Basic [2003]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. März 2004
Genre: Thriller

Originaltitel: Basic
Laufzeit: 121 min.
Produktionsland: Kanada / USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John McTiernan
Musik: Klaus Badelt
Darsteller: John Travolta, Connie Nielsen, Samuel L. Jackson, Timothy Daly, Giovanni Ribisi, Brian Van Holt, Taye Diggs, Dash Mihok, Cristián de la Fuente, Roselyn Sanchez, Harry Connick Jr.


Kurzinhalt:
Von der Übung einer Einheit der US-Rangers im Regenwald beim Panamakanal kommen nur drei Männer zurück, darunter Dunbar (Brian Van Holt), der jede Aussage verweigert, der angeschossene Kendall (Giovanni Ribisi) – der dritte im Bunde ist bereits tot, als der Helikopter bei der Basis eintrifft.
Es werden drei Männer und der Übungsleiter, ein sadistischer Ausbilder namens West (Samuel L.Jackson) vermisst. Dem Leiter des Stützpunkts, Styles (Timothy Daly) läuft die Zeit davon, in wenigen Stunden wird die Militärpolizei den Fall übernehmen.
Darum bittet er einen alten Bekannten, den ehemaligen Ranger und in Ungnade geratenen Drogenfahnder Hardy (John Travolta) um Hilfe. Er soll mit der Soldatin Osborne (Connie Nielsen) Dunbar zum Reden bringen. Doch was sie von dem Ranger erfahren deutet eine Verschwörung an, die weit über die Übungstruppe hinausgeht. Zwischen den verschiedenen Versionen der Ereignisse, die Kendall und Dunbar erzählen müssen Hardy und Osborne die Wahrheit heraus finden, und die Uhr tickt ...


Kritik:
Drehbuchautor James Vanderbilt muss, das lässt sich aus seinem Skript zu Basic schließen, einen äußerst verqueren Gedankengang haben. Was Rätselfans an Gedankensprüngen interessant finden, fand die Mehrheit der Zuschauer, inklusive Kritiker, eher abschreckend: Mit 41 Millionen Dollar Einspielergebnis gehört Basic zwar nicht zu den größten Flops aller Zeiten (und spielte auch mehr als Doppelt so viel ein als John McTiernans letzte Regiearbeit Rollerball [2002]), bedenkt man aber Namen wie John Travolta, Samuel L. Jackson und eben Actionkünstler John McTiernan, der nicht nur zwei Stirb langsam-Filme inszenierte, sondern auch für Predator [1987] verantwortlich zeichnet, dann ist dieser Film und sein Einspielergebnis schlicht eine Enttäuschung.

Der Grund für den Missmut sind die unzähligen Sprünge in der Geschichte, die ein halbes Dutzend Mal aus allen möglichen verschiedenen Perspektiven erzählt wird, je nachdem, wer seine Version der "Wahrheit" zum Besten gibt.
Äußerst dünn ausgefallen sind dabei die Charakterisierungen der Figuren, die abgesehen von Hardy und West keinerlei Hintergrund zugeschrieben bekommen. Insbesondere Osborne bleibt fade, wobei die gemeinsame Vergangenheit von John Travoltas Figur und Stützpunktleiter Styles ebenfalls verschwiegen wird.
Der eigentliche Clou des Skripts soll wohl die Verschwörung sein, die im Laufe des Films immer mehr aufgedeckt wird und beinahe jeden beinhaltet, der im Cast zu finden ist. Die Dialoge sind dabei aber überwiegend einfach gehalten und beschränken sich in den Schlüsselszenen auf Versprecher der Befragten, die damit wieder die Tür zu einer neuen Unterverschwörung preisgeben. Dieses Prinzip ist nicht neu, erinnert hier aber zusammen mit der Auflösung frappierend an den kongenialen Thriller Die üblichen Verdächtigen [1995], dessen Klasse aber in keiner einzigen Sekunde erreicht wird.
Und wenn das dritte Finale vorüber ist und sich noch eine Überraschung hinter der nächsten Tür verbirgt, schält auch der geduldigste Zuschauer seinen Verstand aus und akzeptiert schlicht die vorgekaute Auflösung, ohne selbst nach einer zu suchen. Denn logisch wirkt das Skript ohnehin nicht. Stattdessen wäre das Ziel der Figuren deutlich einfacher zu erreichen gewesen, hätte man die Situation nicht mit einem Mord im Team verkompliziert – zumal der drohende Hurrikan ohnehin eine perfekte Tarnung für ein Untertauchen gegeben hätte.
So macht Vanderbilts Drehbuch einen gekünstelt komplizierten Eindruck, dessen Kernaussage und Haupthandlung viel zu einfach gestrickt ist, als dass man seinen Kopf damit verwirren lassen sollte.

Sehenswert wird das ganze höchstens durch die Darsteller, die angefangen von John Travolta gut gelaunt scheinen. Er kann hier zwar bei weitem nicht so viel Charme oder Lässigkeit versprühen, wie man es beispielsweise in Operation - Broken Arrow [1996] sehen konnte, und auch schauspielerisch ist er nicht so sehr gefordert wie noch in Zivilprozeß [1999], dafür reicht seine Darbietung aus, um Connie Nielsen ein paar nette Szenen zu ermöglichen.
Sie kennt man zwar am ehesten aus Gladiator [2000], in One Hour Photo [2002] spielte sie aber doch ein Stückchen besser. In Basic bringt sie dagegen genau so viel Engagement auf, wie für die Rolle notwendig, anstrengen musste sie sich dafür aber nicht.
Als sadistischer Ausbilder kann Samuel L. Jackson durchaus gefallen, schade nur, dass man von ihm so wenig zu sehen bekommt. Ebenso bei Timothy Daly, der unter anderem in der neu aufgelegten TV-Serie Auf der Flucht - Die Jagd geht weiter [2000-2001] und im TV-Film Der Sturm des Jahrhunderts [1999] die Hauptrolle übernahm. Er wäre zu weit aus mehr in der Lage, wird hier aber in einer Nebenrolle nicht gefordert.
Im Ranger-Team stechen vor allem Brian Van Holt und Giovanni Ribisi hervor, die ihren Rollen durchaus gerecht werden, gleichwohl sie keine mimische Meisterleistung vollführen müssen. Sie agieren aber überzeugend und trösten über die hanebüchenen Dialoge hinweg. Taye Diggs kann ebenfalls überzeugen, während Rosalyn Sanchez (unter der Tarnfarbe gut versteckt) die schwächste Vorstellung liefert. Zwar steckt in der aus Rush Hour 2 [2001] bekannten Puerto-Ricanerin mehr als nur ein Model, für die Rolle einer toughen Rangerin fehlt es ihr aber schlicht an Durchsetzungsvermögen. Abgesehen davon verbirgt sich hier der größte Fehler des Films: es gibt keine weiblichen Rangers und es wird wohl auch keine geben. Gleichwohl sich Regisseur McTiernan der Problematik durchaus bewusst war, wollte er einfach eine Frauenrolle im Team und baute sie dennoch ein.

Wer nach der charmanten und äußerst stilvoll umgesetzten Thomas Crown Affäre [1999] von Rollerball regelrecht geschockt war, kann nun wieder aufatmen, inszenatorisch ist Basic recht sauber geraten. Man merkt vielen Szenen McTiernans Handschrift an, spätestens bei den ausgenutzten Flares der Lichtquellen, die auch schon in Stirb langsam [1988] ausgekostet wurden, und den Cinemascope-Aufnahmen erkennt man, wer hinter der Kamera das Sagen hat.
Dazu gesellen sich eine routinierte Kameraführung, auch in den actionreichen Szenen und ein behutsamer Spannungsaufbau, der aber nie so recht zur Explosion kommen will. Grobe Patzer im Schnitt sind kaum zu beobachten und wären da nicht die teilweise unterirdischen Spezialeffekte und Blue-Screens bei den Helikopteraufnahmen, dann wäre optisch an Basic nichts auszusetzen.
Diese zum Teil aber grottenschlechten Tricks, wozu auch der ständig ins Bild kopierte Regen zählt, könnten einem beinahe den Spaß am Zuschauen verderben, zumal bei der inzwischen erhältlichen DVD auch noch grobe Helligkeitsschwankungen an den Seiten des Bildes auffallen, die zwar als Stilmittel gedacht sein sollen, aber im Gegensatz zu einer großen Leinwand auf dem Fernseher sichtlich negativ auffallen und auch keinen rechten Sinn zu machen scheinen.
Dafür ist klangtechnisch einiges geboten, der Sound des Films wartet mit einer ungeheuren Räumlichkeit auf, die insbesondere bei den Dschungelszenen mit dem Dauerregen und dem Gewitter hervorragend zur Geltung kommt.
Handwerklich ist Basic also ein Routineauftrag gewesen, wie er im Buche steht, auch die teilweise unverständlichen Zeitlupen kann man da noch verschmerzen.

Ein regelrechtes Highlight ist dagegen die von Klaus Badelt zusammengestellte Musik, die sich rhythmisch-melodiös, aber doch aus dem Synthesizer präsentiert. Teilweise erinnert das Ganze schon an Predator oder auch Matrix [1999], passt aber insbesondere in den spannenden Szenen hervorragend zum Film, gleichwohl sich die Themen häufig wiederholen.
Ein Déjà-Vu-Erlebnis mag auch derjenige haben, der vor nicht allzu langer Zeit Der Einsatz [2003] gesehen hat, beide Scores stammen von Badelt und beide ähneln sich in Stil und Tempo bisweilen frappierend.
Dennoch ist die musikalische Untermalung sehr gut gelungen und passt perfekt zum Film.

Manch ein Zuschauer mag sich übrigens fragen, wofür das "Hoo-ah, Seargent" stehen mag, das die Ranger ihrem Vorgesetzten zurufen. Die korrekte Schreibweise lautet "HUA" und steht für "Heard Understood Acknowledged" ("Gehört, verstanden und bestätigt").

Finanziell war Basic kein wirklicher Erfolg, gleichwohl sich die Produzenten über die Produktionskosten ausschweigen; verständlich ist die Reaktion der Kinobesucher insofern, als dass das Drehbuch zu verkrampft versucht, den Zuschauer zu überraschen und im fünf-Minuten-Takt eine Auflösung nach der anderen auf das Publikum loslässt. Das ermüdet mit der Zeit und macht auch keinen Sinn.
Aber selbst wenn die Spannung auf der Strecke bleibt, ist John McTiernans Regiearbeit recht unterhaltsam geraten und kann vor allem dank der gut aufgelegten Darsteller überzeugen.


Fazit:
Man muss nicht lange überlegen, ehe einem ein besserer Militär-Thriller einfällt – Eine Frage der Ehre [1992] ist beispielsweise mit der beste Vertreter seiner Art, gleichwohl er bedeutend weniger auf Action setzt. Vielleicht ist es ja das, was dem Drehbuch von Basic letztendlich das Genick bricht. Der Autor ist zu sehr darauf aus, eine Situation aus zig verschiedenen Perspektiven mit unzähligen Änderungen zu zeigen, anstatt von Grund auf eine komplexere Story zu erzählen.
Dennoch ist Basic ein überaus unterhaltsamer Film, der von den routinierten Schauspielleistungen und der soliden Umsetzung lebt. Zweifelsfrei niemals auf der Höhe von Die üblichen Verdächtigen ist John McTiernans Film deutlich besser als sein Ruf.