Auf die stürmische Art [1999]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 02. September 2002
Genre: Unterhaltung / Liebesfilm / KomödieOriginaltitel: Forces of Nature
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Bronwen Hughes
Musik: John Powell
Darsteller: Ben Affleck, Sandra Bullock, Maura Tierney, Steve Zahn
Kurzinhalt:
Ben Holmes (Ben Affleck) zählt sich zurecht zu den glücklichsten Männern der Welt – in wenigen Tagen wird er Bridget (Maura Tierney) heiraten, die Frau, die er über alles liebt. Als er das Flugzeug betritt, um zu seiner Hochzeit bei den zuküntigen Schwiegereltern zu fliegen, ahnt er nicht, was auf ihn zukommt.
Noch auf der Landebahn hat das Flugzeug einen Unfall und der Flug muss abgebrochen werden. Mit der extrovertierten Sarah (Sandra Bullock), die ebenfalls an Bord war, versucht er, einen Mietwagen zu bekommen – doch vergebens. Sarah ist es, die ihm eine Mitfahrgelegenheit verschafft, doch mit ihr zu reisen, beschert Ben mehr Probleme, als er sich gedacht hätte. Als wäre das nicht genug, ist er auch noch der Meinung, sich zu ihr hingezogen zu fühlen – nicht anders ergeht es Bridget, die bei ihren Eltern auf den Bräutigam wartet: eine Jugendflamme (und Favorit ihres Vaters) bemüht sich dort um sie. Und Ben lässt auf sich warten.
KurzKritik:
Sandra Bullock als extrovertiertes, fast schon gebrochen fröhliches Energiebündel, anstatt ihrer üblichen "Liebchen"-Rolle? Schwer vorstellbar. Aber nicht unmöglich. Und wer die 105 Minuten trotz der teils nervigen Musik und der missglückten Kamera übersteht, wird mir wohl zustimmen.
Die Story ist alles andere als neu und auch alles andere als ausgereift: Mann, bald Ehemann, trifft Frau, die sein Leben verändert. Nun begleitet ihn das Publikum auf seiner Selbstfindungsreise und man betrachtet argwöhnisch, ob er der attraktiven Sarah widerstehen kann, oder nicht?
Andererseits fragt man sich, was Sarah eigentlich macht, denn jede neue Geschichte, die sie erzählt, scheint mehr Erfundenes als Wahres in sich zu bergen – und man weiß nach 10 Minuten nicht so recht, was man eigentlich von ihr halten soll.
Ben andererseits ist sympathisch, lässt sich angesichts seiner bevorstehenden Hochzeit aber auf zu viele verrückte Sachen ein, ohne jemals die Beherrschung zu verlieren. Sein Charakter bleibt trotz der offensichtlichen Sympathie blass – fast schon schwarz-weiß.
Sarah hingegen darf während des Films mehrere Gefühlzustände zeigen und sich auch weiterentwickeln – gleichwohl diese Entwicklung etwas plötzlich und für den Zuschauer nicht ganz nachvollziehbar wirkt.
Einfach gesagt: das Drehbuch hätte vernünftig umgeschrieben werden sollen.
Ebenso unentschlossen sind Kamera und Schnitt, die in vielen Szenen viel zu hektisch, zu bunt daherkommen und mit einer Video-Clip-Ästhetik versuchen, die Schwächen, Löcher und Stillstände in der Story mit vorgetäuschter Dynamik zu übermalen. Manche, fast schon gemalt anmutende Aufnahmen (das Finale im Sturm mit den langsam umher fliegenden Blütenblättern, oder auch die Szene auf dem Zugdach seien erwähnt), verleihen dem Film durchaus ein interessantes Aussehen, von dem ich mir als Zuschauer viel mehr gewünscht hätte.
Andererseits wollte der Cutter wohl auch dem Soundtrack Rechnung tragen und schnitt die Szenen auf die oft überflüssigen Songs zu, die unbändig laut und unpassend wirken. Erneut wurde ich das Gefühl nicht los, dass unter allen Umständen ein Album verkauft werden musste, und die Macher unbedingt auf den Zusatz "Inspired By" verzichten und möglichst viele Lieder im Film unterbringen wollten.
Zum Leidwesen des Zuschauers – denn obwohl manche Lieder ganz nett anzuhören waren, unterstützten sie die Szenen leider überhaupt nicht.
Sandra Bullock als Naturgewalt ist wirklich amüsant anzusehen, wenn man über ihre damalige Magersucht hinwegsieht. Ben Affleck ist ebenfalls ganz gut aufgelegt und hatte offensichtlich Spaß bei der Arbeit – ebenso wie Maura Tierney, die hier beweist, dass sie mehr als nur Nebenrollen spielen kann. Doch trotz dieser drei Pluspunkte wirkt der Film ein wenig gehetzt und unentschlossen. Regisseurin Bronwen Hughes konnte hier leider weder mit ihrer Inszenierung, noch mit dem Schnitt derselben glänzen.
Fazit:
Die drei Hauptdarsteller machen es möglich, dass man Forces of Nature als unterhaltsamen, gut gespielten Film ansehen kann – der leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt. Für eine Komödie nicht lustig genug, für ein Drama nicht ergreifend genug, ist Auf die stürmische Art ein netter Unterhaltungsfilm für zwischendurch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Lediglich der für einen Mainstream-Film mutige Schluss und die bisweilen interessante Optik heben ihn noch über den Durchschnitt.