Robert Arthur: "Die drei ??? und der Super-Papagei" [1964]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 09. April 2013
Autor: Robert ArthurGenre: Krimi
Originaltitel: The Mystery of the Stuttering Parrot
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Deutsch
Ausgabe: ePub
Länge: 146 Seiten
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 1964
Erstveröffentlichung in Deutschland: 1972
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-3-440129-24-1
Kurzinhalt:
Noch ehe Justus Jonas und Peter Shaw bei ihrem neuen Klienten Mr. Fentriss angekommen sind, hören sie Hilferufe aus dessen Haus. Dem Historiker war ein Papagei gestohlen worden, den die drei Detektive, die sich die "Drei ???" nennen, ausfindig machen sollten. Wie sich später herausstellt, war der Einbrecher und Dieb zurückgekehrt, um Mr. Fentriss auszufragen, denn der Papagei konnte herausragend sprechen. Nur bei seinem neuen Besitzer will er dies offensichtlich nicht. Als der Einbrecher abermals entkommt, finden die drei Detektive heraus, dass auch der Papagei von Miss Waggoner gestohlen wurde. Und beide Papageien stammten vom selben mexikanischen Händler.
Der Fall wird noch komplizierter, als Justus, Peter und Bob Andrews dem aufbrausenden Mr. Claudius auf die Schliche kommen und wenig später hat auch der Kunstdieb Hugenay ein Auge auf die Ermittler und die inzwischen sieben gesuchten Papageien, geworfen ...
Kritik:
Die Krimibuchreihe Die drei ??? ist eine Institution, die sich viele Erwachsene aus ihrer Jugend kaum wegdenken können. Dass sie hierzulande sogar eine größere Popularität erreichen würde, als in ihrem Ursprungsland USA, hätte sich Autor Robert Arthur vermutlich selbst nicht erträumen lassen. Und doch, während 1987 das letzte amerikanische Buch veröffentlicht wurde, werden in Deutschland auch heute noch neue Bände geschrieben – und einige paradoxerweise sogar auf Englisch in den USA veröffentlicht. Da ich mich erinnern konnte, das Buch vor langer Zeit einmal gelesen zu haben, war die Geschichte nicht wirklich neu. Doch dass sie in all der Zeit so wenig gealtert ist, ist in der Tat überraschend.
Nach einer Einführung des Erzählers "Albert Hitfield" – ältere Leser werden sich erinnern, dass ganz früher Alfred Hitchcocks Name herangezogen wurde, doch entschieden sich die Verleger nach dessen Tod, eine andere Figur herzunehmen, um sich die Lizenzgebühren zu sparen – beginnt das eigentlich erst zweite Abenteuer der drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Sie leben an der Küste Kaliforniens, wo ein jeder Jugendlicher gerne leben würde und haben all das zur Verfügung, was man sich in ihrem Alter nur erträumen kann: Ein geheimes Versteck, das die Erwachsenen nicht kennen, abenteuerliche Aufträge, die eigentlich nur für Erwachsene gedacht wären, und eine kostenlos bereitgestellte Luxuslimousine, in der sie zu ihren Einsätzen fahren können.
Jüngere Leser werden sich fragen, wo die Handys, Smartphones und Computer sind. Tatsächlich nutzt der Schriftführer Bob Andrews eine Schreibmaschine für das Katalogisieren der Fälle und das Schnurtelefon in der Geheimzentrale hat noch nicht einmal einen richtigen Lautsprecher am Gerät. Das sind womöglich die einzigen Momente an denen man merkt, dass Die drei ??? und der Super-Papagei nicht aus der heutigen Zeit stammt. Wie sich dies mit den aktuellen Romanen verhält, entzieht sich meiner Kenntnis, auch wenn anzunehmen ist, dass die Autoren hier Schritt gehalten haben.
Über Albert Hitfield erhalten Just, Peter und Bob den Auftrag, einen gestohlenen Papagei wiederzubeschaffen. Was sich nicht weiter tragisch anhört, entpuppt sich als kniffliger Fall, denn wenig später bemerken sie, dass ein weiterer Papagei gestohlen wurde, der von demselben Händler in der Nachbarschaft verkauft wurde. Und ehe sie sich versehen, haben es die drei Detektive mit bewaffneten Männern und einem Kunstdieb zu tun. Kaum zu glauben, dass es eine Zeit gab, in der man seine Freizeit ohne Internet auszufüllen wusste und in der "soziale Netzwerke" in der wirklichen Welt existierten, anstatt nur online.
Zugegeben, der Fall selbst ist einfacher zu durchschauen, als es zunächst den Anschein hat und das erst recht, wenn man alle Rätsel der verschiedenen Papageien ausgebreitet bekommt. Hier helfen nicht zuletzt die Hinweise, die der Erzähler an wichtigen Punkten immer wieder einstreut. Und doch bleibt die Erzählung bis zum Schluss spannend, auch, weil man das Gefühl hat, dass die drei Detektive in das Visier von Männern (und Frauen?) geraten sind, die keine Skrupel haben, sie aus dem Weg zu räumen.
Nicht zuletzt ist Die drei ??? und der Super-Papagei erfreulich kurz und hält sich nicht mit Nachforschungen auf, die ohnehin ins Leere führen. Dafür werden die drei Protagonisten treffend beschrieben und ihre Erscheinung doch so unbestimmt gehalten, dass man sich als Leser verschiedene, eigene Freunde aus der Kindheit an ihrer Stelle vorstellen kann – oder sogar sich selbst.
Vielleicht ist es genau diese Eigenschaft, die Die drei ??? auch nach so langer Zeit so aktuell erscheinen lassen. Die Geschichte ist interessant wie damals, die Figuren ebenso sympathisch und an den Ort der Handlung dürften sich Jugendliche aus aller Welt heute ebenso wünschen, wie vor 50 Jahren. Ob man sich in einem Buch, oder in den virtuellen Welten des Smartphones in Abenteuer verliert, spielt an sich keinen so großen Unterschied, oder doch? Vielleicht den, dass man beim Buch eher aufschaut und erkennt, dass manches Abenteuer direkt vor einem liegt.
Fazit:
Es gab eine Zeit, da sammelten Kinder und Jugendliche Kassetten mit den Geschichten der Drei ???. Heute würde man bei dem Ausdruck "magnetischer Tonbandträger" vermutlich nur ungläubige Gesichter in der Schule vorfinden. Dass sich die Fälle des Ermittler-Trios aber auf eine jüngere Generation haben übertragen lassen, spricht für die Art der Erzählung, die überraschend zeitlos ist. Statt sich auf technische Spielereien und Beschreibungen zu konzentrieren, liefert Erfinder der Reihe und Autor Robert Arthur Rätsel, die mit Verstand gelöst werden sollen und können. Und die altern nicht.
Die drei ??? und der Super-Papagei fängt die Stimmung des ewigen Sommers in der erfundenen kalifornischen Küstenstadt Rocky Beach so natürlich ein, dass man sich beim Lesen selbst dort wähnt. Und treten die drei jugendlichen Detektive gegen die Erwachsenen an, fühlt man sich an ihrer Seite, schon weil die ganze Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird. Der Fall selbst ist nicht so unheimlich wie einige oder so knifflig packend wie andere. Aber er versprüht eine ansteckende Stimmung mit den sympathischen Hauptfiguren. Und so scheint es gar nicht so unvorstellbar, dass ich nach all der Zeit auch ein weiteres Abenteuer der Drei ??? anhöre oder anlese. Und sei es nur, um mich zu erinnern, wie es damals war, als ich es zum ersten Mal las.