Godzilla vs. Kong [2021]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Juni 2021
Genre: Fantasy / Action / Thriller

Originaltitel: Godzilla vs. Kong
Laufzeit: 113 min.
Produktionsland: USA / Australien / Kanada / Indien
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Adam Wingard
Musik: Tom Holkenborg
Besetzung: Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Shun Oguri, Eiza González, Julian Dennison, Kaylee Hottle, Kyle Chandler, Lance Reddick, Demián Bichir, Hakeem Kae-Kazim, Ronny Chieng, John Pirruccello, Chris Chalk


Kurzinhalt:

Nachdem Godzilla das Titan-Wesen Ghidorah vor fünf Jahren besiegte, ist es ruhig um die Riesenechse geworden. Um zu verhindern, dass die instinktive Rivalität zwischen Godzilla und dem riesigen Affen Kong zu einer weiteren Schneise der Zerstörung führt, wurde Kong von der Organisation „Monarch“ auf Skull Island isoliert. Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall) studiert ihn, wobei Kong in seinem riesigen Gefängnis zunehmend aggressiver wird. Als Godzilla unversehens eine Einrichtung von „Apex Cybernetics“ zerstört, steht nicht nur für Monarch-Projektleiter Mark Russell (Kyle Chandler) fest, dass es einen Weg geben muss, sich von dem Wohlwollen des Titanen zu lösen. Im Auftrag von Apex unternimmt der Geologe Dr. Nathan Lind (Alexander Skarsgård) zusammen mit Ilene und ihrer Adoptivtochter Jia (Kaylee Hottle), die mit Kong ein besonderes Band verbindet, den Versuch, Kong zu seiner wahren Heimat zu bringen, da Apex dort eine Energiequelle vermutet, mit deren Hilfe man der Titanen Herr werden könnte. Unterdessen forscht Russells Tochter Madison (Millie Bobby Brown) zusammen mit dem Verschwörungstheoretiker Bernie (Brian Tyree Henry) bei Apex nach, weshalb Godzilla urplötzlich wieder angreift. Ihre Entdeckung könnte den Verlauf des sich anbahnenden Kampfes der Titanen beeinflussen …


Kritik:
Godzilla vs. Kong mag sehr wohl das Beste aus seiner Ausgangslage machen. Das heißt, sofern die Idee von zwei titanenhaften Kreaturen, die sich in einem urinstinktiven Kampf miteinander befinden und dabei ganze Städte in Schutt und Asche legen, für das geneigte Publikum entsprechendes Potential bietet. Als irrsinnig laute und handwerklich perfekt gemachte Zerstörungsmär bietet Adam Wingards Film alles, um durch die überrollenden Eindrücke der wirklichen Welt entfliehen zu können. Das kann gerade jetzt genau das Richtige sein.

Godzilla vs. Kong ist das lange angedeutete, große Finale der beiden Kreaturen, die in Godzilla [2014], Kong: Skull Island [2017] und Godzilla II: King of the Monsters [2019] jeweils ihre eigenen Filme in einem gemeinsamen filmischen Universum bekommen haben. Obwohl es verständlicherweise Andeutungen und Verbindungen zu den vorigen Filmen gibt, sind Vorkenntnisse nicht wirklich erforderlich. Das liegt vor allem daran, dass die menschlichen Figuren hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die riesigen Kreaturen sind sogenannte „Titanen“, die sich in einem seit Anbeginn der Zeit befindlichen Kampf miteinander befinden. Kong und Godzilla sind die letzten beiden, weswegen die Organisation „Monarch“ Kong auf der Insel Skull Island in einem künstlichen Habitat abschirmt. Das riesige Konstrukt soll dazu dienen, den Riesenaffen vor der Riesenechse zu verbergen. Doch als Godzilla nach Jahren zum ersten Mal wieder gesehen wird, greift das Wesen in Pensacola, Florida, eine Einrichtung der Firma „Apex Cybernetics“ an. Es scheint also festzustehen, dass Godzilla doch nicht ein Beschützer der Welt ist. Forderungen werden daher laut, sich von dem Wohlwollen der Titanen zu lösen.

Wer nun vermutet, dass dies in Regierungs-Hinterzimmern geschieht, Verantwortliche in der Politik Entscheidungen treffen oder sich die Welt zusammenschließt, um den Titanen Einhalt zu gebieten, der irrt. Was getan werden soll und weshalb, entscheiden hier Firmen und Einzelpersonen, wobei ihre Motivation und ihre Pläne selten wirklich deutlich werden, sondern vielmehr in der ständig voran preschenden Erzählung unterzugehen drohen. Jedenfalls soll Kong ein Team bestehend aus dem Geologen Dr. Lind, der Tochter des Leiters von Apex und der Kong-Forscherin Dr. Ilene Andrews nebst ihrer Adoptivtochter Jia, die eine besondere Verbindung zu Kong besitzt, dorthin führen, woher die Titan ursprünglich kommen, da sich dort eine Energiequelle verbergen soll, mit deren Hilfe Apex den Titanen endlich ebenbürtig sein würde. Immerhin gibt sich Godzilla vs. Kong Mühe, eine Erklärung für den Ursprung der Titanen zu finden. Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, dass ein Jules Verne-Crossover nicht fern scheint.

Dass man insbesondere bei den Actionmomenten, in denen Flugzeugträger buchstäblich als Trampoline benutzt werden, nicht allzu sehr nachdenken sollte, ist offensichtlich. Andererseits, was sollte man von einem Film mit dem Titel Godzilla vs. Kong anderes erwarten? Dabei gibt es hier einige durchaus interessante Ideen und Weiterentwicklungen zu sehen, wie die Tatsache, dass Kong sichtlich gealtert ist, oder dass die Macher in der zweiten Filmhälfte eine wirkliche Mythologie um ihn und seinesgleichen aufbauen. Auch seine Momente mit der gehörlosen Jia besitzen einen ganz eigenen Charme, der spürbar an den Beschützerinstinkt des Affen in King Kong und die weiße Frau [1933] erinnert. Bedauerlicherweise werden diese Aspekte zu wenig vertieft.
Dafür wartet Adam Wingard mit einem stellenweise nicht enden wollenden Stakkato an Zerstörung auf, das durchweg hervorragend gemacht ist. Doch wenn ein Wolkenkratzer nach dem anderen unter dem Gewicht der Titanen zusammenfällt, sitzt das Publikum schon deshalb unbeteiligt daneben, weil es hier niemanden gibt, der von der Zerstörung betroffen ist. Keine menschliche Figur scheint in Lebensgefahr zu schweben, wenigstens keine, deren Namen man sich überhaupt merken konnte, weil er oft genug genannt wurde. In King Kong [2005] nutzte Peter Jackson den großen Kampf Kongs mit den T-Rexes zum einen, um ihn als König der Insel zu etablieren, aber gleichzeitig auch als eigenständige Figur, die ihr Leben für die Frau geben würde, die er beschützt. Hier sind Godzilla und Kong weniger eigenständige Figuren, als riesenhafte Weltenzerstörer mit zu großen Egos.

Hinzu kommt, dass die wenigen menschlichen Figuren, die sich einerseits mit Godzilla, andererseits mit Kong bewegen, oftmals für Kopfschütteln sorgen. Dass die Teenagerin Madison, Tochter der in Godzilla II: King of the Monsters von Vera Farmiga gespielten Wissenschaftlerin Dr. Emma Russell und bereits in jenem Film zu sehen, zusammen mit einem Freund und dem einen Podcast betreibenden Verschwörungstheoretiker Bernie in ein streng geheimes Apex-Labor eindringen kann, ohne sich vorzubereiten oder ausgerüstet zu sein, ist ebenso hanebüchen wie Wissenschaftler, die ebenfalls ohne Ausrüstung in möglicherweise lebensfeindlichen Umgebungen herumlaufen. Dass die Gesetze der Physik hier oftmals keine Wirkung entfalten, ist da nurmehr ein Tropfen auf den heißen Stein. Insbesondere Madison und ihre Mitstreiter kann man durch ihre aufgesetzt erscheinenden, coolen Sprüche ohnehin kaum ernst nehmen.

Bedeutend interessanter wären hier Deutungsversuche, ob die Tatsache, dass ausgerechnet der Schauplatz Hongkong von den beiden großen Fantasyfiguren der westlichen und der östlichen Hemisphäre zerrieben wird, ein Sinnbild dafür sein soll, wie die (ehemalige) Sonderverwaltungszone durch die Machtprobe der Weltmächte zerstört wird. Auch solche tiefgründigere Aussagen können Fantasyfilme bieten. Es darf aber bezweifelt werden, ob das Finale so zu verstehen sein soll.


Fazit:
Nimmt man die haarsträubenden Dialoge oder die flachen Figuren, ganz zu schweigen von den teils abstrusen Storyentwicklungen, dann gibt es hier bedeutend mehr zu kritisieren, als zu loben. Die vielen Schauplätze unterstreichen das enorme Erzähltempo, das Filmemacher Adam Wingard vom Start weg entwickelt und es bleibt das Gefühl, als hätten der Erzählung 20 Minuten mehr durchaus gutgetan. Gerade wenn in der zweiten Hälfte Kong und seine Mythologie angedeutet werden, würde man sich mehr Zeit für Erkundungen wünschen. Doch das täuscht nur bedingt darüber hinweg, dass die Menschen hier weder eine Entwicklung erfahren, noch wirklich von Bedeutung sind. Die zentralen Charaktere sind Godzilla und Kong und viel besser wird ein „Battle“ zwischen den Popkultur-Ikonen kaum werden. Das heißt nicht, dass Godzilla vs. Kong, ein guter Film ist. Es ist unbestritten ein aufwändiger, visuell beeindruckender, und mit teils einprägsamen Bildern gespickter, nie langweiliger Popcorn-Film ohne Anspruch, bei dem Fans der Fantasy-Charaktere vollends auf ihre Kosten kommen können und bei dem angedeutet wird, dass es hier noch viele Geschichten zu erzählen gäbe. Die schier unermessliche Zerstörung zusammen mit der Tatsache, dass das Gezeigte, so absurd es sein mag, nie langweilig gerät, tröstet wenigstens darüber hinweg, dass die Geschichte inhaltlich wenig bis gar keinen Sinn ergibt.