Back in the Game [2012]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 01. Juli 2013
Genre: Drama / UnterhaltungOriginaltitel: Trouble with the Curve
Laufzeit: 111 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Robert Lorenz
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Clint Eastwood, Amy Adams, Justin Timberlake, John Goodman, Robert Patrick, Bob Gunton, Matthew Lillard, Chelcie Ross, Raymond Anthony Thomas, Ed Lauter, Clifton Guterman, George Wyner, Jack Gilpin, Scott Eastwood, Matt Bush
Kurzinhalt:
Baseball ist Gus' (Clint Eastwood) Leben. Seit er sich erinnern kann, ist er als Talentsucher für die Atlanta Braves tätig. Sein Freund Pete (John Goodman) hält über den alten Mann seine schützende Hand, da sein Instinkt meist richtig liegt. Doch der aufstrebende Sanderson (Matthew Lillard) ist der Meinung, dass sich das Können zukünftiger Spieler anhand von Computerstatistiken besser vorhersagen lässt. Als Gus nach North Carolina geschickt wird, um einen jungen Spieler auszukundschaften, lässt Sanderson ihn nicht aus den Augen. Pete seinerseits bittet Gus' Tochter Mickey (Amy Adams), ihrem alten Herrn zur Seite zu stehen. Denn nicht nur, dass Gus' Vertragsverlängerung vom Ausgang dieser Talentsuche abhängt, er hat überdies mit einer abnehmenden Sehleistung zu kämpfen.
Widerwillig reist Mickey nach North Carolina, doch ihre schwierige Beziehung zu ihrem Vater wird nicht besser. Vielmehr droht, was sie vor Jahren so auseinander getrieben hat, sie auch hier heimzusuchen. Als Johnny (Justin Timberlake), der nach seiner kurzen Karriere im Baseball als Scout der Boston Red Sox sein Glück versucht, zu ihnen stößt, ist er darum bemüht, die Spannung aus der Beziehung der beiden zu nehmen. Gus hatte ihn damals entdeckt. Und wie es aussieht, hat Johnny nun Mickey entdeckt ...
Kritik:
Eine im Sport des Baseball angesiedelte Story um zwei Welten, die aufeinanderprallen: Die alte, in der Scouts mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung neue Talente entdecken, und die neue, in der am Computer die Fähigkeiten der Spieler ausgewertet werden. Es klingt vertraut nach Die Kunst zu gewinnen – Moneyball [2011], nur dass in Back in the Game nicht die Möglichkeiten der computergestützten Analysen im Vordergrund stehen, sondern die Überlegenheit des Instinkts siegen soll. Getragen wird dies von Clint Eastwood, der nach beinahe 20 Jahren wieder in einem Film vor die Kamera tritt, den er nicht selbst inszeniert. Seinen angekündigten Ruhestand von der Schauspielerei nach Gran Torino [2008] hat er hierfür erst einmal ausgesetzt.
Dass er alt geworden ist, stellt der Baseball-Talentsucher Gus bereits zu Beginn fest. Seine Sehkraft lässt nach und die Diagnose eines Augenarztes, er müsse hierfür einen Spezialisten sehen, schlägt er in den Wind, immerhin muss er arbeiten. Dass die alte Methode, Spiele von vielversprechenden Talenten zu verfolgen, ausgedient hat, würde Phillip Sanderson gern beweisen, der die Spieler lieber mit Computerstatistiken analysieren lässt. Gus hierfür aus dem Weg zu räumen wäre ein erster Sieg. Doch Gus' Freund und Chef Pete vertraut auf ihn und schickt ihn nach North Carolina, um einen jungen Baseballspieler unter die Lupe zu nehmen. Gleichzeitig bittet Pete Gus' Tochter Mickey, die ihrerseits kurz davor steht, eine Partnerschaft in der Anwaltskanzlei, in der sie arbeitet, zu erreichen, auf ihn aufzupassen.
Dass Gus und Mickey nicht sehr gut miteinander auskommen, bildet die zweite konfliktgeladene Säule von Back in the Game. Der Auftritt des konkurrierenden Talentsuchers Johnny, den Gus einst entdeckt hat, und der ein Auge auf Mickey geworfen hat, sorgt für das Herz-Element des absehbaren Plots.
Interessant hieran ist einzig, wie sich der Schwerpunkt der Story im Lauf der beinahe zwei Stunden verschiebt. Während das erste Drittel Gus und seine zunehmenden körperlichen Gebrechen herausstellt, verlagert dies der Film im Mittelteil auf Gus und Mickey, während im letzten Akt Mickey und Johnny mehr im Vordergrund stehen. Was aus Gus' Augenleiden dabei wird, darüber schweigt sich das überraschungsarme Drehbuch aus. Weder die Reaktion des alternden Talentsuchers, noch die seines Arztes angesichts der möglichen Diagnose "Altersbedingte Makuladegeneration" ist dabei nachvollziehbar – beide scheinen nichts dagegen zu haben, die Behandlung auf die lange Bank zu schieben. Dabei geht es in Gus' Fall nicht mehr um eine Heilung im klassischen Sinn, sondern vielmehr um Schadensbegrenzung.
Wäre Regisseur Robert Lorenz daran gelegen, seine Figuren tatsächlich (und mitunter auch unangenehm) zu entwickeln, wäre es auch möglich gewesen, Gus mit dieser Erkrankung zu konfrontieren und ihm klarzumachen, dass sie nur schlimmer werden wird. Doch diesen Aspekt am Ende dadurch in Wohlgefallen aufzulösen, dass er gar nicht mehr erwähnt wird, beraubt ihn jeder Ernsthaftigkeit.
Ähnlich ergeht es der Beziehung zwischen Vater und Tochter, die ihre Mutter bereits sehr früh verloren hat. Gus hat Mickey daraufhin ein Jahr zu ihrem Onkel gegeben – eine Wunde, die bis heute nicht verheilt ist. Selbst ihren Beruf als Anwältin hat sie nur ergriffen, um ihm zu gefallen. Während sie doch, und wer aufgepasst hat weiß, dass sie ihn bei der Talentsuche unterstützt, viel lieber eine Baseball-Talentsucherin geworden wäre. Die gemeinsamen Szenen des unnachahmlichen Clint Eastwood und der ebenso vielschichtigen wie talentierten Amy Adams sprühen dabei ebenso vor Vertrautheit wie sie vor unausgesprochenen Vorwürfen vibrieren. Doch präsentiert Back in the Game alle Klischees einer solchen Story in beinahe schon sträflicher Einfallslosigkeit, dass die Darsteller dagegen nicht ankommen. Der Rückblick an eine Erinnerung, die Mickey verdrängt und Gus ebenso geprägt hat, ist hier nur das Sahnehäubchen.
Den Abschluss bildet die Figur des durch Justin Timberlake zuckersüß sympathisch gespielten Johnny, dessen Karrieretraum sich nicht erfüllt hat, der aber eben der Gegenpol sein könnte, den Mickey braucht, auch wenn sie ihn nicht sucht. Ihr Zusammenspiel wird vertrauter mit jedem gemeinsamen Moment, die Chemie zwischen ihnen passt, und doch ist jedes Gespräch absehbar, jede Bewegung einstudiert und die Spritzigkeit einer ungleichen Beziehung damit verpufft, bevor sie begonnen hat.
Das Drehbuch von Randy Brown spielt nach allen Regeln des Genres, weiß genau, wann der Tiefpunkt gekommen ist und wie die guten Momente ausgekostet werden müssen. Aber durch die völlige Vorhersehbarkeit ist Back in the Game nicht besser, als viele andere Filme dieser Art. Die Besetzung allein macht dies zwar unterhaltsam. Aber nicht ergreifend.
Fazit:
Es ist wie in jeder Sportart, auch wenn eine Mannschaft auf dem Papier haushoch überlegen und Favorit ist, heißt dies nicht, dass sie automatisch als Sieger vom Platz geht. Das Drehbuch von Back in the Game hält sich an das Regelwerk, das sämtliche seichte Dramen beherzigen, welches das Publikum aber nie mit unbequemen Szenen belastet. Wäre es nicht um die hervorragende Besetzung, wäre das im Vorabendfernsehen ebenso gut aufgehoben. Aber während Clint Eastwood, Amy Adams und Justin Timberlake ihre Figuren gekonnt herausstellen, verbergen sich auch in der zweiten Reihe zahlreiche Stars.
Doch keinem von ihnen gelingt das Kunststück, mehr aus der Rolle zu machen. Das macht Trouble with the Curve, so der Originaltitel, als folgenlose Unterhaltung mit etwas Herz-Schmerz sehenswert, insbesondere dank der Zusammenstellung der Besetzung, aber wer hier etwas erwartet, das einen mehr als nur im Moment berührt, der wird enttäuscht. Und das ist eigentlich zu wenig.