Alias – Die Agentin: "Vergeltung" / "Alle Zeit der Welt" [2006]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 30. September 2011
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: Alias: "Reprisal" / "All the Time in the World"
Laufzeit: 80 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Fred Toye / Tucker Gates
Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Jennifer Garner, Michael Vartan, Victor Garber, Ron Rifkin, Carl Lumbly, Kevin Weisman, Rachel Nichols, Balthazar Getty, Amy Acker, David Anders, Mía Maestro, Lena Olin, Amanda Foreman, Merrin Dungey
Kurzinhalt:
Nach dem Fund eines unterirdischen Archivs in Hamburg sind Sydney Bristow (Jennifer Garner), ihrem Vater Jack (Victor Garber) und ihren Kollegen beim Geheimdienst APO endlich die Namen der zwölf Anführer von 'Prophet Five' bekannt, für welche Sloane (Ron Rifkin) inzwischen arbeitet. Zusammen mit Vaughn (Michael Vartan), ihrem Vertrauten Dixon (Carl Lumbly) sowie Marshall Flinkman (Kevin Weisman), Rachel Gibson (Rachel Nichols) und Thomas Grace (Balthazar Getty) beginnen sie, die Zwölf auch bildhaft zu identifizieren. Doch ehe sie einen Schlag gegen die gesamte Organisation ausführen können, werden Rachel und Marshall von Sloane entführt.
Er will sie dazu zwingen, ein Artefakt zu finden, das ihn der Entdeckung von Rambaldis Geheimnis näher bringt. Zusammen mit Kelly Peyton (Amy Acker) und Julian Sark (David Anders) hat Sloane eigene Pläne für das, was er durch Rambaldis Hinterlassenschaft zu erlangen hofft. Dabei ist er jedoch auf niemand anderen angewiesen, als auf Irina Derevko (Lena Olin). Während sich Sydney an Sloanes Fersen heftet, holt dieser zum Schlag sowohl gegen die APO, wie auch gegen die Zwölf aus – und stürzt dabei nicht nur Sydneys Leben ins Chaos ...
Kritik:
Nach fünf Jahren geht die Agenten-Serie Alias zu Ende und mit ihr die Geschichte von Titelheldin Sydney Bristow, die feststellen musste, dass ihr Leben viel stärker mit den Werken des mittelalterlichen Wissenschaftlers Milos Rambaldi verbunden ist, als sie sich je hätte erträumen lassen. Was an dem Serienfinale in Spielfilmlänge auffällt ist vorrangig, dass es sogar für die Serienmacher als zwei separate Episoden gehandelt wird, jeweils mit eigenen Autoren, Regisseur und mit einer Story, die zwar zusammenhängt, aber doch nicht auf die längere Laufzeit ausgelegt ist. Das merkt man beispielsweise daran, dass die letzten 40 Minuten immer wieder mit Kindheitserinnerung von Sydney gespickt sind, während diese zuvor aber nicht zu sehen waren. Dass die Autoren bereits beim Start der fünften Staffel wussten, dass sie das letzte Jahr um die Spionin erzählen würden, sieht man bereits daran, wie viele bekannte Gesichter noch einmal zu sehen waren. Selbst Sydneys Freund Will Tippen (gespielt von Gastdarsteller Bradley Cooper) durfte erneut erscheinen, und auch Francie (Merrin Dungey) hat nochmals einen Auftritt. Alte Bekannte umfassen auch Sydneys Mutter Irina Derevko und Julian Sark. Sogar die Ehefrau von Techniker Marshall, gespielt von Amanda Foreman, ist erneut dabei. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Macher einen Schlussstrich ziehen wollten ist, wie viele etablierte Figuren das Ende nicht erleben. Dabei scheute man auch nicht, sich namhafter Figuren zu entledigen.
Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, eine Serie abschließend enden zu lassen. Umso schöner für die Fans, wenn die Bande, die während der Zeit geschlossen wurden, nicht alle zerrissen werden. Doch worunter Alias im letzten Jahr bereits litt, spitzt sich zum Finale hin nur noch zu. Nicht nur, dass die neuen Figuren nur ansatzweise so sehr interessieren wie die bekannten, viele Veränderungen bei bestimmten Charakteren werden über längere Zeit wieder so weit zurück entwickelt, wie sie bereits vor Jahren gewesen sind. Kurzum, das Finale hätte so auch mühelos nach der dritten Staffel stattfinden können. Was dazwischen geschah war nur ein Lückenfüller. Dabei haben es die Autoren von "Vergeltung" und "Alle Zeit der Welt" nicht einfach, etwas zu erzählen, was die üblichen Geschichten bei Alias noch übertrifft. Eine Serie, die als moderne, temporeiche Variante von Kobra, übernehmen Sie [1966-1973] begann und sich im Laufe der Zeit durch die familiären Verstrickungen der Figuren zu einer Seifenoper im Agentenmilieu gewandelt hat, hat ihren Teil an abstrusen, hanebüchenen Storys erzählt. Wie sollte man das noch steigern?
Es beginnt damit, dass endlich auf Rambaldis größtes Geheimnis eingegangen wird, von dem Arvin Sloane seit Jahrzehnten besessen ist. Sydney ist, wie von Rambaldi in einer Zeichnung festgehalten, die Auserwählte und für die Erfüllung der Prophezeiung notwendig, auch wenn sich Sloane diese zunutze machen will. Um die letzten Rätsel zu lüften, muss sich Sloane jedoch der zwölf Hintermänner der Organisation 'Prophet Five' entledigen und Sydneys Kollegen Marshall und Rachel zur Mitarbeit motivieren. Dass dies nicht ohne Folgen bleibt, versteht sich von selbst und Sydneys Einsatz wird nur noch größer, als sie erfährt, wer Sloane finanziert und wozu gestohlene Langstreckenraketen verwendet werden sollen.
Die Frage, die wir uns als Zuseher dabei stellen ist: würde man die Macht in Händen halten, um ewig zu leben, wieso sollte man die Erde dann zerstören wollen? Was nützt einem die Ewigkeit, wenn man sie nirgendwo verbringen kann? Es ergeben sich viele Fragen im Laufe der 80 Minuten, auf die man keine logische Antwort bekommt. Die Geschichte scheint immer wieder Umwege zu nehmen, von denen man nicht erfährt, wieso sie notwendig sind. Und wenn wir zum Ende der ersten Episode, in der Mitte des zweiteiligen Finales, mit den Figuren mitfiebern, sollten wir uns dieses Gefühl bewahren, denn wir werden es am Ende nicht erneut erleben.
"Vergeltung" / "Alle Zeit der Welt" packt bei weitem nicht so sehr, wie es andere Episoden der Serie getan haben. Schade ist, wer auf dem Weg zum Abschluss geopfert wird, oder gar sich selbst opfert. Noch bedauerlicher ist, dass auch die Inszenierung nicht mitzureißen vermag. Insbesondere die auffälligen Bluescreen-Effekte verderben hier den Spaß. Dies ist umso tragischer, weil der Beginn erfrischend wirkt, als wollten die Macher alle Register ziehen, um Alias im großen Stil zu entlassen. Nur wenig später verfallen sie bereits wieder in ihre eingefahrenen Muster. Insofern schließt das Finale durchaus einen Kreis, der schon viel früher begann und findet für manche Figuren auch ein würdiges Ende. Nur ist dies bei weitem nicht der Ausklang, den man sich erhofft hatte. Oder den die Serie, die in ihrem zweiten Jahr am stärksten war, und das Genre definierte, verdient hat.
Fazit:
Was ist das große Geheimnis von Milo Rambaldi? Was hat der mittelalterliche Wissenschaftler entdeckt oder erfunden, dass seit so vielen Jahren Menschen bereit sind, dafür zu töten? Im letzten Teil von Alias – Die Agentin wird diese Frage endlich beantwortet, auch wenn manche Charaktere hier wieder mehr zu wissen scheinen, als das Publikum. In einem anderen Kontext wäre Rambaldis Errungenschaft vielleicht sogar so bewegend, dass wir von dem, was sich daraus ergibt, mitgerissen wären. Doch scheint der drohende, von Menschenhand herbeigeführte Weltuntergang und die Offenbarung von Rambaldis Vermächtnis so konstruiert miteinander verwoben, dass man weder das eine noch das andere glauben mag.
Es ist schön, die bekannten Figuren nochmals in Aktion zu sehen, insbesondere bei Nebencharakteren wie Marshall. Auch, dass viele bekannte Darsteller der vorangegangenen Jahre nochmals aufgetreten waren, veredelte die fünfte Staffel. Doch kann sie inhaltlich nicht recht überzeugen und das Finale ist ein Beleg hierfür. "Vergeltung" / "Alle Zeit der Welt" wirkt nicht wie aus einem Guss erzählt und in der schlussendlichen Überraschung nicht verblüffend genug. Interessanterweise erscheint die Doppelfolge auch bei weitem nicht so temporeich wie einige Vertreter der Staffel (von der Serie insgesamt ganz zu schweigen). Die Action packt nicht wie gewohnt und auch die handwerkliche Umsetzung enttäuscht mit auffälligen Spezialeffekten. Was bleibt sind routinierte Darsteller mit ein paar süffisanten Sprüchen und einem Flair, das mehr an die besten Zeiten von Alias erinnert, denn dass es hier erreicht wird. Gemessen an dem Genredurchschnitt bleibt das Finale dennoch gut, im Rahmen der Serie jedoch enttäuschend.