Armored [2009]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. Juli 2010
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Armored
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Nimród Antal
Musik: John Murphy
Darsteller: Matt Dillon, Columbus Short, Jean Reno, Laurence Fishburne, Amaury Nolasco, Fred Ward, Milo Ventimiglia, Skeet Ulrich, Andre Kinney, Andrew Fiscella, Nick Jameson, Glenn Taranto, Lorna Raver


Kurzinhalt:
Nach seinem Dienst in Irak ist der ehemalige Soldat Ty Hackett (Columbus Short) froh, dass seine Probezeit bei der Geldtransportfirma Eagle Shield vorüber ist und er sich nun darauf konzentrieren kann, die Hypotheken und Schulden seiner jüngst verstorbenen Eltern abzubezahlen. Nicht nur für sich, sondern auch für seinen kleinen Bruder Jimmy (Andre Kinney), dessen Vormundschaft Ty übernommen hat. Den Vorschlag seines Mentors und Kollegen Mike (Matt Dillon), am kommenden Tag einen Überfall auf den Geldtransport vorzutäuschen, und die Geldladung selbst einzustecken, lehnt Ty ab. Doch dann erhält er einen Besuch des Jugendamts wegen Jimmy, und auch die Bank droht, das Haus zu pfänden.
Widerwillig macht Ty beim Coup mit, in das zwei Teams der Transportfirma eingeweiht sind. Dann gerät die Situation außer Kontrolle, und als ein Unbeteiligter stirbt verschanzt sich Ty in einem der Transporter. Während Baines (Laurence Fishburne), Quinn (Jean Reno), Palmer (Amaury Nolasco) und die anderen versuchen, an Ty im gepanzerten Wagen heranzukommen, ehe sich die Zentrale mit einem Kontrollanruf erkundig, wo der Transport bleibt, sucht Ty nach einem Ausweg. Durch den Lärm aufmerksam geworden, steht plötzlich ein Polizist vor dem verlassenen Lagerhaus im Industriegebiet ...


Kritik:
So etwas wie leicht verdientes Geld gibt es nicht. Selbst wenn es nicht auf eine ehrliche Art und Weise verdient wird, ist es doch nie wirklich leicht. Insofern ist abzusehen, dass auch der einfache, todsichere Plan von Mike und seinen Kollegen so nicht aufgehen wird, wenn sie entscheiden, die 40 Millionen Dollar ihres Geldtransporters zu stehlen und einen Überfall vorzutäuschen. Ty, der Neue, wurde erst in letzter Minute eingeweiht und beteiligt sich am Coup nur widerwillig. Dass etwas schief gehen wird, ist von vorne herein klar. Nur was? Armored präsentiert sich als ein Film voller Männerfiguren, die einzige Frauenrolle, die einige Dialogzeilen zugeschrieben bekommt, ist die Beamtin der Jungendfürsorge. Sie ist ganze vier Minuten zu sehen. Sie steht für Tys Angst was geschieht, wenn er nicht in Kürze die Bank bezahlen kann, die sein Haus pfänden will. Dann nämlich würde er die Vormundschaft für seinen Bruder Jimmy verlieren, als hätten beide mit dem Tod ihrer Eltern nicht genug verloren. Es sind die äußeren Umstände, die Ty dazu bringen, sich auf den Deal einzulassen. Doch als die Situation außer Kontrolle gerät und ein Unbeteiligter stirbt, verschanzt er sich in einem der beiden Geldtransporter. Abgeschnitten vom Funkkontakt mit der Zentrale ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese nach den Fahrzeugen suchen wird, damit wären Mike und seine Kollegen aufgeflogen. Was Regisseur Nimród Antal aus der einfachen Ausgangslage entwickelt, ist weit weniger actionbetont, als man vermuten würde. Er zeigt, wie die Spannungen zwischen den Männer rasant zunehmen, wie sich eine Situation an die nächste reiht, bis der unbeteiligte Zeuge des Diebstahls nicht das einzige Opfer bleibt. Dass früher oder später auch Jimmy mit ins Spiel gebracht wird, als Tys einzige Achillesferse, ist abzusehen. Armored ist ein Thriller, der sich seiner vertraut wirkenden Wurzeln durchaus bewusst ist. Glücklicherweise versuchen die Macher auch nicht, den Film als cleverer auszugeben, als er ist. Vielmehr nutzen sie die Genrekonventionen, um eine geradlinige Geschichte zu erzählen, die trotz ihrer absehbaren Zwischenstopps packt. Tys Gewissensbisse zu Beginn sind ebenso nachvollziehbar, wie seine Entscheidung, trotz seiner Beteiligung am Verbrechen auszusteigen. Er ist sicherlich kein Unschuldslamm, aber auch nicht durchweg unsympathisch. Columbus Short gelingt es gut, den ehemaligen Soldaten, der im Irak gekämpft hat, als ruhigen Protagonisten vorzustellen, den die Geister seines Auslandseinsatzes immer noch irgendwo verfolgen. Was ihm dort widerfahren ist, wird nie geklärt. Es interessiert nicht. Vielleicht würde es an seinen Handlungen auch nichts ändern, wenn er es nicht erlebt hätte. Matt Dillon zu beobachten, wie ihm die Situation immer mehr aus den Händen gleitet, bildet den Gegenpol zu der sehr ernst erzählten Geschichte. Dank Dillons gelungener Mimik, ist dem Leiter des Diebstahls allzeit anzusehen, wie ihm die Entwicklungen missfallen, ohne dass er dies kommentieren muss. Dahingegen werden zwei sehr namhafte Akteure in Armored buchstäblich verheizt: Laurence Fishburne und Jean Reno, die zwar routiniert agieren, deren Figuren aber nicht allzu viel zu tun bekommen. Insbesondere ihr Abgang scheint zu plötzlich und ihr Talent nicht ausgenutzt.

Hat sich Ty erst einmal im Geldtransporter verschanzt, konzentriert sich der Thriller auf die psychologischen Auswirkungen des Geschehens auf die Figuren. Diese werden zwar nicht genügend beleuchtet, als dass Armored als Charakterstudie gelten würde, aber es genügt, um insbesondere bei Ty das Interesse der Zuschauer zu wecken, was mit ihm geschieht. Schnörkellos erzählt und sauber inszeniert sind es die beiden Hauptdarsteller Dillon und Short, die den Film tragen. Die übrigen machen ihre Sache gut, kommen aber nicht genügend zum Zug. Wer sich darauf einlässt, den erwartet ein unterhaltsamer kleiner Thriller, der genau weiß, was er ist, und nie versucht mehr zu sein.


Fazit:
Dass der Plan so nicht funktionieren würde, ist schon von Beginn an absehbar – was gäbe es sonst für eine Geschichte zu erzählen? Dass die Gelddiebe aber nicht einmal in die Versuchung kommen, etwas von ihrem Geld auszugeben, überrascht. Regisseur Nimród Antal erzählt seine durchaus konventionelle Story ohne übertriebene Actioneinlagen, aber dank der klaustrophobischen Situation, in der sich Ty befindet durchaus spannend. Die beiden Hauptdarsteller tragen den Thriller mit Leichtigkeit und auch wenn große Überraschungen ausbleiben, unterhält Armored nicht nur dank der Besetzung, sondern auch durch die Art und Weise, wie der gescheiterte Diebstahl dargebracht wird.
Das mag manchen zu vorhersehbar sein, doch nutzen die Macher ihre Mittel gekonnt und versuchen nie, einen besseren Film zu konstruieren, als er mit dieser Ausgangslage hätte sein können.