Jumanji: Willkommen im Dschungel [2017]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 1. Dezember 2017
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Jumanji: Welcome to the Jungle
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: Jake Kasdan
Musik: Henry Jackman
Darsteller: Dwayne Johnson, Kevin Hart, Jack Black, Karen Gillan, Rhys Darby, Bobby Cannavale, Nick Jonas, Alex Wolff, Madison Iseman, Ser'Darius Blain, Morgan Turner, Missi Pyle, Tim Matheson


Kurzinhalt:

Beim Nachsitzen entdecken vier Schüler ein altes Videospiel mit dem Titel "Jumanji". Nach dem Start suchen sie sich jeweils eine Spielerfigur aus und werden buchstäblich in das Spiel hineingezogen. Aus dem schüchternen Spencer (Alex Wolff) wird der muskelbepackte Held Xander Bravestone (Dwayne Johnson), wohingegen der Sportler Anthony 'Fridge' Johnson (Ser'Darius Blain) in den Avatar des Zoologen Moose Finbar (Kevin Hart) schlüpft. Die ebenfalls zurückhaltende Martha (Morgan Turner) wird zur kampferprobten Spezialistin Ruby Roundhouse (Karen Gillan), während aus dem Social Media-Sternchen Bethany (Madison Iseman) der Kartenleser Shelly Oberon (Jack Black) wird. Ihr einziger Weg zurück in die wirkliche Welt ist es, das Spiel zu gewinnen, in dem sie gegen den finsteren van Pelt (Bobby Cannavale) antreten müssen. Dafür müssen sie nicht nur lernen, mit ihren besonderen Fähigkeiten umzugehen, sondern vor allem, zusammenzuarbeiten. Denn auch wenn "Jumanji" nur ein Spiel ist, wenn ihre drei Leben aufgebraucht sind, wird aus dem Spiel tödlicher Ernst …


Kritik:
Jumanji: Willkommen im Dschungel nimmt die Grundidee, dass die Hauptfiguren in ein Videospiel "transportiert" werden und sich dort bewähren müssen, um zurück in die wirkliche Welt zu kommen, mit allem auf, was dazugehört. Scharen an gesichtslosen Gegnern, die allesamt bedeutend schlechter zielen können als die Helden, eine Story, die viel einfacher ist, als sie im ersten Moment erscheint und ein Ausgang, der vom ersten Moment an absehbar ist. Aber da sich Regisseur Jake Kasdan – Sohn von Drehbuchautor Lawrence Kasdan (Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück [1980]) – all dessen wohl bewusst ist, gehören diese Dinge zum Konzept von Jumanji und tragen sogar zum Unterhaltungswert bei.

Der Auftakt, in dem die vier Jugendlichen Spencer, Martha, Bethany und Fridge vorgestellt werden, ist nicht nur überraschend amüsant, er legt auch den Grundstein für Figuren, die den größten Teil der Laufzeit über gar nicht zu sehen sind, aber deren Charakterzüge dennoch in die Avatare des lebendig gewordenen Videospiels übertragen werden. Sie alle sind Stereotypen, angefangen vom schüchternen Spencer, über die ebenso verschlossene Martha, die nicht an sich selbst glaubt, bis hin zum Sportler Fridge und dem It-Girl Bethany, die ohne ihr Smartphone gar nicht überleben kann. Nichtsdestotrotz sind sie alle zugänglich, so dass was ihnen widerfährt, das Publikum nicht kalt lässt.
Beim Nachsitzen entdecken die vier im Keller der Schule ein altes Videospiel, in dem sie sich nach dessen Start unverhofft wiederfinden – in den Körpern der dortigen Figuren. Spencer als muskelbepackter Archäologe und Forscher Dr. Bravestone (gespielt von Dwayne Johnson), Fridge als beinahe schon schmächtiger Zoologe Moose Finbar (Kevin Hart), Martha im Körper der Elitekämpferin Ruby Roundhouse (Karen Gillan) und Bethany als übergewichtiger Kartenleser Professor Oberon (Jack Black) im mittleren Alter.

Dieser Rollentausch, bei dem jede zuvor vorgestellte Figur in das genaue Gegenteil verkehrt wird, gibt Jumanji: Willkommen im Dschungel genügend Anhaltspunkte für teils arg überspitzte Slapstick-Einlagen. Viele davon sind erstaunlich gelungen, was auch daran liegt, wie gut Regisseur Kasdan die Eigenschaften seiner Hauptdarsteller zu nutzen weiß. Sei es der von Johnson immer wieder eingeworfene "beeindruckende Blick", mit dem er der Aufgabe, die vor ihnen liegt, nicht nur ominöse Bedeutung verleiht, sondern gleichermaßen Frauenherzen zum Schmelzen bringt, oder die komödiantische Hysterie von Kevin Hart. Es sind Stärken, die der Cast regelmäßig ausspielen darf. Mitunter schießt der Filmemacher dabei zwar übers Ziel hinaus, wie wenn Bethany alias Jack Black dem eigentlichen Mauerblümchen Martha – im Körper der durchtrainierten und in Hot Pants gekleideten Karen Gillan – Flirttipps gibt. Doch dafür entschädigen Einlagen wie die tolle und lustige Kampfchoreografie zu "Baby I Love Your Way".

Die Musik von Henry Jackman ist dabei ein gelungener Teil der Erzählung und lässt ebenso wie die Schauplätze im Dschungel ein tolles Abenteuer-Flair aufkommen. Das leidet allenfalls unter den allzu offensichtlichen Trickeffekten, die zu Beginn nur bei den Tieren im Urwald auffallen, im Laufe des Films qualitativ jedoch merklich abbauen, so dass die an sich spannende Sequenz mit den Nashörnern und dem Hubschrauber aussieht, als wäre sie schlicht noch nicht fertig gewesen.
Auch wenn die vielen Anspielungen an Eigenheiten von Videospielen in Jumanji: Willkommen im Dschungel, wie dass die immer gleiche Musik einsetzt, wenn etwas Bedeutsames geschieht, die Nicht-Spieler-Figuren stets dieselben Antworten geben, oder sich die Spieler den gleichen Gegnern gegenübersehen, durchaus gelungen sind, an manchen Stellen gereicht dies Jake Kasdans Film nicht zum Vorteil. So ist die Story selbst beinahe schon verblüffend simpel gestrickt und der von Bobby Cannavale gespielte Bösewicht van Pelt hat schlicht gar nichts zu tun. Seine Figur ist nicht nur nicht ausgearbeitet, er taucht weniger als eine Handvoll Mal im Film auf.
Dass das Abenteuer dennoch besser funktioniert als erwartet, liegt vor allem an den sympathischen Darstellern und den nicht minder zugänglichen Figuren. Stellenweise überaus witzig und nie langweilig kommt allenfalls deshalb selten Spannung auf, da man eben weiß, dass den Spielern hier nichts geschehen kann. Es ist eben doch irgendwie nur ein Spiel.


Fazit:
Wie sehr das Drehbuch darum bemüht ist, den Figuren in Jumanji: Willkommen im Dschungel eine Entwicklung mit auf den Weg zu geben, ist durchaus überraschend. Diese ist zwar nie tiefsinnig und insbesondere zum Schluss hin mit den altbekannten Lebensweisheiten, die dem Publikum mit auf den Weg gegeben werden, arg dick aufgetragen, haben das Herz aber am rechten Fleck. Es ist nur ein Aspekt, der dazu beiträgt, dass der Abenteuerfilm einen besseren Eindruck hinterlässt, als seine Prämisse oder die Vorschau vermuten lassen. Dazu trägt auch die gut gelaunte Besetzung bei, deren Stärken gekonnt in Szene gesetzt werden.
Jumanji ist sicherlich nicht der beste Film, den man um diese Jahreszeit im Kino sehen kann. Aber wenn für denjenigen, den man sich eigentlich ausgesucht hat, keine Karten mehr zu bekommen sind, wird man sich hier zumindest nicht die ganze Laufzeit lang darüber ärgern. Dafür ist Jake Kasdans auf Leinwand gebannter Traum vieler sogenannter "Nerds", einmal mit Haut und Haaren in ein Videospiel eintauchen zu können (sozusagen die Steigerung zu Virtual Reality), schlicht zu unterhaltsam.