Champions [2023]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 20. April 2023
Genre: KomödieOriginaltitel: Champions
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Bobby Farrelly
Musik: Michael Franti
Besetzung: Woody Harrelson, Kaitlin Olson, Cheech Marin, Kevin Iannucci, Madison Tevlin, Joshua Felder, Ashton Gunning, James Day Keith, Matthew Von Der Ahe, Tom Sinclair, Alex Hintz, Casey Metcalfe, Bradley Edens, Matt Cook, Ernie Hudson
Kurzinhalt:
Nach einer Ausschreitung gegen seinen Cheftrainer Phil (Ernie Hudson) und einer Trunkenheitsfahrt, die in einem Unfall endet, verliert Basketball-Assistenztrainer Marcus Marakovich (Woody Harrelson) seinen Job. Als Hafterlass soll Marcus Sozialstunden ableisten, indem er ein Team junger Menschen im Basketball trainiert. Dabei handelt es sich um die „Friends“, ein Team bestehenden aus Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Notgedrungen tritt Marcus den Posten an und trifft in Johnny (Kevin Iannucci), Darius (Joshua Felder), Benny (James Day Keith) und den anderen junge Spieler, die zwar hinsichtlich der Technik seiner vorigen Mannschaft nicht das Wasser reichen können, wohl aber in Bezug auf Engagement und Freude am Spiel. Dass Marcus mit Johnnys Schwester Alex (Kaitlin Olson) bereits ein Date hatte, verkompliziert die Situation, zumal er erkennen muss, dass die „Friends“ durchaus Chancen auf einen Turniersieg haben, was Marcus’ Ehrgeiz weckt …
Kritik:
Letztendlich ist Bobby Farrellys Champions genau der Film, den man in Anbetracht des Themas erwarten würde. Die Komödie um einen Basketballtrainer, der ein Team junger Menschen mit kognitiven Einschränkungen coachen muss, durchlebt alle Höhen und Tiefen des Genres der inspirierenden Sportfilme sowie der Komödien um Hauptfiguren, die lernen, bessere Menschen zu sein. Doch inspiriert der Film ein inklusives Publikum und trifft so einen ungeahnten, gesellschaftlichen Nerv.
Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen spanischen Spielfilm aus dem Jahr 2018 und handelt von Marcus Marakovich, der als Assistenztrainer einer Basketballmannschaft in einer unteren Liga wenig glücklich in seinem Job ist. Zum einen, weil seine Karriere ihren Höhepunkt weit überschritten zu haben scheint, zum anderen, weil er der Überzeugung ist, es besser zu wissen, als der tatsächliche Coach der Mannschaft. Wegen Trunkenheit am Steuer und Beschädigung eines Polizeifahrzeugs wird er zum Ableisten von Sozialstunden verurteilt. Drei Monate lang soll er eine Mannschaft von jungen Menschen mit Einschränkungen trainieren. Nicht wissend, was ihn erwartet, trifft er auf diese jungen Männer – und später eine resolute junge Frau –, die ihm mit unverblümter Offenheit und einer Freude am Spiel begegnen. Dabei nimmt Marcus seine Aufgabe anfangs nicht ernst und sitzt seine Zeit nur ab. Es ist ihm geradezu peinlich, dass er eine solche Mannschaft trainiert, die wohlgemerkt sogar an Turnieren teilnimmt. Das „Friends“-Team besteht aus verschiedenen Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, von einem Spieler, der bei einem Unfall eine schwere Gehirnverletzung davongetragen hat, bis hin zu Johnny mit Down-Syndrom.
Zu sehen, wie Marcus diese Menschen kennenlernt, sich mit ihnen und ihren Besonderheiten beschäftigen muss, um sie als Team zusammen zu bringen, ist wenig überraschend, zumal sein Engagement erst dann einsetzt, als sie ein Spiel gewinnen. Dennoch gelingt es Champions, den Weg dorthin und danach so erfrischend wie sehenswert zu gestalten. Das liegt zum einen an Woody Harrelson, der seiner anfangs nur wenig sympathischen Figur eine in vielerlei Hinsicht greifbare Zugänglichkeit verleiht. Sei es dadurch, dass er stets das nächste Ziel vor Augen hat, diese Aufgabe unter seiner Würde sieht, oder er schlicht nicht weiß, wie er sich der Mannschaft gegenüber verhalten soll, wenn er allein in seiner Ausdrucksweise nicht anecken will. Vor allem jedoch gelingt es Regisseur Bobby Farrelly dadurch, dass er der Spielerin und den Spielern der Mannschaft auf Augenhöhe begegnet. Zwar werden die wenigsten Figuren vertieft, im Grunde nur Johnny, dessen Schwester eine eingangs sehr praktische Beziehung mit Marcus eingeht. Doch die meisten werden kurz vorgestellt und sie alle mit ihren besonderen Eigenschaften ernst genommen. Champions ist ein Film, der mit ihnen lacht und ihre geradezu ansteckende Freude am gemeinsamen Spiel (und dem Gewinnen) zur Geltung bringt.
Es wundert daher nicht, dass man trotz einiger zotiger Witze, die unnötigerweise über das Ziel hinausgehen, die meiste Zeit ein Lächeln im Gesicht hat, wenn man dem Werdegang der „Friends“ zusieht. Wohin das führt, ist absehbar, aber nichtsdestoweniger mit einer schönen Botschaft versehen und durch einen tollen Soundtrack unterlegt. Inhaltlich ist das allerdings kaum mehr, als andere Genrefilme bereits gezeigt haben, zumal Potential ungenutzt bleibt. So wäre es ein Leichtes gewesen, auf die Inklusion von Johnny und seiner Mannschaft im Alltag stärker einzugehen. Sowohl leuchtende Beispiele aufzuzeigen, wie auch die gegenteiligen, wie hier im Fall von Benny. Doch gerade in dem Aspekt bleibt Champions zu zaghaft und verlässt sich stattdessen auf Marcus’ private Geschichte, die ebenfalls nach bekannten Mustern abläuft. Es bleibt in gewisser Weise das Gefühl, als würde Filmemacher Farrelly die Bühne für das Team als die eigentlichen Stars des Films bereiten, sie ihnen dann aber letztlich nicht ganz überlassen wollen.
Doch schmälert das nicht, was Champions insgesamt gelingt. Mit spürbar Herz entwickelt die Komödie einen enormen Charme dank der Besetzung des „Friends“-Teams, die der Spielerin und den Spielern weit mehr als nur Authentizität verleiht. Sie machen diese Figuren greifbar, lassen das Publikum an ihren Erfolgen und täglichen Herausforderungen teilhaben, anstatt sie nur zu begleiten. Das ist letztlich auch einfach schön zu sehen und öffnet vielleicht auch den Blick des Publikums, im Alltag mit mehr Offenheit allen Menschen unserer Gesellschaft zu begegnen.
Fazit:
Man mag Bobby Farrelly zurecht vorwerfen, dass sein Remake nach bekannten Mustern verläuft und kaum Überraschungen bietet. Dennoch ist es die Art und Weise, wie er den einzelnen Personen des „Friends“-Teams begegnet, die seinen Film aus dem Genre der Sportfilme hervorstehen lässt. Ohne sie zu belächeln oder auf sie herabzublicken, werden sie vorgestellt und die Herausforderungen aus ihrer Sicht geschildert. Sowohl im Hinblick auf die Gesellschaft, wie auch darauf, wie ihnen die Gesellschaft begegnet. Es würde nicht wundern, wäre Champions der vermutlich empathisch wertvollste Film des Jahres, selbst wenn dies manchmal belehrend klingen mag. Mit Alex als gleichermaßen selbstbewussten Frauenfigur wäre es ein Leichtes gewesen, Marcus als „Opfer“ in einer Gesellschaft zu porträtieren, das seinen Platz in der Gesellschaft nicht findet. Doch Woody Harrelson tut dies nicht und lässt die übrige Besetzung gleichermaßen im Rampenlicht strahlen. Gerade er muss lernen, dass mehr dazugehört, ein Sieger zu sein, als nur zu gewinnen. Das mitanzusehen, ist so schön wie wertvoll, und wer hier kein Lächeln ins Gesicht und kein gutes Gefühl bekommt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.