Jindrich Mann: "Prag, poste restante. Eine unbekannte Geschichte der Familie Mann" [2007]
Wertung: |
Kritik von Heidi Zengerling |
Hinzugefügt am 26. März 2007
Autor: Jindrich MannGenre: Belletristik
Originalsprache: Deutsch
Gelesen in: Deutsch
Ausgabe: Gebundene Ausgabe
Länge: 352 Seiten
Erstveröffentlichungsland: Deutschland
Erstveröffentlichungsjahr: 2007
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 3498045008
Kurzinhalt:
Es ist 1933; Leonie, die Tochter Heinrich Manns flieht mit ihrer Mutter nach Prag. Aber auch hier sind sie nicht vor den Nazis sicher. Maria Kanova stirbt 1947 an den Folgen der Haft im KZ Theresienstadt.
Leonie lernt Ludvik Askenazy kennen, was ihr Leben verändert.
Jindrich Mann erzählt von seiner Kindheit, die er im kommunistischen Regime der fünfziger Jahre verbringt. Auf Grund des Prager Frühlings muss die Familie in Westeuropa Unterschlupf finden und jetzt ist es Jindrich, der wie Leonie damals flüchten muss. Er muss sich in Berlin zurecht finden ...
Kritik:
Etwas ganz Besonderes und Einzigartiges möchte ich Ihnen heute vorstellen: Das Buch Prag, poste restante. Eine unbekannte Geschichte der Familie Mann.
Jindrich Mann, der 1948 geborene Enkel Heinrich Manns, hat dieses Werk geschrieben.
Seine Mutter Leonie war die einzige Tochter von Heinrich und Maria Mann. Sein Vater war der Schriftsteller Ludvik Askenazy, der in der Tschechoslowakei sehr bekannt war und immer noch ist. Im Jahr 1968 emigrierte Jindrich Mann mit seiner Familie in den Westen Europas. Erst nach 1989 kehrte er in seine ursprüngliche Heimat zurück. Heute ist er Filmemacher.
Dieses Buch ist ein Geschichtszeugnis der ungewöhnlichen Art. In einen Roman gepackt, bringt es unheimlich viele geschichtliche Aspekte hervor. Ungeahnte und nicht gewusste Details der Manns und der Geschichte rund um diese Zeit, in der sie lebten.
Prag zu dieser Zeit lebt auf, und Berlin in früheren Zeiten wird aufgezeichnet. Man lebt mit Jindrich und seiner Familie, kann sich sehr gut in seine und die Gefühle der Eltern hineinversetzen.
Ich empfinde dieses Werk als etwas ganz ganz Besonderes, Ich würde es zu den kommenden Werken der Weltliteratur zählen wollen, wenn ich das so anmaßend sagen darf. Heinrich Mann – ein außergewöhnlicher Mensch – und Jindrich Mann lässt ihn wieder auferleben und uns an seinem Leben teilhaben, ihn nicht vergessen und neue interessante Details erfahren.
Diese ganze Geschichte, so traurig sie auch manchmal sein mag, rüttelte mich wach, ich habe das Buch förmlich verschlungen.
Es sind Ereignisse, wie sie sicher vielen Menschen in der damaligen Zeit passiert sind, aber anhand der Schicksale dieser so allseits bekannten und unvergessenen Familie leben der Prager Frühling und die damit zusammenhängenden geschichtlichen Details wieder auf. Ganz sicher ist es auch in der heutigen Zeit wichtig, sich darüber zu informieren.
Ebenfalls erwähnenswert ist die Gestaltung und Einteilung von Prag, poste restante:
Es handelt sich um ein Hardcover-Buch in einer sehr schönen Ausstattung mit Schutzumschlag, auf dem Teile der Karlsbrücke im Hintergrund zu sehen sind. Acht Seiten interessantes Schwarz/Weiß-Bildmaterial sind in der Mitte des 26 Kapitel umfassenden Buches zu finden. Außerdem ist es mit einem Lesezeichenbändchen versehen, was ich immer sehr praktisch finde.
Jindrich Mann hat mit Prag, poste restante ein faszinierendes Stück Literatur geschaffen und es mit geschichtlichen Daten und Fakten angereichert. In Roman-Form verpackt ist es wunderschön zu lesen. Mein Kompliment, Herr Mann!
Fazit:
Dieses Buch sollte man gelesen haben, sowohl als literatur- als auch als geschichtsbegeisterter und interessierter Leser!
Kurz: Lesefutter vom Feinsten!