10,000 BC [2008]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Dezember 2008
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: 10,000 BC
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Roland Emmerich
Musik: Harald Kloser, Thomas Wanker
Darsteller: Steven Strait, Camilla Belle, Cliff Curtis, Joel Virgel, Affif Ben Badra, Mo Zinal, Nathanael Baring, Mona Hammond, Marco Khan, Reece Ritchie, Joel Fry, Omar Sharif


Kurzinhalt:
In einer prähistorischen Zeit, in der sich die Welt im Umbruch befindet, setzt der junge D'Leh (Steven Strait) alles daran, die schöne Evolet (Camilla Belle) zu erobern. Dafür muss er nach den Stammesgesetzen bei der Mammutjagd ein Tier erlegen, was ihm jedoch nur zufällig mit einem Trick gelingt. Beschämt darüber, dass er sein Versagen nicht zugibt, sondern sich vom Stamm feiern lässt, wendet sich sein Mentor und der Freund seines verschwundenen Vaters Tic'Tic (Cliff Curtis) von ihm ab.
Da wird in der Nacht der Stamm überfallen und viele Mitglieder gefangen genommen – darunter auch Evolet. Zusammen mit Tic'Tic macht sich D'Leh auf, der Gruppe Fremden auf vierbeinigen Dämonen zu folgen und die Gefangenen zu befreien. Ihre Reise führt sie über die großen Berge in eine Welt voller Wälder und Wüsten. Dort lernen sie andere Völker kennen, die ebenfalls von den Fremden überfallen wurden. So kommen sie schrittweise nicht nur den Entführten näher, sondern auch einer Kultur, die viel weiter entwickelt ist, als ihre eigene, und die ihr ganz eigenes Ziel verfolgt ...


Kritik:
Das Frühjahr ist für viele Filmstudios die Zeit, in der Filme veröffentlicht werden, denen man angesichts der starken Konkurrenz im Sommer beziehungsweise Winter keine großen Erfolgschancen einräumt. Dass 10,000 BC im März 2008 in die Kinos kam, spricht also nicht unbedingt für das Vertrauen des Studios in Roland Emmerichs Fantasyabenteuer. Traurigerweise hatten sie dabei auch noch recht.

Nachdem Emmerich früher schon immer wieder Kritik für seine selbst verfassten Drehbücher einstecken musste, und sein inhaltlich bester Film Der Patriot [2000] nicht auf einem selbst verfassten Skript basiert, scheint er dem nun entgegen wirken zu wollen, in dem er den Komponisten Harald Kloser als Autor mit ins Boot holt. Der betätigt sich bei 10,000 BC nicht nur zusätzlich als Komponist, sondern außerdem noch als ausführender Produzent.
Vielleicht liegt es ja an der Kombination, dass die Vorlage so bunt zusammengewürfelt und doch zusammenhanglos erscheint. Verschiedenste Mysterien und Überlieferungen werden aufgegriffen, Epochen miteinander vermischt, die sicherlich nichts miteinander zu tun haben, um eine Fantasy-Welt zu erzeugen, die inkoherent und doch nicht wirklich bedrohlich wirkt.
Hier treffen Mammuts auf Pyramidenbauer, Pferde, die erst Jahrtausende später domestiziert wurden auf übergroße Säbelzahntiger, die von seltsamen Vogelsauriern begleitet werden, deren Herkunft man sich überhaupt nicht erklären kann. Eiszeit trifft auf tropisches Klima, Wüstensand und Ackerbau (mit Samen, die damals noch auf dem amerikanischen Kontinent heimisch waren). Im ersten Moment mag dies noch für Verblüffung sorgen, doch angesichts der Geschichte, die frappierend an diejenige von Mel Gibsons Maya-Epos Apocalypto [2006] erinnert, und der Tatsache, dass in jenem Film die Zeit glaubhaft und mit einer emotionalen und brachialen Vehemenz zum Leben erweckt wird, während 10,000 BC das Thema fade und mit einer FSK-12-Freigabe erzählt, enttäuscht schon das reine Vorhaben der Autoren.
Die Geschichte springt von einer Landschaft zur nächsten, ohne ein Gefühl für die verstrichene Zeit oder aber die Gefahr der Gefangenen spürbar zu machen. Die Dialoge, dargebracht in einem seltsam akzentuierten Englisch, sind an sich szenenweise austauschbar und auch die Actionsequenzen wirken konstruiert, ohne richtig aufgebaut und ausgenutzt zu sein. Was immer Emmerich und Kloser mit ihrem Skript erreichen wollten, ihre Botschaft kommt beim Publikum auf diese Weise jedenfalls nicht an.

Die überwiegend unbekannten Darsteller scheinen zwar durch freie Oberkörper samt leichter Bekleidung und die unterschiedlichen Witterungen von Winter bis Sommer durchaus körperlich gefordert, schauspielerisch dürfen sie sich aber nicht ausleben.
Steven Strait führt wenig charismatisch die Gruppe an, wirkt dabei aber körperlich bei weitem nicht so imposant wie Russell Crowe in Gladiator [2000]. Dass der Name seiner Figur rückwärts gesprochen "Held" ergibt, war ein von Regisseur Emmerich beabsichtigtes Bonbon für die Fans. Strait zur Seite steht Cliff Curtis, der sich alle Mühe gibt, seiner Figur eine größere Bedeutung im Film zu verleihen, der aber ebenso an den einfachen Dialogen scheitert.
Camilla Belle spricht immerhin das männliche Publikum an, hat aber mimisch nicht viel zu tun. Zwar enttäuscht sie nicht in dem Maße, wie manche der Kinderdarsteller, doch hätte man sich bei ihr auf jeden Fall mehr fordernde Szenen gewünscht.
Die Bösewichte, entsprechend bösartig gespielt von Affif Ben Badra und Marco Khan wirken nicht zuletzt durch die elektronisch verfremdete Stimme des Anführer nur leidlich bedrohlich, sondern wirken eher wie Karikaturen ihrer selbst.
So austauschbar die Besetzung, so wenig sind die einzelnen Akteure mimisch auch gefordert. Insofern ist der Cast nicht schlecht ausgewählt, sondern allenfalls die Rollen unterdimensioniert angelegt.

Dass Roland Emmerich sein Handwerk beherrscht, ist kein Geheimnis, dies hat er auch schon zur Genüge bewiesen. Weswegen seine Inszenierung bei 10,000 BC allerdings völlig lieblos und formelhaft geraten ist, verstehe wer will.
Weite Landschaftsaufnahmen wechseln sich hier mit Close-ups ab, bei denen dann allerdings ganz offensichtliche Bluescreen-Einstellungen zu erkennen sind. Besonders erschreckend ist dies zu Beginn bei der Mammut-Jagd, die von den überflüssigen Bluescreens einmal abgesehen ordentlich gemacht ist. Der Säbelzahntiger sieht zwar nass erstaunlicherweise besser aus als trocken, doch auch hier vermögen die Macher zu überzeugen. Besser jedenfalls als mit den riesigen Vogelsauriern. Auch das Finale ist vom handwerklichen Standpunkt her gut gemacht, und durchaus aufwändig. Weswegen manche Aufnahmen jedoch so offensichtlich künstlich wirken, ist unverständlich.
Auch, weshalb Emmerich in den ungünstigsten Momenten auf unnötigen Zeitlupen ausweicht und diese dann nicht einmal mehr beenden möchte. Für eine FSK-12-Freigabe merklich heruntergetrimmt wirkt auch die angedeutete Gewalt mit dem Gezeigten nicht stimmig.
Kamera und Schnitt wirken erstaunlich uninspiriert und bei weitem weniger durchdacht als beispielsweise bei The Day After Tomorrow [2004]. Hier hätte man nach einer so langen Vorbereitung auf den Film zweifelsfrei mehr erwartet.

Zusätzlich unterstützt von weiteren Komponisten kleiden Harald Kloser und Thomas Wanker 10,000 BC in rhythmische, wenn auch wenig einprägsame Themen, die mit afrikanischen Chören abgewechselt werden. Das besitzt nie die Zugkraft von Basil Poledouris kongenialem Thema zu Conan, der Barbar [1982] und eignet sich zum Hören ohne die Bilder allenfalls durch die austauschbaren Stücke, doch wirklich störend klingt es auch nicht.
Angesichts von ausgezeichneten Fantasy-Soundtracks der letzten Jahre wie beispielsweise die Herr der Ringe-Trilogie (deren Landschaftsaufnahmen aus Neu Seeland sich hier wiederfinden), passt ein solche charakterloser und spärlich packender Score zu den vermeintlich wuchtigen Bildern nicht wirklich.
Koser scheint hierfür ein zu minimalistischer Komponist, der die Instrumentierung und Motivfolge von seinen bisherigen Werken wie The Day After Tomorrow, ohne sie großartig abzuwandeln.

Man wird das Gefühl nicht los, das Roland Emmerich die Idee hinter 10,000 BC selbst sehr interessant fand, dann aber während der Produktion des Films das Interesse daran verlor – womöglich ja, als er den ähnlich gelagerten Apocalypto zu sehen bekam. Und in der Tat, im Vergleich zu Mel Gibsons Werk enttäuscht Emmerichs durch oberflächliche Charakterisierungen und eine lieblose Umsetzung. Das erkennt man nicht zuletzt an der endlos langen Zeitlupeneinstellung beim Finale die trotz allem nicht einmal spannend geraten ist.
So bleibt das Fantasyabenteuer zwar grundsätzlich solide gemacht, aber völlig unwichtig und aus historischer Sicht im mildesten Fall hanebüchen.


Fazit:
Trotz der schwach ausgeprägten Werbekampagne konnte das mit starken Fantasy-Elementen durchsetzte Urzeitabenteuer seine Kosten international wieder einnehmen. Das hohe Budget sieht man Emmerichs Film allerdings nicht an, zumal manche Einstellungen erschreckend künstlich wirken. Davon abgesehen gibt sich 10,000 BC solide inszeniert, wenn auch überraschungs- und ideenarm.
Schauspielerische Glanzleistungen sind keine gefordert, manche Akteure sollten gar lieber nicht über ihre Beteiligung im Nachhinein sprechen, doch am enttäuschendsten ist an Roland Emmerichs Werk zweifelsohne die Belanglosigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird.
Wäre sie von einem Neueinsteiger so dargebracht worden, hätte man das verzeihen können, doch angesichts der Beteiligten hinter der Kamera hat man mehr erwartet als die mäßige Unterhaltung, die hier geboten wird.