Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben [2023]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. März 2023
Genre: Fantasy / Action / Komödie

Originaltitel: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves
Laufzeit: 134 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein
Musik: Lorne Balfe
Besetzung: Chris Pine, Michelle Rodriguez, Justice Smith, Sophia Lillis, Hugh Grant, Regé-Jean Page, Daisy Head, Chloe Coleman, Jason Wong, Rylan Jackson


Kurzinhalt:

Nachdem der ehemalige Harfner und Barde Edgin (Chris Pine) zusammen mit Holga der Barbarin (Michelle Rodriguez) aus dem Gefängnis geflohen ist, machen sie sich auf, Edgins Tochter Kira (Chloe Coleman) zu finden. Grund für ihre Verhaftung war der versuchte Diebstahl eines magischen Artefakts, mit dessen Hilfe Edgin seine verstorbene Frau von den Toten zurückbringen wollte. Das befindet sich ebenso wie Kira in der Burg des Lords von Niewinter, Forge Fitzwilliam (Hugh Grant), der mit der Roten Zauberin von Thay, Sofina (Daisy Head), gemeinsame Sache macht. Mit Hilfe des Magiers Simon (Justice Smith) und Druidin Doric (Sophia Lillis) begeben sich Edgin und Holga dafür auf die Suche eines weiteren Artefakts und benötigen die Hilfe von Xenk dem Paladin (Regé-Jean Page). Was weder die ungewöhnliche Truppe an Dieben, noch Forge ahnt, Sofina verfolgt einen eigenen Plan, bei dem nicht weniger als das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht …


Kritik:
Basierend auf dem gleichnamigen, seit beinahe 50 Jahren von begeisterten Menschen gespielten Fantasy-Rollenspiel, erzählt Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben Abenteuer in einer Fantasy-Welt, in der es Zauberer ebenso gibt wie Tierwesen und Druiden. Auch dank Comics, TV-Serien und drei voriger Filme ist das fantastische Universum schier unendlich groß und detailreich. Hiervon lebt der durch John Francis Dale und Jonathan Goldstein inszenierte Film-Reboot ebenso wie von seinem Humor. Nicht alles daran ist rundum gelungen, aber unterhaltsam genug, dass man diese Welt wieder würde besuchen wollen.

Obwohl sich der Film nicht nur an Fans der Vorlagen richtet, verzichten die Verantwortlichen auf einen Prolog, wie er beispielsweise bei Der Herr der Ringe [2001-2003] vorgeschaltet ist und der zumindest einige Gesetzmäßigkeiten und Fraktionen vorstellen könnte, die im Verlauf der Geschichte wichtig werden. Die Erzählung beginnt hier bei Edgin „Ed“ dem Barden und Holga, die zusammen in einem in eisiger Landschaft gelegenen Gefängnis auf eine baldige Begnadigung hoffen. Zwei Jahre zuvor wurden sie wegen Diebstahl sowie Betrugs eingesperrt und stehen nun vor dem Absolutionsrat, der über eine Begnadigung entscheidet. Den Ratsmitgliedern erzählt Ed aus seinem Leben, wie er als Harfer für die Schwachen eingetreten ist, ehe ihm sein Glück genommen wurde. Fortan allein für seine Tochter Kira verantwortlich, traf er auf Holga und sie zogen zusammen mit weiteren Gefährten als Diebe durchs Land. Den Verlust seiner Frau kaum verkraftend, schlägt Ed ein, zusammen mit dem zwielichtigen Forge Fitzwilliam die „Tafel der Wiedererweckung“ zu stehlen, mit der Ed seine Frau von den Toten zurückholen kann.

Was den Zugang zu Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben hierbei durchaus herausfordernd gestaltet, ist die Tatsache, dass man als Rollenspiellaie die facettenreiche Fantasywelt nur bewundern kann, aber nicht wirklich versteht. Die Wesen, Flora und Fauna sind so fantasievoll wie bezaubernd, mit Magie, Gestaltwandlern oder den Untoten stellt das Drehbuch so viele Aspekte vor, dass man diese kaum einzuordnen vermag. Portale, Zaubertränke oder Drachen lassen zwar erahnen, wie detailreich diese Welt ist, doch werfen die Figuren hier mit Ortsnamen um sich, der Bezeichnung verschiedener Spezies oder sieht man beim Abspann Anzeichen einer Landkarte dieser Welt, dann weiß man letztlich nicht einmal, wie wenig man von ihr überhaupt zu sehen bekommen hat. Ganz zu schweigen davon, wie weit die Figuren gekommen sind, wenn sie von Eiswüsten durch dichte Wälder oder über weite Felder reisen. Der Anblick wirkt deshalb beinahe erschlagend, doch es fehlt denjenigen, die im Genre nicht bewandert sind, der Kontext.

Das gleichen die Verantwortlichen jedoch mit einer ebenso tempo- wie actionreichen Umsetzung aus, wenn Ed und Holga nach ihrem Gefängnisaufenthalt feststellen, dass sie hereingelegt wurden. Um Eds Tochter Kira zu befreien und dem zum Lord von Niewinter aufgestiegenen Forge das Handwerk zu legen, stellen sie zuerst ein neues Team zusammen, dem Zauberer Simon und Druidin Doric angehören. Wie es bei solchen Abenteuern üblich ist, gibt es auf dem Weg zum Ziel einige Komplikationen und so müssen die Helden zuerst eine Quest erfüllen, dann die nächste und dann die übernächste. Auf diese Weise erkundet die Geschichte Stück um Stück die fantasievolle Welt und stellt gleichzeitig mit der Roten Zauberin von Thay, Sofina, ein weiteres Storyelement vor, das lange Zeit beinahe in Vergessenheit zu geraten scheint, ehe es für das Finale wichtig wird. Daher wirkt Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ein wenig länger, als notwendig wäre, zumal die übergeordnete Bedrohung lange Zeit nicht vollends greifbar wird – auch am Ende nicht, wenn mit dem „Voranschreitenden Tod“ eine Armee der Untoten verheißen wird, die jedoch nicht erscheint.

Dafür setzt Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben viel auf Humor und nimmt sich selbst erfreulicherweise nicht zu ernst. Das ist ein gelungener Ansatz, doch macht es die Leichtigkeit teilweise schwer, mit den Figuren mitzufiebern. Vielleicht mehr noch, als bei den bisherigen Adaptionen gelingt den beiden Regisseuren so das Flair eines Spieleabends. Das mag inhaltlich nicht wichtig sein und auch dem gleichen, was man zumindest ähnlich bereits gesehen hat, aber dank der Gesellschaft macht das bedeutend mehr Spaß, als man erwarten würde und alle Beteiligten sind sich hier jederzeit bewusst, woran sie mitwirken. Das ist geradezu erfrischend unkompliziert.


Fazit:
Man fühlt sich mitunter an Jim Henson-Produktionen erinnert, wenn man auf seltsame Kreaturen und wundersame Wesen trifft, die erfreulicherweise mit praktischen Trickeffekten zum Leben erweckt wurden. Dieses Niveau kann der Film hinsichtlich der riesigen Fantasywelt mit ihren unterschiedlichen Kreaturen, den Charaktereigenschaften und verschiedensten Landschaften zwar nicht ganz halten, doch das stört letztlich nicht, selbst wenn manche Storyaspekte aus den Augen verloren werden. Die Optik selbst ist beeindruckend, einfallsreich und schnell umgesetzt, mit aufwändigen Kamerafahrten, gelungenen Perspektiven sowie traumhaft schönen Landschaften. Mag sein, dass die Filmemacher John Francis Dale und Jonathan Goldstein eine Welt erschaffen, die mehr fasziniert, denn mitreißt und auch der Humor ist oftmals absehbar. Der verhindert überdies, dass die Story vollends packt, da keine Zweifel aufkommen, wie all dies ausgehen wird und die Stimmung nie bedrohlich gerät. Doch insgesamt ist Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ein actionreiches, unterhaltsames Fantasyabenteuer, das durchaus Spaß macht. Das ist mehr, als man über manche Spieleabende sagen kann.