America's Sweethearts [2001]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Mai 2004
Genre: Komödie / Unterhaltung

Originaltitel: America's Sweethearts
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Joe Roth
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Julia Roberts, Billy Crystal, Catherine Zeta-Jones, John Cusack, Hank Azaria, Stanley Tucci, Christopher Walken, Alan Arkin, Seth Green


Kurzinhalt:
Gwen (Catherine Zeta-Jones) und Eddie (John Cusack) sind das Traumpaar Hollywoods, und die Filme in denen sie gemeinsam auftreten Kassenschlager – bis Gwen ihren Gatten mit dem feurigen Hector (Hank Azaria) betrügt. So erscheint Gwen in den Medien als die Böse, Eddie, der unterdessen einen Nervenzusammenbruch erlitt, als unschuldiges Opfer. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Ihre Solo-Filme sind reinstes Kassengift.
Doch ein gemeinsames Projekt liegt noch ungeschnitten bei dem exzentrischen Regisseur Hal Weidmann (Christopher Walken), und so hat Produzent Dave Kingman (Stanley Tucci) eine Idee. Wenn er der Presse und den Zuschauern verkaufen kann, dass Gwen und Eddie wieder zusammen kommen, dann wäre auch der Film ein Erfolg. Hierfür engagiert er den Publicity-Experten Lee Phillips (Billy Crystal), der Gwens und Eddies Versöhnung für die Presse vorbereitet . Doch als das Ex-Traumpaar gemeinsam im Hotel eintrifft, fliegen alsbald die Fetzen, und als wäre das nicht genug ist da auch noch Kiki (Julia Roberts), Gwens Schwester und Managerin, die in Eddie verliebt ist.


Kritik:
Am 28. Oktober 1967 wurde Julie Fiona Roberts in Smyrna, Georgia geboren, und wie viele Mädchen wollte sie in ihrer Jugend noch Tierärztin werden. Trotzdem studierte sie Journalismus und wechselte erst nach Hollywood, als ihr Bruder Eric dort einige Erfolge feiern konnte. Da in der Screen Actor's Guild allerdings bereits eine Julie Roberts eingetragen war, nannte sich Julie Fiona kurzerhand Julia und wurde die erfolgreichste und bestbezahlte Darstellerin, die die Welt bislang gesehen hat.
Dabei begann ihr Erfolg eher klein, mit Pizza, Pizza [1988], für den sie zwar einiges an Lob einheimsen konnte, der aber noch kein wirklicher Hit war – das änderte sich nur zwei Jahre später als sie für Magnolien aus Stahl [1989] eine Oscarnominierung erhielt. Der Durchbruch kam nur ein Jahr später mit Pretty Woman [1990], für den sie erneut für den Oscar nominiert wurde. Vom Publikum und den Kritikern für ihre Rolle als Bordsteinschwalbe wider Willen gefeiert, ließ sich Roberts daraufhin auf ernstere Projekte ein, und verschreckte damit viele Fans, die sie mit ihren ersten Filmen gewonnen hatte. Zwar waren ihr die Kritiker in Flatliners - Ein schöner Tag zum Sterben [1990], Der Feind in meinem Bett [1991] und Entscheidung aus Liebe [1991] durchaus wohlgesonnen, die Zuschauer fanden zu dieser Julia Roberts aber keinen Zugang. Auch die erfolgreiche Grisham-Verfilmung Die Akte [1993] brachte sie nicht so recht ins Rampenlicht zurück. Ihre darauffolgenden Projekte waren weit weniger erfolgreich, erst mit Die Hochzeit meines besten Freundes [1997], in dem sie ihr Image als Liebchen parodierte, machte sie sich wieder einen Namen. Notting Hill [1999] und Die Braut, die sich nicht traut [1999] schlugen in dieselbe Kerbe und sicherten ihr zum ersten Mal Gagen von 15 Millionen Dollar und mehr. Für ihre Rolle als Erin Brockovich [2000] erhielt sie gar 20 Millionen – und ihren ersten Oscar. Noch immer zehrt sie von diesem Welterfolg, denn weder America's Sweethearts, noch Mona Lisas Lächeln [2003] war derart erfolgreich. In der Gangsterkomödie Ocean's Eleven [2001] spielte sie dagegen nur eine recht große Nebenrolle.

Bei einem Film wie America's Sweethearts mag man auf den ersten Blick meinen, kann man nicht viel falsch machen. Immerhin umgibt sich Roberts hier mit vielen anderen Filmstars und präsentiert dabei auch noch eine Komödie, die Hollywood auf die Schippe nimmt – grundsätzlich etwas, das Zuschauer immer wieder gern sehen. Und doch vermag das Drehbuch aus der Ausgangsidee, die ja nicht nur die Traumfabrik, sondern das leicht beeinflussbare Publikum gleichermaßen tangiert, nichts wirklich Neues oder Einzigartiges zu zaubern.
Stattdessen verliert man sich schon zu Beginn in Zoten und völlig übertriebener Situationskomik, die bereits in Stanley Tuccis Produzenten-Rolle einen ersten Höhepunkt findet. Doch als die Geschichte erst richtig in Fahrt kommen soll – nämlich als das Ehepaar im Hotel ankommt – werden die Szenen selbst immer länger, die Dialoge immer vorhersehbarer und der Unterhaltungswert immer weniger. So wird die Ausgangslage nicht ausgenutzt und stattdessen die ohnehin absehbare Lovestory forciert, von der Parodie ist dann kaum mehr etwas zu spüren. Und gerade bei der Liebesgeschichte sucht man jede Überraschung, jede Wendung vergebens. Es gibt alle Höhen, den berühmt-berüchtigten Tiefpunkt am Ende des zweiten Akts, der auch noch ausgesprochen klischeehaft eingebaut wurde, und ebenso schnell ist am Schluss alles wieder aufgelöst. Dabei ist das Finale mit Christopher Walken und seinem Reality-Film so überstrapaziert lang, dass es an manchen Stellen wirklich schon peinlich wirkt. Walkens Auftritt scheint dabei derart gekünstelt, dass man ihn am liebsten aus der Besetzung streichen möchte. So ewig lange wie das Finale während des Films vorbereitet wird, so enttäuschend ist es dann auch.
Doch als wäre das nicht genug, wartet das anschließende Liebes-Gefasl mit allen bekannten Floskeln, allen Klischees und jeder betont langwierigen Pause auf, die man schon in so vielen Komödien gesehen hat. So lange hätte all das nicht sein müssen.
Die Charakterentwicklungen spielen sich auf bekanntem Niveau ab, doch auch hier sucht man eine unvorhergesehene Wendung, ohne fündig zu werden. Stattdessen bekommt man all das serviert, was es in einem 08/15-Drehbuch zu sehen gibt. Dass die Ausgangsidee wirklich Potential hatte, lässt sich nicht leugnen, doch nicht nur, dass selbiges nicht genutzt wurde, ab der Hälfte lässt das Skript auch jeglichen Charme vermissen, den es noch zu Beginn besessen hat.

Billy Crystal, der auch am Drehbuch mitgewerkelt hat und eigentlich auch Regie führen wollte, bis Joe Roth Interesse an dem Stoff bekundete, ist hier wirklich gut gelaunt, hat dabei aber wenig zu tun, vor allem aber wenig Abwechslungsreiches.
Ähnlich ergeht es Hank Azaria, der zwar augenscheinlich mit seinem spanischen Akzent punkten kann und damit für Lacher sorgt, allerdings hat er bei genauerem Hinsehen eine äußerst undankbare und eindimensionale Rolle – sogar in Godzilla [1998] darf er mit witzigeren Szenen und Dialogen aufwarten.
Am meisten haben ohne Zweifel Julia Roberts, Catherine-Zeta Jones und John Cusack zu tun, doch während Zeta-Jones ihre Rolle mit Bravour meistert und das verzogen-zickige Verhalten voll auskostet, mimt Cusack mehr routiniert als engagiert. Die Chemie zu Arbeitskollegin Julia Roberts baut er zwar rasch und überraschend solide auf, insgesamt zeigt er aber nicht mehr Einsatz, als unbedingt notwendig war. Roberts, gleichwohl höchstbezahlte des Trios, bleibt hingegen unerwartet blass und ist gerade in den überkanditelten Szenen, in denen sie früher brillierte nicht immer überzeugend. Vielleicht wäre es anders gewesen, hätte sie die Rolle von Zeta-Jones übernommen, die ihr zuerst angeboten worden war.
Über Christopher Walkens Auftritt sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten, denn auch wenn er den Charakter vermutlich getreu der Drehbuchvorlage spielt, ist sein Auftritt in den letzten 15 Minuten kein Highlight des Films.
Stanley Tucci, der hier völlig überdreht agiert, verkörpert zwar eine völlig unglaubwürdige Rolle, insgesamt erinnert er mit seiner hektischen Mimik und Gestik aber beinahe schon an Louis de Funès.

Inszenatorisch lieferte Joe Roth, für den es die erste Regiearbeit seit elf Jahren bedeutete, eine solide Arbeit ab, wären da nicht hin und wieder die eingestreuten Rückblenden und Traumsequenzen, die zum einen viel zu lange dauern und nicht einmal parodistisch wirken. Sie bringen die Story auch nicht wesentlich voran, sondern wirken wie bloße Lückenfüller, um den Film auf eine Länge über 100 Minuten zu bringen.
Ein weiteres Manko sind zweifelsohne die zum Teil wirklich eklatant sichtbaren Blue-Screen-Aufnahmen in den einfachsten Szenen – dass den Machern hier das Geld ausgegangen ist, kann man sich eigentlich kaum vorstellen. Angesichts der Gagen der Hauptdarsteller und des Budgets von "nur" 50 Millionen Dollar war für den Film selbst nicht viel übrig. Eingespielt hat America's Sweethearts im Übrigen knapp das doppelte, die magische 100 Millionen-Grenze hat er jedoch nicht überschritten.
An der Kamera- und Schnittarbeit gibt es alles in allem aber nichts auszusetzen.

Musikalisch erwartet den Zuschauer hier der größte Pluspunkt der Produktion, James Newton Howard verfasste einen leichtfüßigen, passenden Score, der wirklich sehr gut zu den Bildern passt und auch einen schönen Aufbau besitzt. Einziger Negativpunkt: Er ist wie viele Komödien-Soundtracks austauschbar.
Dennoch gehört die zurückhaltende musikalische Untermalung zu den besten Aspekten des Films.

Was am Ende bleibt ist ein überlanger, überraschungsarmer Hollywood-Film, der die Traumfabrik in manchen Punkten witzig auf die Schippe nimmt und letztendlich doch zu wenig Mut zur bissigen Parodie findet und darum nur hin und wieder ins Schwarze trifft. Aus dem parodistischen Ansatz versteht das Drehbuch nicht viel zu machen, sondern konzentriert sich stattdessen auf eine altbackene Lovestory, die so klischeehaft dargebracht wird, dass wirklich jeder weiß, wie der Hase läuft.


Fazit:
Zotenreich und weit weniger komisch präsentiert sich die zweite Hälfte von America's Sweethearts, und auch wenn John Cusack, Julia Roberts, Catherine Zeta-Jones und Billy Crystal für Vieles entschädigen, bei so hochkarätigen Stars erwartet man eindeutig einen besseren Film.
So bleibt Joe Roths Regiearbeit ein Paradebeispiel für eine gute Ausgangsidee, deren Potential in einem mittelmäßigen Drehbuch gefangen bleibt und letztlich darin erstickt. Dabei hätte man gut zwei Filme aus der Idee schneidern können – ein guter hätte dabei allerdings schon gereicht.