Blade II [2002]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 18. Juni 2002
Genre: Horror / ActionOriginaltitel: Blade II
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren
Regie: Guillermo del Toro
Musik: Marco Beltrami, Danny Saber, Buck Sanders
Darsteller: Wesley Snipes, Kris Kristofferon, Ron Perlman
Kurzinhalt:
Blade (Wesley Snipes) ist nach den Ereignissen im ersten Teil auf der Suche nach Whistler (Kris Kristofferson), seinem Freund und Mentor, der damals von Vampiren angegriffen wurde und der anschließend von ihnen entführt wurde. Blade selbst ist halb Vampir, halb Mensch und vereint alle Stärken der Vampire (Schnelligkeit, körperliche Stärke, Sehen bei Nacht, usw.) ohne ihre Schwächen – mit einer Ausnahme. Hin und wieder erwacht sein Durst nach Blut, den er auf unkonventionelle Weise, mittels Infusionen, stillt.
Doch die Vampire kommen auf Blade zu und bitten ihn um Hilfe, eine Abart der Vampire, die Reaper verbreiten Angst und Schrecken, sie töten Menschen und Vampire. Blade geht darauf ein und kämpft damit an mehreren Fronten.
Kritik:
Vier Jahre ist es her, dass der erste Blade [1999]-Film die Kinokassen klingeln ließ – eine Fortsetzung musste her, das war klar. Mehr noch, jetzt behauptet der Autor der ersten beiden Teile, dass die Reihe von vorne herein als Trilogie geplant war; wer's glaubt ...
Blade war meines Erachtens ein verschenkter Film, denn nach einer furiosen Anfangssequenz versank der Film in Klischees, meist überflüssiger Gewalt, dämlichen Dialogen und absurden Storywendungen. Dass Vampirismus nur ein Virus sei, ist schon dämlich genug, dass man mittels eines Antivirus aber Vampire buchstäblich zerplatzen lassen kann, war derart haarsträubend, dass ich mich fragte, ob ich jemals die Mystik eines anderen Vampirfilms wieder genießen würde können.
Blade II setzt genau da an und führt die verkorksten letzten 30 Minuten des ersten Teils mit zusammenhangslos aneinandergereihten Kämpfen und Splatter ohne Inhalt ganze 116 Minuten weiter. Wer glaubte, die Story könnte nicht dämlicher werden, wird auch hier überrascht sein – sollte der Autor unter Medikamenteneinfluß gestanden haben, wäre das eine annehmbare, aber dennoch unverzeihbare Entschuldigung.
Wesley Snipes, im ersten Teil wirklich gelungen inszeniert und cool agierend, wirkt mit den aufgesetzten Kommentaren und den überflüssigen zusätzlichen Handbewegungen (gerade bei den Schwertkämpfen) wie eine Karrikatur seiner selbst. Auch Kris Kristofferson, der im ersten Teil eigentlich gestorben ist (aber irgendeine Sympathiefigur braucht der Zuschauer ja), hat bis auf geistlose Sprüche, gekünstelte Bewegungen und sogar eine völlig überflüssige Kampfsequenz nichts zu tun. Von den anderen Darstellern möchte ich gar nicht reden. Wieso der Autor die weibliche Hauptrolle des ersten Teils, Karen Jenson, nicht wieder eingebaut hat, verstehe wer will; womöglich hat sie beim Lesen des ersten Drehbuchentwurfs gedacht, dass man nicht so tief zu sinken braucht.
Die Story des Films ist so absurd wie lächerlich: Das Virus, das die Vampire zu solchen macht, ist mutiert und die Infizierten infizieren weitere Vampire und Menschen. Blade soll helfen und darf von einem Gemetzel zum nächsten eilen. Ein unbeholfener Gehilfe wird eingebaut, ein Bösewicht, der beinahe nicht zu töten ist und schaurige Kulissen, die bei dem miserablen Schnitt und der unübersichtlichten Kameraführung sowieso nicht zum Tragen kommen.
Wie viele Szenen und Bewegungen bei Blade II computerunterstützt waren, kann ich nicht genau sagen, da ich nach der Hälfte des Films aufgehört habe, zu zählen. Und man hätte es gut tun können, denn alle CGI-Effekte waren als solche zu erkennen. Nicht nur, dass wie in vielen Filmen das Schärfe-Unschärfe-Verhältnis meist nicht gestimmt hat, die Bewegungen waren derart aufgesetzt und die Personen haben sich teils bewegt, als besäßen sie weder Knochen noch Rückgrat.
Kamera und Schnitt, die Regisseur Guillermo del Toro (immerhin auch für den soliden, unterhaltsamen und atmosphärisch gelungenen Ekel-Horror Mimic [1997] verantwortlich) eingesetzt hat, setzen dem Ganzen noch die Krone auf: keine Übersicht, in welchen Szenen auch immer, mehrere Ebenen werden so miteinander "verschnitten", dass man meinen könnte, eine Person sei an zwei Orten gleichzeitig und von den ansich guten Masken der Reaper sieht man in den Actionszenen nichts, da die Kamera viel zu hektisch hin- und herwackelt. Auch die sogenannten Höhepunkte des Films werden durch den miserablen Schnitt zerstört.
Völlig auf der Strecke bleibt allerdings die Spannung, die in dem Film quasi nicht vorhanden ist. Nicht nur, dass die Geschichte sich von einem Klischee zum anderen hangelt, auch die Inszenierung lässt keinerlei Spannung aufkommen und überflutet die Sinne mit einem einem sich ständig wiederholenden Gemetzel unter den Vampiren. Wenn Blade zwei oder fünf oder auch zehn Vampire zu Asche auflöst, dann ist das noch halbwegs unterhaltsam, wenn es aber 20 oder 40 sind, dann verliert man einfach die Lust daran. Zumal die Duellszenen viel zu lange aufgebaut werden und auch viel zu lange dauern. Die Schläge, die Bewegungen, all das wiederholt sich ins Endlose.
Die Musik mag zwar (sowohl instrumental, als auch die gesungenen Lieder) zum Anhören ganz gut sein, wem eben dieser Stil gefällt. Im Film war beides meistens völlig unpassend eingesetzt und an den falschen Stellen viel zu laut und aufdringlich.
Dass der Film trotz aller Schwächen seine Fans findet, sei unbestritten, vor allem da der Splatteranteil relativ hoch ist. Wenn ich mir im Gegenzug allerdings einen Film wie From Dusk Till Dawn [1996] ansehe, oder auch Blade, wird mir übel bei dem Gedanken, dass dieser Film allein in den USA über 80 Millionen Dollar eingespielt hat.
Blade III kommt bestimmt, und wenn man sich den Abstieg von Teil eins zu zwei ansieht, möchte ich mir gar nicht vorstellen, was der Autor für die letzte Instanz verbricht – aber auch Trilogien haben bei Erfolg schon Fortsetzungen bekommen, meist nicht zu ihrem Vorteil.
Fazit:
Was am Ende übrig bleibt ist ein Film, der die schlechten Szenen des ersten Teils kopiert, und trotz einiger netter Ideen mit keinerlei Originalität zu glänzen vermag. Inszenatorisch und technisch ein absoluter Reinfall, der auf vordergründige Action mit Videoclipästhetik setzt. Darsteller und Autor sind ebenso unterfordert wie das Gehirn des Zuschauers, das mit vorhersehbaren Wendungen und dummdämlichen Dialogen bombardiert wird.