Ambush - Kein Entkommen [2021]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. März 2023
Genre: Action / Drama

Originaltitel: Al Kameen
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: Vereinigte Arabische Emirate / Frankreich
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Pierre Morel
Musik: Harry Gregson-Williams
Besetzung: Marwan Abdulla Saleh, Khalifa Al Jassem, Mohammed Ahmed, Mansoor Alfeeli, Khalifa Albahri, Ibrahim Almusharaakh, Hassan Yousuf, Abdullah Bin Heider, Ghanim Nasser, Salem Altamimi, Saeed AlHarsh, Omar Bin Haider


Kurzinhalt:

Am 18. Februar 2018 stehen die drei Soldaten der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate, Ali (Marwan Abdulla Saleh), Bilal (Khalifa Al Jassem) und Hindasi (Mohammed Ahmed), die derzeit im Bürgerkriegsland Jemen stationiert sind und Hilfspakete an die Zivilbevölkerung verteilen, kurz vor der Heimreise. Ihre anstehende Patrouille, die sie mit einem ebenfalls gepanzerten Begleitfahrzeug durchführen, ist im Grunde ein Routineeinsatz. Doch auf ihrer Route geraten sie in einer engen Schlucht unter Beschuss. Es gelingt den Angreifern, die Fahrzeuge fahrunfähig zu machen und auch der Funkkontakt bricht ab. Unter Leitung von Oberst Almazroui (Abdullah Bin Heider) beginnt eine Rettungsmission, doch die Schnelle Eingreiftruppe braucht mindestens eine Stunde Zeit, um zu den Eingeschlossenen zu gelangen. Nicht nur, dass der Beschuss durch die Angreifer, die die Soldaten umzingeln, immer stärker wird, die Aufständischen sind in einer strategisch vorteilhaften Lage, die Eingreiftruppe ebenfalls einzukesseln …


Kritik:
Die Republik Jemen existiert als zusammengehöriger Staat auf Grund zahlreicher innerer Konflikte und Strömungen im Grunde derzeit nicht. Sie gilt als das instabilste Land der Welt. Dort ereignen sich humanitäre Katastrophen jenseits dessen, was ein Publikum bereitwillig auf der großen Leinwand sehen möchte. Womöglich beschäftigt sich Filmemacher Pierre Morel deshalb in seinem auf wahren Ereignissen basierenden Ambush - Kein Entkommen nicht mit den Hintergründen, sondern schildert stattdessen aus Sicht von Streitkräften der Vereinigten Arabischen Emirate den Überlebenskampf einer Einheit, die in einer Schlucht in einen Hinterhalt gerät. Das ist handwerklich eindrucksvoll und durchaus packend, aber inhaltlich bestenfalls einseitig und so pathetisch wie Hollywood-Vorlagen, denen hier dramaturgisch nachgeeifert wird.

Auch wenn das Hauptaugenmerk nicht auf dem historisch-politischen Werdegang des Jemen liegt, beginnt Ambush mit einer Einführung, die den gesellschaftlichen Stand des Landes zur Zeit der Ereignisse zusammenfasst. Seit dem Jahr 2013 herrscht Bürgerkrieg, der sich zwei Jahre später ausweitet, so dass eine von Saudi-Arabien geleitete Militärintervention, der zahlreiche arabische Staaten angehören, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, auf Bitten der international anerkannten Regierung im Land für Stabilität sorgen und die Zivilbevölkerung mit Hilfsgütern versorgen soll. Durch die vielen verschiedenen Akteure im Land, Rebellen, Aufständische und Loyalisten, die aus vielerlei Quellen mit Waffen versorgt werden, wird der Jemen immer weiter destabilisiert. Am 18. Februar 2018 starten die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate von ihrer Basis in Mocha aus eine Patrouille mit zwei gepanzerten Fahrzeugen und geraten in einer engen Schlucht in einen Hinterhalt feindlicher Kämpfer. Die Straße ist vermint, das erste Fahrzeug mit drei Soldaten steckt fest und gerät unter schweren Beschuss. Bis Hilfe kommt, müssen sie mindestens eine Stunde durchhalten und schlimmer, als im Kampf zu sterben, wäre in Gefangenschaft zu geraten, in Anbetracht dessen, was die Männer dort erwarten würde.

Das klingt überaus schnörkellos und tatsächlich bleibt Ambush inhaltlich geradliniger, als man es erwarten würde. Nach einer kurzen Vorstellung der Soldaten auf dem Stützpunkt, unter denen es zu nachvollziehbaren Spannungen kommt in Anbetracht des Umstands, dass sie tagtäglich in Situationen geraten, in denen sie nicht wissen, ob ihnen die Menschen gegenüber feindlich gesonnen sind, beginnt der Einsatz der Patrouille, die im Grunde eine Routineaufgabe sein sollte. Nachdem sie auf jemenitische Streitkräfte treffen, derer Unterstützung sie sich ebenfalls nicht vollends sicher sein können, gerät das vorausfahrende Fahrzeug in einer Schlucht in einen Hinterhalt. Es ist kein gewöhnlicher Angriff von Aufständischen, die Attacke ist wohl geplant, die Straße vermint. Nicht nur, dass das gepanzerte Fahrzeug von allen Seiten beschossen wird, auch Raketenwerfer kommen zum Einsatz und ein Scharfschütze liegt bereit, um aussteigende Soldaten ins Visier zu nehmen. Die Aktion wird gefilmt, um prestigeträchtiges Propagandamaterial zu gewinnen. Während das erste Fahrzeug in unwägbarem Gelände feststeckt, wird auch das zweite beschossen, so dass die sogenannte Schnelle Eingreiftruppe ausrückt, um die Kameraden zu befreien. Währenddessen werden die Soldaten in den Fahrzeugen einem regelrechten Kugelhagel ausgesetzt.

Es ist eine Situation, deren lebensbedrohende Intensität man sich nicht vorstellen kann. Umso mehr, wenn die Panzerung durch den ständigen Beschuss irgendwann in Mitleidenschaft gezogen und das Fahrzeug, welches das eigene Leben bislang geschützt hat, zur tödlichen Falle wird. Ambush gelingt es, diese Momente auf eine klaustrophobische Art und Weise greifbar zu machen. Müssen die eingeschlossenen Soldaten in dieser Situation Ruhe bewahren, um angesichts der Angreifer, die sie umzingeln, nicht kopflos auszusteigen, ist dies allein ein Kraftakt. Die verzweifelte Lage der Soldaten bringt Filmemacher Pierre Morel auch handwerklich zur Geltung, rückt ihre Isolation in Anbetracht der vorrückenden Angreifer in Perspektive und steigert so die Spannung der Stunden andauernden Belagerung, ehe die Eingreiftruppe überhaupt eintreffen könnte, bis diese ebenfalls von Granaten beschossen wird.

Doch so beklemmend die Situation und so packend die Inszenierung derselben, so wenig greifbar ist das persönliche Drama der eingeschlossenen Figuren. Zwar greift Ambush dabei bekannte Klischees anderer Filme auf, dass beispielsweise die Frau eines Soldaten schwanger ist, der für seine Tochter eine Holzfigur geschnitzt hat und in einer Woche nach Hause zurückkehren würde, doch aus diesen Aspekten erwächst keine Nebenhandlung, mit der man eine wirkliche Verbindung aufbauen könnte. Werden Frau und Töchter nur einmal auf einem Foto gezeigt, hat man zu dem familiären Hintergrund keinen wirklichen Bezug und aus den Spannungen der beiden Soldaten zu Beginn ergibt sich letztlich kein Konflikt – oder das Gegenteil, dass sie zusammenarbeiten müssen, einander beschützen, um zu überleben. Umso klischeehafter erscheinen jene Storydetails, wenn sie letztlich keine Auswirkung auf die Geschichte insgesamt entfalten.

Hinzu kommen viele Klischees, die man in vielen anderen Genrefilmen bereits gesehen hat. Anrufe bei der Familie in letzter Minute, Soldaten, die sich Sekunden vor ihrem Tod selbst ermutigen, sich für das Land und ihre Einheit zu opfern. Nicht erst am Ende, wenn die Soldaten vor wehenden Fahnen salutieren, hat es den Anschein, als müssten die Darsteller durch zähen Pathos waten. Sie machen ihre Sache nichtsdestotrotz gut, verleihen der aufwändig inszenierten Action einen menschlichen Ankerpunkt und machen Ambush damit zugänglich, selbst wenn auffällt, dass lediglich das Gesicht des Anführers der Angreifer zu sehen ist, die anderen jedoch vermummt bleiben. Über sie oder ihre Motivation verrät das Drehbuch gar nichts und bleibt so einzig der Perspektive der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate verhaftet. Das wird letztlich auch den Opfern des Konflikts nicht gerecht.


Fazit:
Werden die Soldaten in den Fahrzeugen eingeschlossen und unter Beschuss genommen, entwickelt Filmemacher Pierre Morel eine Authentizität, durch welche die Situation noch beklemmender erscheint. Handwerklich steht seine Nacherzählung der Belagerung und des Rettungseinsatzes Hollywood-Produktionen in nichts nach. Die Bilder sind erstklassig ausgewählt, die stimmige Atmosphäre setzt die Momente packend in Szene. Aber auch wenn den Darstellern durchweg eine greifbare Darbietung gelingt, die absehbaren, klischeehaften Dialoge können sie nicht aufwiegen. Ebenso wenig wie pathetische Momente, in denen die Figuren in Zeitlupe mit getragener musikalischer Untermalung agieren, und die Heldenverehrung bereits übermenschlich groß umgesetzt wird, bis hin zum gemeinsamen Gebet am Ende. Das ändert nichts daran, dass die Präsentation des actionreichen Genrefilms durchaus gelungen ist, doch mehr tatsächliche Charakterentwicklung und ein Blick, der alle Seiten der Auseinandersetzung verdeutlicht, wären dennoch wünschenswert gewesen, selbst wenn Ambush - Kein Entkommen auf einer bedrückenderen Note endet, als man bei dieser Art Film vermutlich erwarten würde.



Die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Ambush - Kein Entkommen

Bei PLAION PICTURES ist eine 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Ambush - Kein Entkommen erschienen, die zusätzlich zur 4K Ultra-HD-Disc eine inhaltsgleiche Blu-ray-Disc enthält. Entsprechend ist auch das Bonusmaterial identisch, ebenso die vorhandenen Tonspuren. Ein Booklet gibt es bedauerlicherweise nicht, dafür handelt es sich um ein Wendecover, das eine Rückseite ohne prominentes FSK-Logo beinhaltet.

Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
Tonspuren Deutsch, Arabisch: DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel Deutsch
Extras  • The Making Of Ambush* (16 min.)
 • Interviews mit Cast und Crew* (72 min.)
 • Behind the Scenes* (25 min.)
 • Trailer zum Hauptfilm
 • Diverse Trailers

* (teilweise) mit deutschsprachigen Zwangsuntertiteln

Das Wichtigste vorweg: Die 4K Ultra-HD-Disc war nicht mit dem vorliegenden Sony UHD-Blu-ray-Player abspielbar. Während das Bonusmaterial ohne Schwierigkeiten abgespielt werden konnte, stürzt der Player beim Start des Hauptfilms – unabhängig von der ausgewählten Sprachspur – reproduzierbar vollständig ab. Auch der Einstieg in den Film über eine Kapitelauswahl ist nicht möglich. Eine PlayStation 5 spielt Disc zwar anstandslos ab, gibt jedoch das Bild nicht in Dolby Vision aus. Solche Inkompatibilitäten gibt es im 4K-Heimvideobereich leider regelmäßg, insofern ist vom Publikum bedauerlicherweise eine gewisse Flexibilität gefordert.

Das Bild selbst ist in Anbetracht der Umgebung erwartungsgemäß sehr hell, kristallklar und scharf, ohne merkliches Rauschen, selbst in anspruchsvollen Szenen. Die Vorteile des hohen Dynamikumfangs kommen dabei hauptsächlich bei den Szenen in den Fahrzeugen zur Geltung, wenn die Sonne gleißend durch die Scheiben zu sehen ist, sowie in Bezug auf sehr dunkle Bildinhalte, die durch die hellen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Farbpalette ist angesichts der kargen Landschaft wenig abwechslungsreich, doch kann man sich insgesamt kaum eine bessere optische Präsentation vorstellen. Auf Grund der Szenerie wird die höhere Grundhelligkeit bei der 4K-Präsentation gegenüber der regulären Blu-ray-Disc nur umso deutlicher. Die aufwändigen Aufnahmen kommen bei der 4K Ultra-HD-Disc hervorragend zur Geltung und werden durch eine Klangkulisse ergänzt, die gleichermaßen überzeugt. Der Ton glänzt, wie bei der Thematik erwartet, mit vielen bidirektionalen Geräuschen sowie einer voluminösen Klangkulisse, bei der einzelne Waffentöne eine unterschiedliche Wucht entfalten und das Publikum so unmittelbar in die Szenerie katapultieren.
Eine unerwartete Überraschung sind die enthaltenen Extras, von denen es mehr gibt, als bei vielen aktuellen Veröffentlichungen. So sind beispielsweise mehr als eine Stunde Interviews mit den Verantwortlichen hinter der Kamera enthalten, darunter auch mit Regisseur Pierre Morel sowie den Produzentinnen und Produzenten. Insgesamt zehn solcher Interviews sind vorhanden, die grundsätzlich auf Englisch bzw. Französisch mit Untertiteln verfügbar sind, mit Ausnahme des Interviews mit dem Leiter der Spezialeffekte, das auf Französisch ohne Untertitel vorliegt. Hierbei scheint es sich um einen Authoring-Fehler der 4K Ultra-HD-Disc zu handeln, da das Interview auf der enthaltenen Blu-ray-Disc sehr wohl untertitelt ist. Die Interviews sind überraschend umfangreich und gehen dabei durchaus auf Details ein, wohingegen die 12 Behind the Scenes-Snippets die Themengebiete Spezialeffekte, Armee-Vorbereitungen, Armee-Proben, Garderobe und Make-up betreffen, aber weit weniger tiefgehend sind.

Insgesamt bietet die vorliegende Veröffentlichung auf 4K Ultra-HD beinahe alles, was Interessierte von Ambush - Kein Entkommen erwarten können. Es fehlt lediglich ein Audiokommentar, wobei dies durch die vielen Interviews gewissermaßen ausgeglichen wird. Die optische Präsentation ist tadellos und hinsichtlich der Helligkeit sowie der Schärfe beeindruckend, der Ton zwar weit ab von Referenzmaterial, aber mehr als angemessen.
Ärgerlich ist lediglich das Kompatibilitätsproblem mit einem gängigen UHD-Blu-ray-Player, das sich hoffentlich mit einem Software-Update beheben lässt. Wer nicht auf alternative Abspielmethoden zurückgreifen kann, hat sonst schlicht das Nachsehen, oder muss auf die optisch weniger eindrucksvolle Blu-ray-Disc zurückgreifen.

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
5 von 6 Punkten

Ambush - Kein Entkommen-Packshot Ambush - Kein Entkommen
ist ab 16. März 2023 als Video-on-Demand
und ab 23. März 2023 als DVD, Blu-ray und 4K Ultra-HD
im Verleih von PLAION PICTURES GmbH erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
PLAION PICTURES GmbH.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.