Codename U.N.C.L.E. [2015]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. August 2016
Genre: Komödie / Action / Thriller

Originaltitel: The Man from U.N.C.L.E.
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Guy Ritchie
Musik: Daniel Pemberton
Darsteller: Henry Cavill, Armie Hammer, Alicia Vikander, Elizabeth Debicki, Luca Calvani, Sylvester Groth, Hugh Grant, Jared Harris, Christian Berkel, Misha Kuznetsov


Kurzinhalt:

Zu Beginn der 1960er-Jahre erhält der CIA-Agent Napoleon Solo (Henry Cavill), ehemals Kunstdieb, den Auftrag, die Tochter des nach dem Zweiten Weltkrieg übergelaufenen, jedoch verschwundenen Wissenschaftlers Udo Teller (Christian Berkel), Gaby (Alicia Vikander), aus Ost-Berlin zu bringen, um mit ihrer Hilfe ihren Vater ausfindig zu machen. Auch der KGB-Agent Illya Kuryakin (Armie Hammer) ist an Teller und somit seiner Tochter interessiert. Als Informationen auftauchen, dass der Wissenschaftler eine Atombombe für ein neues Verbrechersyndikat bauen soll, beschließen die Geheimdienste aus West und Ost, zusammenzuarbeiten. Die Spur führt nach Italien zur Familie von Victoria Vinciguerra (Elizabeth Debicki), wo Kuryakin als Verlobter von Gaby getarnt, Kontakt herstellen soll. Doch die unterschiedlichen Arbeitsweisen von ihm und Solo machen die Mission nicht einfacher ...


Kritik:
Es gibt in der Story von Codename U.N.C.L.E. einen packenden Actionthriller, den Regisseur und Co-Autor Guy Ritchie jedoch nicht erzählt. Dass er sich stattdessen entscheidet, eine amüsante, in einem Moment gar bösartig witzige Agentenkomödie mit einem tollen Flair und einigen wenigen Actionszenen zu präsentieren, mag dem Film finanziell das Genick gebrochen haben mit einem weltweiten Einspielergebnis, das nur knapp über den Produktionskosten liegt. Doch es ändert nichts daran, dass er für sich genommen genau das bietet: Überraschend leichtfüßige Agentenunterhaltung mit Sixties-Charme.

Inwieweit die Ursprungsgeschichte der zugrundeliegenden Serie Solo für O.N.K.E.L. [1964-1968] treu bleibt, mag dahingestellt bleiben. Ganz offensichtlich hatten Guy Ritchie und das Studio Warner Bros. beabsichtigt, aus dem Konzept eine neue Filmreihe zu entwickeln. Die würde an sich auch alles mitbringen, was dafür notwendig ist: Henry Cavill besitzt als CIA-Agent Napoleon Solo die richtige Mischung aus süffisanter Überheblichkeit und verschmitztem Charme. Anfang der 1960er-Jahre soll er die Kfz-Mechanikerin Gaby Teller aus Ost-Berlin in den Westen bringen, damit sie ihn zu ihrem Vater, dem verschollenen Atomwissenschaftler Udo Teller führt. Geheimdienstberichten zufolge soll sich dieser in Italien aufhalten und für eine neue Verbrecherorganisation eine Bombe vorbereiten. Doch an Tellers Informationen ist auch der sowjetische KGB interessiert und sendet seinen besten Mann Illya Kuryakin, um Gaby ebenfalls abzufangen. Als die gemeinsame Bedrohung erkannt wird, müssen Kuryakin und Solo zusammenarbeiten – sehr zu ihrer beider Missfallen.

So bietet Codename U.N.C.L.E. viel vom zu erwartenden Kulturschock, wenn die unterschiedlichen Weltansichten aufeinanderprallen. Damit einher gehen viele lustige Seitenhiebe und ebenso viele Momente, in denen die beiden Agenten erkennen müssen, dass sie entweder so unterschiedlich gar nicht sind, oder aber beide ihre Stärken und Schwächen besitzen. Das zeigt sich am besten in einem amüsanten, nächtlichen Einbruch, der in einer Bootsverfolgungsjagd samt italienischer Lieduntermalung gipfelt.

Das 60er-Jahre-Ambiente wird durch die passende Mode, der damaligen Technik und die Fahrzeuge toll eingefangen. Guy Ritchie versetzt sein Publikum gelungen in die Zeit, einschließlich eines hochmotorisierten Trabants. Es ist an sich bedauerlich, dass das Drehbuch die angesprochene Verbrecherorganisation aus den Augen verliert und auch der Sturm auf die Insel der Schurken als einfallsreich dargebrachte Collage präsentiert wird, der Filmemacher aber die Chance verpasst, hier eine ausladende und packende Actionsequenz zu präsentieren.
Die Bösewichte, bestehend aus der aufreizend berechnenden Victoria Vinciguerra, ihrem Ehemann Alexander sowie Gabys Onkel Rudi, werden kaum beleuchtet und haben bis auf jeweils eine oder zwei kurze Szenen auch kaum etwas zu tun.

Die Entscheidung unterstreicht jedoch, dass bei Codename U.N.C.L.E. das Hauptaugenmerk nicht auf dem Thrillerelement, sondern auf der Komödie liegt. Höhepunkt ist ein – streng genommen nicht witziger – Moment, in dem ein Folterexperte aus Nazideutschland seine eigenen Methoden zu spüren bekommt. Das ist so zynisch und böse, dass man sich zwar fragt, wie die FSK das ab 12 Jahren freigeben konnte, aber es ist für das richtige Publikum zum Schreien komisch.
Eben dieses Publikum kommt bei Codename U.N.C.L.E. auch auf seine Kosten. Fans von süffisanter Agentenunterhaltung werden die Chemie zwischen den Darstellern ebenso zu schätzen wissen wie die elegante Präsentation. Sie werden sich höchstens fragen, weswegen Regisseur Ritchie gleich mehrmals sein beliebtes erzählerisches Stilmittel anwendet und inhaltlich zurückspult, um etwas zu erklären, das aufmerksame Zuseher sich bereits erschlossen haben. Es ist, als würde das Skript den Zuschauern gar nicht zutrauen mitzudenken.


Fazit:
Angesiedelt in einer Zeit, als der Kalte Krieg mit wirklichen Waffen und Informationen, anstatt mit digitalen geführt wurde, profitiert Codename U.N.C.L.E. immens vom Charme der 60er-Jahre. Auf Hochglanz getrimmt mit teuren Outfits und erlesenen Schauplätzen, ist das nicht nur schön anzusehen, sondern glücklicherweise weder brutal, noch zu verwackelt eingefangen.
Henry Cavill versprüht ein Charisma, das ansteckender kaum sein könnte, und ihm stehen Armie Hammer und Alicia Vikander in kaum etwas nach. Die Geschichte dreht sich um sie und nicht um die Schurken oder die Rettung der Welt. Wer mit dieser Erwartungshaltung an Guy Ritchies unterhaltsame und locker dargebrachte Agentenkomödie herangeht, wird nicht enttäuscht. Nur ein Actionfeuerwerk oder einen packenden Thriller sollte man hier nicht erwarten.