The Last Days on Mars [2013]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Dezember 2014
Genre: Science Fiction / Horror

Originaltitel: The Last Days on Mars
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: Großbritannien / Irland
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Ruairi Robinson
Musik: Max Richter
Darsteller: Liev Schreiber, Elias Koteas, Romola Garai, Olivia Williams, Johnny Harris, Goran Kostic, Tom Cullen, Yusra Warsama, Patrick Joseph Byrnes, Lewis Macleod, Paul Warren


Kurzinhalt:
Es ist der letzte Tag der ersten bemannten Mars-Mission. Während die Crew auf dem Planeten sich vorbereitet, für den Rückflug zur Erde abgeholt zu werden, ist die Astronautin Kim (Olivia Williams) verärgert, dass die sechs Monate dauernde Mission zu kurz sei, um Beweise für bakterielles Leben auf dem Mars zu sammeln. Nachdem sie erfährt, dass ein anderer Wissenschaftler eine eben solche Entdeckung gemacht, sie aber geheim gehalten hat, ist sie außer sich. Währenddessen geschieht bei dem Team, das sich zu eben dieser Ausgrabungsstelle aufgemacht hat, ein Unglück.
Als Einsatzleiter Charles Brunel (Elias Koteas) mit Campbell (Liev Schreiber) und dessen Kollegin Rebecca Lane (Romola Garai) später mit der für die Bergung des verunglückten Astronauten notwendigen Ausrüstung dorthin zurückkehren, ist auch Lauren Dalby (Yusra Warsama) verschwunden. Im Basislager entdeckt die Crew die beiden Teammitglieder, die ohne Atemschutz zu Fuß zum Lager kommen. Irgendetwas hat aus ihren Kollegen bluthungrige Monster gemacht ...


Kritik:
Bereits der Titel des kleinen Science Fiction-Films The Last Days on Mars ist eine Mogelpackung: Die Halbjahresmission der Astronauten befindet sich zu Beginn des Films bereits 20 Stunden vor ihrem Ende. Trotz des niedrigen Budgets erzählt Regisseur Ruairi Robinson seinen ersten Spielfilm mit aufwändigen Trickeffekten und einer namhaften Besetzung. Umso bedauerlicher, dass er die im Grunde verheißungsvolle Story mit unterirdischen Wendungen versieht und den Film damit selbst um seine Möglichkeiten bringt.

Auch wenn man es bislang für selbstverständlich hielt, The Last Days on Mars macht deutlich, dass man allen Filmemacher da draußen, die von den Studios genügend Geld erhalten haben, um ihren Film in die Realität umzusetzen zurufen muss, sie sollen sich für ihr Science Fiction-Projekt bitte etwas Besseres einfallen als "Weltraumzombies". Daraus auf der Erde eine intelligente, packende Geschichte zu stricken ist schon schwer genug – der Verlust der Schwerkraft scheint das Problem ungemein zu vergrößern. Selbst wenn es bis zur Schwerelosigkeitsszene lange dauert.

Robinson beginnt dabei durchaus atmosphärisch und stellt wie bei vielen Horrorfilmen ein begrenztes Areal vor, in diesem Fall eine Wissenschaftsstation auf dem Mars, wo die Crew um Charles Brunel nach Formen von Leben suchen soll. Ihre Zeit auf dem roten Planeten ist beinahe abgelaufen, als ein Mitglied des Teams zu einer letzten Bohrung aufbricht. Er hat Bakterien in ersten Proben entdeckt und will den Fund nicht mit den anderen teilen. Als die dahinter kommen, ist es bereits zu spät, der Wissenschaftler eingebrochen und gestorben und die ohnehin zerstrittene Crew am Rande des Nervenzusammenbruchs. Dass sich der Filmemacher Zeit nimmt, die Basisstation vorzustellen und die Technik einen funktionierenden Eindruck macht, hilft den ersten 30 Minuten, in denen die klischeebeladenen Figuren kurz vorgestellt werden.
Es gibt den Störenfried, der die Mission über alles stellt (hier zur Abwechslung verkörpert von einer Frau), den Anführer, der die Schuld ganz auf sich lädt und der schweigsame Held, in dessen Haut Liev Schreiber schlüpft. Seine Mimik macht die zweite Filmhälfte erträglich, auch wenn man bisweilen nicht weiß, ob er verschlossen oder nur gelangweilt ist.

Nur weiß The Last Days on Mars mit dem eigentlich gelungenen Setting nicht wirklich etwas anzufangen. Wo Regisseure wie John Carpenter früher Spannung durch lange Kameraeinstellungen zu erzeugen wussten, wirkt Robinson nicht sicher. Einige Übergänge scheinen rau, als würde der letzte Schliff fehlen. Manche Perspektiven erzeugen durchaus ein beklemmendes Gefühl, doch wenn er mit wackeliger Kamera neben einem stolpernden Astronauten im Anzug herrennt, fühlt man sich nicht an dessen Stelle, sondern fragt sich, weswegen der Kameramann über das unwegsame Gelände gehetzt wurde. Man würde sich wünschen, er hätte bei der Erkundung der Station die Bilder durch das Helmvisier eingefangen, doch so nah kommt man den Figuren nicht.

Kurz nachdem die ersten beiden Charaktere verschwunden sind, tauchen sie als Zombies wieder auf, die – wie soll es anders sein – die Menschen dahinraffen, auch wenn man nicht erfährt, weshalb. In Das Ding aus einer anderen Welt [1982] hatte der Parasit zumindest einen Sinn und Zweck: Ein Ziel. Mit solchen Kleinigkeiten gibt sich The Last Days on Mars nicht ab.
Zudem besteht das Team angeblich aus ausgebildeten Wissenschaftlern, die hier allen Ernstes glauben, dass ein Wesen ohne Puls, das trotz der Atmosphäre des Mars draußen, aber auch drinnen in der Station existieren kann und nach dem menschlichen Verständnis hirntot ist, mit einem Wirkstoff getötet werden kann, der durch die Luft verteilt wird und somit eingeatmet werden müsste. Andererseits sind die Charaktere auch so schlau, dass sie hunderte Meter vom Ziel entfernt im sicheren Fahrzeug parken, nur um dann durch die Dunkelheit zum nächsten Fahrzeug zu laufen und möglicherweise von den Monstern erwischt zu werden. Weshalb sie nicht einfach direkt neben dem zweiten Fahrzeug zum Stehen kommen, versteh wer will.

Worauf all das hinauslaufen wird, wird jedem von der ersten Minute an klar sein, wenn die Zeit bis zum Eintreffen der Raumfähre heruntergezählt wird, welche die Crew zurück zur Erde bringen soll. Wie wenige Überraschungen sich die Macher bis dahin einfallen lassen und wie rasant das Niveau des Films nach dem ersten Drittel einbricht, ist dagegen wirklich erstaunlich.


Fazit:
Dass Science Fiction-Horror trotz grotesker Ideen durchaus unterhaltsam sein kann, sieht man unter anderem an Event Horizon - Am Rande des Universums [1997]. Zumindest akustisch orientiert sich Regisseur Ruairi Robinson auch merklich daran und die ersten 30 Minuten bereiten dank der tollen Spezialeffekte eine gelungene, stimmungsvolle Bühne. Dann kommen die Untoten und mit ihnen stirbt der Film.
Von der dämlichen Grundidee abgesehen, spult The Last Days on Mars die Standards des Genres ab, will aber trotzdem nicht zu splattrig sein, um ein gewisses Publikum anzusprechen. So klischeehaft die Dialoge, so eindimensional und absehbar sind die Figuren und der Ausgang der Geschichte. Am besten ist es, man schält ab, wenn es am Rover der Astronautin Dalby klopft. So bleibt zumindest die Hoffnung, dass auf den Zuschauer Besseres wartet, als er hier geboten bekommt.