Ant-Man and the Wasp [2018]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. Juli 2018
Genre: Action / Science Fiction / Thriller / Komödie

Originaltitel: Ant-Man and the Wasp
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Peyton Reed
Musik: Christophe Beck
Darsteller: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Peña, Michael Douglas, Laurence Fishburne, Michelle Pfeiffer, Walton Goggins, Hannah John-Kamen, Abby Ryder Fortson, Judy Greer, Bobby Cannavale, Randall Park, Tip 'T.I.' Harris, David Dastmalchian


Kurzinhalt:

Dafür, dass er als Ant-Man an der Seite des in Ungnade gefallenen Captain America kämpfte, wurde Scott Lang (Paul Rudd) verurteilt und absolviert seine Strafe unter Hausarrest. Als er in einer Vision glaubt, Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer) zu begegnen, der brillanten Wissenschaftlerin, die vor 30 Jahren bei einer starken Miniaturisierung in der Quantumebene verschollen war, kontaktiert Scott ihren Mann, den Erfinder des Ant-Man-Anzugs Hank Pym (Michael Douglas), und ihre Tochter Hope (Evangeline Lilly). Durch Scotts Vision auf Janets Spur in der Quantumebene gebracht, werden der profitgierige Händler Sonny Burch (Walton Goggins) und die Kämpferin Ghost (Hannah John-Kamen) auf die waghalsige Rettungsmission aufmerksam. Letztere kann sich durch feste Materie bewegen und sieht in Pyms Forschung die einzige Möglichkeit auf eine Heilung. Es ist an Scott, Hope zu helfen, ihre Mutter zu finden, wobei er sich dabei wenigstens auf die Hilfe seines Geschäftspartners Luis (Michael Peña) verlassen kann …


Kritik:
Nach dem durchaus überraschenden Erfolg des im Vergleich zu den sonstigen Marvel-Comic-Verfilmungen stilistisch unterschiedlichen Ant-Man [2015], kehrt der alltägliche Superheld mit dem Größen verändernden Anzug in Ant-Man and the Wasp zurück. Inhaltlich angesiedelt während Avengers: Infinity War [2018], müssen Fans auf Antworten, wie die dortige Geschichte weitergeht, nach wie vor warten. Doch es gelingt Regisseur Peyton Reed, diese Wartezeit so angenehm wie möglich zu machen.

Im Zentrum steht erneut Scott Lang, der nach den Ereignissen von The First Avenger: Civil War [2016] unter Hausarrest gestellt wurde. Den von Hank Pym entwickelten Anzug, mit dem es möglich ist, die Größe des Trägers zu verändern, hat er seiner Aussage nach vernichtet und in Kürze soll seine Haft in eine Bewährungsstrafe umgewandelt werden. Als Scott sich während des Finales von Ant-Man auf die Quantumebene verkleinert hatte, hatte er unbewusst eine Verbindung zu Hanks Frau – und Hope Van Dynes Mutter – Janet hergestellt, die seit 30 Jahren verschollen ist, als sie im Wasp-Anzug bei einer gefährlichen Mission zu stark miniaturisierte.
Die mit einem Rückblick beginnende Geschichte ist somit für Hank und Hope persönlicher, als man erwarten würde. Dank gelungener CGI-Verjüngungen gelingt es Ant-Man and the Wasp, den Bogen zu den damaligen Ereignissen zu spannen, auch wenn man über die vorigen Helden in den beiden Anzügen nicht allzu viel erfährt.

Die Story dreht sich entsprechend darum, Janet aus der Quantumebene zu befreien, wobei es Scott, Hank und Hope hier mit mehreren Gegnern zu tun bekommen. So ist an der Technologie, die sie dabei einsetzen, zum einen die Kämpferin Ghost interessiert, die in der Lage ist, sich durch feste Materie hindurch zu bewegen. Auf der anderen Seite steht der dubiose Schwarzmarkthändler Sonny Burch, dessen Kontaktperson im Hintergrund jedoch im Dunkeln bleibt. Dabei verstehen es die Macher von Ant-Man and the Wasp, dass es eine zeitliche Komponente braucht, um der Geschichte eine gewisse Spannung zu verleihen. Die zieht das Skript einerseits daraus, dass sich Scott im Grunde nicht aus dem Haus begeben darf, um keine Gefängnisstrafe zu riskieren, andererseits daraus, dass die Rettungsmission für Janet innerhalb weniger Stunden abgeschlossen werden muss.
Fans des weitläufigen Marvel-Kinouniversums würden sich freilich wünschen, dass die große Hintergrundgeschichte von Avengers: Infinity War hier weitererzählt würde. So viel sei verraten: Eine Verbindung dazu gibt es im zweiten Ant-Man-Abenteuer sehr wohl. Aber wenn sie kommt, wirft sie mehr Fragen auf, als dass sie einen Ausblick gibt, wie das dortige Dilemma aufgelöst werden könnte.

Wie gehabt profitiert Ant-Man and the Wasp stark von seiner Besetzung, bei der Michael Peña erneut für die unterhaltsamsten Momente sorgt. Die Szene, in der er mit einem Wahrheitsserum verhört wird, ist die lustigste und beste im ganzen Film. Was Paul Rudd hingegen für die Rolle des Jedermanns im Ant-Man-Kostüm prädestiniert, wird an zwei Stellen deutlich. Einerseits steht er mit seiner geerdeten Skepsis als Ruhepol der Vernunft in einer von Fachbegriffen und hanebüchenen Ideen übersäten Story für den ganz gewöhnlichen Zuschauer bzw. Zuschauerin. Gleichzeitig bringt er den Moment, in dem er von Janet „besessen“ ist, schlicht fantastisch zum Ausdruck.

Dass alle bereits etablierten Figuren wie Hank und Hope hier deutlich mehr zu tun bekommen, tut dem Film merklich gut. Ebenso die Szenen mit Scotts Tochter Cassie. Auch der oft trockene Humor ist ein großer Pluspunkt, selbst wenn ein bis zwei Running Gags mehr enthalten sind, als notwendig wäre. Unbestritten fehlt Ant-Man and the Wasp das epische Flair eines Thor: Tag der Entscheidung [2017], obwohl beide Comic-Verfilmungen eine ähnliche Stimmung aufweisen. Doch dank der temporeichen Inszenierung und der gut gelaunten Besetzung ist dies nichtsdestotrotz ein spaßiges Superhelden-Abenteuer.
Wie bei Marvel-Filmen üblich, gibt es sowohl während, als auch nach dem Abspann jeweils eine Szene zu sehen; dass man dabei mit einem Fragezeichen entlassen wird, dürfte durchaus für Spekulationen sorgen.


Fazit:
Inhaltlich ergibt die selbstironisch erzählte Geschichte um die Rettung von Hopes Mutter Janet Van Dyne keinen großen Sinn, ungeachtet der mit viel technischem Jargon dargebrachten Erklärungen oder wie lange man darüber nachdenkt. Auch besitzt das Finale nicht die durchschlagende Wirkung, wie man sie mitunter erwarten würde. Ähnlich wie der erste Teil – und der Figur vielleicht durchaus angemessen – erscheint Ant-Man and the Wasp vom Maßstab her kleiner als die letzten Einzel-Abenteuer der Marvel-Superhelden. Dafür versteht es Filmemacher Peyton Reed, durch den ständigen Zeitdruck ein ordentliches Tempo zu erzeugen und seine Action flott zu inszenieren.
Selbst wenn die Geschichte nur selten wirklich überrascht, Ant-Man and the Wasp ist toll gemacht, immens witzig und durchweg leichtfüßig unterhaltsam erzählt. Oder anders gesagt: Tadellose Kino-Sommer-Unterhaltung, die auf der großen Leinwand am meisten Spaß macht.