Bridget Jones: Verrückt nach ihm [2025]
Wertung:
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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 25. Februar 2025
Genre: Komödie / Drama
Originaltitel: Bridget Jones: Mad About the Boy
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: Großbritannien / Frankreich / USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Michael Morris
Musik: Dustin O’Halloran
Besetzung: Renée Zellweger, Hugh Grant, Chiwetel Ejiofor, Leo Woodall, Colin Firth, Emma Thompson, Jim Broadbent, Gemma Jones, Isla Fisher, Josette Simon, Nico Parker, Leila Farzad, Sarah Solemani, Sally Phillips, Shirley Henderson, James Callis, Celia Imrie, Ian Midlane
Kurzinhalt:
Als ihr Mann Mark (Colin Firth) vor vier Jahren überraschend starb, brach für Bridget Darcy (Renée Zellweger) eine Welt zusammen. Seither versucht sie, den Alltag mit ihren beiden Kindern irgendwie zu überstehen. An ihren alten Beruf als Fernsehproduzentin ist nicht zu denken und wäre es nicht um die Unterstützung von Daniel Cleaver (Hugh Grant), könnte Bridget nicht einmal die Treffen mit ihren Freundinnen und Freunden wahrnehmen, die sie am liebsten überspringen würde. Alle Menschen in ihrer Umgebung wollen ihr Tipps geben, wie sie wieder am Leben teilnehmen kann. Aber erst die Begegnung mit dem neuen Wissenschaftslehrer Mr. Wallaker (Chiwetel Ejiofor) und kurz darauf dem Parkmitarbeiter Roxster (Leo Woodall) entfachen in Bridget wieder neuen Lebensmut. Zwar findet sie sich in einer Zeit wieder, in der sie den gesellschaftlichen Idealen noch weniger entspricht als je zuvor, aber der deutlich jüngere Roxster ist sehr an ihr Interessiert. Es beginnt ein neuer Abschnitt für Bridget, der es scheint, als könnte sie wieder glücklich werden, ehe eine neue Enttäuschung sie wieder zurückwirft …
Kritik:
Beinahe 25 Jahre, nachdem Bridget Jones erstmals auf der großen Leinwand in ein Gefühlschaos stürzte und sich zwischen zwei Männern hin- und hergerissen fand, geschieht ihr dasselbe erneut. Doch bis auf diese Prämisse ist nichts dasselbe. Als alleinerziehende Mutter zweier Kinder hat sie dem Beziehungsleben eingangs abgeschworen und findet sich in einer Welt wieder, die mehr auf körperliche Anziehung als wirkliche Liebe setzt. Was Bridget Jones: Verrückt nach ihm dabei erzählt, ist nicht neu, aber charmant dargebracht und entblätternder, als es den Anschein hat.
Vor vier Jahren ist das Leben von Bridget vollkommen aus der Bahn geworfen worden. Als ihr über alles geliebter Ehemann Mark Darcy überraschend starb, hörte ein Teil von ihr auf, am Leben teilzunehmen. Seither kümmert sich Bridget um die beiden Kinder, scheitert im Alltag jedoch oftmals noch, bevor diese das Haus für die Schule verlassen. Sie arbeitet nicht mehr und fürchtet die privaten Treffen in ihrem Freundeskreis, bei denen ihr gesagt wird, sie müsse nur Sex haben und alles werde sich bessern. Ein unerwarteter Anker ist Daniel Cleaver, auf dessen Hilfe sie stets bauen kann, selbst wenn er nichts von seinem überbordenden Selbstvertrauen oder seinem Chauvinismus verloren hat. Doch dann trifft Bridget zuerst auf den neuen Wissenschaftslehrer Mr. Wallaker, mit dem eine Anziehung zu bestehen scheint, und wenig später auf den deutlich jüngeren Endzwanziger Roxster, der sehr an Bridget interessiert ist. Sie beginnen eine Beziehung, in der der Altersunterschied zwischen ihnen lange keine Rolle spielt und Bridget merklich aufblüht – bis ihr dieser neu gefundene Halt erneut wegbricht.
All dies klingt bekannt und tatsächlich verbindet Bridget Jones: Verrückt nach ihm lediglich Elemente anderer Geschichten, aus dem Off kommentiert durch die Titelfigur, die flucht, in Erinnerungen schwelgt und das Publikum an ihrem Gefühlsleben teilhaben lässt, obwohl man all dies im Grunde aus der Situation ersehen kann. Doch selbst wenn die einzelnen Elemente vertraut klingen, wie sie hier zusammengestellt sind, gibt der Hauptfigur trotz der ähnlichen Geschichte, wie Bridget sie nicht zum ersten Mal erlebt, die Möglichkeit, zu wachsen und dabei gelungen die moderne Gesellschaft im Allgemeinen zu kommentieren. Dass der Altersunterschied zwischen ihr und Roxster in ihrem Freundeskreis nicht thematisiert, sondern sie stattdessen ermutigt wird, die Zeit zu genießen, umschifft wenigstens ein Klischee, selbst wenn die Beziehung selbst in absehbaren Bahnen verläuft. Überhaupt ist es schön zu sehen, dass Bridget mit ihm ein neues Glück findet, so dass man sich beinahe wünschen würde, es würde ihr erhalten bleiben. Doch mit ihrer zweiten neuen Bekanntschaft in Form von Mr. Wallaker ahnt man bereits, worauf die Geschichte insgesamt hinauslaufen soll. Das wäre auch nicht verwerflich, würde der Wissenschaftslehrer einen größeren Stellenwert in der Story einnehmen. Bis er tatsächlich eine nennenswerte Rolle in Bridgets Leben spielt, ist weit mehr als die Hälfte des Films jedoch erzählt, so dass die Auflösung am Ende arg erzwungen scheint.
Dass man sich mit Bridget freut und mit ihr mitleidet, liegt nicht nur daran, dass sie einmal mehr in alle möglichen peinlichen Situationen gerät, die oftmals vorhersehbar, mitunter aber nichtsdestotrotz überaus amüsant sind. Vielmehr gelingt es Filmemacher Michael Morris gleich zu Beginn, Bridgets Gefühlsleben treffend auf den Punkt zu bringen. Selbst wenn Mark nicht mehr da ist, nimmt er doch einen großen Teil in ihrem Leben ein. Sie sieht ihn in alltäglichen Situationen, als wäre er bei ihr, mehr noch, als wenn sie nur in Erinnerungen leben würde. Es ist ein Verlust, den niemand tatsächlich verwinden kann und Bridget Jones: Verrückt nach ihm macht dieses unermessliche Gefühl greifbar. Die Collage, in der Bridget die unzähligen, gut gemeinten Ratschläge aus ihrem Freundeskreis hört, trifft dabei den Nagel auf den Kopf und ist gleichzeitig ein gelungenes Porträt der erlebten Trauer im Allgemeinen. Nicht einmal auf der Suche nach einem neuen Partner in ihrem Leben, findet sie sich in einer Gesellschaft wieder, die kaum auf persönliche Begegnung setzt, sondern auf Dating-Apps und Schönheitsideale, denen sie mit Mitte 50 kaum entspricht und die zu erfüllen mit nur noch mehr Peinlichkeiten für sie verbunden ist.
Der einzige Mensch, der ihr unverblümt die Wahrheit sagt, dass es vollkommen in Ordnung ist, sich so zu fühlen, wie sie ist, ist ihre Gynäkologin, gespielt von einer ebenso charismatischen wie treffsicheren Emma Thompson. Doch auch zwischen Bridget und Daniel bzw. Renée Zellweger und Hugh Grant ist vom ersten Moment an eine Vertrautheit zu spüren, die sich merklich auf das Publikum überträgt. Für Fans der Reihe ist es schön zu sehen, dass viele Gesichter der vorigen Teile wieder dabei sind und die Filme nicht nur sich selbst, sondern auch der Figur treu geblieben sind. Ob es diesen weiteren Schritt in Bridgets Entwicklung gebraucht hat, sei dahingestellt, die zeitgemäße Story wartet dennoch mit einer richtigen, wenn auch nicht neuen Aussage auf. Dass das Publikum trotz der Höhen und Tiefen mit einem positiven Gefühl entlassen wird, ist dabei schön und wem es gefällt, darf sich auf viele Dialoge mit sexuellen Anleihen und zotige Momente freuen, die meist überraschend herzlich geraten und sich nicht über die Figuren selbst lustig machen. So bietet Bridget Jones: Verrückt nach ihm schließlich genau das, was man in Anbetracht des Titels erwarten würde. Nicht unbedingt hoffnungslos romantisch, aber dennoch hoffnungsvoll.
Fazit:
Der grundlegende Ablauf der Geschichte ist ebenso ein Klischee, wie viele Momente für sich genommen. Auch, dass sich die Dialoge oft um Sex drehen, ohne die Figuren voranzubringen, kennt man bereits aus dem ersten Film. Doch das ändert nichts daran, dass einem vor allem die Hauptfigur trotz oder gerade auf Grund ihrer Eigenheiten ans Herz wächst. Dabei hat man nicht nur selbst bei dick aufgetragenen Momenten wie der Hunderettung aus dem Pool ein Lächeln im Gesicht, sondern auch in den peinlichen Situationen, da einem die Figuren nicht gleichgültig sind. Die gelungene Chemie trübt ein wenig, dass die Perspektive ihrer Kinder mit Bridgets Situation kaum thematisiert wird, und auch, dass Bridgets im Grunde erste neue Bekanntschaft, der Lehrer Mr. Wallaker, kaum in Aktion treten darf. Dabei sind die leisen Augenblicke nicht nur die besten, sondern wirklich gut und kommentieren die Gesellschaft überaus treffend. Diese ernsten und lustigen Momente auszuloten, gelingt Filmemacher Michael Morris, so dass Bridget Jones: Verrückt nach ihm ein passender Abschied ist, in dem die Titelfigur lernt, glücklich werden zu dürfen nach dem größtmöglichen Verlust. Als Rollenmodell, das sich merklich gegen Klischees und Erwartungen wehrt, eignet sich Bridget ohnehin ausgesprochen gut und es wäre eine schöne Aussage, wenn sie am Ende gar keinen Mann bräuchte, um glücklich zu sein und das Familien- wie Berufsleben zu vereinen – doch so mutig ist die Geschichte dann leider doch nicht.