Killer’s Bodyguard [2017]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. August 2021
Genre: Action / Komödie / Thriller

Originaltitel: The Hitman’s Bodyguard
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA / Hongkong / Bulgarien / Niederlande / Kanada / Großbritannien / Frankreich
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Patrick Hughes
Musik: Atli Örvarsson
Besetzung: Ryan Reynolds, Samuel L. Jackson, Gary Oldman, Salma Hayek, Élodie Yung, Joaquim de Almeida, Yuri Kolokolnikov, Tine Joustra, Kirsty Mitchell, Richard E. Grant


Kurzinhalt:

Im Leben des 1a-bewerteten, privaten Bodyguards Michael Bryce (Ryan Reynolds) war alles in bester Ordnung, bis ein Klient vor seinen Augen getötet wurde. Zwei Jahre danach ist Michael immer noch weit von seinem ehemaligen Stand entfernt, als ihn seine Ex-Freundin Amelia (Élodie Yung) um Hilfe bittet. Die Interpol-Agentin war beauftragt worden, den in Gefangenschaft befindlichen Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) zu einem Gerichtstermin bringen. Wenn er nicht erscheint, wird der entmachtete Diktator Dukhovich (Gary Oldman) wieder freikommen. Dabei hat Kincaid der Verhandlung nur zugestimmt, damit seine im Gefängnis sitzende Frau Sonia (Salma Hayek) freikommt. Da in Amelias Team um den stellvertretenden Interpol-Direktor Foucher (Joaquim de Almeida) offenbar ein Maulwurf Informationen an Dukhovich preisgibt, ist Michael ihre einzige Hoffnung, Kincaid rechtzeitig zur Verhandlung zu bringen. Doch Dukhovich hat eine ganze Armee beauftragt sicherzustellen, dass Kincaid keine Aussage machen wird …


Kritik:
Trotz nicht weniger und teils sehr offensichtlicher Schwächen, ist Patrick Hughes’ Actionkomödie Killer’s Bodyguard ein überraschend unterhaltsames Unterfangen. Dies liegt zum großen Teil an der Besetzung um Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson, aber auch die Actionhighlights sind unerwartet mitreißend, was vor allem das Finale auszeichnet. Dabei nehmen die Verantwortlichen ihre Figuren trotz der überzogenen Momente ernst genug, dass einem nicht egal ist, was mit ihnen geschieht.

Als der von Reynolds gespielte Michael Bryce vorgestellt wird, könnte es ihm kaum besser gehen. Der ehemalige CIA-Agent ist ein privater, mit Auszeichnung bewerteter Personenschützer mit eigener Firma, wohnt in einem luxuriösen Haus und fährt einen Wagen, der mehr kostet, als die meisten Menschen in Jahren verdienen. Bis einer seiner Klienten vor seinen Augen erschossen wird und Bryce’ Karriere abstürzt. Zwei Jahre später verdient er sein Geld weiterhin mit Personenschutz, aber mit weit weniger exklusiver Kundschaft. Bis ihn seine Ex-Freundin, die Interpol-Agentin Amelia Roussel, anruft und um Hilfe bittet. Sie sollte mit einem Team den Auftragskiller Darius Kincaid von Großbritannien zum Internationalen Strafgerichtshof in den Niederlanden bringen, als sie angegriffen wurden. Kincaid soll gegen den belarussischen Diktator Dukhovich aussagen, der ohne diese Aussage straffrei davonkommen wird. Er hat allerdings genügen Schergen angeheuert, die dafür sorgen sollen, dass Kincaid nie ankommt.

Bryce und Kincaid sind allerdings nicht allzu gut aufeinander zu sprechen, immerhin haben sich ihre Pfade in der Vergangenheit bereits gekreuzt – öfter, als Michael bewusst ist. So zieht das ungleiche Duo seinen Charme daraus, dass sie zusammenarbeiten müssen, obwohl beide es nicht wollen, denn auch wenn dem inhaftierten Kincaid keine Haftverschonung angeboten wird, wenn er aussagt, wird seine nicht weniger gewalttätige Frau Sonia aus der niederländischen Haft entlassen werden. In deren Rolle schlüpft Salma Hayek, die sich mit einer Hingabe in die Rolle der fluchenden, aggressiven und tötenden Sonia wirft, dass es eine Freude ist, ihr zuzusehen. Auch Gary Oldman weiß aus seiner wenig überraschenden Rolle das Beste zu machen. Es dauert unerwartet lange, ehe sich Bryce und Kincaid überhaupt begegnen. Wenn es dann soweit ist und ihr Roadtrip beginnt, wartet Killer’s Bodyguard neben den Momenten, in denen sich die beiden anschreien, auch mit ruhigeren Dialogen auf, in denen man mehr über die Figuren erfährt. Das mag nicht wirklich neu sein, aber es hilft, dass die Charaktere das anfängliche Flair verlieren, sie wären reine Abziehbilder. Womöglich sind dies noch Überbleibsel der ursprünglichen Drehbuchfassung, in der die Geschichte an sich als Drama angelegt war. Willkommen ist die inhaltliche Abwechslung in jedem Fall.

Dass sich die unterschiedlichen Charakterzüge des Ordnung liebenden Bryce, der gern bestens vorbereitet und alles planend ans Werk geht, und des voran preschenden Darius, der mehr aus dem Bauch heraus arbeitet, auch in der Art ihrer Herangehensweise an die Actionszenen widerspiegelt, ist eine gute Idee. Obwohl viele Wortgefechte und Einzeiler der beiden lange absehbar sind, manche treffen mitten ins Ziel und auch die Action selbst wächst gerade im letzten Drittel weit über das hinaus, was die Verantwortlichen sonst präsentieren. Wäre sie nicht stellenweise recht hektisch geschnitten, könnte die Verfolgungsjagd zu Boot und zu Motorrad durch Amsterdam mühelos in einem James Bond-Film auftauchen. Umso bedauerlicher ist es dann, wenn die vielen erstklassigen und sichtbar aufwändigen Stunts mit allzu offensichtlich computergenerierten Explosionen und unechten Trickeffekten aufgelöst werden. Sieht man darüber hinweg, kann man sich bei Killer’s Bodyguard trotz der absehbaren Geschichte und eines spürbar zu langen Mittelteils gut unterhalten lassen. Das ist mehr, als viele andere Genrevertreter bieten.


Fazit:
Die Idee eines in Ungnade gefallenen Bodyguards, der einen Schwerverbrecher zu einem Gerichtstermin begleiten und sich dabei gegen Angreifer wehren muss, ist nicht wirklich neu, aber dank der Besetzung erfrischend dargebracht. In den Rollen haben sowohl Ryan Reynolds als auch Samuel L. Jackson sichtlich ihren Spaß, so dass ihre gemeinsamen Wortgefechte trotz vieler bekannter Sprüche zumindest für Schmunzeln sorgen. Ein paar wirkliche Lacher sind ebenfalls dabei. Die Action ist über weite Strecken mehr Beiwerk, bis das Finale in Amsterdam ein beeindruckendes Stuntfeuerwerk zündet. Dann scheint Filmemacher Patrick Hughes in seinem Element, selbst wenn er mitunter etwas zu dicht am Geschehen ist. Hier verbergen sich viele eindrucksvolle Situationen und auch Salma Hayeks Kampf in der Bar ist erstklassig choreografiert. Es sind diese Momente, die Killer’s Bodyguard weit über das Niveau heben, auf dem sich die Geschichte meist befindet, mit absehbaren Storyentwicklungen und wenig ausgefeilten Schurken. Dass der Film im zweiten Akt spürbar länger erscheint, als er sein müsste, nagt etwas am Unterhaltungswert. Doch das macht die namhafte Besetzung mühelos wieder wett.