Snake Eyes: G.I. Joe Origins [2021]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. August 2021
Genre: Action / Thriller / Fantasy

Originaltitel: Snake Eyes: G.I. Joe Origins
Laufzeit: 121 min.
Produktionsland: Frankreich / USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Robert Schwentke
Musik: Martin Todsharow
Besetzung: Henry Golding, Andrew Koji, Iko Uwais, Haruka Abe, Takehiro Hira, Peter Mensah, Eri Ishida, Úrsula Corberó, Samara Weaving, Steven Allerick, Samuel Finzi, Mojo Rawley


Kurzinhalt:

20 Jahre, nachdem sein Vater ermordet wurde, ist Snake Eyes (Henry Golding) immer noch auf der Suche nach dem Täter, als der einflussreiche Kenta (Takehiro Hira) an ihn herantritt. Mit seinen Kampffertigkeiten wäre Snake eine Bereicherung für Kentas Organisation. Wenn er ihr beitritt, wird Kenta Snake den Mörder seines Vaters nennen, so willigt Snake Eyes ein und wird Teil der Yakuza. Doch als er den unbewaffneten Tommy (Andrew Koji) auf Kentas Geheiß töten soll, lehnt Snake Eyes ab und flieht mit Tommy. Der nimmt ihn mit nach Tokyo und offenbart ihm, dass Tommys Großmutter Sen (Eri Ishida) den Clan der Arashikage leitet, eine alte Ninja-Gesellschaft, die sich dem Guten verschrieben hat und das Böse bekämpft. Um Teil des Clans zu werden, muss Snake Eyes drei Prüfungen bestehen, unter dem wachsamen Auge von Sicherheitsleiterin Akiko (Haruka Abe). Sie ahnt jedoch, dass Snakes Loyalität nicht so eindeutig ist, wie er vorgibt …


Kritik:
12 Jahre, nachdem die erste Realverfilmung der Spielzeug-Actionfiguren G.I. Joe über die Leinwand flimmerte, bringt Filmemacher Robert Schwentke mit Snake Eyes: G.I. Joe Origins eine Ursprungsgeschichte des Titel gebenden, späteren Elite-Soldaten auf die große Leinwand. Gleichzeitig präsentiert er ein Reboot des Franchise, immerhin ist all das zeitlich deutlich später angesiedelt. Über weite Strecken funktioniert das Ergebnis sogar erstaunlich gut, eignet sich trotz des Neuanfangs aber am besten für Fans des Genres.

Nach einem kurzen Rückblick zwei Jahrzehnte zuvor, bei dem ein namenloser Junge mit anhören muss, wie sein Vater in einer Waldhütte von einem Trupp schwer bewaffneter Männer ermordet wird, springt die Erzählung in die heutige Zeit. Der Junge ist erwachsen geworden und hat sich das traumatische Erlebnis gewissermaßen als Namen gegeben. Der Mörder seines Vaters hatte diesem eine scheinbare Möglichkeit angeboten, lebend davon zu kommen, wenn er ein höheres Augenpaar würfelt. Doch Snakes Vater würfelte ein zwei-Augen-Pasch, auf Englisch „Snake Eyes“. Snake verdient sein Geld inzwischen mit brutalen Kämpfen und ist auf der Suche nach dem Mann, der ihm seine Familie genommen hat. Doch dann spricht ihn der einflussreiche Kenta an und bietet ihm einen Job. Wenn er ihm hilft, wird Kenta Snake verraten, wo sich der Mörder seines Vaters aufhält. So beginnt Snake, für die Yakuza zu arbeiten. Doch als er Tommy ermorden soll, weigert sich Snake, so dass sie kurz darauf auf der Flucht sind. Tommy nimmt Snake Eyes mit nach Tokyo und offenbart ihm, dass er in Wirklichkeit Thomas Arashikage ist. Seine Großmutter ist Anführerin des Arashikage-Clans, der sein Leben der Ordnung und dem Kampf gegen das Böse gewidmet hat.

Der Clan ist Hüter eines magischen Artefakts, dem „Juwel der Sonne“ und hierin liegt auch eine der Grundschwierigkeiten bei Snake Eyes: G.I. Joe Origins. Denn während sich der Film erstaunlich viel Zeit nimmt, seine Figuren vorzustellen – tatsächlich fällt die Geschichte hinsichtlich der wechselnden Loyalitäten mehr als nur unerwartet aus – vergessen die Verantwortlichen, auch die Welt, in der die Story angesiedelt ist, entsprechend zu präsentieren. So soll Snake Eyes drei Prüfungen bestehen, um in den Clan aufgenommen zu werden. Die erste handelt von Verständnis, in der zweiten sieht Snake durch eine schwebende, leuchtende kleine Kugel, in einer Vision, was ihn antreibt, und in der dritten sieht er sich riesenhaften Anakondas gegenüber. Nimmt man dazu das magische Juwel, könnte man eine mystische Fantasy-Story vermuten. Mit den elektrischen Fahrzeugen, Computern und Alarmsystemen hat die Geschichte aber einen durchaus realistischen Touch. Die Drehbuchautorinnen und -autoren versäumen es schlicht, die Gesetzmäßigkeiten ihres filmischen Universums klar zu definieren und scheinen ihre Regeln eher zu entwerfen, während die Figuren sich zum Ende kämpfen.

Bis das Skript eine klare Richtung vorgibt, ein Ziel, worauf die Charaktere zusteuern, dauert es spürbar lange. So gerät der Mittelteil trotz der Charakterbildung und der Vorstellung der undurchschaubaren Mythologie merklich zäh. Irgendwann kommt schließlich die Verbindung zur aus G.I. Joe bekannten Schattenorganisation Cobra und auch der Eliteeinheit der G.I. Joes selbst. Beides wäre nicht notwendig, da die im Zuge dessen vorgestellten Figuren kaum etwas zu tun bekommen. Weder die von Úrsula Corberó gespielte Cobra-Agentin Baronesse, noch die von Samara Weaving verkörperte Joe-Soldatin. Doch die Verbindung wird Fans der Reihe sicher ansprechen.
Die Kampfszenen selbst sind dabei der größte Schwachpunkt von Schwentkes Umsetzung und man sollte sich besser nicht vor Augen führen, dass derselbe Regisseur zuletzt das vielfach preisgekrönte Drama Der Hauptmann [2017] inszenierte. So interessant die Umgebung in Tokyo, so atmosphärisch die engen Gassen, die Neonbeleuchtung, der prasselnde Regen und im Gegenzug das ehrwürdige Anwesen des Arashikage-Clans, so wenig weiß der Filmemacher in den vielen Actionszenen hier, etwas daraus zu machen.

Verwackelt inszeniert und fahrig geschnitten, ist in den seltensten Fällen erkennbar, wer welchen Hieb durchführt oder manchmal sogar, was eigentlich geschieht. Das soll womöglich darüber hinwegtäuschen, dass Snake Eyes: G.I. Joe Origins ein überraschend blutleerer Film ist. Dafür, dass hier ständig Personen erschossen oder erstochen werden, ist von den Auswirkungen der Waffen überhaupt rein gar nichts zu sehen. Hinzu kommt, dass sich Tommys Narbe am rechten Auge stets verschiebt und größer bzw. kleiner wird, oder dass der Bösewicht inmitten des Finales urplötzlich verschwindet, um einige Zeit später wieder aufzutauchen. Auch dass die Figuren allesamt in den hektischsten Actionmomenten keinen Kratzer abbekommen, ist nicht überzeugend. Oder die Tatsache, dass die im Grunde gut gedachte Kampfsequenz auf einem Autotransporter offenbar nur im Studio gedreht wurde. Es ist, als würde hier tatsächlich mit Actionspielfiguren gespielt. Die mögen, wenn es hektisch zugeht, auch auseinander fallen und liegen bleiben, können aber im Nu wieder zusammengesetzt werden und erneut mitmischen. So schweben auch die Heldenfiguren hier nie in Gefahr, was es durchaus schwer macht, mit ihnen mitzufiebern. Dies gilt besonders für die Titelfigur Snake Eyes, die sich hier entscheidet, seine neu gewonnenen Freunde nicht einzuweihen, und dadurch dem Publikum nicht unbedingt sympathischer wird.


Fazit:
Die überraschend ausgefeilte Hintergrundgeschichte zu Snake Eyes selbst oder dem Arashikage-Clan klingt überaus vielversprechend. Nur wird sehr spät deutlich, ob dies nun ein Action-Thriller, oder ein Fantasy-Film sein soll. Der Mix selbst hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Über weite Strecken ist das bedeutend persönlicher und mit mehr Inhalt versehen, als bei den bisherigen G.I. Joe-Filmen. Lediglich der dritte Akt enttäuscht mit unverständlichen Entscheidungen und durch die inhaltliche Ausrichtung. Trotz der sichtlich aufwändigen Produktionswerte, die mühelos für sich stehen können, gelingt Filmemacher Robert Schwentke, ungeachtet der guten Perspektiven und Kamerafahrten in den bunten Szenerien, keine überzeugend durchgängige Umsetzung. Sämtliche Actionszenen sind so verwackelt gefilmt und schnell geschnitten, dass die dahinter liegenden Stunts kaum zur Geltung kommen. Doch so blutleer Snake Eyes: G.I. Joe Origins auch scheint und selbst, wenn diese Ursprungsstory nie vollkommen mitreißen kann, sie ist auch zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder bösartig. Fans des Franchise, die mit knapp zwei Stunden anspruchsloser Unterhaltung rechnen, werden eben das bekommen. Man könnte sich auch durchaus eine Fortsetzung mit diesen Figuren, vor allem dank der Besetzung um Henry Golding, Andrew Koji, Haruka Abe und Eri Ishida, vorstellen. Außerdem hätte es auch hier bereits bedeutend schlimmer ausgehen können.