Ant-Man and the Wasp: Quantumania [2023]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. Februar 2023
Genre: Action / Fantasy / Thriller

Originaltitel: Ant-Man and the Wasp: Quantumania
Laufzeit: 125 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Peyton Reed
Musik: Christophe Beck
Besetzung: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michelle Pfeiffer, Michael Douglas, Kathryn Newton, Jonathan Majors, David Dastmalchian, William Jackson Harper, Katy O’Brian, Bill Murray, Randall Park, Gregg Turkington, Corey Stoll


Kurzinhalt:

An sich hat Scott Lang (Paul Rudd) den Superheldenanzug als Ant-Man nach dem letzten Avengers-Abenteuer an den Nagel gehangen und genießt das Leben mit seiner erst seit Kurzem wiedervereinten Familie. Aber während er ein Buch geschrieben hat, hat Scotts Tochter Cassie (Kathryn Newton) zusammen mit Hank Pym (Michael Douglas) einen Apparat gebaut, mit dem sie die Quantumebene studieren können, in der Hanks Frau Janet (Michelle Pfeiffer) jahrzehntelang gefangen war. Als sie ihr im Beisein von Hope van Dyne (Evangeline Lilly) dieses „Teleskop“ vorführen, warnt Janet vor den Gefahren – doch es ist zu spät und sie alle werden in die Quantumebene hineingezogen. Dort finden sie eine lebendige Welt voll seltsamer Kreaturen, Wesen und Gesellschaften vor. Die leben in Angst vor Kang dem Eroberer (Jonathan Majors), der zusammen mit seiner Armee unbesiegbar scheint. Vor ihm wollte Janet die anderen warnen und muss nun alles daran setzen, Kang aufzuhalten. Es hängt nicht nur die Zukunft der Quantumebene davon ab …


Kritik:
Mit Ant-Man and the Wasp: Quantumania läutet das Marvel Cinematic Universe (MCU) seine inzwischen fünfte Phase ein. Ganze 30 Filme kamen zuvor, auf die Peyton Reeds dritter Film der Titelfigur mitunter verweist oder sogar auf Vorkenntnisse derselben angewiesen ist. Es verdeutlicht vielleicht, weshalb sich der Film weniger wie ein Ant-Man-Abenteuer anfühlt und mehr, als würde die weitere Zukunft des Franchise vorbereitet. Mit Kang dem Eroberer betritt ein neuer Bösewicht die Leinwandbühne und so gut gelungen der Auftritt der Figur, es ist schade, dass die anderen darüber beinahe vergessen werden.

Fans der ausufernd weitläufigen Filmreihe mag es dabei verwundern, dass Quantumania erstaunlich wenige offene Fäden der letzten Marvel-Filme weiterführt. Stattdessen erzählt Superheld Ant-Man alias Scott Lang aus dem Off, wie es ihm seit den letzten Abenteuern der Avengers ergangen ist. Er hat eine erfolgreiche Autobiografie geschrieben mit dem Titel „Look Out For The Little Guy“ und so albern die Figur oft porträtiert wird, der Auszug, den er daraus vorliest, ist durchaus charmant. So wie auch die Familienmomente zwischen ihm, Hope van Dyne (bekannt als Wasp), ihren Eltern Janet und Hank sowie Scotts Tochter Cassie spürbar Charme besitzen. Die Familie ist endlich vereint, nachdem Janet 30 Jahre lang in der Quantumebene verschollen war und Scott Jahre des Lebens seiner Tochter verpasst hat, als Schurke Thanos die Hälfte aller Wesen verschwinden ließ. Während Scott die gemeinsame Zeit genutzt hat, um sich aus dem Superhelden-Dasein zurückzuziehen, will Cassie anderen helfen und gerät dabei auch mit dem Gesetz in Konflikt. Vor allem ist sie wie Hank von der Quantumebene fasziniert und hat ein subatomares Teleskop gebaut, mit dem sie dort hineinblicken und Kontakt aufnehmen kann. Noch als Janet vor den Gefahren warnt, wird die Familie in die Quantumebene hineingezogen.

Einen Blick dieses eigenen Universums hat das Publikum zwar bereits erhascht, doch was sich dort verbirgt, ist mit nichts vergleichbar, was sich Scott oder die anderen vorstellen konnten. Janet beschreibt es als „eine geheime Welt unter unserer“. Sie ist nicht nur Licht oder Materie, sondern organisch. Dort gibt es Inseln, Meere und Menschen, wie auch andere Wesen. Die erinnern teilweise an Tiere, andere an Kristalle, Pflanzen oder Roboter. Eine Art ähnelt sprechendem Brokkoli. Diese Wesen besitzen Technologie, Architektur und Sprache, wirken fremdartig und doch vertraut. Die Welt, die Ant-Man and the Wasp: Quantumania in der Quantumebene vorstellt, ist bunt und immens fantasievoll – aber sie wirkt auch willkürlich zusammengewürfelt und konzeptlos. All das erzeugt nicht das Gefühl, man würde ein in sich stimmiges Ökosystem betreten, das es so tatsächlich geben könnte. Vielmehr scheinen die Verantwortlichen auf bloße Schauwerte aus.

Von den anderen getrennt, treffen Scott und Cassie dort auf eine Gruppe Vertriebener und es zeichnet sich ab, dass Janet in der Quantumebene Dinge getan hat, die großes Leid verursacht haben. Die verschiedenen Andeutungen führen schließlich zu dem eingangs erwähnten Kang, ein mächtiges Wesen, das in der Streaming-Serie Loki [seit 2021] bei Disney+ bereits angedeutet wurde. Er hat sich eine Armee in der Quantumebene aufgebaut und setzt nach Janets Rückkehr alles daran, sie zu finden. Auch wenn Filmemacher Reed merklich viel Zeit investiert, die Welt der Quantumebene vorzustellen, es führt letztlich schnell zu vielen großen Actionmomenten, die aber kaum mitreißen, weil die Figuren, die sie betreffen, dem Publikum bis dahin nicht wirklich bekannt sind. Kangs eigentliche Geschichte, sein einschüchterndes Wesen und sein charismatisches Auftreten, sind nicht nur überraschend, sondern sehr gelungen. Auch wenn seine Motivation (noch) keinen großen Sinn ergibt, mag sich dies auf Grund seiner speziellen Eigenschaften retrospektiv besser einordnen lassen.

Sieht man Ant-Man and the Wasp: Quantumania im Vergleich mit den beiden vorhergehenden Solo-Abenteuern, fällt auf, dass der Maßstab hier größer erscheint. Die Auseinandersetzung mit Kang, die fremde Welt der Quantumebene, all das hat die Größenordnung eines Science Fiction-Films im Stile von Star Wars, ohne jedoch dessen fein abgestimmte Finesse zu erreichen. Auch ist der Film ernster als zuvor, was dazu führt, dass der eingestreute, verbale Humor spürbar aufgesetzt erscheint oder insbesondere beim Finale merklich Tempo aus der Action nimmt. Dennoch spürbar aufwändig, ist die Geschichte auch dank der gut gelaunten Besetzung überraschend unbeschwert und besitzt nicht die Selbstgefälligkeit der letzten Marvel-Filme. Das ist so unerwartet wie willkommen.


Fazit:
Sowohl mit der Szene während des Abspanns als auch derjenigen danach läutet Filmemacher Peyton Reed die nächsten MCU-Filme und vermutlich auch Streaming-Serien ein. Kangs Vorstellung gelingt dank einer tollen Leinwandpräsenz der Figur durch Jonathan Majors. Sieht man auf der anderen Seite allerdings, was der dritte Ant-Man-Film für die etablierten Figuren mit sich bringt, fällt das Fazit ernüchternd aus. Weder wird ihnen eine spürbare Entwicklung zu Teil, noch sind sie letztlich an einem Punkt angekommen, dass ihre Geschichte auserzählt wäre. Vielmehr befinden sie sich am Ende dort, wo sie begonnen haben. Die actionreichen Kämpfe betreffen oftmals Figuren, die das Publikum nicht kennt (kein einziger Name bleibt haften), in einer unbekannten Umgebung mit neuartigen Waffen und Gefahren, die man nicht einschätzen kann. Weshalb sollte dies mitreißen? Der sichtbare Aufwand verpufft daher auf emotionaler Ebene, was in Anbetracht der Besetzung bedauerlich ist. Gut gemacht und durchweg solide umgesetzt, ist Ant-Man and the Wasp: Quantumania durchaus unterhaltsam und vor allem erfreulich kurzweilig. Dabei richtet sich die Geschichte nur an diejenigen, die mit den übrigen Filmen der Reihe vertraut sind und idealerweise den nächsten Avengers-Filmen oder bestehenden wie neuen Streaming-Serien des MCU entgegenfiebern. Daran scheint das Drehbuch letztlich auch mehr interessiert.