Alien - Die Wiedergeburt [1997]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. April 2005
Genre: Science Fiction / Horror / Action

Originaltitel: Alien: Resurrection
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Jean-Pierre Jeunet
Musik: John Frizzell
Darsteller: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Dominique Pinon, Ron Perlman, Gary Dourdan, Michael Wincott, Kim Flowers, Dan Hedaya, J.E. Freeman, Brad Dourif, Raymond Cruz, Leland Orser


Kurzinhalt:
200 Jahre nachdem sie sich opferte, erwacht Ellen Ripley (Sigourney Weaver) an Bord eines Raumschiffes – Wissenschaftler haben sie geklont und die Alien-Königin mit ihr. Diese ist inzwischen entnommen und wird vom Militär dazu benützt, Alien-Eier zu legen. Doch beim Klonen verschmolz Ripleys DNA mit der des Aliens und so ist sie nun nicht mehr rein menschlicher Natur. Übermäßig stark, mit ungeahnten Instinkten ausgestattet und Säure als Blut, kann sie sich nur bruchstückhaft an ihre Vergangenheit erinnern.
Eine Söldnercrew unter der Leitung von Elgyn (Michael Wincott) bringt eine brisante Fracht an Bord des Militärschiffes: Menschen, die als Wirte für die Aliens dienen sollen. Doch während Ripley unter Aufsicht ihrer Ärzte Dr. Wren (J.E. Freeman) und Dr. Gediman (Brad Dourif) dabei ist, ihre Fähigkeiten zu entdecken, und sich Elgyns Crew, bestehend aus Call (Winona Ryder), Vriess (Dominique Pinon), Johner (Ron Perlman), Christie (Gary Dourdan) und Hillard (Kim Flowers), auf dem Militärschiff umsieht, planen die geschlüpften Aliens ihren Ausbruch.
So kommt es, dass wenig später Ripley zusammen mit den wenigen Überlebenden erneut gegen die außerirdischen Wesen kämpfen muss, nur fühlt sie sich diesmal auf seltsame Weise mit jenen verbunden. Dabei steht Ripley die Entdeckung ihrer größten "Gabe" an die Alien-Königin noch bevor ...


Kritik:
Wer es sich zum Ziel setzt, alle Filme von Regisseur Jean-Pierre Jeunet ansehen zu wollen, hat dabei bedeutend weniger Aufwand zu betreiben, als es bei manchen Filmemachern der Fall ist. Denn auch wenn Jeunet bereits seit über 20 Jahren im Filmgeschäft vertreten ist (geboren ist der Franzose am 3. September 1953), er ist zurecht dafür bekannt, dass seine Projekte sehr zeitaufwändig sind. Für seinen zweiten Kurzfilm Le Manège [1980] erhielt er den César, den größten französischen Filmpreis. Es folgten weitere Werbe- und Videoclips, und Kurzfilme wie Le Bunker de la dernière rafale [1981], Pas de repos pour Billy Brakko [1984] und Foutaises [1989]. Für December 25, 1958, 10:36 PM erhielt er erneut einen César, ehe ihn sein Kinodebüt Delicatessen [1991] zusammen mit Marc Carot als Ko-Regisseur berühmt machte. Mit Carot hatte er bereits an seinen animierten Kurzfilmen L'Évasion [1978], Le Manège und auch Le Bunker de la dernière rafale gearbeitet, wobei die Produktion des letzteren über ein Jahr dauerte.
Nach Delicatessen folgte mit Die Stadt der verlorenen Kinder [1995] ein weiterer, erfolgreicher Film, ehe Jeunet nach Hollywood ging, um sich dort im Filmgeschäft zu versuchen. Caro war hierbei "nur" als Design Supervisor mit dabei, allerdings brachte der französische Regisseur eine Menge Leute zum Projekt, mit denen er bislang bereits gearbeitet hatte, darunter Ron Perlman aus Die Stadt der verlorenen Kinder, der Effektespezialist Pitof, oder aber Darsteller Dominique Pinon. Doch Alien – Die Wiedergeburt hielt nicht, was es versprach, und so kehrte Jeunet daraufhin wieder in seine Heimat zurück. Sein bislang größter Erfolg stand ihm noch bevor: Die fabelhafte Welt der Amélie [2001] verzauberte Zuschauer auf der ganzen Welt, während andere unverständig den Kopf schüttelten. Es folgte Mathilde - Eine große Liebe [2004], ebenfalls mit Darstellerin Audrey Tautou in der Hauptrolle. Das Angebot, Harry Potter und der Orden des Phönix [2007] zu inszenieren, lehnte Jean-Pierre Jeunet ab, vielleicht auch deswegen, weil sein bislang einziges Hollywoodengagement unter vielen seiner Fans als sein schwächstes Werk gilt, auch wenn viele Alien-Fans (unverständlicherweise) den vierten Teil bedeutend besser als den dritten finden.

So liegen die größten Stärken und die größten Schwächen wie so häufig dem Drehbuch zugrunde, das aus der Feder von Joss Whedon stammt, der seine Anfänge im Showbusiness bei der TV-Serie Roseanne [1988-1997] feierte und wenig später mit Buffy, der Vampirkiller [1992] seinen ersten Kinofilm schrieb. Daraus konnte er auch Jahre später die Fantasy-Serie Buffy - Im Bann der Dämonen [1997-2003] entwickeln, werkelte aber zuvor am Skript zum ersten Pixar-Filme Toy Story [1995] mit. Als Fan der Alien-Filme hatte er sich daran gemacht, ein Drehbuch für einen weiteren Film zu schreiben und dieses wurde vom Studio auch begeistert aufgenommen. Aber auch wenn man sich beim Durchlesen der Story fragen mag, wie ein derart löchriges Skript überhaupt in Produktion gehen kann, ist es nicht die Grundstory, die Alien – Die Wiedergeburt inhaltlich so schwach macht, sondern es ist deren Ausführung.
Zwar kann man Whedon nicht das grässliche Hybrid-Alien des Finales zum Vorwurf machen, in seinem Skript beschreibt er das Wesen als augenlos, weiß und mit Adern unter der Haut, allerdings laufen gerade die "Modernisierungen", die dem Studio wohl so gut gefallen haben, der eigentlichen Thematik der Reihe zuwider. Wenn Ripley einem frisch Alien-Infizierten erklärt, was geschehen wird, wenn das Wesen aus ihm herausbricht, ihm also seinen baldigen Tod schildert, und die Beschreibung mit einem lakonischen Kommentar, samt lächeln abschließt, fragt man sich doch, was aus der emotional involvierten Heldin der bisherigen drei Filme geworden ist. Zwar mag diese Haltung der Hauptfigur angesichts des Grundkonzepts der Story in gewissem Sinne noch nachvollziehbar sein, doch wer unter den bisherigen Zuschauern der Quadrilogie hatte einen Rambo II - Der Auftrag [1985]-Verschnitt im Weltraum sehen wollen? Mit den dauernd-coolen Sprüchen, der deutlich vulgäreren Aussprache als noch in den bisherigen Filmen (gleichwohl der dritte Teil diesbezüglich nicht zimperlich war) geht Whedon einen ganz anderen Weg, weg vom ursprünglichen Naturell der Reihe und setzt an dessen Stelle eine sarkastische, unberührte und auch unberührbare Heldin, die so fremdartig wirkt wie die Aliens, die sie bekämpft.
Dass dabei einige wirklich witzige Sprüche zustande kommen, steht außer Frage, doch ist dies nicht wie bei Alien³ [1992] in der Form eingebaut, dass einem das Grinsen vor Schock gefriert, vielmehr soll man sich hier am Tod einiger Charaktere, an ihrem Leiden amüsieren. Ihr Opfer wird mit einem pseudo-witzigen Spruch abgetan, statt dass die Charaktere die aussichtslose Situation, in der sie sich befinden begreifen und entsprechend reagieren würden.
Der Verlauf des Skripts orientiert sich dabei an einer Mischung aus Teil eins und zwei, setzt auf einem abgeschlossenen Raum den Figuren eine Vielzahl Aliens gegenüber und wartet mit einigen ausgezeichneten Ideen auf. Die beste Sequenz ist dabei zweifelsohne der Tauchgang, der mit ein paar sehr guten Einfällen überzeugt. Und auch wenn Ripley die Nummern eins bis sieben ihrer selbst ausfindig macht, erkennt man das Potential, das hinter der Story steckt. Selbst Whedons Einfall mit dem Namen des Bordcomputers ("Vater" im Gegensatz zu "Mutter" des ersten Films) ist lobenswert, wie auch die Tatsache, dass er die ursprüngliche Idee verwarf, Ripley dadurch wiederzubeleben, dass ihre Geschehnisse in Teil drei nur ein Traum gewesen seien. Dass eine der Schlüsselactionsequenzen des Films, eine Verfolgungsjagd mit einem Jeep in einem im Raumschiff befindlichen künstlich angelegten Wald und einer Menge Aliens auf Grund von Budgetkürzungen nicht realisiert werden konnte, ist tragisch, hätte aber insofern kaum etwas geändert, da das eigentliche Finale nach wie vor wie im Film zu sehen gedacht war. Später meinte Joss Whedon in einem Interview, dass er vier verschiedene Endszenarien für den Film geschrieben hatte, die allesamt auf der Erde spielen sollten, sie jedoch alle aus Kostengründen vom Studio während der Dreharbeiten abgelehnt wurden und er das im Film enthaltene Ende schreiben sollte. Wirklich besser macht es sein Skript dabei aber nicht, denn außer einigen wirklich guten Ideen und einer interessanten Ausgangslage verliert sich der Autor leider in vollkommen unpassenden Momenten, garniert das Geschehen mit platten und schlecht Platzierten Dialogen und bedeutend mehr Klischees, als man von einem jungen Drehbuchautor erwarten würde.
So helfen die guten Einfälle leider nicht darüber hinweg, dass Whedon mit seiner Stimmung das Alien-Thema zwar neu interpretieren wollte, dabei aber an der eigentlichen Atmosphäre der ersten drei Filme meilenweit vorbei schießt. Vielleicht spricht der Film auch deswegen ein anderes Publikum als die ersten Teile an.

Dass Sigourney Weaver, Hauptdarstellerin und Produzentin, dies geschehen ließ, ist unverständlich. Mag sein, dass sie damit von der Rolle der gezeichneten Heldin ins Actionfach wechseln wollte, gelungen ist ihr dies aber nicht. Denn entweder scheint ihre Ripley-Personifikation vollkommen überdreht, zu aktiv, zu gezwungen witzig und cool, oder aber vollkommen uninteressiert. Sieht man sich ihre nächste Science Fiction-Rolle in Galaxy Quest [1999] an, in der sie ihr Image geflissentlich persifliert, merkt man ihr auch das sichtlich größere Engagement an. Als Ellen Ripley ist sie in Alien – Die Wiedergeburt aber schlichtweg enttäuschend und vor allem charmelos, zumal sie abgesehen von ein paar kleinen Einsätzen zu Beginn (und der zugegebenermaßen sehr gut gespielten Szene mit den übrigen Klonen, die mimisch auch vollkommen aus dem Rahmen zum Rest des Films fällt), kaum gefordert wird, weder in körperlicher, noch mimischer Hinsicht. Da scheint es immerhin eine nette Anekdote, dass sie den Überkopf-Wurf des Basketballs tatsächlich zustande brachte – nach zwei Wochen Training mit einem Basketball-Coach. Zuerst sollte der Ball gar über dem Korb eingeworfen werden, da der Regisseur fürchtete, es würde zulange dauern, bis Weaver den Wurf so hin bekommen würde, doch sie bestand darauf und schaffte es beim ersten Take. Ihr Gehaltsscheck war bei diesem Film zudem größer als das gesamte Budget des 18 Jahre älteren ersten Films.
An ihrer Seite viel zu kurz zu sehen ist Michael Wincott, der seine Sache ansich gut macht und den man gern bis zum Schluss im Team gehabt hätte. Auch Jeunets Hausdarsteller Dominique Pinon mimt seine Rolle wirklich gut, um nicht zu sagen, dass er der beste Akteur des Films ist. Zusammen mit Ron Perlman (der beim Dreh der Unterwassersequenz beinahe ertrunken wäre) darf er sich auch einige wirklich witzige Wortgefechte liefern, die aber deswegen so hölzern und erzwungen wirken, weil man als Zuschauer zu wenig über die Figuren erfährt. Perlman, der durch seine Rolle in Die Schöne und das Biest [1987-1990] international bekannt wurde, eine exzellente Darbietung Der Name der Rose [1986] zeigte und der für Regisseur Jean-Jacques Annaud bereits in Am Anfang war das Feuer [1981] eine der schwersten und hervorragendsten schauspielerischen Leistungen erbrachte, ist seit den 1990er Jahren zumeist in B-Filmen zu sehen, oder aber in kleineren Rollen in großen Hollywood Produktionen. Auch mit der Hauptrolle in Hellboy [2004] hat sich sein Blatt hier nicht gewendet. Hier mimt er zwar solide, doch seine Figur besitzt schlicht nicht genügend Tiefe, oder fordert ihn in dem Maße, wie man es gern sehen würde.
Gary Dourdan wurde trotz zahlreicher Engagements erst mit C.S.I. - Tatort Las Vegas [seit 2000] wirklich berühmt und konnte sich die Rollen seither auch aussuchen. Dass er als Christie in Alien – Die Wiedergeburt mimisch in keiner Sekunde gefordert ist, hat seiner Einsatzbereitschaft sicherlich nicht geholfen. Dass sich sein wie festgefroren scheinendes Gesicht aber erst in seinen letzten Szenen löst, ist alles andere als erfreulich. Kim Flowers Auftritt ist dabei derart kurz, dass man sich über sie nicht einmal ein Bild machen konnte. Mit J.E. Freeman konnten die Macher zumindest einen charismatischen Bösewicht besetzen, der zwar durch seine Handlungen vollkommen überzogen wirkt, aber zumindest in Erinnerung bleibt. Ebenso wie Brad Dourif, dessen erste Momente zu seinen besten gehören, ehe er (dem Klischee der durchgeknallten Wissenschaftler in 50er-Jahre-Filmen folgend) so abgehoben agiert, wie es seine unterdurchschnittliche Rolle erfordert.
Einen guten Eindruck hinterlassen hingegen Dan Hedaya und Leland Orser die zwar nicht viel zu tun bekommen, aber ihren Figuren wenigstens etwas an Tiefe verleihen.
Was schließlich unweigerlich zu Winona Horowitz, besser bekannt als Winona Ryder, führt. Zwar wurde sie erst für ihre späteren Filme Es begann im September [2000] und Mr. Deeds [2002] für die weniger begehrte Goldene Himbeere nominiert, ihre weit unterdurchschnittliche Leistung hier hätte eine Nominierung aber mindestens gerechtfertigt. Grund hierfür ist zum einen ihre vollkommen überzogene Mimik (und in Anbetracht der Natur ihrer Filmfigur ist dies mehr als nur verwunderlich) und auch ihre Intonation, die in der englischen Sprachfassung verständlicherweise mehr auffällt. So hinterlässt sie zwar einen allzeit weinerlichen Eindruck, der aber im Kontext des Films vollkommen unpassend wirkt – auch sie wäre beim Dreh beinahe ertrunken und hätte gar nicht mitspielen sollen, hätte in erster Instanz Angelina Jolie für die Rolle zugesagt. Ohne das Drehbuch zu kennen, nahm sie die Rolle an, da sie unbedingt an der Seite von Sigourney Weaver in einem Alien-Film zu sehen sein wollte. In Anbetracht ihrer wirklich guten mimischen Leistungen in Durchgeknallt [1999] und auch Das Geisterhaus [1993] ist ihr Spiel einfach unverständlich. Dass gerade eine renommierte Darstellerin sich als schlechteste Aktrice des Films entpuppen muss, ist wirklich traurig – und so schwache darstellerische Leistungen, wie in diesem Film, gab es in keinem der drei Vorgänger.

Gespannt waren Fans selbstverständlich auf den visuellen Ansatz des Films, immerhin brachte Regisseur Jeunet eine ganze Menge Beteiligter seiner bisherigen Werke mit zum Dreh. Mit dem iranischen Kameramann Darius Khondji, seinem Stamm-Cutter Hervé Schneid und seinem Supervisor für die Spezialeffekte Pitof stellte Jeunet zudem eine internationale Filmcrew zusammen, die Alien – Die Wiedergeburt auch ein entsprechendes Aussehen verleiht.
Das zeigt sich sowohl in der handwerklichen, wie auch visuellen Optik. So sind Kamera und Schnitt sehr ungewöhnlich eingesetzt und verleihen dem Geschehen einen düsteren, aber doch sehr temporeichen Look. Mit ungewöhnlichen Perspektiven und grundsätzlich gut geschnittenen Szenenfolgen gelang den Machern hier eine routinierte Arbeit – der Knackpunkt kommt indes beim restlichen Design des Films, das nicht so recht zusammenpassen mag. Zwar hatte Jeunet mit Budgetkürzungen zu kämpfen, die auch dafür verantwortlich sind, dass die Sets im Endeffekt weit weniger detailreich oder opulent ausgefallen sind als ursprünglich geplant, aber der minimalistische Look steht dem Film recht gut.
Was aber unentschlossen wirkt ist das Setdesign. Denn während Teil eins auf die sterile Umgebung im Raumschiff setzte, Teil zwei die weitläufigen, aber doch von Stahl und Elektronik geprägten Gänge der Kolonie zeigte, auf denen sich die organische Schicht der Aliens niedergelassen hatte, und Alien3 auf die schmutzige, aber doch sehr spartanische Einrichtung des Gefängnisses setzte, suchen die Macher hier einen Mittelweg, schaffen ein schmutziges Interieur, das viele Anleihen besitzt, aber minimalistisch und klaustrophobisch wirken soll. Gleichzeitig bieten die Sets aber doch viel Platz und vom Schmutz, abgesehen von der rostigen Farbe des Schiffsinnern, ist nichts zu sehen. So machen die Bauten zwar einen verschrobenen und manchmal auch leicht überfrachteten Eindruck, obgleich man nicht viel erkennen kann.
Wofür Jeunet mit Delicatessen allerdings bekannt wurde, und womit viele Fans der bisherigen Filme hier zurecht ihre Probleme haben werden, ist die Tatsache wie die Gewalt im Film gezeigt wird. Während Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] und Aliens - Die Rückkehr [1986] von der eigentlichen Gewalt nicht viel zeigten, sondern kurz zuvor meist abblendeten, ging Alien3 mit dem Thema offener um, zelebrierte die Gewalt jedoch nicht – anders ist dies bei Jean-Pierre Jeunets Umsetzung des Stoffes. So versucht der Filmemacher hier, den gewalttätigen Szenen grundsätzlich einen humorvollen Aspekt abzuluchsen. Das geht sogar so weit, dass ein von Aliens "gebissener" zuerst noch den Inhalt seines Schädels in Händen halten darf und ungläubig in die Kamera schaut, ehe er denn umfällt – was auf den ersten Blick makaber klingt, macht im Film auf Grund der doch sehr grafischen Gewalt aber einen unpassenden und vor allem respektlosen Eindruck. Das mag zwar die jugendliche Klientel bedienen, die sich durch exzessive Gewaltorgien in Filmen einen Kick verschafft, wer aber die bisherigen Filme deswegen zu schätzen wusste, weil sie von der Atmosphäre und nicht der gezeigten Gewalt lebten, der wird sich an den Szenen in Alien – Die Wiedergeburt sicher stören. Denn während Delicatessen als schwarzhumorige Satire angelegt war, ist dies bei diesem Film nicht der Fall – und der Versuch, dem Tod eines Menschen einen witzigen Aspekt abzugewinnen scheint schlichtweg pietätlos, egal ob das nun ein Markenzeichen des Regisseurs ist, oder nicht.

Eine wirklich schwierige Angelegenheit ist auch die Musik von John Frizzell, der bis dahin hauptsächlich im Fernsehen aktiv war und im selben Jahr mit Dante's Peak [1997] einen zwar soliden, aber hauptsächlich von James Newton Howards Thema getragenen Score veröffentlichte.
Von solide kann hier allerdings keine Rede sein, denn während der Komponist sich gleich zu Beginn und im Verlauf des Films ebenfalls bei Jerry Goldsmiths Original-Thema der Filmreihe bedient, macht sein eigener Score einen sehr durchwachsenen Eindruck. Sein Grundthema ist dabei wirklich gut und auch einprägsam, aber statt wie Goldsmith oder Elliot Goldenthal aus Alien3 auf einen minimalistischen Soundtrack zu setzen, versucht sich Frizzell an einem bombastischen Actionscore. Doch dafür setzt er gerade auf diejenigen Instrumente, von denen er in seinem Orchester zu wenig besitzt. So erklingen immer wieder dieselben Pauken und Streicher und lassen dabei jegliche Dynamik oder Volumen vermissen.
Was jedoch nicht in seinem Ermessen lag ist die Lautstärke, mit welcher der Score eingespielt wird – selbiger ist nämlich gerade in den Actionszenen zu laut geraten und stört durch die sich wiederholenden Melodien gerade dann, wenn gar keine Musik die beste Wahl wäre, um die Szenen zum Leben zu erwecken. Hörenswert ist aber sein Main-Title zweifellos und Fans können sich die Soundtrack-CD einmal genauer ansehen, mit einem größeren Orchester wäre aber ein sicherlich kraftvollerer Score möglich gewesen.

Dass gerade die Musik bei den zusätzlichen Szenen der "Special Edition", die seit einiger Zeit auf DVD erhältlich ist, nicht sehr flüssig eingebaut wurde, verwundert, immerhin hatten die Macher den Übergang bei den anderen Filmen auch problemlos hinbekommen. Doch während Aliens in der "Special Edition" einem "Director's Cut" gleicht, ist dies bei Alien – Die Wiedergeburt wie schon bei Alien nicht der Fall. Die gewünschte Fassung des Regisseurs war im Kino zu sehen – und wenn man sich die zusätzlichen sieben Minuten Film ansieht, versteht man auch, wieso. So erscheint die alternative Eröffnungssequenz bei weitem nicht so innovativ und geheimnisvoll, wie bei der Kinoversion und bereits die erste eingefügte Szene, in der Ripley nach der Operation erwacht, wirkt überflüssig und fehlplatziert. Anlehnungen an Newt aus Aliens, Erinnerungen, die in Ripley geweckt werden, sind zwar nett gemeint, wirken in der dargebrachten Form allerdings gestellt und unnatürlich – die Erwähnung der Weyland-Yutani-Firma ist hingegen eine wirklich gute Idee. Aber die erweiterte Andock-Sequenz zu Beginn, das Gespräch mit dem infizierten Purvis und auch die kurze Unterredung zwischen Christie und Distephano ziehen das Geschehen nur unnötig in die Länge. Ein netter Einfall, wenngleich auch ungewöhnlich trist ist die alternative Endszene, die der "Special Edition" anhaftet – so ist dieser Cut zwar interessant, aber nicht so gut wie die vom Regisseur beabsichtigte Fassung und nur für Fans interessant.

Ansich war Danny Boyle zusammen mit Autor John Hodge die erste Wahl des Studios, doch als diese absagten, griff man auf Jean-Pierre Jeunet und Joss Whedon zurück, wobei Jeunet bei den Dreharbeiten so gut wie kein Englisch sprach und mit Übersetzern am Set arbeiten musste.
Aber auch wenn der Film etwas mehr als das Doppelte seiner immerhin 75 Millionen Dollar Produktionskosten wieder einspielte (Weaver sicherte sich bereits über 10 Millionen als Gage), ein wirklicher Erfolg war er nicht. Trotz des verhaltenen Erfolges von Alien Vs. Predator [2004] und dessen Fortsetzung sollen (dem aktuellen Trend folgend) Preque-Filme realisiert werden. Der vierte Teil gehört dabei sicherlich in die Sammlung eines jeden Alien-Fans, und ist auch besser geraten als viele Science Fiction-Produktionen, die sich noch auf dem Markt tummeln. Was dem Film aber einen bitteren Nachgeschmack verleiht ist die Tatsache, dass man dem ursprünglichen Konzept der Filme nicht treu geblieben ist und mit denselben Namen völlig andere Figuren erschaffen hat. Von der Zerbrechlichkeit und der Müdigkeit einer Ripley aus Alien3 ist nichts übrig geblieben. Dafür gibt es einige aufwändige Actionsequenzen, von denen aber nur wenige mitreißen können. Zusammen mit den gezwungen coolen Sprüchen und der brutalen Szenen ergibt das einen zwar solide gemachten, skurril gefilmten, letztlich aber nur mäßig unterhaltsamen und routinierten Science Fiction-Action-Film, der sowohl den Ideenreichtum der ersten beiden Filme, als auch die Symbolik und Bildersprache des dritten vermissen lässt.


Fazit:
So hanebüchen die Ausgangsidee ist, aus ihr entwickelt der Autor Joss Whedon ein interessantes Konzept mit einigen wirklich exzellenten Ideen – ohne diese Szenen würde Alien – Die Wiedergeburt sicher nicht den Stellenwert einnehmen, den er bei vielen Fans hat.
Wer aber die ersten drei Teile auf Grund ihres subtilen und später bildlich gemachten Horrors zu schätzen wusste, Ripley als Kämpfern mit Anteilnahme kennen lernte, der wird hier erstaunt sein, dass von den ursprünglichen Themen der Reihe kaum mehr was übrig geblieben ist. Ripley ist kaum wieder zu erkennen (was vielleicht beabsichtigt gewesen sein mag, aber die Fans zweifellos enttäuscht) und auch die coolen Sprüche, die so plump wie klischeehaft klingen, berauben die Story ihres Ernstes.
Was bleibt ist ein wirklich gut gemachter Science Fiction-Film mit bisweilen sehr guten (Make-up-)Effekten und einer interessanten Optik. Die Musik wird dem Gezeigten nicht gerecht und fällt abgesehen vom guten Grundthema meist durch die unpassende Lautstärke auf. Die Darsteller staksen durch die wenig opulenten Sets und scheinen mit den geistlosen Dialogen ebenso unglücklich wie die Zuschauer – und wäre nicht das solide Handwerk und ein paar wirklich sehr gute Ideen, dann würde die Wertung auch sichtlich schlechter ausfallen.
Es verwundert nicht, dass Alien3 seit seiner Veröffentlichung an Ruf gewinnen konnte, da viele Zuschauer die Nuancen in der Ausstattung und Inszenierung entdecken konnten, wohingegen Jean-Pierre Jeunets Interpretation des Themas seit der Erstaufführung sichtlich an Ansehen verloren hat. Das macht Alien: Resurrection, wie er im Original heißt, zwar nicht zu einem schlechten Film, setzt ihn aber auf das Podium (herab), auf das er von Anfang an hätte gestellt werden sollen.