3 Engel für Charlie [2019]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. Dezember 2019
Genre: Action / Komödie / ThrillerOriginaltitel: Charlie’s Angels
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Elizabeth Banks
Musik: Brian Tyler
Besetzung: Kristen Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska, Elizabeth Banks, Patrick Stewart, Djimon Hounsou, Sam Claflin, Jonathan Tucker, Nat Faxon, Chris Pang, Luis Gerardo Méndez
Kurzinhalt:
Nachdem er den europäischen Standort der Townsend-Agency mit aufgebaut hat, ist es für den Leiter John Bosley (Patrick Stewart) an der Zeit, den Ruhestand anzutreten. Seine Nachfolgerin Bosley (Elizabeth Banks) sieht sich bereits ihrem ersten Auftrag gegenüber: In Hamburg sollen die Agentinnen Sabina (Kristen Stewart) und Jane (Ella Balinska) Kontakt mit der Wissenschaftlerin Elena Houghlin (Naomi Scott) aufnehmen. Die hat für die Firma von Alexander Brock (Sam Claflin) eine saubere und nachhaltige Energiequelle entwickelt, doch als sie ihre Bedenken vorbrachte, dass die in der aktuellen Form als Waffe genutzt werden könnte, wurde sie ignoriert. Nachdem die Agentinnen Kontakt mit Elena hergestellt haben, wird diese von dem Attentäter Hodak (Jonathan Tucker) ins Visier genommen. Die einzig logische Erklärung ist, dass es einen Maulwurf in Bosleys Organisation geben muss. Als die letzten Proben der Energiequelle gestohlen werden, heften sich die Agentinnen dem Dieb an die Fersen, auch wenn sie nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben …
Kritik:
Nach zwei nicht wirklich berauschenden Leinwandadaptionen der Action-Krimi-Serie Drei Engel für Charlie [1976-1981] vor nunmehr beinahe 20 Jahren, versucht sich Filmemacherin Elizabeth Banks mit 3 Engel für Charlie an einem weiteren Abenteuer um drei Agentinnen einer allein aus Frauen bestehenden Spionageorganisation. Das Ergebnis ist in den wenigen, besseren Momenten belanglos, in allen anderen aber ärgerlich bis geradezu beschämend. Der Besetzung kann man dabei keinen Vorwurf machen – die drei Titel gebenden Darstellerinnen sind einer der wenigen Lichtblicke dieses Schlamassels.
Dabei beginnt der Thriller durchaus verheißungsvoll. In einem in Rio de Janeiro spielenden Prolog werden die beiden Agentinnen Sabina und Jane vorgestellt, die einen Schurken dingfest und dabei dessen Gefolge unschädlich machen. Kristen Stewart scheint an der Rolle einer attraktiven jungen Frau, die auf Grund ihres Aussehens von den Männern in jeder Hinsicht unterschätzt wird, durchaus Gefallen zu finden. Ella Balinska hingegen nimmt man wie ihrer Kollegin die körperlichen Action-Sequenzen mühelos ab – solange sie sie auch ausführen dürfen. Die eigentliche Geschichte spielt ein Jahr danach, wenn der Abteilungsleiter der „Engel“, John Bosley, seinen Ruhestand antritt. Seine Nachfolgerin, ebenfalls Bosley genannt, ist die erste Agentin, die den Wechsel in die Führungsetage geschafft hat. Sabina und Jane treffen in Hamburg auf die Wissenschaftlerin Elena, die eine saubere, nachhaltige Energiequelle erschaffen hat, die sich allerdings auch als Waffe missbrauchen lässt. Da ihre Warnungen vom arroganten Konzernchef Brock ignoriert werden, sucht sie Hilfe. Doch als sich die Engel ihrer annehmen wollen, tritt ein Attentäter auf den Plan und am Ende sieht es so aus, als wäre die Townsend-Agency der Engel kompromittiert und die hochgefährliche Waffe auf dem Schwarzmarkt.
Ohne Zweifel gibt es nicht wenige Abenteuer um Super-Spion James Bond, die mit bedeutend weniger Inhalt einen abendfüllenden und unterhaltsamen Thriller ergeben haben. Doch die nehmen die Thriller-Geschichte selbst stets ernst. 3 Engel für Charlie hingegen ist eine Komödie, die nie weiß, wann es angebracht wäre, den Ernst der Situation oder die Bedrohung für sich einzusetzen, um das Publikum mitzureißen. Das geht soweit, dass die Wissenschaftlerin Elena, mit der sich das Publikum am meisten identifizieren sollte, die von außen neu zur Agentur stößt und für die diese Welt der Spionage unerwartet und fremd sein sollte, für den Tod eines unbeteiligten Zivilisten verantwortlich ist … und sie das selbst mit einem Schulterzucken abtut. Die Person, die auf Grund ihres guten Gewissens ihre Firma verrät und einen Weg sucht, einen Schaden für die Allgemeinheit abzuwenden, hat keinerlei Gewissensbisse, wenn sie den Tod eines Unschuldigen zu verantworten hat. Wie soll man diese Figur anschließend noch ernst nehmen?
Zugegeben, wirklich „unschuldig“ ist das Opfer hier nicht, denn es ist ein Mann. Mit Ausnahme von drei männlichen Figuren im ganzen Film sind alle anderen männlichen Rollen entweder Bösewichte, arrogante Sexisten oder beides zusammen. 3 Engel für Charlie bedient hier derart viele Klischees, dass es schlicht keinen Spaß macht, zuzusehen. Selbst, wenn die ungleiche Truppe der Spioninnen einen Verlust erleidet, gesteht ihnen das Drehbuch, an dem Regisseurin Elizabeth Banks auch mitgeschrieben hat, keinen ergriffenen Moment zu. Stattdessen sollen lustige Kommentare oder Witze um Erbrochenes die Stimmung heben. Humor ist stets höchst subjektiv und was diesem Kritiker hier zu platt und unlustig erscheinen mag, mag einem anderen Publikum durchaus zusagen. Doch das ändert nichts am letzten großen Kritikpunkt des Agenten-Thrillers: Der Inszenierung.
Ist der Prolog handwerklich zwar etwas fahrig, aber letztlich nicht inkompetent umgesetzt, lässt bereits die erste wirkliche Action-Sequenz in Hamburg erahnen, was noch folgen wird. Kamera und Schnitt wirken hier derart unkoordiniert, dass man am liebsten die Augen schließen möchte. In einer späteren Sequenz im Film beispielsweise reitet Kristen Stewart auf einem Pferd. Nach einem Schnitt steht sie gewissermaßen auf dem Pferd. Nach einem weiteren Schnitt sieht man sie in der Luft, als wäre sie vom Pferd weggesprungen und nach einem erneuten Schnitt liegt sie im Gras nach der Landung. Was fehlt, ist irgendein Zusammenhang zwischen diesen Momenten. Sind die Actionszenen selbst inhaltlich schon wenig originell, ist kein Stunt in einer Art und Weise gezeigt, dass es so aussieht, als habe irgendjemand den Stunt auch tatsächlich am Stück ausgeführt.
In Anbetracht des Aufwands, der dennoch dahintersteckt, können einem die Beteiligten nur leidtun.
Fazit:
Die Geschichte um eine Energiequelle, die als Waffe verwendet werden kann, eine junge Frau, die als Unbeteiligte einen Einblick in das Agentendasein bekommt und einen Maulwurf innerhalb der Geheimorganisation klingt durchaus vielversprechend. Aber was in den ersten Minuten verheißungsvoll beginnt, implodiert kurz darauf durch eine ungelenke und nicht mitreißende Inszenierung, inhaltliche Entscheidungen, die keiner der Figuren Charakter verleihen und einer ständigen aus den Lautsprechern dröhnenden Musik, als wollten die Filmemacher einen „Bravo Hits“-Sampler verfilmen. Wie die neue Spionin hier beteiligt wird, ergibt schlichtweg keinen Sinn und zieht sich am Ende bis in den Abspann unerträglich lange. Die Pausen zwischen den Action-Momenten scheinen zwar zu lang, sieht man sich die in diesen Szenen jedoch merklich unbeholfene Inszenierung an, ist es an sich ein Segen. Regisseurin Elizabeth Banks weiß leider nichts aus der an sich namhaften Besetzung zu machen, von der die drei Hauptdarstellerinnen durchaus eine gelungene Chemie entwickeln. Dass sie einen humorvollen Action-Thriller tragen können, steht außer Fragen, aber sieht man, was ihnen das Drehbuch hier zu tun gibt, kommt man nicht umhin, je länger es dauert, umso häufiger den Kopf zu schütteln.
3 Engel für Charlie ist eine Action-Thriller-Komödie, die keinen Spaß an der Action findet, den Thriller nie ernst nimmt und bei der am Ende niemand lacht. Trauriger kann eine Zusammenfassung an sich nicht klingen.