Aushilfsgangster [2011]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 25. April 2012
Genre: Komödie / ActionOriginaltitel: Tower Heist
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Brett Ratner
Musik: Christophe Beck
Darsteller: Ben Stiller, Eddie Murphy, Casey Affleck, Alan Alda, Matthew Broderick, Téa Leoni, Michael Peña, Stephen Henderson, Judd Hirsch, Gabourey Sidibe, Nina Arianda, Marcia Jean Kurtz, Juan Carlos Hernández, Harry O'Reilly, Peter Van Wagner, Zeljko Ivanek
Kurzinhalt:
Josh Kovacs (Ben Stiller) ist Manager im "Tower", einer Luxusimmobilie, in der ein Apartment mehrere Millionen Dollar kostet. Die Bewohner erkaufen sich damit einen außergewöhnlichen Service. Einer der bekanntesten Männer im Tower ist Arthur Shaw (Alan Alda), ein Wall Street-Magnat, dem Kovacs unter anderem die Pensionskasse der Angestellten überantwortet hat. Eines Tages steht das FBI vor der Tür und wirft Shaw vor, an einem Jahre umfassenden Betrug beteiligt gewesen zu sein. Auch das Geld der Angestellten ist weg.
Nachdem Kovacs zusammen mit seinem Schwager Charlie (Casey Affleck) und dem erst kürzlich eingestellten Enrique (Michael Peña) nach einer Konfrontation mit dem unter Hausarrest stehenden Shaw gefeuert werden, ersinnt Josh einen Plan. Die FBI-Agentin Denham (Téa Leoni) hatte ihm davon erzählt, dass 20 Millionen aus Shaws angeblich versiegtem Vermögen verschwunden sind. Kovacs ist sich sicher, dass sich diese in einem versteckten Wandtresor befinden müssen. Zusammen mit dem Dieb Slide (Eddie Murphy) und einigen seiner Kollegen, darunter der Tresor-erfahrenen Odessa (Gabourey Sidibe), will Josh in Shaws Apartment einbrechen und das Geld für sich und seine Kollegen zurückholen. Doch nicht nur an dem ebenfalls dafür rekrutierten, aus dem Tower geworfenen Mr. Fitzhugh (Matthew Broderick), muss Josh feststellen, dass er keine Truppe aus Profis zur Hand hat ...
Kritik:
Es gibt viele Dinge, die bei Aushilfsgangster hätten schiefgehen können. Aktuell das Thema der Wirtschaftskrise aufzugreifen und daraus eine unterhaltsame Actionkomödie zu gestalten bietet das Risiko, entweder zu satirischem Ernst zu greifen, oder aber das Schicksal der beteiligten Personen zu vernachlässigen. Dass es Regisseur Brett Ratner gelingt, die Balance zwischen anklagendem Realitätsbezug und überdrehtem Humor zu bewahren, ist ihm hoch anzurechnen. Dank der Regie und dem Drehbuch gehört Tower Heist, so der Originaltitel, zu den unbeschwertesten und gleichzeitig kurzweiligsten Filmen der letzten Jahre, die sich in jenem Genre ansiedeln. Und das, ohne dass unsere Intelligenz hierbei beleidigt würde.
Zugegeben, in welche Richtung sich die Geschichte in der letzten halben Stunde entwickelt, ist arg abstrus, doch folgt man dem Drehbuch auf diesem Weg, erhält man die bestmögliche Auflösung. Bis dahin klingt der Inhalt von Aushilfsgangster durchaus bekannt: Der Multimillionär Arthur Shaw ist wegen eines Betrugs an den Finanzmärkten aufgeflogen und wird vom FBI unter Hausarrest gestellt. Josh Kovacs ist Manager des Nobeltowers, in welchem Shaw das Penthouse bewohnt, und in dem eine durchschnittliche Wohnung mehr als fünf Millionen Dollar kostet. Er hatte Shaw gebeten, die Pensionskasse der Angestellten zu verwalten und von ihm das Angebot bekommen, dass der Betrag verdreifacht würde. Doch alles Geld ist weg. Laut der FBI-Agentin Denham hatte Shaw vor der Verhaftung alle Konten leer geräumt und sollte tatsächlich etwas gefunden werden, wird zuerst die Bank ihren Anteil zurückholen. Allerdings seien 20 Millionen Dollar unauffindbar.
Wie oft geschieht es, dass bei einer Insolvenz oder Pleite zuerst die Gläubiger und Banken entschädigt werden, ehe die kleinen Bürger ihr Recht bekommen? Wieso ist ihr Schicksal weniger wert? Aushilfsgangster trifft hierbei einen Nerv und antwortet genau so, wie man es als normaler Mensch tun würde. Darum macht sich Josh zusammen mit seinem Schwager Charlie, dem aus seiner Wohnung zwangsgeräumten Mr. Fitzhugh und dem Kleinkriminellen Slide auf, Shaw zu bestehlen – irgendwo müssen die Millionen ja sein und Josh ist sich sicher, dass sie in einem in der Wand versteckten Safe schlummern. Aus dem Hotelmanager wird innerhalb der etwas mehr als eineinhalb Stunden ein Einbrecher, der sich unversehens einer viel größeren Beute gegenübersieht, als er sich vorgestellt hatte.
Bis es soweit ist erzählt Aushilfsgangster von der üblichen Planung, zeigt wie die zukünftigen Diebe sich auf das Geschehen vorbereiten, das Knacken von Schlössern üben und sich an ihren vermutlich ersten Ladendiebstahl überhaupt wagen. Auch wird Josh aufs Kreuz gelegt und mit einer geladenen Waffe bedroht. Doch wie es dazu kommt, dass drei Männer an einem Auto Hundert Meter über der Straße hängen, sollte jeder für sich herausfinden.
Trotzdem wird niemand in dem Film getötet, auch diejenigen, die sich betrogen haben, reden danach noch miteinander. Statt die Geschichte mit Schimpfwörtern und Beleidigungen zu pflastern, wie es beispielsweise bei Kill The Boss [2011] geschehen ist, bleibt Aushilfsgangster auf einem vergleichsweise harmlosen Niveau. Das heißt nicht, dass der Film keine Aussage treffen möchte – und die letztliche Moral ist zumindest juristisch eher fragwürdig –, doch erzählen die Macher ihren Film mit einem Augenzwinkern, statt mit dem Holzhammer.
Dass es der Besetzung gelingt, sich mimisch im Zaum zu halten, ist überaus erfreulich. Ben Stiller und Eddie Murphy halten sich mit ihrer körper- und sprachbetonten Komik zurück, Matthew Broderick nutzt sein Image gekonnt und Gabourey Sidibe (Precious - Das Leben ist kostbar [2009]) passt hervorragend in ihre Rolle. Da insbesondere die beiden erstgenannten Darsteller polarisieren ist es verständlich, dass viele Zuseher einen Bogen um Aushilfsgangster machen. Doch wer an einer gelungenen Abendunterhaltung mit Humor, Action und dem Gefühl, dass sich zu wehren doch mitunter gelingt, interessiert ist, sollte sich die Actionkomödie nicht entgehen lassen.
Fazit:
Wie gut würde man sich fühlen, könnte man gegen diejenigen, die sich an der Armut anderer noch bereichern (und diese zum Teil verschuldet haben), endlich zurückschlagen? Wie so etwas als ernster Thriller aussehen kann, wurde bereits gezeigt. Regisseur Brett Ratner möchte sich dem Thema nicht so schwer annehmen und doch die Figuren im Blick behalten. Darum dauert es eine knappe Stunde, ehe er sich dem Einbruch widmet. Bis dahin erfahren wir zwar nicht so viel über die Charaktere, aber genug, damit wir uns selbst in ihnen erkennen und mit ihnen mitfiebern können.
Was dann folgt ist nicht nur unterhaltsam bis aberwitzig, sondern tadellos dargebracht, sodass man bis zum Schluss interessiert dabei bleibt. Man könnte sogar behaupten, der Film dreht erst im letzten Drittel wirklich auf. Manch einer mag Aushilfsgangster vorwerfen, das Schicksal der Opfer von Finanzspekulanten, die ohne jegliche Rücklagen vor dem Nichts stehen, zu bagatellisieren. Doch wie macht man eher auf sie aufmerksam, mit der gefühlt tausendsten Dokumentation, oder mit einem Film, der zumindest ein wenig Genugtuung verheißt? Bisweilen ist eine Flucht aus der Realität weniger schmerzhaft als die wirkliche Welt.