Life [2017]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Oktober 2017
Genre: Horror / Science Fiction / Thriller

Originaltitel: Life
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Daniel Espinosa
Musik: Jon Ekstrand
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson, Ariyon Bakare, Hiroyuki Sanada, Ryan Reynolds, Olga Dykhovichnaya


Kurzinhalt:

Bei der Untersuchung von Bodenproben, die mit einer Sonde vom Mars an die Internationale Raumstation gesandt wurden, entdeckt der Astronaut Hugh Derry (Ariyon Bakare) einen Organismus, der eindeutig nicht von der Erde stammt. Dieser umfasst zwar nur eine Zelle, doch mit der richtigen Stimulation gelingt es den Wissenschaftlern an Bord, den Organismus zum Wachsen anzuregen. Doch als die Lebensform aus ihrer Quarantäne ausbricht und beginnt, die Besatzung anzugreifen, ist für die Crew um David Jordan (Jake Gyllenhaal), Miranda North (Rebecca Ferguson), Sho Murakami (Hiroyuki Sanada), Rory Adams (Ryan Reynolds) und die Leiterin der Station Ekaterina Golovkina (Olga Dykhovichnaya) klar, dass das Wesen unter keinen Umständen die Erde erreichen darf. Koste es, was es wolle …


Kritik:
Es scheint eine Ironie des Schicksals, dass in einem Jahr, in dem Altmeister Ridley Scott eine Fortsetzung zu seinem Genre prägenden Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] in die Kinos bringt, ein Science Fiction-Horror-Film erscheint, der eindeutig davon inspiriert wurde, aber gleichzeitig bedeutend stimmiger gelungen ist, als Alien: Covenant [2017]. Mit Life beweist Regisseur Daniel Espinosa, dass auch vertraut klingende Geschichten unterhalten können. So atmosphärisch das umgesetzt ist, so absehbar ist es nur leider auch. Bis hin zu einem klischeehaften Ende.

In naher Zukunft erwartet die Crew der internationalen Raumstation ISS eine per Satellit übersandte Probe vom Mars. Die sechsköpfige Crew der Station soll die schlafende Zelle eines offensichtlich nicht-menschlichen Lebewesens, das sich in der Probe befindet, reaktiveren und studieren. Dies an Bord der um die Erde kreisenden Raumstation zu tun, hat den Vorteil, dass die Menschen auf dem Planeten keinesfalls mit einem möglicherweise gefährlichen Organismus in Kontakt kommen können. Doch wie es bei Geschichten dieser Art meistens ist, entwickelt sich der Organismus schneller als gedacht – und entpuppt sich als gefährlicher, als befürchtet.

Es dauert erstaunlich lange, ehe bei Life die erste Figur durch das fremdartige Wesen zu Schaden kommt und wenn es soweit ist, inszeniert Espinosa den Angriff auf sehr drastische Art und Weise. Bis dahin wird der Alltag an Bord der Station gezeigt, ein paar persönliche Momente der Figuren eingestreut und geschildert, wie die Crew der Wissenschaftler und Astro- bzw. Kosmonauten zusammenarbeitet. Selbstverständlich darf auch das eine Crewmitglied nicht fehlen, das gerade Nachwuchs bekommen hat und sich darauf freut, nach Hause zurückzukehren.
Kurzum, die Autoren Rhett Reese und Paul Wernick, die unter anderem für die Comic-Verfilmung Deadpool [2016] verantwortlich zeichnen, lassen kein Klischee aus, das nicht im Drehbuchautoren-Handbuch für diese Art Film vorhanden wäre.

Dass Life trotz des B-Film-Charmes unterhält, liegt zum großen Teil an der Besetzung, die von Rebecca Ferguson und Jake Gyllenhaal solide angeführt wird. Ryan Reynolds macht seine Sache ebenso gut wie Hiroyuki Sanada und Ariyon Bakare. Die Darbietung von Olga Dykhovichnaya ist tadellos, nur wird ihre Figur kaum beleuchtet. Regisseur Daniel Espinosa gelingt es erstaunlich gut, das klaustrophobische Gefühl der Raumstation über die gesamte Laufzeit aufrechtzuerhalten. Das verstärkt sich nur noch, sobald ein Crewmitglied im Raumanzug die Station verlässt. Dabei gerät zwar kein einziger Moment so schweißtreibend wie allein die Anfangssequenz des Oscar gekrönten Gravity [2013], doch wird es auch dank der erfreulich kurzen Laufzeit hier nie langweilig.
Dazu trägt auch die temporeiche Inszenierung bei, die das Element der Schwerelosigkeit erstaunlich gut für sich zu nutzen weiß und die enge Umgebung innerhalb der Raumstation entsprechend einfängt.

Was sich der Science Fiction-Horror allerdings vorhalten lassen muss ist, dass er nie über die Grenzen des B-Film-Genres hinauswächst. Sei es im vorhersehbaren Ablauf der Geschichte, oder wie sich einzelne Szenen abspielen. Immerhin verhalten sich die Wissenschaftler hier nicht in dem Maße abstrus, dass sie ihren Untergang selbst zu verantworten hätten und auch die persönlichen Momente, so altbekannt all das ist, was vorgetragen wird, runden die Figuren genügend ab, dass man mit ihnen mitfiebert. Das macht Life nicht zu einem sehr guten Film des Genres, dafür bietet Regisseur Espinosa schlicht zu wenig Neues. Doch er ist schließlich besser als viele andere dieser Art.


Fazit:
Möchte man Daniel Espinosas Film am einfachsten beschreiben, dann wäre es als Mischung aus Alien und Gravity. Dass der Filmemacher keinem der beiden Werke das Wasser reichen kann, verwundert nicht, dafür waren die Vorlagen schlicht zu innovativ. Dank seiner namhaften Besetzung, die hier zwar nicht über sich hinauswachsen muss, aber der in ihrem Verlauf allzu absehbaren Geschichte zumindest genügend Gewicht verleiht, ist der außerirdische Horror-Thriller im Ergebnis besser als viele andere Filme dieser Art, die oftmals direkt für die Heimvideoveröffentlichung produziert werden. Die flotte Inszenierung trägt hierzu ebenso bei wie die musikalische Untermalung und die gelungenen Tricks, bis hin zu dem Konzept der Lebensform. All das macht Life zu einem gut gemachten, solide gespielten und durchaus spannend umgesetzten Science Fiction-Horror, der nie über B-Film-Niveau hinauswächst und mit seinem Ende eher noch darunter rutscht. Genrefans können sich dabei allerdings durchweg gut unterhalten lassen.