Die Bestimmung - Allegiant [2016]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. November 2016
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: The Allegiant
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Robert Schwentke
Musik: Joseph Trapanese
Darsteller: Shailene Woodley, Theo James, Naomi Watts, Octavia Spencer, Jeff Daniels, Zoë Kravitz, Ansel Elgort, Miles Teller, Keiynan Lonsdale, Daniel Dae Kim, Maggie Q, Bill Skarsgård, Jonny Weston


Kurzinhalt:

Nach dem Sturz des alten Regimes übernimmt Evelyn (Naomi Watts) die Macht in Chicago. Wer Jeanine unterstützt hatte, wird öffentlich hingerichtet. Gleichzeitig verbietet sie, dem Aufruf der Gründer zu folgen und diese jenseits des Zauns zu suchen. Doch Tris (Shailene Woodley) und Four (Theo James), die sich mit der neuen Schreckensherrschaft nicht anfreunden können, fliehen aus der Stadt, zusammen mit Tris' Bruder Caleb (Ansel Elgort), der ebenfalls exekutiert worden wäre, und Peter (Miles Teller), der nach wie vor auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. In der verdorrten, toxischen Landschaft treffen sie auf andere Menschen und werden in eine grüne Oase gebracht. Dort erfährt Tris von David (Jeff Daniels), was Chicago für ein Experiment gewesen ist. In der Stadt bahnt sich indes ein Krieg zwischen Evelyn und Johanna (Octavia Spencer) an ...


Kritik:
In den Wirtschaftswissenschaften ist Effizienz definiert als "Ergebnis, geteilt durch den Aufwand". Die Überlegung der Filmemacher von Die Bestimmung - Allegiant ist dabei, so scheint es zumindest, ein finanziell lohnenswertes Ergebnis mit möglichst geringem künstlerischen Aufwand zu schaffen. Dass ihnen das missglückt ist, belegt schon allein die Tatsache, dass der angedachte vierte Teil der Trilogie-Verfilmung nach derzeitigen Plänen nur als direkte Videoproduktion und nicht mehr im Kino erscheinen soll – so miserabel waren die Zuschauerzahlen. Für das Publikum viel ärgerlicher ist jedoch die Tatsache, dass der geringe Aufwand Robert Schwentkes Film ständig anzusehen ist.

Wir erinnern uns, in Die Bestimmung - Divergent [2014] lernten wir, dass die Gesellschaft von Tris' Welt in Fraktionen aufgespalten ist. Mit Vollendung des 16. Lebensjahrs musste ein jeder sich einem Test unterziehen und erfuhr so, zu welcher Fraktion er gehörte, sprich: Wo sein Platz in der Gesellschaft ist. Unbestimmte, die sich keiner Kategorie zuordnen lassen – so wie Tris – stellen eine Bedrohung dar und werden gejagt. In Die Bestimmung - Insurgent [2015] befanden sich Tris, ihr Bruder und Four auf der Flucht vor der selbst gekürten Anführerin, die hinter das Geheimnis einer Box gelangen wollte, welche die Gründer der Fraktionsgesellschaft hinterlassen hatten. Geöffnet werden konnte sie nur von einer Unbestimmten – Tris.
In Allegiant liegt die Gesellschaft im verwüsteten Chicago in Trümmern, Fours Mutter Evelyn hat die Macht an sich gerissen und setzt ein grausames Gesetz durch, das all diejenigen zum Tode verurteilt, die unter der vorigen Tyrannin gedient hatten. Evelyn will gleichzeitig verhindern, dass die Bewohner Chicago verlassen, um dem Aufruf der Gründer zu folgen und in das verwüstete Land zu reisen.

Aber warum eigentlich? Wieso will Evelyn die Menschen innerhalb der Mauern halten in einer Gesellschaft, in der nun keiner mehr eine wirkliche Aufgabe hat? Nun, mit Kleinigkeiten wie grundlegenden Fragen hält sich Allegiant nicht auf, dafür sieht man Tris zusammen mit den aus den vorigen Filmen gewohnten Figuren am helllichten Tag (!) einen Ausbruch aus der umzäunten Stadt unternehmen. Abgerundet wird diese Sequenz, wie die allermeisten, mit einem Klischee, hier dem Tod einer Nebenfigur, das so absehbar ist, dass man das Gefühl bekommt, die Darstellerin musste sich zusammennehmen, um der Kugel nicht auszuweichen.

Die Reise führt Tris in den Randbezirk und eine blühende Stadt, in der sie von David, gespielt von einem hoffnungslos unterforderten Jeff Daniels, Details zu dem großen Experiment erfährt, das Chicago gewesen sein soll. Hier befinde ich mich in einem Dilemma, denn über die inhaltlich am ärgerlichsten Entscheidungen kann man kaum sprechen, ohne die Story des Films vorweg zu nehmen. Lassen Sie es mich so sagen: Wenn Sie eine Handvoll gesunder Kaninchen hätten und eine Handvoll Ihrer Meinung nach kranker, würden Sie dann mehrere Hundert Jahre damit zubringen, herausfinden, ob Sie die kranken Kaninchen, die ohne Ihre Hilfe in der toxischen Welt ohnehin sterben werden, heilen können, oder sich darauf konzentrieren, den gesunden ein gutes Zuhause zu geben?
Die Story von Allegiant ergibt, ganz egal, wie lange man darüber nachdenkt, leider überhaupt keinen Sinn und ist darüber hinaus so langsam erzählt, dass man die Zeit hat, sich das ständig neu vor Augen zu führen.

Hinzu kommen vollkommen überflüssige Figuren wie der undankbare Peter, der bereits im ersten Film die Geduld des Publikums strapazierte. Dass dabei gute Ansätze wie die Kleidung der Soldaten, die sich bei giftiger Umgebung farblich verändert, untergehen, ist überaus bedauerlich und auch die bekannten Darsteller hätten eine bedeutend bessere Geschichte verdient.
Man fragt sich jedoch, was sich die Macher auch immer bei Die Bestimmung gedacht haben mögen. Die ursprüngliche Story ist längst abgeschlossen und die Weiterentwicklung so erzwungen, dass die Figuren darin vollkommen fehlplatziert sind. Ob die Autoren hierfür einen vernünftigen Abschluss finden werden, darf bezweifelt werden. Die Frage ist allerdings auch, ob es die Zuseher überhaupt noch interessiert.


Fazit:
Dass Tris erneut der Schlüssel zu allem sein soll, ist dem Medium geschuldet, doch als Heldin ist Shailene Woodley hier kaum gefordert. Stattdessen verwurstet die krude zusammengeschusterte Story sie ebenso wie die anderen bekannten Figuren, die erneut auf ein großes Geheimnis stoßen, das bei näherer Betrachtung keinen Sinn ergibt. Das ist inhaltlich so abstrus, dass die vielen offensichtlichen Trickeffekte gar nicht mehr ins Gewicht fallen. In diesen gehen leider auch die grundsätzlich interessanten Perspektiven unter. Die vorhersehbaren Actionmomente, die nie mitreißen, weil das Schicksal der Figuren darin nicht interessiert (immerhin müssen sie für den obligatorischen vierten Teil ja noch an Bord sein), schleppen Die Bestimmung - Allegiant auf die Marke von zwei Stunden, lassen den Film aber nicht schneller vorübergehen. Dabei wünscht man sich auch für die im Grunde talentierten Darsteller nichts sehnlicher.