Will Adams: "Das Gottesgrab" [2007]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. August 2016
Autor: Will Adams

Genre: Unterhaltung / Action / Thriller

Originaltitel: The Alexander Cipher
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Taschenbuch
Länge: 517 Seiten
Erstveröffentlichungsland: Großbritannien
Erstveröffentlichungsjahr: 2007
Erstveröffentlichung in Deutschland: 2007
ISBN-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-0-00-725087-5


Kurzinhalt:
Nachdem er sich seinen bisherigen Arbeitgeber, den mächtigen Industriellen Hassan al-Assyuti zum Feind gemacht hat, flieht Archäologe Daniel Knox von der Sinai-Halbinsel nach Alexandria. Eher zufällig stößt er als erfahrener Taucher zu einer Ausgrabung inmitten der Stadt. Dort hatte der Bauleiter Mohammed el-Dahab den Zugang zu einer unterirdischen Kammer offengelegt. Sie führt Knox ebenso wie die Archäologin Elena und ihre Mitarbeiterin Gaille Bonnard auf eine Suche nach dem verschollenen Grab von Alexander dem Großen. Als Sponsor tritt die einflussreiche Familie von Nicolas Dragoumis bei der Ausgrabung auf, die ganz eigene Pläne mit dem unermesslichen Schatz, den Alexanders Grab darstellt, verfolgt. Währenddessen hat al-Assyutis Sicherheitschef Nessim Knox' Fährte bereits aufgenommen ...


Kritik:
Kaum etwas versprüht derart den Flair von Abenteuer wie die Geschichte selbst. Kein Wunder also, dass alle Unterhaltungsmedien voll von Abenteuergeschichten von Archäologen sind, die Schätzen oder Geheimnissen aus längst vergangenen Zeiten hinterherjagen. Mit Daniel Knox stellt Autor Will Adams einen weiteren dieser Abenteurer vor. Als eine von mehreren Fraktionen sucht er Das Gottesgrab, wohinter sich die letzte Ruhestätte des größten Herrschers aller Zeiten verbirgt: Alexanders des Großen. Das klingt, als wäre es eine gute Story für einen Abenteuerroman und in der Tat gelingt dem Autor sein Erstling überraschend gut, selbst wenn dieser inhaltlich zu wenig überrascht.

Adams erzählt sein Buch – wie bei vielen Autoren der Popliteratur inzwischen üblich und überaus effektiv – in sehr kurzen Kapiteln. Die etwas mehr als 500 Seiten werden auf 40 Kapitel aufgeteilt, die jeweils noch in mehrere, meist drei bis vier, kürzere Abschnitte unterteilt sind. Eine logische Unterteilung der großen Kapitel, abgesehen davon, dass sie jeweils mit einem Perspektivwechsel verbunden sind, gibt es aber nicht.
Das Gottesgrab erzählt davon, wie Daniel Know, der seit Jahren daran arbeitet, einen bedeutenden archäologischen Schatz zu entdecken und sich in Ägypten als Tauchlehrer für den steinreichen Hassan al-Assyuti über Wasser hält, auf die Spur einer der größten Entdeckungen unserer Zeit kommt. Auf einer Baustelle in Alexandria stößt der Bauleiter Mohammed el-Dahab auf eine Nekropolis, die nicht nur die Behörden interessiert, sondern auch eine sehr einflussreiche griechische Familie.

Zu sehen, wie Will Adams seine beinahe ein Dutzend umfassenden Figuren in Position bringt, ist überaus interessant und man kann ihm nur dazu gratulieren, dass er sowohl die politischen Verstrickungen Mazedoniens, als auch den Werdegang von Alexander dem Großen ansprechend und verständlich aufarbeitet. Es mag zwar ein sehr, sehr großer Zufall sein, dass am Ende alle beteiligten Figuren, von Knox über die Sprachexpertin Gaille Bonnard, Archäologin Elena bis hin zur mächtigen Dragoumis-Familie miteinander verstrickt sind, doch Adams lässt sich Zeit, die Charaktere in Stellung zu bringen, ehe er die Schlinge zuzieht. Aufgelockert wird die Erzählung durch begleitende Storystränge wie den um Mohammeds schwerkranke Tochter Layla, die der Autor auch nicht aus den Augen verliert.

So macht Das Gottesgrab durchaus Spaß zu lesen und ist gleichzeitig so leichtfüßig geschrieben, dass die Seiten geradezu vorbeifliegen. So reichhaltig der Hintergrund um Alexander, so detailliert die Beschreibung der mazedonischen oder ägyptischen Städte bzw. der unterschiedlichen Kulturen, so überraschend wenige und einfache – um nicht zu sagen einfallslose – Rätsel begegnen Knox und den anderen Parteien auf der Suche nach Alexanders Grab. Das gipfelt am Ende darin, dass Knox die Lösung zum entscheidenden Puzzleteil sofort ohne nachzudenken parat hat. Dementsprechend wenige archäologisch bedeutende Plätze besucht Adams auf seinem Weg zum äußerst brutal geschilderten Finale. Wer auf ein Sightseeing wie beispielsweise bei Dan Browns Romanabenteuern hofft, wird hier leider enttäuscht.

Die Figuren werden allesamt mit einem reichen Hintergrund geschildert und auch die politischen Verwicklungen regen zum Nachdenken an. Autor Will Adams macht sehr vieles richtig und erzeugt dank der kurzen Kapitel und der verschiedenen Erzählstränge, die alle gleichzeitig vorangetrieben werden, einen sehr angenehmen Lesefluss. Stellt man sich am Ende aber die Frage, ob alle Nebenhandlungen wirklich notwendig waren, muss man das leider verneinen. Sie machen den Roman zwar länger und trösten darüber hinweg, dass die eigentlich im Fokus stehende Suche nach dem Gottesgrab viel weniger Umwege nimmt und viel kürzer ist, als man erwarten würde. Aber wäre die Hauptgeschichte ausgebaut und die übrigen Aspekte gestrafft, hätte das Abenteuer auch mehr mitgerissen.


Fazit:
Dass die Vergangenheiten aller entscheidenden Figuren miteinander verwoben sind, ist ein beinahe unglaubwürdig großer Zufall. Ebenso wie Daniel Knox' Eigenschaft, sich in allen möglichen Städten der Welt Feinde zu machen. Dennoch ist er ein sympathischer Held, der das Richtige tut, wenn es darauf ankommt. Insofern ist es beinahe schade, dass sein erstes Abenteuer die Erwartungen, die die Geschichte weckt, nicht ganz erfüllen kann. Autor Will Adams erzeugt eine tolle Atmosphäre und gute Figuren, doch die eigentliche Geschichte von Das Gottesgrab verläuft zu geradlinig, zu simpel, um den Preis am Ende zu rechtfertigen. Die Nebenhandlungen machen den Roman länger und sind nie langweilig, nur hätte ich es gern gesehen, wenn ein bedeutender Teil des Romans in der Grabkammer des legendären Alexander des Großen gespielt hätte und die Figuren viel mehr Prüfungen hätten bestehen müssen, um das Grab zu entdecken. Als äußerst unterhaltsame und mühelos zugängliche Abenteuerunterhaltung taugt Daniel Knox' erster Auftritt in jedem Fall und lässt hoffen, dass der Autor die vielen Stärken wird weiter ausbauen können.