchtig gerät, als Josh Zeit mit Kat verbringt. Doch als Iris am nächsten Morgen allein zum See geht, wo Sergey an sie herantritt und zudringlich wird, weiß sie sich nach einem wiederholten „Nein“ nicht mehr anders zu wehren und steht wenig später blutüberströmt vor den anderen. Es ist nur der Beginn eines Wochenendes, das Iris’ Welt auf den Kopf stellt.
Dass irgendetwas in dieser Beziehung zwischen Josh und Iris nicht ist, wie es sein sollte, sieht man nach ihrem bewusst kitschigen Aufeinandertreffen bereits früh. Sei es, dass Iris ihn geradezu bedingungslos anhimmelt und ihre Liebe zu ihm bewusst betont, oder wenn man beobachtet, wie kühl er sie im Gegenzug behandelt. Das wird nicht nur offensichtlich, wenn man sieht, wer die Koffer trägt. Auch Kats offene Ablehnung trägt zur unheilvollen Stimmung bei, würdigt sie Iris eingangs keines Blickes. Dennoch beginnt der Trip ausgelassen, bis die Stimmung sehr schnell sehr düster wird. Dass Filmemacher Hancock die meiste Zeit über aus Iris’ Blickwinkel erzählt, man ihre Erfahrung der Situationen wahrnimmt, ist eine gelungene Entscheidung, die sich im Verlauf umso mehr auszahlt, wenn deutlich wird, dass sie von Josh manipuliert wird. In welche Richtung sich Companion von hier an entwickelt, sei nicht verraten. Es soll genügen zu sagen, dass der eigentliche Clou der Story zwar früh preisgegeben wird, das die Verantwortlichen jedoch in die Lage versetzt, die verschiedenen Facetten der überaus zeitgemäßen Idee auszuloten.
Die lässt sich nicht nur als das verstehen, was man augenscheinlich wahrnimmt, sondern zeigt durch Iris’ Augen die Auswirkungen einer toxischen Beziehung. Ausgenutzt von Josh, kann sie sich nicht frei entscheiden, sondern wird von ihm für seine Zwecke missbraucht. Im Lauf der Erzählung beschreibt Companion, wie Iris sich zu emanzipieren versucht, was in Anbetracht des zweiten Aspekts der Geschichte durchaus für amüsante wie teils sogar bitterböse Momente sorgt. Dass dies ungeachtet der gezeigten Gewalt funktioniert, liegt insbesondere an der Besetzung, angeführt von einer erstklassigen Sophie Thatcher, deren Iris nicht nur sämtliche Höhen und Tiefen durchlebt, sondern die ihre gesamte Bandbreite ebenso packend zum Ausdruck bringt, wie sie das Publikum – ungeachtet dessen, was sie tut – an sich bindet. Dabei hilft es durchaus, dass Josh, anfangs beinahe amüsant, zum Ende hin geradezu herrschsüchtig boshaft gespielt von Jack Quaid, eine Person verkörpert, deren tiefsitzende Unzufriedenheit in einem schneidenden Dialog toll aufgedeckt wird.
Das Zusammenspiel aus Manipulation und Emanzipation ist es, das Companion - Die perfekte Begleitung spürbar auszeichnet und auch dann voranbringt, wenn es der Geschichte selbst kaum gelingt. Die wartet, wie bereits erwähnt, früh mit einem entscheidenden Kniff auf, nach dem man erwarten würde, dass das Erzähltempo anzieht. Doch tatsächlich nimmt Regisseur Drew Hancock erst einmal merklich Geschwindigkeit aus der Erzählung heraus, die immer wieder an bestimmten Situationen ankommt, deren Ideen überaus interessant sind und die auch entsprechend mitreißend inszeniert werden, sei es der Fluchtversuch mit dem Auto oder die Aussprache am Esstisch, die in einem erschreckenden, hilflosen Moment mündet. Doch dazwischen, wenn sich die Figuren über die Auswirkungen dessen unterhalten, was gerade geschehen ist, oder der im Grunde einfache Plan merklich auseinanderfällt, scheint der Thriller beinahe zum Stillstand zu kommen.
Gleichermaßen schade ist, dass Hancock ein im Grunde eindeutiges Finale um einen absehbaren und unnötigen Zusatz erweitert, als hätte er nicht gewusst, wie er sonst ein lange vorbereitetes Utensil zum Einsatz bringen sollte. Sieht man darüber hinweg und lässt sich auf die durchweg unterhaltsame, wenn auch nur in einigen Momenten packende Geschichte ein, die an Klassiker eines anderen Genres erinnert, das oben bewusst gar nicht genannt ist, ist Companion ein ebenso einfallsreicher wie durchaus pointierter Thriller, dessen Fragen und Aussagen in einem bestimmten Aspekt vermutlich länger Bestand haben werden, als man vermutet – und dessen dahinterliegende Geschichte umso zeitloser gerät.
Fazit:
Was suchen wir in einer Beziehung? Wenn man sich entscheiden könnte, ob sich jemanden auf Augenhöhe in einen verliebt, oder eine Person, die zu einem aufsieht, einen bedingungslos vergöttert und jeden Wunsch erfüllt, wofür würde man sich entscheiden? Filmemacher Drew Hancock versteckt diese Frage ebenso in seiner Erzählung, wie unter anderem seine Schilderung, wie Iris in einer toxischen Beziehung von Josh benutzt wird. All dies vor dem Hintergrund einer futuristisch angehauchten Geschichte, in denen traditionell den Menschen der Spiegel vorgehalten wird. Die Gesellschaftskommentare, wie wir miteinander umgehen und was wir uns von der Zukunft ggf. erhoffen, wenn Kat sich selbst als Gespielin des reichen Sergey objektiviert, aber Verachtung für andere Objekte übrig hat, sind so treffend wie böse. Von Sophie Thatcher fantastisch und durchaus preiswürdig zum Leben erweckt, bietet Companion - Die perfekte Begleitung wenig zimperliche Unterhaltung mit mehr Hintersinn, als man auf den ersten Blick sieht oder vermuten würde. Das ist in sämtlichen Aspekten gelungen, auch wenn die Story selbst nicht durchgehend mitreißt und am Ende absehbarer gerät, als sie hätte müssen. Nicht nur für Genrefans ist das dennoch eine Entdeckung wert.